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Zum Ende der Seite springen Die ganz alten Texte  
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dian
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Die ganz alten Texte 04.03.2014 18:28 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ich habe mal richtig tief in den Archiven gewühlt, und ein paar Texte aus den Anfangstagen der Unity ausgegraben. Damals, als ich kitschige Kurzgeschichten über Ritter und Drachen schrieb und erst noch dabei war, mein Weltbild zu entwickeln...
Falls es euch interessiert, was ich so vor dreizehn oder vierzehn Jahren von mir gegeben habe, könnt ihr's euch ja mal durchlesen. Ich selber wage es nicht. Was ich vorhin so kurz überflogen hab, war teilweise etwas seltsam und pubertär, teilweise jedoch auch durchaus gelungen, vielleicht gerade weil's mehr aus dem Bauch heraus geschrieben wurde und nicht so abgeklärt ist wie meine späteren Werke. Naja, bildet euch am besten euer eigenes Urteil. Ist ja doch schon einige Jahre her, daher denke ich mal, für den einen oder anderen dürfte das komplett neu sein. Aber das sind wohl sozusagen meine Wurzeln, und in gewisser Weise auch die Wurzeln dieses Forums (bzw. des damaligen Unity-Forums, das ja noch ganz anders aussah)


Unity (1+1=3)

Es war ein langer Weg gewesen. Müde und erschöpft blieb ich stehen.
Hinter uns war nichts... nur schwarze Gänge ohne jegliche Hoffnung.
Vor uns ragte eine schwere, metallene Türe empor, und mir war gleichwohl bewusst, dass es sich dabei um die Pforte zur Hölle handelte.
Es hieß, dies wäre der einzige Weg..... es hieß, die Freiheit läge jenseits des nächsten Raumes....
aber es hieß auch, dass dieser Raum durch eine ganze Kompanie gefährlicher Söldner bewacht wurde.
Ich atmete laut und unregelmäßig.
"Wir werden sterben... hörst du.. die sind in der überzahl... sobald wir die Türe öffnen, sind wir des Todes!!!!", flüsterte ich meinem Gefährten zu.
Zwecklos, es auch nur zu versuchen...
Ich hatte keinerlei Kampferfahrung, und mein Mitstreiter war so schwer verwundet, dass er Mühe hatte, sich überhaupt auf den Beinen zu halten.. Ich hatte genug von alledem und war entschlossen, den Rückweg anzutreten... wieder zurück in die Dunkelheit, wo dich keiner weinen hört. Doch mein Gefährte hielt mich zurück...
gerade, weil sein blutverschmiertes Gesicht so blass und teilnahmslos wirkte, überraschte mich die Kraft, mit der er mich gegen die Wand presste.
"Jetzt hör mir zu..... ",sprach er leise, doch bestimmt, "ICH werde jetzt durch diese Türe schreiten.. mein leben lang habe ich davon geträumt, das freie Land zu sehen... und es befindet sich direkt hinter dieser Tür !!!!!"
Ich wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen.. seit ich ihn kannte, war er immer derjenige gewesen, der sich für mich eingesetzt und geschlagen hat...
"Sieh mich an!!!!", forderte er mich auf.. "Ich bin kein Krieger.. ich bin ein normaler Junge wie du... und ich habe tierischen schiss vor dem, was hinter dieser Türe auf uns wartet. Hier, fühl meinen Pulsschlag !!!"
Er hatte nicht gelogen. sein herz raste wie verrückt, und ich bemerkte den nassen Schweiß auf seiner Stirn.
"Lass uns umkehren..." bat ich ihn ein weiteres mal.
"Du bist doch halb tot,.. und ich habe keine Ahnung, wie man ein Schwert zu führen hat. Wir haben einfach keine Chance!!!!!"

Mein Kampfgefährte lächelte bemüht und lehnte sich neben mich an die Wand.
"Bei uns.. da wo ich herkomme... erzählt man sich eine Geschichte...", begann er leise zu sprechen.
"Also,... vor langer zeit gab es ein berüchtigtes Gebirge im norden. wer es durchqueren wollte, der musste durch eine tiefe, dunkle Schlucht.
Die Schlucht war voller wilder Tiere und geflügelter Bestien.. die nur darauf warteten, jeden, der einen Fuß hinein setzte, zu zerreißen.
Eines Tages kam ein einsamer Wanderer an den Eingang der Schlucht. Er hatte zu seiner Verteidigung nichts bei sich außer einem morschen stock, und so blieb er unschlüssig stehen und sah sich um.
Erst da erkannte er einen zweiten Wandersmann, der weinend an einem Felsen lehnte und sein Leid klagte. Dass er zu seiner Frau müsse und all seiner Ausrüstung beraubt worden wäre...
geblieben war ihm nur ein altes Feuerzeug, das zweifellos auch bald den Geist aufgeben würde...
Als die beiden sich also gegenüberstanden, fing der Erste auf einmal zu lachen an und reichte dem Zweiten seinen Stecken. Der verstand und entzündete daraufhin das trockene Holz mit seinem Feuerzeug.
Im Nu stand der stecken in Flammen und wurde zu einer Fackel, die ihnen eine sichere Passage durch die dunkle Schlucht ermöglichte."

Ein wenig fragend sah ich meinen Mitstreiter an.
War ja eine nette Geschichte gewesen, aber wie sollte mir das in irgendeiner weise helfen???
Sollte ich die Schergen hinter der Türe mit einer Fackel vertreiben??
"Verstehst du nicht??? Wenn du einen Stock und ein Feuerzeug hast, hast du nicht einfach nur einen Stock und ein Feuerzeug, sondern du hast eine FACKEL!!!!!
So wie zwei Menschen, die sich zusammentun, nicht einfach so stark sind wie die Summe ihrer Kräfte... nein, wenn zwei Menschen eine Einheit bilden, vermögen sie Kräfte zu entwickeln, die jeder einzeln für unmöglich gehalten hätte.
verstehst du???
WIR SIND DIE FACKEL !!!!!! Wir sind Engel mit nur einem Flügel... wir müssen uns umarmen, um fliegen zu können."
Engel mit nur einem Flügel?? Ja, das gefiel mir!
Die Gefahr, die auf uns lauerte, war die selbe geblieben... aber als ich meinen Gefährten umarmte, veränderten WIR uns.
Er wurde mein Bruder, mein Seelenverwandter... er wurde ein Teil von mir.
Ich erkannte, dass es etwas gab, wofür es sich zu leben, zu kämpfen und sogar zu sterben lohnte.
Ich sah, wie wichtig für ihn die Freiheit war, und ich war der Meinung, dass es keiner mehr verdient hatte, ein freies leben führen zu können, als er....
Meine Atmung hatte sich normalisiert... einen Moment lang spürten wir die Freiheit.. Für einen Moment blieb die Zeit stehen und gewährte uns einen
blick in die Ewigkeit. Entschlossen erhob ich mein Schwert.
Ich sah meinem Gefährten ein letztes mal in die Augen... Nur für ihn würde ich heute in die Schlacht ziehen...
nicht für mich und nicht für die freie Welt...
Nur für ihn!
Ich atmete noch einmal tief durch.....
DANN RISS ICH DIE TÜRE AUF UND STÜRMTE LOS.



Die Harmonie der Wölfe

„Stehen bleiben, du Terroristenschwein!"
Die Worte von Gerhard Schutzmann hallten wie Donnergeschosse durch die leerstehende Lagerhalle... ein Klang, der einem wahrlich Angst einflössen konnte, zumindest dann, wenn man direkt angesprochen war.
Schutzmann war der härteste Verfechter der neuen Weltordnung. Er war Politiker, Richter und Henker in einer Person... und er hatte bereits Tausende gerichtet, die dem von ihm und seinen Genossen errichteten Utopia im Weg standen. Genauso, wie er jetzt X richten würde.
Denn X war der Letzte seiner Art. Der letzte Fleck, der Schutzmanns Vision von einer perfekten Welt noch am Wahrwerden hinderte.
Quälend langsam drehte sich X um und starrte in die Gesichter von Schutzmanns Elitetruppe, die mit ihren Maschinenpistolen im Anschlag das Gebäude komplett abgeriegelt hatten.
X musste lächeln. Er hätte früher nie im Leben daran gedacht, dass er einmal so enden würde... dass aus ihm, dem verträumten Rockmusiker, einmal der letzte Märtyrer werden würde. Ein Mann, der für einen Glauben starb, den kein anderer mehr teilte... so gesehen würde sein Opfer sinnlos sein. Aber vielleicht auch nicht...

„Es ist vollbracht!", sprach Schutzmann feierlich, mehr zu sich selbst gewandt als zu den anderen Anwesenden.
„Die Welt da draußen ist endlich nur noch von glücklichen, unschuldigen Menschen bewohnt!"
X spuckte verächtlich aus.
„Ja, weil du alle umgebracht hast, die nicht auf deine tolle Wunderdroge ansprachen... die sich nicht von dir ihr Gedächtnis löschen lassen wollten."
„Zugegeben...", entgegnete Schutzmann kalt, „Dass die Gene einiger Menschen die Reinitialisierung des Gehirns verhinderte, war bedauerlich... aber die letzte Erinnerung an dieses dunkle Kapitel der Menschheit wird bald für immer verschwunden sein. Sei nicht so egoistisch, X. Bedenke doch nur, welche Chance sich den folgenden Generationen bieten wird. Ihre Gedanken werden frei von allen schlechten, leidvollen Erfahrungen sein... und dank unserem neuen Wirtschaftssystem und den medizinischen und technologischen Erkenntnissen, die wir in der Vergangenheit erlangt haben, wird es auch keinen einzigen Grund mehr geben, aus dem neues Leid oder Schmerzen entstehen könnten. Aber verstehst du nicht, dass es dafür notwendig war, alle Menschen, die noch immer wissen, was Schmerz, Einsamkeit und Hass ist, zu beseitigen? Ein Einziger könnte ausreichen, um alles wieder zum Einsturz zu bringen..."
Schutzmann ließ von X ab und schritt an der Reihe seiner Männer vorbei zu zwei Männern und zwei Frauen, die sich unsicher und ängstlich umarmten.
„Sieh nur genau hin, X! Das sind die Eltern der Kinder, die du entführt hast. Es sind die letzten Menschen außer uns beiden, die das Gen enthalten, dass die Neukalibrierung ihres Gedächtnisses verhindert. Es sind anständige Menschen... doch sie haben durch dein Handeln Unglück erfahren, und daraus würde am Ende nur neuer Hass und Missgunst entstehen. Daher habe ich sie eingeladen, an unserer kleinen Party teilzunehmen..."
„Bitte...", flehte eine der Frauen unter Tränen, „sie haben versprochen, unsere Kinder zu befreien und ihnen ein schöneres Leben zu ermöglichen..."
Doch Schutzmann ließ sich nicht erweichen.
„Dummerweise ist die Wahrscheinlichkeit aber ziemlich groß, dass ihre Söhne das gleiche Gen enthalten wie sie. Aus diesem Grund hat X die ganze Sache ja inszeniert... weil er auch davon überzeugt ist."
Unsicher blickte X in Richtung einer hölzernen Tür, hinter der sich laut Schutzmanns Karte nur ein unwichtiger Abstellraum verbarg. Doch der wusste bereits genau, was wirklich dahinter war.
„Das ist das letzte mal, gnädige Frau... das letzte Mal in der Geschichte der Menschheit, dass ein Mensch Unrecht begeht und einen anderen dadurch zwingt, über ihn zu richten. Sie sollten voller Stolz sein, dafür ihr Leben opfern zu dürfen..."
„Mörder!", schrie die Frau verzweifelt. „Sie sind ja noch viel verrückter als der Typ, der unsere Söhne entführt hat!"
Wütend verpasste Schutzmann der Frau eine schallende Ohrfeige.
„Wissen sie nicht, was dieser Mann mit ihrem Kind und dem ihrer Leidensgenossen angestellt hat? Er hat sie geschlagen, gefoltert... und was das Schlimmste ist: Er hat ihnen alte Videofilme zum Sehen gegeben, die undifferenzierte Gewaltdarstellungen enthalten! Und dazu hat er ihnen Musik vorgespielt, in deren Texte es um Satan und scheußliche Rituale geht... Kein Zweifel, dieser Mann wollte die Seelen ihrer Kinder verderben! Als ihm das jedoch nicht gelingen wollte, ist er ausgerastet und hat sie einfach verbrannt!"
„Aber... woher wollen sie dass denn überhaupt wissen?", stammelte der Vater des anderen Entführten.
„Sie haben ja noch nicht einmal hinter der Türe da hinten nachgesehen. Vielleicht sind unsere Kinder noch am Leben..."

Ungerührt zog Schutzmann die Zündvorrichtung für die Sprengkörper aus seiner Manteltasche, die von seinen Getreuen überall im Gebäude verteilt worden waren.
„Ich sagte: Sie wurden verbrannt. So oder so."
X warf Schutzmann einen hasserfüllten Blick zu.
„Du willst den Menschen das Paradies geben... aber sie werden die Hölle erhalten. Am Ende werden die Wölfe lachend auf die Schafe herabsehen. Und die Schafe werden weinen, weil sie vom Apfel der Erkenntnis gekostet haben... und erkennen müssen, dass sie nicht im Paradies leben, sondern einfach nur nackt, dumm und vollgefressen sind. Ich verfluche dich, Schutzmann! Du wirst nicht viel Freude mit deiner neuen Welt haben..."
Schutzmann grinste.
„Hältst du mich für so dumm, X ? Dass ich meinen Traum gefährden würde, in dem ich so einen großen Risikofaktor wie mich selbst am leben ließe ? Du hast mich gründlich missverstanden... ich handle nicht aus egoistischen Motiven, sondern aus tiefster Überzeugung. Hier wird nur noch Asche herauskommen! Keine Waffe, kein Soldat, und kein Hass wird mehr irgendeinen Schaden anrichten können... denn all das ist heute hier versammelt! Der klägliche Rest der alten Welt wird verbrennen, und Friede und Wohlstand werden bis in alle Ewigkeit herrschen... Amen."
Ohne den anderen die geringste Chance zum Antworten zu gewähren, ließ Schutzmann die Apokalypse hereinbrechen.
Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, und binnen Sekundenbruchteilen verwandelte sich die gesamte Halle in ein flammendes Inferno.
Unter dem Eindruck der gewaltigen Detonation gaben die Stahlträger nach, die das Gebäude bisher gestützt hatten, und so wurde alles, was noch an Schutzmanns Gewalttat erinnern könnte, unter Tonnen von Schutt und Eisen begraben.
Dann herrschte Frieden.

10 Jahre später...
die Welt war genau so geworden, wie es sich Schutzmann erträumt hatte.
Glück und Wohlstand waren allgegenwärtig. Wohin man auch lief, überall sah man nur fröhliche, lachende Menschen... wie hätten sie auch unglücklich sein können?
Negative Überraschungen, die einem das Schicksal bescherte, gab es längst nicht mehr. Seuchen und Krankheiten waren mittlerweile ausgerottet, das Wetter wurde von Menschenhand kontrolliert, und sämtliche Autos, Flugzeuge und andere Maschinen waren hundertprozentig unfallsicher, so dass ein jeder Mensch bis an die natürliche Verfallsgrenze seines Körpers lebte. Dann starben die Menschen friedlich im Schlafe... ein vorhersehbarer Tod, der für keinen der Hinterbliebenen mehr eine Welt zusammenbrechen ließ.
Es gab gutentwickelte Hormonbehandlungen gegen Liebeskummer, gegen Depressionen und gegen die Auswirkungen der Pubertät... und wenn es doch einmal einer gewagt hatte, sich unglücklich zu verhalten und die Behandlung abzulehnen, wurde sein Gedächtnis schlicht und ergreifend neu kalibriert.
Eine zufriedene Welt also, in der es keine Arbeitslosen, keine Gewalttätigkeiten und keine Außenseiter mehr gab. Niemand vermisste aufrührerische Musik, unrealistische Actionfilme und die dunklen Gedanken... bis auf 2 Jungs, die über Jahre hinweg im Verborgenen gelebt hatten.
Ihre Namen waren Y und Z.

Die anderen Menschen in Utopia schüttelten nur stumm den Kopf, wenn Y und Z durch die Straßen liefen... allein schon ihr Äußeres erschien ihnen fremd und unnatürlich.
Ihre Haare reichten bis weit über die Schultern, und ihnen war deutlich anzusehen, dass sie sich am liebsten nur in Lumpen gekleidet hätten. Da aber keine billigen Stoffreste mehr die Produktion verließen, ohne dass nicht mindestens „Hilfiger" oder „Celvin Kline" daraufgedruckt war, hatten die beiden ihre Markenklamotten mittels Spraydosen völlig neu designt... ein Anblick, mit dem ihre Mitmenschen ganz offensichtlich überfordert waren.
Doch meist gingen Y und Z ohnehin nur nachts nach draußen, damit sie ihre Ruhe hatten... oder sie waren im Park anzutreffen, wo sie stundenlang am See standen, Passanten beobachteten und kleine Steinchen in das Wasser warfen.
„Was tun die da?", fragten sich die Leute immer beim Vorrübergehen, wenn sie die beiden sahen.... und gleich darauf folgte zumeist die Frage:
„Wozu soll das gut sein?"
Denn die Devise der neuen Menschen war, dass man zu jeder Zeit aus seinem Leben das Maximum herauszuholen hatte. Wenn man nicht arbeitete und sich dadurch in die Gesellschaft einbrachte, so sollte man wenigstens in einem Sportverein etwas für die Allgemeinheit leisten... oder wenigstens Sex haben oder ein schönes Bild malen, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Aber jedenfalls nicht einfach nur scheinbar ohne Sinn und Zweck in der Gegend herumstehen...

Y hielt den Stein zurück, den er gerade im Begriff war, in den See zu werfen, da in diesem Moment eine Schar zufrieden schnatternder Enten die Flugbahn kreuzten.
„Sieh sie dir an!", meinte Z. „Enten sind wie die neuen Menschen, nur ohne die Fähigkeit, höhere Mathematik zu verstehen."
„Ja, das ist wahr.", erwiderte Y zustimmend.
„Sie leben, bis sie sterben. Nicht mehr, und nicht weniger."
Grimmig warf Y einen Stein in Richtung der nahegelegenen Straße.
„Die neuen Menschen sind das dümmste Volk, dass die Erde je bevölkert hat. Selbst eine Ameise wird öfters eine Pause zum Nachdenken einlegen als die! Ständig sind sie in Bewegung, kommen nur zum Schlafen zur Ruhe... das sind nicht mal Tiere. Das sind Konsum- und Arbeitsmaschinen.
Z schüttelte nachdenklich den Kopf.
„Ich weiß nicht genau... sie sind wenigstens glücklich. Verstehst du? Das, was wir nie sein können. X hat uns das alles genommen, er hat uns all die dunklen Seiten des Lebens gezeigt... er hat uns gezeigt, wie leicht es ist, jemandem weh zu tun... wie leicht es ist, Schmerzen zuzufügen. Und er hat uns die ständige Angst mit auf den Weg gegeben. Diese Angst, die verhindert, dass wir einfach zugreifen und glücklich sind..."
„Das ist verdammt noch mal nicht wahr, Z!", empörte sich Y.
„X hat uns zu Göttern gemacht! Denn wir sind in der Lage, in unseren Köpfen ganze Welten entstehen zu lassen und wieder zu zerstören... wie George Lucas. Erinnerst du dich?"
Z nickte stumm. Ja, er erinnerte sich an all die alten Filme, die X ihnen gezeigt hatte. Doch für sie waren das wesentlich mehr als nur Filme gewesen... Es waren eigene Universen, die nun für alle Zeit verloren waren.
X hatte ihnen geheime Videobänder gezeigt, auf denen zu sehen war, wie sämtliche Bücher und Filme, die Gewaltdarstellungen, irrationale Fantasien oder negative Gedanken enthielten, in unterirdischen, geheimen Kraftwerken verbrannt wurden... bis sie alle verschwunden waren.
Die Welt musste friedlich werden um jeden Preis, so sah es der Plan von Schutzmann und seinen Mitverschwörern vor... und als erstes begann man damals damit, die Menschen langsam und unterschwellig mit Hilfe der Massenmedien umzuprogrammieren.
Statt der Bevölkerung überlebensgroße Helden vorzusetzen, an die der durchschnittliche Bürger ohnehin nie herankommen konnte, und dadurch die Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem zu entfachen, filmte man von da an nur noch normale Menschen dabei, wie sie ihren banalen Alltag bewältigten.
Als Abbild der Realität gab es in der neuen Form der Fernseh-Unterhaltung dabei natürlich auch Probleme und Reibereien, doch waren diese harmlos und lösten sich stets durch den nächsten Gehaltscheck oder einen neuen Disco-Flirt wieder in Wohlgefallen auf. Und das natürlich rechtzeitig vor der Werbepause, um ja keinen rechtsfreien Raum in den Köpfen entstehen zu lassen...

„Vielleicht sind wir ja wirklich nur neidisch auf sie, weil wir keine Harmonie erfahren können...", grübelte Z nachdenklich, doch Y wiegelte nur empört ab.
„Wie kannst du das sagen, Z? Du weißt verdammt gut, dass ich Harmonie will. Aber ich würde mich nie mit der Art von Harmonie zufrieden geben, wie sie in einer Schafherde herrscht... ich will die Harmonie, die zwei Wölfe ausstrahlen, wenn sie friedlich nebeneinander in der Sonne liegen! Verstehst du den Unterschied? Die Schafe tun dir vielleicht nur deshalb nichts, weil sie dazu einfach nicht in der Lage sind. Sie haben sozusagen nie die Wahl zwischen Gut und Böse gehabt. Wenn dir der Wolf hingegen nichts zu Leide tut, dann weißt du, dass er dich respektiert und achtet! Und nur das ist wahre Harmonie... und die gibt es in dieser Welt voller Schafe einfach nicht."
Z sah sich unsicher um.
„Was willst du denn dagegen unternehmen?"
„Lass uns doch das selbe tun, was X mit uns gemacht hat.", überlegte Y.
„Wir entführen ihre Kinder, fesseln sie an einen Stuhl und schütten ihnen so lange kaltes Wasser über den Kopf, bis sie wach sind!"
Aber Z blieb skeptisch.
„Es gibt keine alten Filme mehr, die wir denen zeigen könnten. Nicht mal ein einziges verdammtes Buch konnten wir retten. Sollen wir jetzt etwa selber eines schreiben? Davon abgesehen, selbst wenn es theoretisch möglich wäre... wir sind nicht wie X. X war früher ein großer Star gewesen. Er hatte einfach eine gewisse Ausstrahlung, die es ihm leicht machte, andere Menschen zu beeinflussen. Wir sind dagegen nur zwei schüchterne Jungs, die er damals zufällig eingefangen hatte. Du glaubst doch selber nicht, dass X einen besonderen Plan mit uns hatte... Er war verzweifelt, er hat nach dem letzten Strohhalm gegriffen, weil er nicht der letzte seiner Art sein wollte. Ich bezweifle, dass er das alles überhaupt richtig durchdacht hatte... da war von seiner Seite her wesentlich mehr Gefühl als Verstand im Spiel."
„Und wenn schon...", warf Y trotzig ein.
„Er hat aus den dummen Lämmern, die wir waren, stolze und freie Wölfe gemacht! Ich denke, wir sollten das mit anderen einfach genauso tun..."

Z verharrte eine Weile still, während er ein paar spielende Kinder auf der gegenüberliegenden Wiese beobachtete. Glücklich hatten sie sich an den Händen gefasst und tanzten um einen mit Watte umklebten Stein herum.
„Willst du hier wirklich die Wölfe loslassen, Y? Sieh sie dir doch an! Sie sind verdammt noch mal gerne Schafe..."
Y nickte grimmig.
„Das ist ja gerade das Listenreiche an Schutzmanns Plan gewesen. Wir haben zwar noch unsere Waffen, aber keinen Feind mehr, gegen den wir sie einsetzen könnten. Schutzmann hat die Verbrechen abgeschafft, und die Heldentaten gleich mit. Er hat der Welt das Mittelmaß aufgezwungen."
„Und wenn genau das das Richtige war?", frage Z nachdenklich.
„Was wenn Schutzmann mit seinen Ideen tatsächlich alles Leid auf der Welt vernichtet hat, und nur uns beide dabei übersah? Die anderen sind nur in deinem Kopf Schafe... weil du ein Wolf bist! Vielleicht sind ja einfach wir der Fehler. Vielleicht können wir uns nur nicht für die schöne neue Welt begeistern, weil wir immer Außenstehende bleiben werden. Und vielleicht..."
Weiter kam er nicht, denn die Stimmen eines dienstbeflissenen Sicherheitsbeamten unterbrach ihn unwirsch.
„He, sie da!", meinte er, während er näher an Y und Z herantrat. Hinter ihm befanden sich noch zwei weitere Uniformierte, die gleich darauf ebenfalls einige Schritt nach vorne machten.
Z sah Y mahnend an, als der entschlossen an seinen Gürtel griff, in dem er für den Ernstfall seine Pistole aufbewahrt hatte.
„Du musst dich jetzt entscheiden, Bruder... Wer ist der Fehler, wir oder die? Wer ist im Unrecht... 2 unerfahrene Jungs wie wir, oder 10 Milliarden glücklicher Menschen? Bitte, vergiss X und das, was er gesagt hat. Vergiss für einen Moment X und unsere Träume, und denke jetzt einfach nur objektiv!"

„Ich muss sie bitten, mitzukommen!", fuhr der Beamte mit monotoner Stimmlage fort. „Sie wurden nun bereits mehrfach ermahnt, ihr Verhalten der Norm anzupassen. Da sie dem bisher nicht nachgekommen sind, wird an ihnen nun eine Zwangsmaßnahme vollzogen werden. Gemäß den Gesetzen von Utopia wird man ihr Gedächtnis löschen und neu kalibrieren... danach erhalten sie die Möglichkeit, noch einmal von vorne zu beginnen und sich in unserer Gesellschaft mit einzubringen, anstatt sie zu zersetzen zu versuchen."
„Ja, schöne neue Welt...", grinste Y provozierend.
„Ganz ruhig Jungs!", entgegnete der Uniformierte mit einem bemüht sympathisch klingenden Unterton in der Stimme.
„Erspart euch den Versuch, fortzulaufen. Wir würden euch ja doch wieder einholen... durch euer Verhalten würdet ihr nur noch mehr Menschen verstören und so weiteren Schaden anrichten. Versteht doch, ich tue nur das, was für die Menschheit am Besten ist."
Y zog seine Pistole und blickte dem Sicherheitsbeamten tief in die Augen.
„Ja, ich auch!"
Er wollte schießen, doch dann bemerkte er, dass auch Z seine Waffe gezogen hatte und ihm diese seitlich gegen die Schläfe drückte.
„Ich habe mich entschieden, Y. Lege deine Waffe auf den Boden, oder ich schwör dir, ich drücke ab!"
Y blickte fassungslos zu ihm rüber.
„Du bist mein Bruder! Hast du unsere Ideale denn alle vergessen?"
Das konnte er einfach nicht glauben...
„Keine Ideale... nur Träumereien von ein paar Kindern, Y. Die Realität sieht anders aus.", antwortete Z.
„Die Realität ist friedlich... vielleicht nicht perfekt, aber doch akzeptabel. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit leben die Leute ohne Gewalt miteinander. Wenn du jetzt ihr empfindliches System störst, wird vielleicht alles wieder auseinanderbrechen!"
Y's Stimme wurde immer gereizter.
„Verdammt, Z. Dieses System wird immer so zerbrechlich bleiben! Weil es nicht auf mündigen, nachdenklichen Bürgern basiert sondern auf Zensur und faulen Kompromissen. Ich werde diese Lügen aufdecken... Schick mich meinetwegen zur Hölle, wenn du willst. Aber ich werde nicht alleine dorthin gehen!"
Dann schoss er.
Der Beamte, der zu ihnen gesprochen hatte, ging als erster zu Boden... und auch seine beiden Kollegen wurden von den Geschossen niedergestreckt, bevor die völlig überraschten Beamten auch nur die geringste Chance zum Reagieren hatten.
Als es vorbei war, hielt Z seine Waffe immer noch zitternd gegen Y's Kopf, ohne sie abgefeuert zu haben.
„Jetzt bist du zu weit gegangen.", flüsterte Z schockiert. „Ich muss hier weg... weg von dir, weg von diesem selbstgewählten Außenseiter-Dasein. Ich muss endlich versuchen, mich in die Gesellschaft zu integrieren."
„Willst du dir dein Gehirn amputieren lassen?", rief ihm Y spöttisch hinterher.
„Nein, ich werde schon einen Weg finden, es zum Wohle der Menschheit einzusetzen."
Y lächelte.
„Na dann viel Spaß, Bruder..."

Das vorzeitige Dahinscheiden der Sicherheitsbeamten hatte weit weniger Auswirkungen auf die neuen Menschen, als Z befürchtet hatte. Ehrlich gesagt, es interessierte einfach niemanden, der nicht unmittelbar von dem Verlust betroffen war. Und die Trauer der Familienangehörigen wurde auf die übliche medikamentöse Art und Weise kuriert.
Erst wenig später ging ein Aufschrei durch Utopia... als nämlich zwei Hauptdarsteller der beliebtesten Reality-Soap mitten in einer Live-Werbesendung für den Nutzen der Gehirnmanipulation in der Pubertät von einem maskierten Unbekannten auf den Boden gestoßen und dann regelrecht hingerichtet wurden... und das unter den Augen von ein paar hundert Millionen Fernsehzuschauern.
Noch im selben Jahr gab es 24 weitere Gewalttaten von Jugendlichen gegenüber Vollzugsbeamten des Staates oder Angestellten von Kliniken. Im Jahr darauf wurden weltweit schon 1500 Morde gezählt... ausgeführt mit allen möglichen Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Mal aus Widerstand gegen die Staatsgewalt, mal einfach aus einer kindlichen Neugier heraus.
Als das Parlament schließlich darüber beriet, ob man die Möglichkeit der chirurgischen Eingriffe ins Gehirn trotz der Gefahr einer irreparablen Schädigung ausgiebiger nutzen sollte, stürmten mehrere Mitglieder eine bewaffneten Widerstandsgruppe in den Saal und exekutierten sämtliche Fürsprecher dieses Antrags.
Am Tag darauf kam es in der Hauptstadt zu einem gewaltigen Aufstand. Zehntausende Demonstranten trafen auf ebenso viele Gegendemonstranten und Polizisten... und allen Teilnehmern war klar, dass an jenem Tag die Entscheidung über die Zukunft der Menschheit fallen würde.
Z hatte sich nach der Trennung von seinem Bruder die langen Haare abgeschnitten und war zu den Sicherheitskräften gegangen, weil er glaubte, den Menschen von Utopia dort am besten helfen zu können... und dank seiner Erfahrung mit Gewalt und seiner Kompromisslosigkeit stieg er binnen kürzester Zeit zum Leiter der staatlichen Eingreiftruppe auf.
Y dagegen hatte die Zeit hauptsächlich dazu genutzt, Menschen aus den psychiatrischen Kliniken zu befreien und aus ihnen seine Rebellenarmee zu formen.
Und jetzt standen sie sich Auge in Auge gegenüber... ein jeder mit einigen Tausend Mann in seinem Rücken.

Die Revolte begann... die Menschenmassen prallten aufeinander.
Achtlos schlug Z die ersten Aufständischen zur Seite, denn er hatte nur das eine Ziel, Y auszuschalten, der durch seine Gewalttaten dieses ganze Chaos überhaupt erst möglich gemacht hatte. Wütend warf er sich auf ihn, doch Y wehrte sich gekonnt und stieß seinen Gegner nach hinten weg.
„Du mieser Verräter!", zischte Y. „Du hast X verraten... du hast George Lucas verraten. Ja, du hast alle Ideale der alten Menschen verraten, um einer von diesen... diesen Zombies zu werden!"
„Ein jeder Mensch, der Ideale hat, stellt sich damit automatisch über andere Menschen! Hör damit auf, in einem Traum zu leben... und lebe in der realen Welt!", schrie Z aufgebracht zurück und schlug gleichzeitig Y die Faust ins Gesicht. Der taumelte ein wenig zurück, bis er gegen einen hinter ihm kämpfenden Demonstranten prallte... aber als Z erneut zuschlug, konterte Y und begann nun, seinerseits kräftig auszuteilen.
„Hast du schon vergessen? Unsere Welt war auch real!"
Ein kräftiger rechter Haken traf Z frontal auf die Nase...
„Weißt du noch, wie X uns gefesselt hatte? Zuerst hatten wir furchtbare Angst vor ihm. Doch dann, als wir hätten fliehen können, taten wir es nicht. Weil wir wissen wollten, ob es Luke Skywalker gelingen wird, Han Solo aus den Klauen von Jabba the Hut zu befreien... Oder weißt du noch, die Spaziergänge durch den Park? Die alten Platten von X und seiner Band?"
Geschickt tauchte Z unter dem nächsten Schlag weg und stieß Y sein Knie in den Magen.
„Ja, wir wollten auch so eine Band gründen... haben uns die Haare wachsen lassen...", meinte er angestrengt, bevor er Y mit einem gutplazierten Kinnhaken zu Boden schickte.
„Das war eine wirklich coole Zeit, mann. Nichtsdestotrotz sind wir ein Virus, der diese Welt befallen hat!"
Z blickte sich um. Wohin er auch schaute, auf beiden Seiten... überall sah er hasserfüllte Fratzen. Menschen, die sich in einen regelrechten Rausch gekämpft hatten, die nur noch vernichten und töten wollten.
Und gleichzeitig wurde Z bewusst, dass er Y niemals würde töten können... er konnte ihn ja nicht einmal schlagen, ohne gleichzeitig mit ihm über die alten Zeiten zu plaudern.
Währenddessen nahm der am Boden liegende Y seine Hände herunter, die er sich schützend vors Gesicht gepresst hatte... Schockiert beobachtete er, wie ein paar Polizisten zu seiner Rechten auf einen anderen Polizisten einschlugen. Direkt daneben traten mehrere Demonstranten ein am Boden liegendes Kind, obwohl dieses vermutlich schon längst tot war...
„Nein, Z.", meinte er angewidert.
„Diese Welt ist der Virus... sie hat uns befallen! Schlag mich ruhig, wenn du unbedingt willst... ich werde mich nicht mehr wehren. Verdammt, Z... Ich möchte einfach nur wieder mit dir am Teich stehen und die Enten beobachten. Ganz so wie früher..."
Z verstand, was Y meinte... er half ihm auf die Beine. Dann versuchten sie, die Menge zum aufhören zu bewegen.
Doch Vergebens... keiner konnte die tobenden Massen noch besänftigen. Zu ungewohnt waren die dunklen, finsteren Gedanken für die neuen Menschen, und zu stark war die über Jahre hinweg angestaute Sehnsucht von ihnen, einmal etwas wirklich Unvorhersehbares zu erleben...
Die Straßen ertranken im Blut.

Y und Z hatten längst aufgegeben, an die Vernunft der anderen zu appellieren. Stattdessen hatten sie es sich auf einem Dach weit über den kämpfenden Horden gemütlich gemacht... sich sozusagen einen Logenplatz für den Untergang der menschlichen Zivilisation besorgt.
Der Kampf wurde immer heftiger geführt. Von Autos über Kettensägen oder den eroberten Gerätschaften der Sicherheitskräfte wurde alles eingesetzt, was anderen Menschen Schaden zuzufügen vermochte...
Jeder kämpfte gegen jeden. Und immer neue Menschen strömten von allen Seiten her hinzu.
„Sie tun immer das, was die Mehrheit tut.", philosophierte Y, während er Z amüsiert dabei beobachtete, wie dieser seine Uniform zerriss und mit lila und roter Farbe besprühte.
„Wenn die Mehrheit friedlich ist, sind sie es auch. Aber wenn die Mehrheit in den Krieg zieht..."
Z sah nachdenklich auf die Straße hinab.
„Naja, wir haben es wenigstens versucht..."
Y fasste ihm tröstend an die Schulter.
„Weißt du... vielleicht sind wir ja wirklich nur manipuliert worden. Vielleicht hat X etwas aus uns gemacht, was wir ohne sein Zutun niemals geworden wären... aber das ist mir verdammt noch mal egal! Wir sitzen hier oben, weit über den anderen. Und wir sind Freunde, während die sich da unten die Hölle auf Erden schaffen."
Z nickte zustimmend.
„Ja, du hast wohl recht. Auch mit dem, was du einmal gesagt hast... dass nur die Harmonie der Wölfe ein ehrliches Zusammenleben ist. Bei den Schafen kann man sich niemals sicher sein, wie sie sich verhalten würden, wenn sie Krallen und scharfe Zähne hätten. Doch wir Wölfe sind den Umgang mit unserer dunklen Seite gewöhnt... wir tun das, was wir tun, aus Überzeugung, und nicht nur deshalb, weil wir einfach noch nicht alle Alternativen kennengelernt haben."

Sie schwiegen und dachten an dass, was ihnen X vor langer Zeit einmal beigebracht hatte.
„Nachdenklichkeit, Mut und Ideale... all das zusammen im richtigen Verhältnis macht uns zu Wölfen. Gib einem Menschen zu viel von einem der drei, und er wird tollwütig werden. Gib ihm zu wenig, und er wird ein Schaf.
Doch um unsere Ideale überhaupt erst entwickeln zu können, müssen wir Ungerechtigkeit erfahren haben. Zur Nachdenklichkeit bedarf es Einsamkeit, und zum Erlangen von Mut müssen wir zuerst einmal etwas haben, wovor wir uns fürchten.
Ja, man sollte das Schlechte auf der Welt abschaffen! Aber nicht, so lange es noch Schafe gibt, denen man dadurch die Chance nimmt, sich zu entwickeln... denn das hätte ihren Untergang zur Folge."


Der Drachenreiter

Früher dachte ich immer, "erleuchtet zu sein" bedeutet, zu wissen, ob es einen Gott gibt oder
nicht... doch heute weiß ich, wahrhaft erleuchtet ist der, der in seinem Leben zu sich selbst gefunden hat... der sagen kann:
"Ist mir eigentlich egal, ob es Gott gibt oder nicht. Für IHN würde ich mein Leben jedenfalls nicht ändern!!"
Ich möchte eine Geschichte erzählen... eine alte Geschichte aus dem fernen Land Cyria...
die Geschichte von KENDAL, dem DRACHENREITER....

Einstmals lebte in Cyria ein Junge, Kendal mit Namen. Seit seiner Geburt waren seine Beine lahm, so dass er sich nur mit Krücken leidlich fortzubewegen vermochte.
Unfähig, mit den anderen Kindern aus dem Dorf herumzutollen, verbrachte er den Tag damit,
die Schweine im Gehöft seines Onkels, bei dem er lebte, zu versorgen.
Des Nachts saß er dann oft stundenlang vor der Scheune, starrte mit ausdruckslosen Augen
in den Himmel und beklagte sein Leben... Früher hatte er noch davon geträumt, einmal ein mächtiger, geachteter Krieger zu werden. Ganz so, wie es sein Vater angeblich gewesen sein
soll. Doch die anderen Jungen lachten nur über Kendal, als er vor einem Jahr mit ihnen zur Burg des Herzogs gehen wollte, um das Kriegshandwerk zu erlernen.
"Wie willst du denn ein Schwert halten ?", lästerten sie, "Wenn du deine Krücken loslässt, liegst du doch sofort auf der Schnauze!!"
Zum Beweis hatte ihm dann auch noch einer von ihnen die Stützen weggezogen, was ihn zu Fall brachte und ihm die letzten seiner Illusionen raubte. Ging er mit seinem Kummer zu seinem Onkel, so fasste der ihm lediglich grob an die Schulter und meinte:
"Wir können uns unser Leben nicht raussuchen, mein Junge.. Das ist eben der Wille der Götter."
So kam es eben damals, dass Kendal sich immer weiter zurückzog und aufhörte, daran zu glauben, dass auch ihm ein glückliches Leben bestimmt sei.
Er war ja nichts als ein verkrüppelter Schweinehirt... selbst in größter Not würde man die Weiber und Greise noch vor ihm zu den Waffen rufen.
Nein... niemals konnte aus ihm ein geachteter Held werden!

So verging die Zeit, und es begab sich, dass ein benachbartes Königreich Anspruch auf das
Land Cyria erhob. Es erging die Order des Herzogs, den Feind, noch bevor er die Hauptstadt erreichen konnte, unter allen Umständen zurückzuschlagen.
Da lehnte Kendal nun am Fensterbrett und schaute dem gewaltigen Tross zu, der auf der Strasse vorüber zog.
Er erkannte seine Altersgenossen aus dem Dorf... gekleidet in Rüstung und Wappen des Herzogs, nicht einen Blick an ihn, den Schweinehirten, verschwendend.
Über dem Gefolge sah Kendal staunend zwei Drachen kreisen... auf ihren Rücken mächtige
bronzebewehrte Söldner aus dem fernen Norden... die einzigen Menschen, die einem Drachen Befehle zu erteilen vermochten.
Auch Kendals Onkel marschierte dort in den Massen.
"Verlasse nicht das Haus... öffne nicht die Türe, egal was passiert!" waren seine letzten Worte an ihn gewesen... keine tröstenden Beschwichtigungen... kein Abschiedsgruss.
Stunde um Stunde verging, während Kendal in seiner Schlafecke lag und sich bemühte, an gar nichts mehr zu denken.. die einzige Möglichkeit, all die Verzweiflung und Leere zu ertragen, die sein Leben bestimmte.

Ein schauriges Heulen ließ ihn schließlich aufhorchen... gefolgt von einem dumpfen
Aufschlag, der den Holzboden der Hütte erbeben ließ.
Dann polterte jemand gegen die Türe.
"Hallo, ist jemand zu Hause??" vernahm Kendal eine schwach klingende Stimme von draußen.
"Öffnet bei allen Göttern die Tür!!!!"
Die Stimme hörte sich bittend, ja beinahe flehend an.
"Ich darf niemanden hereinlassen!!!", antwortete Kendal unsicher."Was wollen sie???"
"Öffne!!! Ein vergifteter Pfeil .. hat mich getroffen... ich habe nicht mehr viel Zeit.."
Kendal zögerte. Er wusste, wenn dies eine Hinterlist von Räubern sein sollte, wäre er ihnen schutzlos ausgeliefert.
"Mein Onkel hat mir verboten, an die Tür zu gehen!!" rief er lauter.
Der Mann draußen stöhnte verächtlich.
"Verdammt.. Deine Stimme klingt wie die eines jungen Mannes... doch du lässt dich behüten wie ein schwächelndes Weib. Was ist los mit dir??"
Genervt schwang sich Kendal auf seine Krücken und humpelte zur Tür.
Wenn es Räuber sein sollten.. dachte er gleichgültig, so mögen sie mir einen gnädigen Tod bescheren!!

Vor ihm lag ein stattlicher Krieger, seine Rüstung, obgleich von oben bis unten mit Blut verschmiert, wies ihn als einen der nordischen Söldner aus.
"Moment mal... wenn das da einer der Drachenreiter aus dem Norden ist...", durchfuhr es Kendal, "wo ist dann sein Reittier?"
Da war vom Hofe her ein lautes Schnauben zu hören. Kendal zuckte unwillkürlich zusammen.
"Na los.. sieh ihn dir ruhig an!!!! " forderte der Soldat ihn auf. "Ein prächtigeres Wesen wirst
du auf der ganzen Erde nicht finden."
Vorsichtig schielte Kendal um die Ecke... Dort, gleich neben dem alten Brunnen, stand ein majestätischer Drache.. mit unendlich weisen, saphirgrünen Augen, und mit einem feuerroten Schweife, der in seiner Gesamtlänge wohl etliche Meter maß und erst ausgebreitet seine mächtige Gestalt offenbarte. Doch der Drache wirkte seltsam apathisch und teilnahmslos.
"Was ist mit ihm?", fragte Kendal den Soldaten, ohne auch nur nur eine Sekunde den Blick von dem Drachen lassen zu können.
"Er trauert... ",erklärte der Soldat leise. "Er weiß, dass ich sterben werde.. und er fühlt sich dafür verantwortlich.
Kendal wusste nicht genau, was der Sterbende nun eigentlich von ihm wollte.
"DA.. da kann ich auch nicht helfen, Herr. Ich kann nicht einmal meine eigene Traurigkeit
besiegen!"
Der nordische Krieger hustete und musterte Kendal eindringlich.
"Ein Drache ist ein Wesen voller Urkraft und Wahrhaftigkeit. Einen Drachen interessiert es nicht, ob die Grenze Cyrias an dem Berg Garabun endet oder am Flusse Isas. Drachen kämpfen nur für eine Sache, die von größerer Bedeutung ist als alles Land der Erde... euer.. euer Herzog ist ein gutherziger und weitblickender Mann... er droht, die Schlacht zu
verlieren... ohne Luftunterstützung sind Cyrias Truppen verloren!!!"
Kendal verstand nicht ganz, worauf der nordische Söldner da hinaus wollte.
"Ihr.. hättet weiterfliegen sollen, edler Herr.. hier werdet ihr keine Verstärkung finden..."
Der Soldat umklammerte sein breites, goldbeschlagenes Schwert und hielt es Kendal auffordernd vors Gesicht.
"DU !!!!! Du mögest meine Verstärkung sein!!! Der Drache hat dich erwählt."
Kendal musste sich anlehnen, um nicht vor lauter Lachen auf den Boden zu fallen.
"Ist euer Drache vielleicht blind?? Ich bin doch nicht einmal in der Lage, ohne Hilfe auf ein Pferd zu steigen... Und davon ganz abgesehen bin ich kein Nordmann. Wie habt ihr euch das denn vorgestellt???"

Der Soldat wischte sich etwas von dem Blut aus seinem Gesicht und sah ernst zu Kendal herauf.
"Du mußt nicht stark sein, um einen Drachen zu reiten. Und du mußt auch nicht aus dem Norden kommen. Der Drache ist nicht blind, nein.. aber er sieht nicht deine Behinderung.. er sieht nicht deine Angst.. und er sieht auch nicht, dass du von geringem Stande bist. Er sieht nicht deinen kaputten Körper.. nicht deine zerrüttete Seele... er sieht nur, was du in deinem
Innersten zu sein begehrst. Das, was du in dir trägst, ist alles, was benötigt wird, um einen Drachen zu reiten!!!"

Mit dem Schwert des Söldners im Hosenbund steckend, hatte sich Kendal langsam dem regungslosen Drachen genähert. Sachte strich er über die harten Schuppen des mächtigen Urwesens, und als Antwort kam schwarzer Rauch aus den Nüstern des Drachens geschossen.
Dann streckte sich das Tier flach auf den Boden, offensichtlich eine Aufforderung an Kendal, sich an ihm empor zu ziehen.
Kendal sah zurück zum Haus.. dorthin, wo der Soldat leblos auf den Stufen lag. Für ihn konnte er nichts mehr tun. Und Kendal wusste.. wenn er diese Chance nicht nutzte, würde sein Leben genauso erbärmlich enden, wie es begonnen hatte.

Kendal kam es so vor, als träumte er mit offenen Augen. In dem Moment, da sich der Drache mit ihm auf den Schultern in die Lüfte erhoben hatte, war es ihm auf einmal egal gewesen, dass er nicht richtig gehen konnte. Zum ersten Mal in seinem Leben war es ihm wirklich egal!!!
Er hielt das Breitschwert kampfbereit in der Hand und übte das Austeilen der Schläge zu beiden Seiten hin. Nach kurzer Zeit schien es ihm, als hätte er schon viele Kämpfe an der Seite des Drachens bestanden..
Kendal fühlte in diesem Moment, dass er zu Hause war... dass er endlich einen Platz gefunden hatte, an den er gehörte,

Alsbald kündete dichter Rauch unter ihnen von der Schlacht, die auf dem Boden im Gange war. Und dann, ohne noch einen weiteren Gedanken an sein bisheriges Leben zu verschwenden, stürzte sich Kendal ins Gefecht...
Kein Auge des Feindes spähte mehr gen Himmel, sie hielten die Drachenreiter längst für geschlagen. Als die Bogenschützen dann endlich das herannahende Unheil erkannten, war es auch schon zu spät...
Der Feuerodem des Drachens ließ selbst edelste
Metallrüstungen zerschmelzen, und wenn Kendal das goldene Breitschwert schwang, barsten die Helme und Lanzen der Soldaten ohne Unterlass.
Wie ein Strafgericht der Furien wütete der Drache in den Reihen des Feindes.. und bald darauf begann eine unkontrollierte Massenflucht einzusetzen.
Die Truppen des Herzogs gewannen die Oberhand.

Kendal steuerte den Drachen tiefer... vorbei an den Jungs aus seinem Dorf, die ihm jetzt erschöpft und dankbar zujubelten... vorbei an seinem Onkel, der ihn mit weit aufgerissenem
Mund erkannte... und vorbei am Herzog selbst, der ihm überglücklich zuwinkte und ihn zum Landen aufforderte.
"komm herunter, junger Drachenreiter!!! Gold und Ruhm sollen dir beschert werden für diesen glorreichen Sieg!!!" rief der Herzog lachend in den Himmel.
Doch Kendal machte nicht kehrt.
Er war jetzt ein Held.... ganz so, wie er es immer sein wollte. Doch er wusste, sobald er da unten vor dem Herzog knien würde, würde er sich wieder wie der verkrüppelte Schweinehirte fühlen, der er so lange Zeit gewesen war.
So beschloss er weiterzufliegen.. wohin ihn die Winde auch tragen mögen, seiner Bestimmung entgegen.

Oftmals verbreitete sich in späteren Jahren im Dorf die Kunde vom Drachenreiter Kendal und den Taten, die er in fremden Königreichen vollbrachte. und immer dann wurde sich Kendals Onkel dessen bewusst, was er verloren hat....

So endet die Geschichte.
Eine Geschichte aus einer vergangenen Zeit... bestimmt für die Unsere.
Es gibt keine Drachen mehr.. keine Ritter und keine holden Prinzessinnen. Aber es gibt noch Träumer da draußen... und so lange es noch Träume gibt, kann auch einer davon wahr werden.
Und in dem Moment, wo dein Traum wahr wird, sitzt du auf einem Drachen!!
Da oben zu fliegen... die Menschen zu sehen, die endlich erkennen, dass du wegen deiner Andersartigkeit nicht unbedingt schlechter sein musst als sie... den Wind der Freiheit in den Haaren zu spüren.... DAS IST ES, was ich unter "Erleuchtet sein" verstehe.


Der letzte Held

„FÜHLST DU, WIE DU STIRBST? DU STIRBST JEDEN TAG, JEDE STUNDE UND JEDE MINUTE, IN DER DU NICHT LEBST... LEBE ! LEBE EINMAL IN DEINEM JÄMMERLICHEN DASEIN! STECK DEN KALTEN LAUF IN DEINEN RACHEN UND DRÜCK AB! ICH VERSPRECHE DIR... SO LEBENDIG, WIE DU DICH IN DEM MOMENT FÜHLST, WO SICH EIN STAHLGESCHOSS DURCH DEINE KNOCHEN BOHRT... SO LEBENDIG WIRST DU DICH NIEMALS WIEDER FÜHLEN!!"

Kalter Schweiß floss in Strömen über die Stirn des letzten Helden, seine Hände zitterten wie die eines alten, kranken Mannes...
Er hasste es, wenn die Stimme zu ihm sprach.
Desillusioniert öffnete er die nächste Dose Bier und setzte sie an seine Lippen.. Gierig schlang er das Gebräu hinab, so als wollte er sich damit ertränken. Nein, er hatte kein Interesse daran, sich die Kugel zu geben. Er glaubte an die Macht der Vorherbestimmung... und wenn es sein Schicksal sein sollte, abzutreten, dann würde ihm der liebe Gott einen Bus schicken, der ihn überfuhr. Oder einen Flieger, dessen Triebwerke den Geist aufgegeben hatten, und der sich nun als Landebahn genau das kleine Fleckchen Erde ausgesucht hatte, in dem der letzte Held sein Besäufnis veranstaltete...
Suchend starrte er in den Himmel.
Kein Flieger war zu sehen, und der Bus pflegte für gewöhnlich eine Straße zu benutzen. Hier draußen dagegen waren nur ein paar Äcker und Wiesen... nicht mal ein Abgrund, in den einen eine urplötzlich auftretende Brise hätte wehen können.
„Verdammt, ich will mich lebendig fühlen, ja! Aber nicht nur für einen kurzen Augenblick, der niemals wiederkehrt...", schrie er in die Stille hinaus.
„Das ist es ja gerade, was mich am Leben hindert... diese Gewissheit, das alles, woran man sich erfreuen könnte, vergänglich ist. Jede Blume verwelkt, jedem Rausch folgt über kurz oder lang die Ernüchterung... und die Kugel, die sich mir durchs Genick frisst, wird länger existieren als mein verrottender Körper und der meiner trauernden Mutter.
Ach scheiß doch auf das alles! Bevor ich noch mal enttäuscht werde, werde ich lieber zu einem herzlosen Stein und versinke in der Erde!"

„DIR GENÜGT WOHL NICHT, WAS DU HAST, STIMMTS? DU HAST ARBEIT, HAST EIN DACH ÜBERM KOPF. DU HAST SOGAR ABITUR! UND DU BIST EIN MENSCH! STELL DIR VOR... EINE BLATTLAUS WÄRE FROH, DEINE FÄHIGKEITEN ZU BESITZEN, UND EINE SPINNE EINFACH SO MIT DEN FÜSSEN ZERMALMEN ZU KÖNNEN! WAS WILLST DU DENN NOCH???"

Der letzte Held verpasste sich selbst eine schallende Ohrfeige. Eindeutig zu heftig... für einen Moment schien es ihm, als habe einer seiner Backenzähne es ihm gleich getan und den Halt verloren. Aber einen Schädel, der solch bescheuerte Stimmen empfing, musste man einfach zuweilen mit Schlägen malträtieren.
Er wollte keine Blattlaus sein. Auch keine 2 Meter große Blattlaus, die Spinnen zerquetschen konnte... Nein, er wollte überhaupt nichts von einem Tier an sich haben. Er hatte höhere Ziele, sehnte sich nach der Sonne des Olymps... schließlich war er ein Held. Zumindest Walhalla schien ihm ein angebrachter Ort zu sein. Doch nicht mal darauf konnte er hoffen, denn es war eine ziemlich schlechte Zeit, um durch eine Heldentat sein Leben zu verlieren.
Irgendwo musste es doch etwas geben, was von Dauer war, was perfekt war... etwas, wofür es sich zu leben und zu sterben lohnte.
Lief er durch die Welt, dann erschien ihm alles so fremd und unwirklich. Die Fußballweltmeisterschaft etwa... die wilden Anbaggerversuche seiner Altersgenossen beim allsamstäglichen Discobesuch... die aktuellen Top 10 der Popcharts...
Alles zwar ganz nett und amüsant, aber eben nichts, wofür er sich vorstellen konnte zu sterben.

„DU DEFINIERST DICH DOCH WOHL NICHT DURCH DEINEN TOD, ODER? DIR KANN MAN ECHT NICHT MEHR HELFEN... DU HAST VÖLLIG VERLERNT ZU LEBEN! HINTER DER MASKE DES HELDEN VERSTECKST DU NICHTS ALS DEINE UNFÄHIGKEIT, EIN MENSCH ZU SEIN. DU BAGGERST DOCH NUR KEINE MÄDELS AN, WEIL DU ES SCHON EINIGE MAL VERSUCHT HAST UND DICH KEINE HABEN WOLLTE! DU VERACHTEST MASSENVERANSTALTUNGEN, WEIL DU DICH IN GROSSEN MENSCHENANSAMMLUNGEN UNWOHL FÜHLST. UND DIE MUSIK GEFÄLLT DIR NICHT, WEIL DIESE MUSIK VON SCHÖNEN, GLÜCKLICHEN MENSCHEN GEHÖRT WIRD, ZU DENEN DU NIE ZÄHLEN WIRST!"

Gab es eine schonungslosere Stimme auf der Welt als die im Kopf unseres Helden?? Empört spuckte er aus. Er wusste ganz genau, dass er kein aalglatter, schleimiger Mädchenschwarm war... auch kein sexbesessener, vor Hormonen triefender und schrecklich brutal und erwachsen aussehender Fitness-Gorilla. Nein, er war schüchtern, unsicher und schwach. Aber diese Tatsache musste sein Streben nach etwas Ewigem ja nicht von vorneherein ad absurdum führen. Die wahren Helden waren nie stark... sie handelten immer nur mit dem Mut der Verzweiflung, mit ihrem schwachen Körper warfen sie sich auf ihre Feinde... immer in dem Wissen, dass sie außer der Achtung vor sich selbst und ihrem Leben nichts mehr zu verlieren hatten. Und der Gewissheit, dass das Leben in jedem Fall eines Tages vorbei sein wird, während es immerhin eine kleine Chance gab, dass auch Tote noch etwas von ihren im Diesseits vollbrachten Taten haben würden. Daran klammerte sich der letzte Held, denn alles andere war ihm längst aus der Hand geglitten.
„Ich denke nicht, dass man sterben muss, um ein guter Mensch zu sein...", trug der Wind seine Worte über das Feld, „Aber ich denke, dass man ein guter Mensch sein muss, um mit gutem Gewissen sterben zu können. Ich will ein guter Mensch sein! Meinetwegen kannst du es Schwäche oder Feigheit nennen... das ändert nichts daran, dass ich niemals so in den vergänglichen Freuden und Gelüsten der Welt aufgehen kann wie meine Mitmenschen. Ich brauche etwas anderes, etwas von dem ich weiß, dass es auch noch da sein wird, wenn ich in ein anderes Leben übertrete."

„UND WAS SOLL DAS SEIN??? ALLES VERFÄLLT, DAS WEISST DU DOCH SELBST AM BESTEN! ALSO WARUM SOLL EIN SOLCH VERMODERNDER KOMPOSTHAUFEN WIE EIN ANGEHÖRIGER DER SPEZIES MENSCH NICHT WENIGSTENS RUMHUREN, SO LANGE ER KANN? WENN ER EINE AUFGABE IM LEBEN HATTE, WIRD ES IHM GOTT SCHON NACHSEHEN, DASS ER LIEBER NUR SEINEN SPASS HABEN UND FICKEN WOLLTE... SCHLIESSLICH WAR ES JA DANN WOHL GOTT, DER IHM ÜBERHAUPT ERST EINEN SCHWANZ VERPASST HAT! DU BIST NICHT EWIG, UND WENN DEINE SEELE DOCH EWIG SEIN SOLLTE, DANN KANN SIE NICHTS IN EINE ANDERE WELT MITNEHMEN AUSSER SICH SELBST. ALSO ACHTE AUF DICH SELBST, UND AUF NICHTS ANDERES!!!"

„Freunde...", murmelte der letzte Held gedankenverloren, „Wenn mir die Seele eines ganz bestimmten anderen Menschens genauso wichtig ist wie meine eigene, und sich unsere Seelen für alle Zeiten aneinander binden, dann kann ich sehr wohl etwas mitnehmen..."
Er dachte an den Traum, der ihn beinahe jede Nacht beschäftigt hatte, und der so dermaßen real war, dass ihm die Bilder mittlerweile auch am hellichten Tage erschienen...
Er dachte an Nova, den Sternenkrieger... sein Freund, sein Vorbild, und die Quelle all der gesamten Kraft, die ihm noch verblieben war.

Sie saßen aneinandergelehnt in einem schäbigen Zugabteil und fuhren ins Nirgendwo. Unwirkliche Schemen zogen an den Fenstern vorbei, und man musste gar nicht einmal besonders paranoid sein, um zu fühlen, dass diese Geschichte nicht gut ausgehen konnte.
„Da bist du ja wieder.", sagte Nova und lächelte entspannt.
Der letzte Held wunderte sich, weil sein Freund dies jedesmal am Anfang des Traumes zu sagen pflegte. Dabei war es doch immer das selbe Zugabteil, und der Zug war nicht weitergekommen als in der Nacht davor.
Einmal würde er Nova darauf ansprechen, wo er denn nun eigentlich während seine Abwesenheit gewesen war... doch es war eben ein Traum, und solche Fragen vielen einem gewöhnlich immer erst hinterher ein.
„Ich bin so froh, dass ich dich hab!", meinte der letzte Held und drückte dankbar Novas Hand.
Doch es war gar nicht Novas Hand...
Eigentlich war es seine eigene. Er hatte vier. Vier Hände, vier Beine und zwei Köpfe.
Nova hatte ihm das einmal erklärt. Besser gesagt, er erklärte es ihm genau an dieser Stelle, wie immer.
„Du denkst, dass wir zwei verschiedene Wesen wären, weil dein Gehirn es nicht vermag, meinen Arm zu bewegen... genauso wie umgekehrt mein Gehirn nicht deinen Arm bewegen kann, stimmts?"
Der letzte Held nickte, auch wenn er genau wusste, dass Nova ihn gleich vom Gegenteil überzeugen würde.
„Aber auch unsere Gehirne sind nichts anderes als ein verlängerter Arm... ein verlängerter Arm unserer Seelen. Deine Seele bewegt dein Gehirn, veranlasst es zu denken, zu fühlen, sich zu freuen und zu trauern. Doch in dem selben Maße beeinflusst deine Seele auch mein Gehirn! Allein fühle ich oft gar nichts, doch bist du in meiner Nähe, dann habe ich wieder Gründe, um mich zu freuen... Gründe, um traurig zu sein, und Gründe, um zu kämpfen."
„Ja,", meinte der letzte Held fasziniert, „irgendwie geht es mir genauso. Wir leben nicht mal in der selben Welt, und trotzdem gibst du mir den Willen zum Überleben... du gibst mir die Kraft, mich gegen diese Stimme zu behaupten, die in meiner Welt ständig zu mir spricht, die mich quält und verhöhnt... Ja, du hast Recht! Unsere Körper mögen unterschiedlich zu bewegen sein... aber sie dienen dem selben Ziel, der selben Idee, der selben vereinigten Seele."
Ein Ruck ging durch den gesamten Zug, und das schrille Heulen einer Sirene riss die zwei Freunde aus ihren Gedanken. Jetzt erst sah der letzte Held die futuristische Schusswaffe in seiner Hand.
Und erst jetzt fiel ihm wieder ein, wohin der Zug tatsächlich führte. Er führte in den Krieg.
In den Krieg gegen einen Feind, der kein Gesicht hatte, nur fantasievolle, mal mehr und mal weniger geschmückte Uniformen... und der klar in der Überzahl war!
Schon betraten die ersten Soldaten den Waggon, der zu einem verwinkelten Haus geworden war.
Sie feuerten, und der letzte Held schoss zurück, ganz so, als ob er niemals etwas anderes getan hätte... Er flüchtete, ging in Deckung, nur um dann blitzschnell wieder an anderer Stelle aufzutauchen und einen der zahllosen Feinde auszuschalten. Von Zeit zu Zeit kreuzte Nova seinen Weg, und immer dann lächelten sie sich mutmachend und siegesgewiss zugleich zu, weil sie wussten, dass sie gemeinsam alles unter Kontrolle haben würden.
Es war wie in einem Videospiel, nur waren die Effekte von einer überirdischen Perfektion... wann immer der letzte Held diesen Kampf kämpfte, fühlte er, dass er jetzt Paradies und Fegefeuer auf einmal erlebte. Das war nicht einfach nur ein Traum, nein... das musste ein Blick in eine andere, völlig neue Daseinsform sein.
Das Haus war zu einem Berg geworden, auf dessen Gipfel sie nun standen.
Von hier an konnte es nur noch nach unten weitergehen...
Nova hatte wie zum Flug die Arme ausgebreitet und starrte auf die sonnendurchflutete Landschaft unter sich.
„Weißt du, warum man mich Nova nennt?"
Natürlich wusste der letzte Held das... aber er wollte es noch einmal aus dem Mund seines Freundes hören, und so schwieg er.
„Supernova... die Explosion einer Sonne! Im Augenblick des Todes... strahlt sie am hellsten. Daher der Name."
„Dann stirbst du?", fragte der letzte Held mit nach unten gesenktem, zweifelndem Blick.
„Ja, ich sterbe. Und auch du stirbst. Da unsere Körper alle vergänglich sind, sterben wir quasi seit dem Moment unserer Geburt. Das, was die Menschen in deiner Welt als Leben bezeichnen, ist in Wirklichkeit nur ein kurzer Todeskampf. Ganz genau wie dieser Traum. Du darfst dich niemals durch die Schmerzen der Vergänglichkeit definieren, oder du läufst Gefahr, dich darin zu verlieren! Dein Leben ist nichts als der Tanz eines sterbenden Schwans. Tanze ihn, so gut du kannst, lebe deine Gefühle darin aus, sei kreativ... tu alles, was du tun willst während des Tanzes und genieße ihn! Aber vergiss nie, dass am Ende der Vorhang fällt.. dass du irgendwann von der Bühne musst, und dass dich dahinter dann deine Freunde erwarten werden, um dir zu gratulieren und dich in die Arme zu schließen."
„Und wenn ich es doch vergessen sollte?", fragte der letzte Held, da er nicht den Eindruck hatte, das viele Menschen in seiner Welt diesen Ratschlag beherzigen würden.
Novas Blick verfinsterte sich.
„Dann wirst du noch auf der Bühne stehen, wenn längst alle den Saal verlassen haben... du wirst dir die Füße blutig tanzen, während schon die Putzkolonne zum Saubermachen anrückt."
Der letzte Held nickte und wollte etwas sagen, doch Nova schien bereits soweit von ihm entfernt zu sein, dass seine Worte ins Leere gingen... er war wieder allein auf der Welt und erwachte.

„Ja, das ist es!", rief er voll Überzeugung aus. „Ich werde auf die Menschen achten, die mir wichtig sind! Und wenn ich keine solchen Menschen kennen sollte, dann werde ich sie suchen gehen! Du bist nur eine Stimme, du bist letztlich nur eine Illusion. Genauso wie alles andere, was mir meine Ideale streitig machen will, entweder eine Illusion ist oder an Illusionen glaubt. Ich sehe vielleicht nur schwarz und weiß... aber damit sehe ich immer noch besser als jeder Blinde."

„DU BIST VERBLENDET! DU RENNST EINEM TRAUM HINTERHER, UM DIE SINNLOSIGKEIT DER WELT ZU ÜBERSTRAHLEN! DAS LEBEN IST NICHTS WERT, ES IST VORRÜBERGEHEND UND HOFFNUNGSLOS. ALLES AUF DER WELT IST UNBEDEUTEND!"

Doch der letzte Held hörte längst nicht mehr zu... Er spürte die Energie einer niemals verklingenden Explosion in sich. Und diese Energie ermöglichte es ihm so lange zu tanzen, wie sich noch Zuschauer für seinen Tanz interessierten.
„Deine Welt mag unbedeutend sein...", fuhr er die Stimme verachtungsvoll an. „Meine ist es nicht! Ich wünsch dir viel Spaß mit deiner Welt, und viel Spaß mit der ganzen Leere und Sinnlosigkeit in ihr... Du bist es, der träumt. Ich bin wach, und ich sehe so viele tausend mal mehr als du! Lass mich zufrieden, geh dich besaufen, ficken oder was sonst noch deiner Meinung nach zur Ich-Findung dazugehört! Ich habe mein Ich gefunden... und ich weiß, dass es nicht nur aus meinem derzeitigen Körper und dem dazugehörigen Gehirn besteht!"
Er spitzte seine Ohren, doch niemand antwortete ihm mehr...
Die Stimme war verschwunden, denn sie hatte ihre Macht verloren. Nicht, weil sie nicht aggressiv genug die Ideale des letzten Helden kritisiert hätte, sondern weil sie völlig darin versagt hatte, sinnvolle Alternativen aufzuzeigen.
Ihre ganze Kraft bestand nur aus Neid und Egoismus, und ihr einziger Motor war das Gieren nach Selbstbestätigung gewesen. So tanzte sie noch, als ihr längst schon keiner mehr zuschauen wollte.
Der letzte Held hatte wieder einmal eine Schlacht gewonnen... und er wusste, dass er eigentlich gar nicht der letzte Held sein würde... dass er nicht alleine war, und dass noch viele nach ihm kommen und es ihm gleichtun würden.
Damit hatte er der Stimme, die er hörte, eindeutig etwas voraus. Denn diese Stimme war sich nach wie vor sicher, zu dem letzten Helden zu sprechen.


Die einsame Seele

Vor langer Zeit einmal lebte ein gütiger und weiser Mann auf der Erde. Er wanderte umher, ständig auf der Suche nach Menschen, mit denen er seine Seele teilen konnte. Denn er fühlte ganz deutlich, dass es seine Bestimmung war, etwas von der Kraft, die ihn durchströmte, an andere weiterzugeben.
So geschah es, dass eines Tages ein Soldat seinen Weg kreuzte.
„Was ist mit dir?", fragte der Weise, als der Soldat vor ihm stehen blieb und zu weinen anfing.
„Ach, die Welt ist ein Jammertal.", antwortete der Soldat. „Ich weiß nicht, wofür ich überhaupt kämpfen soll. Es hat ja doch alles keinen Sinn!"
Da griff der Weise in das Innerste seiner Seele, brach ein Stück davon heraus und überreichte es dem völlig verwunderten Soldaten.
„Hier, nimm dieses Stück von mir, und lerne es wertzuschätzen!"
Dankbar nahm der Soldat das Stück Seele des weisen Mannes in sich auf, und alsbald fühlte er eine ungeheure Stärke, die es ihm wohl ermöglichen würde, noch mindestens hundert Schlachten zu schlagen, ohne sich jemals wieder erschöpft oder ausgebrannt zu fühlen.
„Du hast mir sehr geholfen. Ich danke dir!", rief der Soldat, bevor er fröhlichen Mutes davonging.

Nach einer Weile begegnete dem weisen Mann ein weiterer, der von jeglichem Lebensmut verlassen zu sein schien.
„Da ist eine Frau, die ich liebe. Doch sie verlangt mehr Zeit und weist mich ständig zurück. Ich halte das nicht mehr länger aus!"
Der Weise verstand den Kummer des Mannes, und wieder riss er sich ein Stück seiner Seele heraus und schenkte es dem Ungeduldigen.
„Hier, nimm dieses Stück von mir, und lerne es wertzuschätzen!"
Der Mann bedankte sich bei dem Weisen und machte sich gierig darüber her. Und bald schon erkannte er so viele neue Möglichkeiten, wie er das Herz seiner Angebeteten erobern konnte, dass er ungeduldig und ohne weitere Worte davonlief, um sich endlich seinen größten Wunsch zu erfüllen.
Der weise Mann sah ihm nachdenklich hinterher, bevor auch er seinen Weg fortsetzte.

Schließlich begegnete ihm ein junger Bauernsohn, der von den Dorfbewohnern davongejagt worden war.
„Ich bin nirgendwo willkommen. Ich bin ein Taugenichts, der keine besondere Begabungen hat, und ich weiß nicht mehr weiter."
Da nahm der weise Mann das letzte Stück, das von seiner Seele noch übriggeblieben war, und hielt es dem Bauernjungen entgegen.
„Hier, nimm dieses Stück von mir, und lerne es zu wertzuschätzen."
Der Junge nahm es und presste soviel Lebenskraft aus dem Stück, dass er davon selbstbewusst und zuversichtlich genug wurde, um es doch noch zu Ruhm und Ansehen in der Gesellschaft zu bringen.
„Danke, weiser Mann!", rief er noch freudig zu ihm zurück, während er schon hastig in Richtung Leben eilte.

Doch der weise Mann war längst zu Boden gesunken. Er hatte seine gesamte Seele verschenkt, und mit ihr alle Hoffnung, Freude und Energie, die er noch in sich trug. Erst jetzt sah er den Wanderer, der sich zu ihm runterbeugte und ihn milde anlächelte. Auch ihm hatte der weise Mann einmal einen Dienst erwiesen.
„Es geht dir wohl nicht sehr gut... du scheinst mir ohne Hoffnung zu sein. Hier, nimm einen Teil von meiner Seele, damit du wieder zu Kräften kommst!"
Der Wanderer überreichte dem Weisen das Stück, lächelte noch einmal und verschwand in der Dämmerung.
Der weise Mann aber warf die Seele angewidert auf den Boden.
„Ihr blöden Arschlöcher...", murmelte er, als er seinen Weg fortsetzte.
„Ihr nehmt oder gebt eure Seele, und rennt danach einfach davon.. Nicht einer von euch nimmt sich mehr Zeit dafür, sie zu erforschen. Eine Seele ist nichts, was man verschenken oder auspressen sollte. Ich gab sie euch, damit ihr sie betrachten könnt, und damit ihr erkennt, dass ich einsam bin und einen Weggefährten suche, der mich versteht. Aber für euch ist das nur etwas Unverbindliches... man nimmt oder gibt, wie es einem gerade passt. Hauptsache, es hindert euch nicht daran, euch schnell wieder in eure eigene Welt zurückzuziehen."
Von da an verzichtete der weise Mann auf eine Seele. Denn die Tatsache, dass er einmal eine besessen hatte, hat ihm nur Kummer und Schmerz eingebracht.


An einem Ort nicht weit von hier

Ich lief durch den Regen, und obwohl es mir große Mühe bereitete, einen Fuß vor den anderen zu setzen, konnte ich nicht aufhören zu gehen, bis ich schließlich an der alten Brücke angekommen war.
Majestätisch erhob sie sich vor mir, bereit, mir einen fantastischen Ausblick über das Flachland zu gewähren, und es schien mir so, als wäre sie schon seit Anbeginn der Zeiten an diesem Ort gestanden. Dennoch war ich heute nicht wegen ihrer Schönheit gekommen...

Auf der Brücke stand ein Junge...
Er war noch nicht alt, aber alt genug, um sterben zu wollen.
"Ich werde springen!", sagte er zu mir, und trat einen Schritt näher an das rostige Geländer heran.
Ich nickte ihm zu, denn ich verstand ihn.
"Versuch nicht, mich daran zu hindern!", herrschte er mich an, "Du weißt NICHTS von meinen Gründen, denn du hast nicht gesehen, was ich gesehen habe."
Ich lächelte nur milde und sprach:
"Du meinst diese Kälte, das Gefühl des Verlassenseins, die Einsamkeit? Dieses Gefühl, dass alle nur auf dir Herumhacken und dich keiner versteht... Mitten unter Menschen zu stehen und doch so alleine und schutzlos zu sein..."
Der Junge blickte mich zornig an:
"Dein Psychogelabere kannst du dir sparen. Wie kannst du nur glauben, meinen Schmerz zu kennen? Weißt du, wie oft ich diesen Weg schon in Gedanken gegangen bin? Es gibt keine Hoffnung für mich."
"Da ist dieser Traum...", sprach ich langsam, als spräche ich zu mir selbst,
"Erinnerst du dich? Dieser Traum, den du einmal hattest... der dich so lange davon abgehalten hat, den letzten Schritt zu tun...."
"Der ist längst ausgeträumt. Tot und begraben!", meinte der Junge verächtlich. "Natürlich habe ich mir gewünscht und gebetet, dass es besser wird. Jede gottverdammte Nacht..."
Ich machte mich schon bereit, weiter zu gehen, denn langsam wurde es kalt.
"Eine Frage hab ich noch, dann lass ich dich allein.",
sagte ich schließlich zu dem genervt wirkenden Jungen.
"Dann frag sie schon endlich!"
Und so begann ich leise zu sprechen:

"Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen gerade das Gleiche fühlen wie du? Eine ganze Menge, das versichere ich dir! Die Welt ist schlecht... ja! Wieso solltest du der Einzige sein, der das erfahren hat? Mann, wenn sich alle, die sich gerade in diesem Moment alleingelassen und verzweifelt fühlen, zusammenschließen würden, dann wären sie eine mächtige Armee, die problemlos alle Länder dieser Erde erobern und der Oberflächlichkeit der Menschen etwas Besseres entgegensetzen könnte...
Aber das ist nur eine Wunschvorstellung von mir. Jeder stirbt einsam für sich allein, denn es gibt ja nicht mal eine Möglichkeit, die Gleichgesinnten zu erkennen..."
"Ja, da hast du wohl recht...", antwortete der fremde Junge bitter. "Jeder stirbt für sich allein."
Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu... Er schien bereit zu sein, mir noch ein wenig länger zuzuhören, bevor er seinem Leben ein Ende setzte, und so erzählte ich weiter:

"Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass an einem Ort nicht weit von hier, auf einer Brücke wie dieser, ein einsamer Mensch steht, der genau das Gleiche erlebt hat wie du... der nur darauf wartet, endlich unbeobachtet zu sein, um wenigstens in Frieden sterben zu können... Nur mal angenommen, es wäre
wahr. Würdest du ihm wünschen, dass er springt, oder würdest du ihm vorher noch die Möglichkeit gewähren, sich bei dir auszuheulen... wenigstens noch einen Menschen zu sehen, der seine Gefühle verstehen kann... der ihn wissen lässt, dass er nicht ganz alleine ist. Was ist... würdest du ihm zuhören?"
Der Junge nickte.
"Ja, das würde ich tun. Vielleicht würde der ja meine Situation verstehen... aber es ist eben nicht so."

Da kletterte ich auf das schmale Geländer.
"Mach die Augen auf! Was denkst du, hab ich bei diesem Wetter hier draußen zu suchen, hä? Ich werde jetzt springen... jemanden wie dich zu treffen, beweist mir nur, dass ich Recht damit habe."
Ich breitete wie zum Fliegen meine Arme aus...
Nicht mal einer, der von den anderen genauso wenig verstanden wurde wie ich, war dazu bereit, mir das Gefühl zu geben, einen Freund zu haben.
Diese Welt musste wahrlich schlecht sein!

"Warte!", rief der Junge, der mittlerweile näher an mich herangekommen war, und hielt mich sicherheitshalber fest, damit ich nicht aus Versehen den Halt verlieren und abstürzen konnte...
"Tun wir wirklich das Richtige? Ich habe Angst!"
Ich sah ihm überrascht in die Augen.. und erkannte mich selbst darin.
Langsam kletterte ich zurück auf den Steg, voller Unsicherheit und wirrer Gedanken...
Da stand einer, der war wie ich. Nicht von seinem Aussehen her oder seinen Interessen, die kannte ich ja gar nicht. Nein, er war wie ich, weil er sein Aussehen hässlich fand und er keine Lust mehr hatte, weiterhin seine Interessen
auszuüben...
Uns verband das gleiche ziel, die gleiche Angst und die gleiche Hoffnung. Wir begannen schließlich zu reden, die ganze Nacht hindurch... und ein nie gekanntes Gefühl gegenseitiger Vertrautheit erfüllte uns.

Zum ersten mal in unserem Leben erkannten wir, wo wir waren... Wir rieben uns verwundert die Augen und starrten voller Schrecken auf tausende und abertausende Behältnisse, in denen Menschen wie wir lagen und träumten. Die Matrix existiert wirklich, nur dass sie nicht von Maschinen, sondern von uns selber erzeugt wurde, und dass sie sich nicht "Matrix", sondern "Leistungsgesellschaft" nannte. Und wenn man aus ihr zurückkehrt in die Wirklichkeit, erscheint diese einem dunkel, verlassen und ohne Hoffnung...
Doch nur, weil wir diese Dunkelheit kennen, sind wir in der Lage, die wahre Bedeutung des Lichts zu verstehen und damit endlich zu LEBEN anstatt wie alle anderen nur vom Leben zu träumen...
WIR SIND WACH.


Die Zeit ist reif

Irgend etwas stimmt nicht mit dieser Welt. Ich denke, sie ist zu unbeweglich...
Evolution - Wir entwickeln uns weiter, machen in unzähligen Leben immer neue Erfahrungen... WIR WACHSEN !!!
Doch die Welt... das Gefäß, in dem wir sicher und behütet heranwachsen sollen, ist längst zu klein für uns geworden. Nur eine Frage der Zeit, bis entweder wir oder
die Welt daran zerbrechen werden...

Wir leben nach bestimmten Regeln, gesellschaftlichen Normen und Konventionen.
Und ich glaube nicht, dass das unbedingt schlecht ist. Werte und ein Bewusstsein für
Recht und Unrecht sind wichtig für eine Gemeinschaft, in der viele verschiedene Individuen zusammen leben müssen.
DAS PROBLEM IST:
Die Regeln, nach denen wir gezwungen sind, zu leben, stammen aus einer anderen Zeit... einer anderen Epoche, in der diese Regeln vielleicht sogar benötigt wurden. Aber heute hindern sie uns nur noch am weiteren wachsen, sie schnüren uns die Luft ab und mit der Zeit bringen sie uns den Tod.

Stichwort NATIONALITÄT:
Was soll der scheiß??? Was für einen Unterschied macht es denn, ob ich jetzt östlich oder westlich vom Rhein geboren bin... nördlich oder südlich vom Mittelmeer???
Bin ich dadurch ein anderer???
Sind wir denn so erbärmlich, dass wir uns nicht durch unsere Taten definieren können, sondern nur durch das Stück Erde, auf dem wir zufällig geboren wurden??
Warum wurden Länder denn überhaupt erst geschaffen?? Nationalstaaten sind nichts als Kopfgeburten einiger Kontroll-Fanatiker, die eine rote Linie um eine Karte herum gezogen haben und darauf dann Grenzposten errichteten. Hätten sie die Linie in die Luft gezeichnet, würden sich die Länder über uns im Himmel befinden!! Es ist nichts reales, nur eine Form von Massenhypnose, die seit Jahrtausenden betrieben wird, um die Menschen ruhigstellen, kontrollieren und in bestimmten Bahnen lenken zu können.
Und die meisten lassen dies nur zu gern mit sich anstellen, gibt ihnen das doch ein Gefühl von Geborgenheit und Zusammengehörigkeit. Aber dieses Gefühl ist nur eine Illusion... ein einziger jämmerlicher Selbstbetrug!
Ich bin einem Mitglied meines eigenen Volkes nicht näher als dem eines anderen, nur weil wir von den gleichen Vorfahren abstammen... denn durch das Blut werden vielleicht bestimmte Merkmale unseres vergänglichen Körpers vererbt, ganz sicher aber nicht unsere Seele!
Wozu also weiterhin eine Grenze ziehen, wo es doch eigentlich keine gibt?
Diese Denkweise ist VERALTET und sollte ABGESCHAFFT werden!!!!

Stichwort LIEBE:
Von denjenigen, die bei der Liebe nur nach dem Nutzen fragen, den sie persönlich daraus ziehen können, will ich erst gar nicht zu reden beginnen. Die sind für mich nur Abschaum auf der moralischen Entwicklungsstufe einer Amöbe.
Aber selbst diejenigen, die begriffen haben, was Liebe bedeutet... nämlich mit einem anderen Menschen zu einer Einheit zu werden und den anderen Menschen als genauso wichtig anzusehen wie sich selber... selbst diese Menschen sind oft noch viel zu sehr in ihrem Verständnis eingeschränkt, weil sie einige Regeln als gottgegeben hinnehmen, anstatt diese kritisch zu hinterfragen und sich ihre eigene Meinung dazu zu bilden.
Liebe bedeutet für die Mehrheit der Gesellschaft, dass man im Leben nie mehr als einen Menschen zur gleichen Zeit lieben darf... und dann natürlich nur einen Angehörigen des jeweils anderen Geschlechts.
Was soll der scheiß?? Wer sagt denn, dass nur weil der Mann zwischen den Beinen einen Stecker und die Frau an dieser Stelle eine Öffnung hat, nur gemischtgeschlechtliche Paare sich lieben und zu ihrer Liebe stehen dürfen????
Und warum genau 2 ???
warum können sich nicht 3 oder 4 Menschen gegenseitig lieben und ein Leben lang Treue schwören??
Viele mögen nun einwenden, dass Männer eben auf Brüste und glatte Haut stehen, während Frauen eher auf männlichere Formen, Barthaare und Schwänze stehen.
Aber dadurch offenbaren sie nur, wie sehr sie schon von der seit Jahrtausenden vorherrschenden Denkweise beeinflusst worden sind!
Ein Busen ist zum Beispiel ein Körperteil wie ein Oberschenkel oder ein Bierbauch... und rein objektiv gesehen gibt es keinen Grund dafür, das eine erotischer zu finden als das andere. Doch seit frühester Kindheit werden die Menschen von Eltern, den Medien oder ihrer Clique dazu trainiert, dass sie auf gewisse Reize auf eine ganz bestimmte Art zu reagieren haben. Das geschieht völlig unbewusst, bis es die Menschen eines Tages als Selbstverständlichkeit ansehen. Doch wahre Liebe ist nicht vom Geschlecht abhängig, sondern bezieht sich auf die Vereinigung zweier Seelen. Alles andere ist im besten Fall nur Sex.
Natürlich ist es klar, dass weibliche Brüste sich weich und ziemlich angenehm anfühlen... aber dieses Gefühl, das beim Anschmiegen an den Busen entsteht, ist bei Männern und Frauen das selbe, wenn diese nur unvoreingenommen an die Sache herangehen würden. Somit ist das kein Grund, der für eine strenge Heterosexualität spricht.
Ebensowenig wie die Tatsache, dass sich die Menschen ja schließlich auch fortpflanzen müssen und das eben nur bei gemischtgeschlechtlichen Paaren geht... Wer Liebe nämlich darauf beschränkt, der hat überhaupt nichts davon verstanden.
Dennoch ist es gesellschaftlich verpönt, wenn sich zwei gleichgeschlechtliche Menschen lieben, oder wenn sich (was im Moment noch eher die Ausnahme ist, da es einen hohen geistigen und moralischen Entwicklungsstand erfordert) gleich mehr als nur zwei Menschen miteinander vereinigen.
Heiraten... den Bund fürs Leben schließen... Eigentlich eine nette Tradition, aber mit den obengenannten Beschränkungen nur eine Fessel, die freiem Denken und dem Erreichen einer höheren Entwicklungsstufe im Weg steht.
Warum lassen sich die Menschen nur dermaßen für dumm verkaufen, und legen die Entscheidung darüber, wie sie ihr Leben gestalten wollen, in die Hände von anderen?
Nur weil irgendwelche machtgeilen Priester auf irgendwelchen alten Schriftrollen ihre persönlichen sexuellen Vorlieben aufgeschrieben haben, müssen sich alle danach richten???
Wer sagt denn, welche Liebe die EINZIG WAHRE ist??
GOTT ????
Nee, der hat ganz sicher nicht gesagt, dass man nur einen Menschen lieben darf, und zwar nur einen Angehörigen des jeweils anderen Geschlechts... Wer meint, dass Gott zu ihm spricht und ihm so einen Unsinn diktiert, ist weder Moses noch irgendein sonstiger Prophet, sondern einfach nur geisteskrank.
MENSCHEN sind es, die es gesagt haben!!
Nur gewöhnliche Menschen wie du und ich... noch dazu Menschen, die seit mehreren tausend Jahren tot sind (zum Glück!!!).
Also scheiß auf diese Menschen und ihre Vorstellungen.
Diese Denkweise ist VERALTET und sollte ABGESCHAFFT werden!!!!

Stichwort KARRIERE:
Nur durch Leistung definiert sich der Wert eines Menschen, wird uns schon von klein auf beigebracht. Dafür sollen wir in der Schule büffeln, später eine anständige Kurzhaar-Frisur tragen. Vor denen, die in der Hierarchie über uns stehen, sollen wir buckeln... und diejenigen treten, die unter uns sind.
Und das alles zum Wohl der Gesellschaft...
NEIN !!!!!
Ich sage scheiß drauf !!!!!!!!
Banken, Versicherungen, Anwälte.... man versucht uns einzureden, dass es ohne diese Institutionen nicht gehen würde... dass alle durchs soziale Netz rutschen und Chaos und Anarchie herrschen würden.
Aber Fakt ist, dass sind nur Lügen und Halbwahrheiten aus einer Zeit, in der die Menschen allmählich vernünftiger wurden und aufgehört haben, an das Märchen vom gottgewollten Herrscher zu glauben. Die Herrschenden mussten sich einen guten Grund einfallen lassen mussten, warum sie eigentlich noch das Recht haben, über andere Menschen herrschen zu dürfen.
Also überlegten sie eine Weile und nannten ihren Einfall schließlich Kapital und Wohlstand. Dadurch stellten sie die Menschen ruhig... sobald einer begann, nach Freiheit zu streben, gab man ihm ein Auto, einen guten Job und glänzende Aussichten für die Zukunft, so dass die Menschen schließlich vergasen, dass sie nur Marionetten waren. Hauptsache, am Abend flimmert „Big Brother" über den Bildschirm... Hauptsache, man hat etwas Tiermehl in seiner Futterkrippe. Dann vergisst man auch, dass irgendwann der Schlachter kommt und einem ne volle Ladung aus dem Bolzenschussgerät verpasst.
Wieder mal nur die totale Manipulation, und wieder fallen die Menschen darauf rein.
Wir können aus dieser Welt ohnehin nichts von dem materiellen Blödsinn mitnehmen, für den wir uns abrackern oder für den wir gar andere übers Ohr hauen... also warum überhaupt mehr als unbedingt notwendig davon zusammenraffen?
Unser materieller Körper sind nicht wir selbst... er ist nur eine Marionette, die von unserem Ich, also von unserer Seele, gesteuert wird.
Daher täten die Menschen gut daran, sich auf die Entwicklung ihrer Seele und die Verbundenheit mit den Seelen anderer zu konzentrieren, und den ganzen Rest lediglich als das anzusehen, was es ist: Als eine manchmal recht kurzweilige, am Ende aber letztlich sinnlose Notwendigkeit
Besser, wir gehen mal wieder raus in die Natur, schauen uns die Welt durch unsere eigenen Augen an, und tragen die Verantwortung für unsere Taten wieder selbst, anstatt vor ihr in diese Scheinwelt aus Religion, Konsum und Gedankenlosigkeit zu flüchten.
Scheiß auf die Leistungsgesellschaft mit ihren ganzen Zwängen, Lügen und auf falschen Werten basierenden Verhaltensregeln...
Diese Denkweise ist VERALTET und sollte ABGESCHAFFT werden!!!!

DIE ZEIT IST REIF FÜR EIN NEUES DENKEN!!!
Das Gefäß, dass sich WELT nennt, muss wachsen, bevor es uns zerstört.
die Fesseln, die uns ins Fleisch schneiden, müssen durchtrennt werden. Nicht durch Gewalt, sondern durch Erkenntnis!!! Wir leben in einer Matrix. Nicht wie im Film von Maschinen erzeugt, sondern von uns selber... von unserer eigenen Angst davor, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und das Leben von HELDEN zu führen.


Es ist unser Leben!!!

Was sind wir ????
Ich meine wir Menschen im Allgemeinen...
Sind wir das Gesicht, das wir im Spiegel sehen? Sind wir die Stimme, mit der wir reden? Sind wir die Ursache dessen, was wir tun?
Wenn ich mich wie ein edler Krieger fühle, aber nur ein jämmerlicher Schwächling bin, in welcher Welt liegt dann die Wahrheit?? In der Welt, die ich sehe, oder in der Welt, an die ich glaube? Und warum bin ich überhaupt ein Schwächling? Weil das in meiner Seele steckt, oder weil man mich dazu erzogen hat so zu sein??
Vieles von dem, was wir als Teil von uns betrachten, ist nämlich nichts als ein Fremdkörper, ein parasitärer Gedanke, der uns von Außen eingepflanzt wurde.
Wenn wir in die Welt geboren werden, sind wir ohne Identität... positiv gesagt, heißt das, wir sind noch in keine Schublade gepresst worden. Dann kommen unsere Eltern und geben uns Namen.
Ein Nazi wird sein Kind vielleicht "Adolf" oder "Siegfried" nennen, ein Christ nennt es vielleicht "Joseph" oder "Lukas".
Damit wurden wir in die erste Schublade gesteckt. Unsere Eltern projizierten ihre unerfüllten Träume in uns.. damit wir so werden, wie sie es sich
vorstellten.
ABER ES IST UNSER LEBEN !!!!!
Wir sollten unsere Namen selber wählen. Nach unseren eigenen Vorbildern oder ganz nach Gefühl.

Dann kommt der Nachname dazu... ein Name, der irgendwann lange vor unserer Zeit einem Bauern von seinem Herren gegeben wurde, um ihn nicht mit anderen verwechseln zu können... ganz so wie man einem Rind ein Brandzeichen verpasst.
War der Bauer fett, heißen wir jetzt vielleicht "Breitmaier"... laberte der Bauer zuviel Scheiße, dürfen wir uns über den Nachnamen "Schwätzer" freuen.
Mit der zeit identifizierten sich die Leute mit ihren Namen, und es entstand ein seltsamer Kult, den man "Ahnenkunde" nannte..
Rassismus im kleinen.. das eigene Blut ist besser als das der anderen und so weiter..
Verschissen hast du spätestens dann, wenn du der einzige zeugungsfähige Nachkomme bist und deine Eltern von dir erwarten, dass du den Familiennamen vor dem Aussterben rettest.
ABER ES IST UNSER LEBEN !!!!!
Wir können nichts für den armseligen Bauern,
der unser Vorfahre war. Wir sind doch kein Auto, dem man einfach ein
Kennzeichen verpassen kann... kein Häftling, dem man eine Nummer gibt.
Und unsere Seele wird wohl kaum durch die Gene weitergereicht.
Noch ehe wir auch nur einen einzigen Blick in die Welt werfen können, wird uns dann noch der Stempel einer Nationalität aufgedruckt.
Sind wir zum Beispiel Deutsche, erwartet man von uns Fleiß und Ehrgeiz, befindet sich Deutschland im Krieg, sollen wir dafür kämpfen... gegen ein anderes Land, in dem wir ebenso gut hätten geboren werden können.
ABER ES IST UNSER LEBEN !!!!!
Wir sollten besser für die Menschen einstehen, zu denen wir uns hingezogen fühlen,
anstatt für diejenigen, die eben zufällig auf dem gleichen Flecken der Erde gelandet sind wie wir.

Naja, irgendwann lernen wir dann Laufen und Sprechen, und wir werden sprechen wie das Umfeld, in dem wir aufwuchsen. Sind wir in eine Arbeiterfamilie geraten, wird uns ein anderes Verhalten antrainiert, als wenn unser Vater Vorstandschef einer großen Bank wäre.
Die ersten Jahre unseres Lebens... wo es so leicht ist, uns zu prägen, verbringen wir mit höchstens einer handvoll verschiedener Menschen, die sich durch nichts anderes qualifizieren mussten, unsere Lehrmeister zu sein, als durch einen gutgetimten Samenerguss.
ABER ES IST UNSER LEBEN !!!!!
Wir sollten alle diese Erfahrungen, die uns von Geburt an prägten, kritisch hinterfragen, sobald wir dazu in der Lage sind, und dann nur diejenigen übernehmen, die auch einer objektiveren Betrachtung standhalten können.
Haben wir Glück und sind nach dieser Eingewöhnungsphase noch halbwegs gesund,
geht es in die Schule... jetzt wird entgültig mit der Selektion begonnen.
Was zuvor recht amateurhaft von den unbedarften Verwandten versucht wurde, wird nun von der studierten Präventiv-Polizei des Staates (= Lehrer) zur eiskalten Perfektion gebracht.
Wir sind jetzt überhaupt keine fühlenden Wesen mehr, sondern Buchstaben-Ansammlungen, hinter die Zahlen und Bewertungen geschrieben werden. Das ganze Leben wird auf ein stück Papier reduziert, und sogenannte Pädagogen, die oft selber nicht mit ihrem Leben klarkommen, sind dazu verpflichtet, über das von anderen zu entscheiden.
"Darf der Bub aufs Gymnasium oder soll er lieber Bauarbeiter werden??" Darüber entscheiden nur die anderen...
ABER ES IST UNSER LEBEN !!!!!
Lernen ist wichtig, ja... aber nur Lernen durch eigenes Nachdenken,
nicht Lernen durch das Auswendiglernen irgendwelcher Dogmen oder Zahlenreihen..
man sollte niemandem mit Wissen vollstopfen, das er gar nicht haben will.
Essen ist wichtig, aber wenn wir es damit übertreiben und mehr in uns reinstopfen als uns gut tut, dann werden wir fett und gehen daran zu Grunde.

Nun, immer noch am Leben ?? Noch nicht vor einen Zug geworfen oder
in der Klapse gelandet??
Dann bist du entweder verdammt stark oder schon längst tot...
Ich war wohl stärker als ich dachte... jedenfalls bin ich noch hier und sehe
nun mein ganzes restliches Leben vor mir ausgebreitet daliegen.
Ein Job??... wieder in eine Schublade gepresst..
Später Heirat?? ... meistens nur, weil es sich eben so gehört.
Kinder?? ... selber noch nicht klug, aber schon reif, anderen ein Vorbild zu sein, was?
Rentner?? ... noch schnell ein Seminar über den Sinn des Lebens besuchen und erkennen, dass man besser vorher drüber nachgedacht hätte.
Und dann tot und das war's.

Dieser Ausblick bietet sich uns nun also, wo es mit der schule zu Ende geht...
man gibt uns alles... Proviant für den weg, eine genaue Karte, die uns sicher durch den Dschungel des Lebens führt...
und was mache ich aufsässiges Kind ??? Ich zerreise die Karte, fresse die
Wegzehrung auf und mache mich mit anderen aufsässigen Kindern in die Gegenrichtung davon.
Erst an diesem Punkt erkennst du, wer du wirklich bist, du erkennst die Lügen und Halbwahrheiten, die dir bisher immer vorgesetzt wurden.
Wenn man nun also fragt, was wir sind, so sage ich: Menschen die eigene Entscheidungen fällen und den Weg, den sie beschreiten, selber bestimmen...
Das, was in uns ist... nicht das, was wir uns im Laufe der zeit angeeignet haben...
DAS SIND WIR !!!!!!.
Keine Nummer, keine Buchstaben, keine Noten und kein einschränkender Körper.
WIR SIND UNSERE TRÄUME.
Wir sind für uns nur das, was wir sein wollen... und sobald ein anderer uns erblickt und uns für das liebt, was wir sind, sind wir es auch für die Welt da draußen.


Was ist die Unity?

Das Leben eines Menschen besteht zu großen Teilen daraus, Erfahrungen zu sammeln, Fehler zu begehen und aus ihnen zu lernen, und mit der Zeit vielleicht auch einige schlechte Angewohnheiten an sich selbst zu erkennen und diese abzulegen.

Manche verstehen mit 30, dass der Übermut der Jugendjahre zu überstürzten und schmerzhaften Fehlentscheidungen führt.
Manche verstehen mit 40, dass wahre Liebe nichts mit Äußerlichkeiten zu tun hat, sondern aus dem Inneren kommt.
Manche verstehen mit 50, dass es zuweilen viel schöner ist, die Ruhe und Stille in der Natur zu genießen, anstatt sich ständig Freizeitaction und Partylärm hinzugeben.
Manche verstehen mit 60, dass man den Sinn des Lebens nicht in der Arbeit, sondern im zwischenmenschlichen Bereich finden wird.
Irgendwann versteht jedenfalls ein jeder diese Dinge... ist nur eine Frage der Zeit. Und wenn man dann alles verstanden hat, ist man im Idealfall 90 Jahre alt, schließt in Frieden mit seinem Leben ab und wartet geduldig auf den Tod.

Nun gibt es aber Menschen, die schon in ihrer Kindheit und Jugend so viel nachgedacht und/oder so viele Erfahrungen gemacht haben, dass sie bereits mit 20 ihre Lektion gelernt und den wahren Wert des Lebens begriffen haben... und die besser als so mancher 90jährige wissen, welches Verhalten richtig und welches falsch ist.
Diese Menschen haben alles, was anderen als selbstverständlich und unantastbar erscheint, hinterfragt, und sich ihre eigenen Gedanken dazu gemacht. Sie sehen ganz genau, was auf der Welt alles schief läuft, und sie sind davon überzeugt, dass es auch anders ginge, wenn die anderen nur nicht so egoistisch und selbstsüchtig wären.
Doch ohne gesellschaftliches Ansehen, Macht und Geld bleiben die kritischen Gedanken dieser Menschen ungehört... oder sie werden dafür gar noch ausgelacht und verspottet.

All jene Menschen sollen hier die Möglichkeit bekommen, der Welt ihre Gedanken mitzuteilen, sich mit anderen auszutauschen und Gleichgesinnte oder gar echte Freunde für die Ewigkeit zu finden. Selbstverständlich sind auch all jene willkommen, die noch nicht so genau wissen, was sie eigentlich wollen. Diese können hier Fragen stellen, sich Tips und Anregungen für ihr weiteres Leben geben lassen oder sich einfach über die Ideale und Ziele der UNITY informieren.


Was genau ist die UNITY ?

Manche fragen sich, was die UNITY eigentlich ist.
Ein Geheimbund? Eine Sekte? Oder nur eine kleine Gruppe von Freunden? Weder noch!
UNITY ist einfach nur eine Philosophie... eine neue Art zu denken, die unserer Meinung nach schon lange überfällig ist, und die unsere Welt entscheidend besser und gerechter machen kann.

Der Grundgedanke ist ausgesprochen simpel. Er beruht auf der Überlegung, dass die materielle Welt nur ein kurzlebiger Teil der ganzen Realität ist, und dass wir am Ende unseres derzeitigen Lebens alles Materielle verlieren werden. Wir werden keine Autos mehr besitzen, keine Autos mehr lieben können (da keine mehr existieren werden), und auch keine neuen Autos bauen können. Wir werden kein Geld mehr haben, da es ohnehin nichts mehr geben wird, was wir damit kaufen könnten. Und wir werden keine Doktor-Titel und Diplome mehr haben, da diese (von einigen Ausrichtungen der Philosophie mal abgesehen) auf materiellen Wissenschaften beruhen, die zu diesem Zeitpunkt längst ebenfalls ihre Bedeutung verloren haben werden. Alles, was uns dann noch bleiben wird, ist die Liebe, das Verständnis und der Respekt, den uns andere Seelen entgegen bringen.
Wenn dem so ist, warum fangen wir dann nicht schon jetzt in unserem derzeitigen Leben bewusst damit an, auf diese gegenseitige Verbundenheit zuzustreben? Warum vergeuden wir erst ein halbes Leben damit, vergänglichen Dingen einen höheren Wert zuzugestehen als dem, was am Ende wirklich zählt?
Warum nehmen wir uns nicht nur so viel materielle Güter, wie wir auch tatsächlich brauchen, und lassen den Überschuss anderen, die bedürftiger sind als wir?

Man kann sich natürlich nicht allen anderen Seelen annehmen. Aber man kann ein paar von ihnen zu seinen Freunden machen, und die anderen wenigstens so behandeln, wie man selber auch behandelt werden möchte. Wenn man erst einmal kapiert hat, auf was es im Leben wirklich ankommt, ist das das Einfachste auf der Welt... denn wer die Unbedeutsamkeit von gesellschaftlichem Ansehen, Macht, Luxus oder Äußerlichkeiten erkannt hat, der wird keine Veranlassung mehr dazu sehen, sich über seine Mitmenschen zu stellen oder diese auszunutzen.
Auf diese Weise werden die Menschen miteinander auskommen, und jedem von ihnen bleibt mehr Zeit für das Streben nach dem, was ihm am meisten bedeutet.

Unsere Idee ist es nun, dass sich alle Menschen in kleinen familienähnlichen Gruppen zusammenschließen. Alle sind gleichberechtigte Brüder und Schwestern, mit dem Unterschied, dass man sich seine Freunde selber ausgesucht hat, und nicht mit jemandem auskommen muss, der einem gar nicht besonders sympathisch ist. Unser Ziel ist es, ein Stück der Ewigkeit schon in dieses vergängliche Leben zu holen, in dem wir uns mit anderen Seelen
vereinen, uns gegenseitig Schutz und Hilfe gewähren und dadurch nicht mehr so einsam und verwundbar sind wie zuvor. Man verliert nicht seine Individualität, aber man erweitert seinen Aktionsradius und seine Möglichkeiten um ein Vielfaches, wenn man sich mit Gleichgesinnten auf diese Weise zusammentut.

Für viele mag diese Denkweise ungewohnt sein... sie passt nicht in das egoistisch geprägte Weltbild der heutigen Zeit, in der das höchste Ziel lautet, in kürzester Zeit so viel kurzfristigen Spaß und vergängliche Reichtümer anzuhäufen wie möglich. Aber wer kann schon mit Sicherheit sagen, dass unsere Sicht der Dinge falsch und die der anderen richtig ist? Es gibt eben mehrere Möglichkeiten, und die eine ist genauso wahrscheinlich wie die andere. Nur kümmert das die meisten Menschen nicht.
Sie gehen einfach davon aus, dass das Weltbild der Mehrheit, nach dem die Menschen seit hunderten von Jahren leben, schon richtig sein wird...
Doch was soll falsch sein an unserem neuen Verständnis vom Leben?

Wir teilen all unsere Gedanken und haben keine Geheimnisse voreinander.
Wieso sollte das etwas Schlechtes sein? So weiß jeder, woran er beim anderen ist. Man kennt sich und kann sich im Notfall blind auf seine Freunde verlassen. Darüber hinaus ist es einfach ein unglaublich befreiendes Gefühl, jemanden zu haben, dem man ehrlich all seine Ängste und Gedanken mitteilen kann, ohne dass man fürchten muss, dass der andere deshalb schlecht von einem denkt oder einen gar auslacht.

Wir teilen unser Geld und unseren Besitz. Alles, was dem anderen gehört, gehört auch einem selber. Wieso sollte das etwas Schlechtes sein? Genaugenommen gehört uns auf dieser Welt ja ohnehin nichts. Nicht mal unseren Körper können wir am Ende mitnehmen. Also warum nicht mit seinen Freunden teilen? Geht es dem einen schlechter, geben ihm die anderen das, was er braucht. Irgendwann wird es vielleicht umgekehrt sein und er wird sich revanchieren. So wird keiner in
der Gruppe jemals Angst um seine Existenz haben müssen... so entsteht kein Neid und keine Eifersucht.

Das Wohl unserer Freunde ist uns wichtiger als alles andere. Weder berufliche noch gesellschaftliche Gründe werden jemals dazu führen können, dass wir einen Freund im Stich lassen oder vertrösten würden.
Warum sollte das etwas Schlechtes sein? Wir sollten uns darüber freuen, wenn wir für andere da sein können und so eine wirklich sinnvolle Aufgabe im Leben haben, durch deren Ausübung wir obendrein noch anderen Menschen als Vorbild dienen können! Davon abgesehen, sind ja nicht nur wir jederzeit für die anderen da, sondern wir wissen auch ganz genau, dass die anderen auch jederzeit für uns da sein werden. Egal wann und wieso wir sie brauchen, wir müssen nur kurz rufen, und unsere Freunde sind zur Stelle. Das gibt einem zu jedem Zeitpunkt Kraft und Sicherheit.

Soweit die Grundprinzipien, denen alle Gruppen in der idealen Gesellschaft, die uns vorschwebt, folgen würden. Unterscheiden würden sie sich vielleicht in ihrem Kleidungs- und Musikgeschmack oder in ihrer Art... manche wären etwas fröhlicher und ausgelassener, andere mehr in sich gekehrt und still. Zumindest würde es für jeden Menschen genügend geeignete Gruppen geben. Und da Vorurteile nicht mehr wichtig wären, und so ein Mensch durch sein schüchternes Auftreten, seine
Hautfarbe oder seinen materiellen Besitz nicht mehr von vorneherein ausgegrenzt werden würde, müsste auch keiner mehr alleine leben, der das nicht selber will. Natürlich gäbe es auch solche, die trotz der Möglichkeiten, gleichgesinnte Freunde zu finden, die Einsamkeit vorziehen würden und nur gelegentlich mit anderen plaudern wollten... auch sie würden mit Respekt behandelt und niemand würde ihnen etwas Böses wollen.
Es ist doch wirklich so einfach, diese Welt zu erschaffen... Es liegt an jedem einzelnen von uns, es in seiner Umgebung zu tun. Niemand wird das verhindern können, denn unser Weltbild ist das Bessere, es gibt einem mehr Sicherheit, weniger Sorgen und mehr echtes Vergnügen. Ich weiß nur eins: Diese Revolution wird kommen! Wie schnell es gehen wird, liegt an uns.


Freundschaft

„Man sieht nur mit dem Herzen gut..."
Ja, da ist wohl was dran. Ich kann da jetzt natürlich nur von mir sprechen. Wie das bei anderen ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Sehen wollte ich schon immer... Zuerst hab ich es vor allem mit den Augen versucht, doch alles was ich sah, war ein unbedeutendes, vergängliches Leben, in dem ich nie mehr als ein
Statist sein würde...
Dann versuchte ich, mit meinem Verstand zu sehen. Aber ich sah nur einen Raum mit hunderten von Türen, die alle in den Abgrund führten. Verschlungene Pfade... ein Irrgarten voller mathematischer Gleichungen, deren Bedeutung sich mir einfach nicht erschließen wollte... Bis ich darüber nachzudenken begann, was mir wirklich etwas bedeutete und wie ich dies erlangen konnte.

Ich wollte Bestätigung... wollte die Gewissheit, das mein Leben sinnvoll ist und nicht nur ein Zufallsprodukt der Evolution.
Vielleicht sollte ich in der Schule besser aufpassen, damit ich später mal eine Führungsposition in der Wirtschaft bekomme und Verantwortung übernehmen kann... vielleicht sollte ich auch zu Greenpeace gehen und ein paar gestrandete Buckelwale retten. Dann wäre meine Existenz nicht ohne Bedeutung gewesen.

Aber ich wollte nicht nur Bestätigung... Ich wollte auch Geborgenheit.
Ich wollte behütet sein wie ein Baby im Schoß seiner Mutter. Ich wollte Trost und Zuflucht
finden vor der kalten Welt da draußen... und mir nicht andauernd komplizierte Gedanken machen müssen.
Wäre ich ein Manager oder ein Umweltschutzaktivist, müsste ich immer nur kämpfen und stark sein.. und das konnte ich nicht. Vielleicht sollte ich mich einfach umbringen... Der Tod würde mir Geborgenheit geben. Im Tod hat man vermutlich keine Angst und keine Schmerzen mehr...

Aber ich wollte nicht nur Geborgenheit... Ich wollte auch Vergnügen haben.
Ich wollte tanzen, spielen, lachen... unbeschwert meine Sexualität genießen... einfach eine gute Zeit haben und so.
Vielleicht sollte ich nach Mallorca gehen... Sangria saufen bis zum Erbrechen, wilde Orgien feiern und meinen Verstand und alles andere vergessen.

Aber ich wollte nicht nur Vergnügen... Ich wollte nicht rumlaufen wie eine prollige Witzfigur... Nein, ich wollte auch ernstgenommen werden.

Ja, da stand ich nun mit meinen Wünschen...
Bestätigung erfahren, mich dabei geborgen fühlen, Spaß haben und trotzdem auch noch ernstgenommen werden... und möglichst von jedem das Bestmögliche... bloß keine Kompromisse eingehen, denn sonst hätte ich wieder nix anderes gehabt als mein früheres unbedeutendes Scheißleben.
Und wieder hab ich nur mit den Augen und dem Verstand gesehen... nicht mit dem Herz. Ich will keiner von den kalten Maschinenmenschen da draußen sein... aber dennoch folge ich
ihren Denkmustern und ihrer Logik.

Wer zum Teufel sagt denn eigentlich, daß ich mich unbedingt in die Gesellschaft einbringen muss, um Bestätigung zu erfahren???
Wenn ich einen Freund habe, der mir sagt, daß er ohne mich nicht mehr leben wollte... ist das nicht Bestätigung genug???

Wieso muss ich sterben oder ein kleines Kind sein, um mich geborgen zu fühlen???
Wenn ich einen Freund habe, der immer für mich da ist... der weiß, was ich fühle, ohne daß ich es aussprechen muss.. der mich in den Arm nimmt und tröstet... ist das nicht Geborgenheit genug???

Warum in teure Discos gehen, mit oberflächlichen Partygästen Smalltalk betreiben und viel Geld für Vergnügungsparks auszugeben, um Spaß zu haben???
Wenn ich einen Freund habe, der weiß, wie er mich ablenken und aufheitern kann...
einen Freund, mit dem ich stundenlang nur auf einer Wiese liegen und in die Sterne schauen kann und dabei wesentlich mehr Spaß habe als zusammen mit hundert anderen Menschen auf einer inszenierten Massenveranstaltung... ist das nicht Vergnügen genug???

Und auch um ernstgenommen zu werden, reicht es, echte Freunde zu haben.
Ich muss keinen Anzug tragen, grimmig drein schauen und langweilige Reden zur Lage der Nation halten, damit man mir zuhört... Ich muss nicht zu einem Psychiater gehen und mein Innerstes analysieren zu lassen, so , wie man beim Kundendienst ein Auto durchleuchtet...
Wenn ich ein paar Freunde habe, die mich kennen wie sich selbst.... mit denen ich mein Leben und meine Träume teile... dann bin ich stark und gefestigt, und dann kann es mir zur auch Not scheißegal sein, was alle anderen auf der Welt von mir denken.

Erst, wenn wir erkennen, daß wir nicht halb so einzigartig sind, wie wir immer glauben...
wenn wir sehen, daß es andere wie uns gibt, die über das Gleiche lachen können... über das Gleiche weinen... die die selben Sehnsüchte und Träume haben wie wir... die genauso verzweifelt und genauso ohne Hoffnung sind...
Wenn wir erkennen, daß wir aus dem selben Material bestehen, und daß das, was uns angeblich voneinander trennt, meist nur durch die Gesellschaft und falsche Erziehung in unsere Köpfe gebracht wurde...
Erst dann sehen wir mit dem Herzen,
erst dann sehen wir richtig.


Kapital-Verbrecher

Dieser Text richtet sich mal wieder an all jene, denen Geld und Macht alles und Moral und Ideale einen Scheißdreck bedeuten...
damit meine ich all diejenigen, die mehr Geld horten, als sie für ihr Leben und ihre Freizeitgestaltung jemals wirklich benötigen werden.
Ich persönlich bin ja auch nicht gerade ein weltabgeschieden im Kloster lebender Bettelmönch... auch ich gehe gern mal einkaufen, auch ich arbeite den Tag über dafür, dass ich am Abend mal einen drauf machen kann
Aber ich könnte mir niemals eine Rolex für 40.000Dm kaufen, wo der 9.99-Wecker von McDonalds doch ebenso gut seine Pflicht erfüllt...
Und ich würde auch als Multimillionär nichts anderes machen, als nachts im Licht der Taschenlampe auf einen Berg zu steigen und die Natur zu genießen.

Ich will jetzt aber nicht jeden reichen Menschen in einen Topf werfen, nicht einmal jeden Inhaber eines Betriebes.
An sich ist es ja auch nicht verwerflich, einem Menschen für seine Arbeit einen gerechten Lohn auszuzahlen...
Solange die Rohstoffe dieser Erde nicht unbegrenzt vorhanden sind,
und solange nicht ein jeder von uns als Bauer und Selbstversorger leben will, sollten wir Geld und Tauschhandel nicht von vorneherein verteufeln.
Wir sollten das Geld nicht als die Wurzel alles Bösen hinstellen...
denn es ist nur der Indikator, nicht der Auslöser dieser Krankheit.

Die Krankheit ist nicht das Geld, sondern die Geltungssucht.
In dem Moment, wo die Menschen ihr Vermögen nicht mehr nur als ein Mittel ansehen, um gemeinsam mit ihren Mitmenschen besser leben zu können,
sondern es als Rechtfertigung benutzten, um sich von ihren Mitmenschen abgrenzen
und nur noch ihrem Egoismus frönen... in dem Moment beginnt die ganze Sache mit dem Geld ziemlich hässlich zu werden.
Der Materialismus wird nicht einfach akzeptiert... er wird zur Religion erhoben. Körperkult, menschenverachtende Fressorgien in 5sterne-Restaurants und sinnlose Prahlerei und Ausbeutung der abhängigen Arbeiterschaft sind die Folge dieses Wahns.
Die Oberschicht empfindet sich durch ihr Geld als etwas Besseres...
und viele aus der Mittel- und Unterschicht sehen diese Wichser auch noch als ein Vorbild an und eifern ihnen nach, in dem sie anderen auf dem Schulhof ihre Jacken abzocken oder verantwortungslos mit dem Geld ihrer Freunde umgehen...
sie machen sozusagen damit nichts anderes im Kleinen, was die Bonzen im großen Maßstab längst perfektioniert haben.
Ja, die Bonzen...
Früher nannte man diese Arschgesichter "Aristokraten". Von Zeit zu Zeit gab es eine Revolution, und man schlug ihnen ihre Köpfe ab.
Eine wunderbare Tradition, die man meiner Meinung nach mal wieder aufleben lassen sollte...

Obwohl... das erledigt sich alles mit der Zeit von selbst.
Denn irgendwann kommt selbst der größte Gierschlund an den Punkt, wo ihn NICHTS mehr befriedigt, wo er sich alles leisten kann und es nicht mehr will.
Dann erkennen sie, dass es noch mehr gibt außer Kapital und Ansehen...
sie brauchen nicht mehr zu arbeiten...
zum ersten Mal in ihrem Leben haben sie Zeit und hören in sich hinein.
Glückwunsch!! Die schaffen es tatsächlich, als 50jährige an den Punkt zu gelangen, wo manche schon mit 12 oder 13 waren.
Bei den Managern, Politikern und anderen Ausbeutern nennt man dieses Gefühl dann
"Midlife-Crisis".
Diese ständig hämmernden Gedanken: "Kann das wirklich alles gewesen sein? Bin ich ein Schwein? Wozu schufte ich überhaupt, wenn ich doch eigentlich nur geliebt und ernstgenommen werden will?"
Klug sind die wenigen, die dann die Notbremse ziehen und aus allem aussteigen...
Die große Mehrheit jedoch verfährt genauso, wie sie es in ihrem erbärmlichen Witz von einem Leben immer getan haben:
"Was ich nicht habe, kann ich mir kaufen!"
Und so kaufen sie sich Seelenheil und ein gutes Gewissen...
sei es bei den Scientologen, der katholischen Kirche oder dem Lions-Club.
(Alles die gleichen Heuchler und machtgeilen Arschlöcher...)
Wunderbar!!
Seele gerettet..
Die Wohlstands-Verbrecher beten jetzt jedesmal vor dem 5sterne-Menue und eröffnen einen Hilfsfond für notleidende Kinder in Wasweissichwo.
Dann machen sie so weiter wie bisher...
Kritisieren nützt da auch nicht viel. Und der Hydra den Kopf abschlagen macht auch keinen Sinn, so lange sofort ein neuer nachwächst...
Es liegt vielmehr an einem jeden von uns, diesen Zustand in unserer persönlichen Umgebung zu verändern!

Einfach, in dem wir als anständige, ehrenhafte Menschen leben... und in dem wir uns in nem 5sterne-Restaurant oder gegenüber von einer sogenannten "Autoritätsperson" oder einem Maßanzug-Träger nicht anders verhalten, als bei McDonalds oder gegenüber einem nach Alkohol stinkenden Hausierer.
Denn die Reichen und Mächtigen sind nichts anderes als das...
Sie hausieren nicht nur, sie reißen uns förmlich die Kleider vom Leib,
und ihre Sucht ist nicht der Alkohol, sondern die Geldgier.
Wahrlich, angesichts solcher erbärmlicher, bettelnder und stehlender Menschenfeinde kann ich nicht das geringste bisschen Respekt empfinden,
nur Abscheu... und vielleicht eine Runde Mitleid.


Der Irrtum der Menschheit

Es war einmal vor langer Zeit, da entstand eine neue Spezies auf dieser Erde, der Mensch... Was ihn von den anderen Arten unterschied war vor allem, dass es der Mensch verstand, um mehrere Ecken zu denken und seine Probleme auf kreative, unkonventionelle und leider auch oft ziemlich kontraproduktive Weise zu lösen.
Zu Beginn lebte das Volk der Menschen mehr oder weniger schlecht vor sich hin, immer den Naturgewalten ausgeliefert... ähnlich wie die Wildschweine, die Buntspechte oder die Velociraptoren.

Einer der Menschen jedoch, nennen wir ihn mal Adam, hatte eines schönen Tages beim Apfelessen die geniale Idee, sich eine Hütte zu bauen, wo er sein Essen und seine Frau aufbewahren konnte, denn er hasste es schon seit jeher, den Beischlaf im Regen betreiben zu müssen. Er baute also, sehr zu Verwunderung seiner im Schlamm fickenden Nachbarn, einen hölzernen Unterschlupf zusammen, und wartete ab.
Als es schließlich zu regnen begann, verstanden endlich auch die anderen, was sich Adam bei der Sache gedacht hatte, und so wurden in kürzester Zeit überall fleißig kleine Hütten und Zelte aus dem Boden gestampft. Jetzt konnten die Menschen vor dem Regen und den Raptoren Schutz finden, sie konnten Früchte und Getreide für Hungerzeiten einlagern und sie hatten ihre Frauen endlich für sich allein. Scheinbar war also nun alles besser geworden.
Aber es gab neue Probleme:
Einige überdurchschnittlich starke, aber dummerweise auch ziemlich faule Exemplare der Gattung Mensch fragten sich, wieso sie sich eigentlich die Mühe machten, ihr Schnitzel im Wald zu fangen, wo doch ihr schwächlicher Nachbar längst eines in seiner Pfanne liegen hatte...
So begab es sich, dass eines Tages ein solcher Wüstling, nennen wir ihn doch Kain, in die Hütte seines Bruders lief, um sich an dessen Essen zu vergreifen. Als dieser ihn jedoch weder von seinem Fleisch noch von seiner Frau kosten lassen wollte, erschlug ihn Kain mit einem steinernen Dildo (ja, so was gab's damals schon....)
Immer mehr Menschen folgten Kains Beispiel, und bald hatte sich die junge menschliche Gemeinschaft in zwei Lager gespalten, nämlich Opfer und Täter.

Zu jener Zeit lebte ein Mann namens Moses. Er wohnte zufrieden in einem Stall, gemeinsam mit seinen Hühnern und einem Esel, den er über alles liebte. Doch eines Tages kam sein Nachbar vorbei, denn er begehrte den Esel in dem selben Maße wie Moses es tat. Der Nachbar vergewaltigte das arme Tier, bevor er es schließlich anzündete, auf einen Stock spießte und Döner nannte.
Moses, der körperlich eher untersetzt war, hatte keine Möglichkeit, sein Hab und Gut mit Gewalt zu verteidigen, und so betrachtete er weinend das Ende seines Nutztiers.
Um sich nun wenigstens vor zukünftigem Schaden zu bewahren, verfiel er auf eine List und sprach zu den Menschen:
„Mir ist Gott erschienen. Der Typ hat gesagt, dass er uns alle erschaffen hat.. und er hat diese 10 Gebote überreicht, auf dass wir alle danach leben und handeln sollen."
Da die Menschen damals nicht schreiben oder lesen konnten, glaubten sie Moses nur zu gern, dass die getrocknete Dino-Kot auf dem Stein die heiligen Schriftzeichen Gottes waren, denn sie hatten genug von der ständig drohenden Gewalt. Die 10 Gebote wurden nun zum allgemeingültigen Gesetz, das für alle Menschen gleichermaßen galt.
Aber da wie gesagt ohnehin keiner entziffern konnte, was da eigentlich draufstand, interpretierte ein jeder Moses Äußerungen anders... und einige behaupteten gar, selber Gott zu sein und schissen zum Beweis auf irgendwelche Steinplatten.
Ein kluger und weitsichtiger Mann hatte den rettenden Einfall und sprach zu den Menschen: „Leute, wenn ihr in Sicherheit und Frieden leben wollt, müsst ihr euer Gehirn einfach ganz tief im Garten vergraben und mich für euch denken lassen! Ein kleiner Preis für Wohlstand und Gesundheit, will ich meinen..."
Und so geschah es...

Erstmal verbuddelt, dauerte es dann ein paar tausend Jahre, bis bei Ausgrabungen ein paar vereinzelte Gehirne gefunden und wieder in Betrieb genommen wurden. Naja, die Menschheit hatte in dieser Zeit auch nicht viel versäumt.. ein König schlug den anderen tot, weil eben jeder der Eine sein wollte, der für die anderen denken durfte.
Als nun einige Gehirne wieder funktionierten, war gerade ein ganz böswilliger Herrscher an der Macht, ein kleiner Österreicher, den wir im weiteren Verlauf Adolf nennen wollen. Er hatte vor, alle Pizzerias in ganz Europa durch deutschnationale Bockwurstbuden ersetzen zu lassen... Diese gewaltige Unverschämtheit konnte sich selbst der dümmste Mensch nicht ernsthaft bieten lassen, und so kam es, dass sich schließlich alle gegen Adolf verbündeten und ihm schließlich nur noch den Ausweg ließen, gemeinsam mit seinen zwei letzten verbliebenen deutschen Schäferhunden Selbstmord zu begehen.
„Puh, das war knapp!", dachten die alliierten Könige, denn um ein Haar hätte ihr größenwahnsinniger Kollege in seinem unersättlichen Hunger sämtliche Melkkühe und Legehennen geschlachtet und verzehrt... Allein der Gedanke an die ganzen Toten, die nun nie wieder Steuern würden zahlen können, trieb ihnen schon die Krokodilstränen in die Augen... Wie konnte man solche Barbarei in Zukunft verhindern?
Schließlich kamen sowohl die Amerikaner als auch die Russen auf die selbe Idee: Sie sagten, dass alle Menschen gleich wären und die gleichen Rechte besäßen.
Die Amis hatten Hollywood und Coca Cola, und so folgten viele begeistert ihrer Idee und nannten sie „Kapitalismus". Die Russen hingegen hatten außer Tschernobyl und Schokolade aus Rindergelatine nicht allzu viel zu bieten, so dass dieser Konflikt nach einigen Jahrzehnten zugunsten der USA entschieden wurde.

Der Kapitalismus überzog die ganze Welt, und selbst der letzte Dschihad-Fanatiker in
Hinter-Ramadan war froh, einen McDonalds in seiner Nähe zu haben, um sich vor dem Zünden der Autobombe am Drive-In-Schalter noch einmal kulinarisch verwöhnen zu lassen.
Doch wie konnte man sichergehen, dass nicht wieder geraubt und geplündert wurde wie zu Zeiten Moses?
Ein Problem, denn wo viel Reichtum war, war auch viel Armut, und die Armen forderten ihr Recht auf Gleichheit ein... Frieden sollte aber doch von Dauer sein und für jeden gelten.
Doch auch diese Schwierigkeiten bekam man in den Griff. Man nahm den Menschen ihre Waffen ab, damit sie sich nicht mehr bekriegen konnten, man züchtete ganze Schwärme von Rechtsanwälten, damit sich die Menschen auch nicht mehr verbal attackieren und beleidigen konnten, und man gab jeder Zielgruppe genau die Unterhaltung, die sie sich wünschte... Den Kleinen gab man Teletubbies und Pokemons, den Großen Steven Spielberg und Pamela Anderson, und die Hirnamputierten bekamen Big Brother und den Ballermann.
Doch wieder zeigte sich ein Problem: Die Menschen begannen zu verblöden, und Kühe die nur getrocknetes Stroh aßen, gaben nun mal keine frische Milch.
Also kam man auf die glorreiche Idee, den Menschen wieder ein wenig mehr Ansporn zu geben, sich zu engagieren. Die äußeren Bedingungen sollten an jedem Ort und zu jeder Zeit identisch sein, damit jeder Mensch durch mehr Leistung auch mehr Profit erzielen konnte... Man führte für alles und jeden Noten und Zeugnisse ein, damit man die Fähigkeiten eines jeden Einzelnen objektiv und stimmig bewerten konnte. Und damit das Leben immer gleich fair ablief, wurde es komplett durch Formulare, Akten und Paragraphen geregelt... bis man eines Tages vor dem Betreten einer öffentlichen Toilette eine zehnseitige eidesstattliche Erklärung abgeben musste, dass man zuvor über die Risiken einer bakteriellen Infektion bei unsachgemäßer Bedienung ausreichend informiert worden ist.

Ja, so weit war es gekommen, und doch waren schon wieder manche unzufrieden, denn ihnen fehlte Bestätigung.
Denn es war irrelevant geworden, ob man ein treuer Freund oder ein selbstsüchtiger Egoist war... man wurde von allen gleich gut behandelt, da der vorschriftsmäßige Umgang mit den Mitmenschen längst von einem eigenen Ministerium überwacht wurde. Regelmäßiges Qualitätsmanagement, DIN-Iso-genormte zwischenmenschliche Kontakte, damit ja keine Ungerechtigkeiten, Vorurteile, Risiken oder Konflikte mehr entstehen konnten...
Doch immer mehr Menschen fühlten sich nur noch existent, nicht mehr lebendig, und einer von ihnen schrie es in die Welt hinaus:
„Verdammt, ich will frei sein !!! Ich will für mich selbst entscheiden können, was richtig und was falsch ist, ich will in der Natur leben und auch einen gewissen Unsicherheitsfaktor in meinem Leben haben... wilde Tiere, oder das Wetter vielleicht...."
Immer mehr Menschen lehnten sich auf, und nach einer blutigen Rebellion, bei der Bill Gates als Führer der Illuminaten entlarvt und hingerichtet wurde, fiel das ganze System in sich zusammen...
Die Gebäude verrotteten, und die Menschen lebten wieder wie Adam und Eva.
Doch es gab da ein Problem...

Soviel zu dieser kurzen Zusammenfassung vergangener und zukünftiger Ereignisse...
Das ist der Irrtum der Menschheit:
Es wird sich NIEMALS etwas ändern, so lange wir verzweifelt darüber nachdenken, wie wir unsere Lebensumstände verbessern könnten.
Vielmehr müssen wir zu uns selbst finden, zu verstehen lernen, den Überblick erlangen... und das UNABHÄNGIG von den herrschenden Lebensumständen. Man muss weder in einer Anarchie, noch in einer Demokratie oder einer Diktatur leben, um sich über den Sinn des Lebens Gedanken zu machen... um ein besserer Mensch zu werden.
Ich denke, wir sollten mal langsam eine Stufe auf der Evolutionsleiter nach oben klettern, und dabei lieber zu den Göttern in den Himmel schauen, als die Affen auf dem Boden anzustarren.
Nur so wird es eines Tages kein „aber" und keine Probleme mehr geben.


Mein Leben

In meiner Kindheit war ich ein Kind wie die anderen auch. Ich meine, so richtig mit Sandkasten, Cowboy-und-Indianer-Spielen und allem was sonst so dazugehört.
Gut, vielleicht habe ich schon damals immer mein Spielzeug mit meinen "Freunden" geteilt, und mich dann gewundert, warum ich es nie wieder zurück bekam... hab mir darüber aber jedenfalls noch keine Gedanken gemacht.
Dann kam die Schule.
Aus den ehemals gleichen Altersgenossen selektierte der Staat diejenigen aus, die er für seinen Zweck als nützlich empfand, und nannte sie "Gymnasiasten".
Zu denen zählte auch ich. (HA, wenn die gewusst hätten!! *g*)
Ich also Gymi, die fünfte und sechste Klasse war noch ziemlich ähnlich wie die Grundschule, ein netter Spaß eben.
Auffälligste Erinnerung, die ich an die damalige Zeit habe, war, dass meine Eltern einmal in die Schule kommen mussten, weil ich in der Klasse wohl etwas zu laut von dem neuesten "Nightmare on Elmstreet"-Film erzählt hatte... was meinem Lehrer wiederum ernsthaft Sorgen machte, schließlich war ich damals erst 12.
Naja, drauf geschissen... meine Eltern haben die Pädagogen-Dumpfbacke schließlich davon überzeugt, dass ich ein ganz netter Junge bin und keineswegs daheim ausflippe und Katzen den Kopf abreiße oder ähnliches... und so kam ich in die 7. Klasse.
Vorbereitung aufs Schullandheim, Tanzkurs und jeder erdenklicher Gruppenzwang, der zu der Teenie-Zeit eben dazugehört. Cool war bei den Jungs, wer rauchte, alkoholische Getränke konsumierte und auf HeavyMetal stand (Ja, auch wenn das heute kaum noch einer weiß... ne zeitlang war Metal richtige Lemming-Musik, dank Gruppen wie "Guns and Roses" und "Metallica")
Tja, ich fand an all dem einfach nichts.
Kein Kekswichsen, keine Angeber-Partys... ich habe irgendwie gemerkt, dass das alles nicht so ganz meine Welt ist.
Ach was, sind wir doch ehrlich: Ich war noch voll das Kind, hab nur Videospiele und Lehrer verarschen im Kopf gehabt. Dann kam DSA.
Bei Rollenspielen wie Schwarzes Auge oder AD&D, die damals gerade begannen, in Deutschland Fuß zu fassen, entdeckte ich meine Liebe zum Mittelalter, zu den Idealen der Krieger...
besser gesagt, damals trat ich zum ersten mal damit in Kontakt. Das hatte sich jedoch ziemlich schnell wieder erledigt, da man solche Rollenspiele nur ziemlich schlecht alleine spielen konnte, und meine Mitschüler kein besonderes Interesse daran zeigten.
Gut, dann war ich irgendwann 15. Ich war 15, und hab auf einmal gecheckt, dass ich noch keine Freundin hatte... aber das musste man ja mit 15, sagten mir meine Klassenkameraden. Also ich überall rumgesucht, noch eine zu finden,
aber scheisse, ich Idiot hielt es ja nicht für nötig, einen Tanzkurs zu besuchen, und auch im Schullandheim hatte ich es ja vorgezogen, mit meinen wenigen Vertrauten im dunklen Zimmer Fantasy-Rollenspiele zu spielen, anstatt runter zu den anderen auf die Party zu gehen.
Was folgten, waren einige ziemlich peinliche Anmach-Versuche meinerseits gegenüber dem weiblichen Geschlecht... doch außer meinem ersten richtigen Rendevouz mit 2 Mädels gleichzeitig (welches leider ergebnislos endete), kam nicht viel dabei heraus.
Zusammengefasst: Ich war 15, interessierte mich weder für Markenklamotten, nahm keine Drogen, hörte keine angesagte Musik und hatte obendrein keine Freundin.
Außenseiter par excelance eben...
andererseits... wenn man in diesem Alter einen Haufen Videospiele hat, und es einem scheissegal ist, was der Lehrer oder andere Mitschüler von einem halten, gilt man auch irgendwie schon wieder als "Cool".
Cool, aber unnahbar eben. Dabei war ich alles andere als das.
Wenn ich alleine daheim saß, dachte ich mir Geschichten aus... Geschichten, in denen all das vorkam, was ich nicht hatte. Echte Freunde, die mich verstanden, und eine sinnvolle Aufgabe im Leben zum Beispiel.
Ziemlich lange lebte ich auf diese Weise. Meine Freunde waren nur Ausgeburten meiner Fantasie, während meine Klassenkameraden mich nur dann benötigten, wenn sie in einem Videospiel nicht weiter wussten oder einem Lehrer einen Streich spielen wollten.
So beschränkte ich den Kontakt zu den anderen (meist ungewollt) auf das allernötigste tägliche Miteinander... ich habe mich kaltgestellt... tiefgefroren, wie Mel Gibson in "Forever Young".
In der Zeit, in der sich alle anderen veränderten, blieb ich konstant.
Die gleichen Träume, die gleichen imaginären Freunde... mit 15 wie mit 19.
Dann wachte ich auf... ich stand plötzlich kurz vor dem Abitur, aus meinen Mitschülern waren möchtegern-erwachsene, selbstbewußte Menschen geworden, doch an mir waren die letzten Jahre spurlos vorüber gegangen. Ich sah mit den Augen eines 15jährigen auf Menschen, die früher meine Freunde waren, und sich nun benahmen wie all die arroganten Oberstüfler, die sie damals genauso gehasst haben wie ich.
Streiche spielen und HeavyMetal war mittlerweile "out". Was bei den anderen zählte, waren ein guter Start ins Berufsleben und das samstägliche Abtanzen in der angesagten Techno-Disco.
Was war mit mir geschehen???
Wo war ich???
In was für einer Zeit, an was für einem Ort, bin ich da aufgewacht???
War das die Welt der Erwachsenen?
Scheiss drauf, das konnte nicht sein... es musste doch Leute geben, die so waren, wie diejenigen, die ich in Filmen oder in meinen selbsterfundenen Geschichten immer bewundert hatte. Menschen mit Ehre im Leib, denen man blind vertrauen konnte, die einen nicht für eine CD oder zwanzig Mark schon verraten würden...
Ich wußte, dass ich endlich meinen Arsch hochkriegen musste, und begann zu suchen. Fündig wurde ich beim Zivildienst.
Ich hatte nen Monat lang schon da gearbeitet, meine Kollegen waren mir bis dato eigentlich scheissegal gewesen... naja, nicht alle. An die coolen Machos hab ich mich rangehalten, wollte mit auf deren Partys, um vielleicht dadurch echte Freunde zu gewinnen.
Nur Freundschaft fand ich genau da, wo ich sie nicht erwartet hatte...
bei einem ziemlich durchgeknallten Zivi-kollegen, der von den anderen eigentlich immer eher gemieden wurde. Ich saß einfach so da und starrte ihn an,
wie ich es schon oft getan hatte. Und da war auf einmal diese innere Stimme, die mir sagte: "Was suchst du eigentlich immer so weit weg? Der Typ, der dir da gegenüber sitzt, ist genau die Sorte von Helden, die du in deinen Geschichten beschreibst. Er lebt nur in der falschen Zeit, um das auch ausleben zu können!"
Gut, also wir wurden so ne Art Freunde, falls man das so nennen kann...
Ich war Edward, er Kevin. Außenseiter, Schicksalsgenossen. Echte Freunde?
Nein, aber die Geschichte kennt ihr ja. Wenn nicht, nachzulesen in der ersten Hälfte von "Buch 1", welches oben in der Titelleiste im Unity-Forum anwählbar ist...
Er wollte oder konnte jedenfalls nicht mein Freund sein.
Zivi zu ende, den Einzigen aus den Augen verloren, den ich je in meinem Leben als ebenbürtig empfand und zu meinem Freund haben wollte... so war ich natürlich ziemlich frustriert. Wollte am liebsten freiwillig aus dem Leben scheiden.
Ich suchte eine Antwort, fand aber nur einen leeren Block, den ich mit Zeilen zu füllen begann. Die Rohfassung von UNITY 1 entstand.
Dumm nur, dass ich mich immer mehr in die Geschichte reinversetzte... dunkle, düstere Gedanken wurden mein ständiger Begleiter. Ich dachte an alles, woran andere nie dachten... ich hinterfragte alles und jeden. Ich wuchs ganz gewaltig in dieser Zeit, und langsam begannen sich alle Fragmente meines bisherigen Lebens zu einem stimmigen Bild zusammenzufügen.
Nach etlichen weiteren Versuchen, die ich unternahm, um IRL Freunde zu finden, gab ich genervt auf, denn sie endeten für gewöhnlich damit, dass ich entweder nur ausgenutzt wurde oder als Lückenfüller zwischen den gesellschaftlichen Verpflichtungen, die die anderen hatten, angesehen wurde.
Doch dann kam mir endlich die rettende Idee: Das INTERNET.
Ich also ins Netz, erst mal nur lauter Idioten kennengelernt, dann schließlich über das Weltverschwörungs-Forum zu Parsimony gekommen...
und dann hab ich mitgekriegt, dass selbst ein absoluter Lamer wie ich in der Lage ist, ein Forum zu eröffnen. Da hab ich mir gesagt: OK, warum nicht... versuchen kann ichs ja mal.
Der Rest ist Geschichte.
Ich hatte einen Platz im Leben gefunden... die Aufgabe, die andere im Leistungsficken oder Karrieremachen gefunden zu haben glauben.
Und je mehr ich nachgedacht habe, umso deutlicher wurde mir alles. Ich schrieb einen Text nach dem anderen, ging immer weiter auf der Suche nach einem eventuellen Sinn.
Welchen Sinn könnte es machen, so ein Leben wie ich zu führen?
Die anderen bei ihrer Entwicklung zu beobachten, sehen, wie sie sich selbst und ihre einstigen Ideale verraten haben... wie aus ausgeflippten Teenies spießige BWL-Studenten wurden.
Und schließlich Freunde zu finden, die genauso von den anderen nur verarscht wurden wie ich selber...
WAS FÜR EINEN SINN könnte ein solches Leben haben?
WOZU dieses Leben???
Meine Antwort darauf: Um etwas zu erkennen, was andere noch nicht erkannt haben. Und um dieses Wissen weiterzureichen.
Um diejenigen, die unter ihrem Leben leiden, aber noch nicht wissen, warum... um diejenigen, die sich selber für die Krankheit halten, obwohl sie die einzig mögliche Therapie sind... um all diejenigen zu unterstützen, bin ich hier.
Dafür mache ich das alles!


Eine neue Art zu leben

Bei meinen Recherchen nach Möglichkeiten, unsere problemüberfrachtete Welt gerechter und besser zu machen, bin ich auf eine Gruppe von Menschen gestoßen, die mit einer neuartigen Denkweise an die Problematik herangehen, und die meiner Meinung nach auf dem besten Weg sind, um über kurz oder lang eine dauerhafte Veränderung auf unserem Planeten herbeizuführen... Ich rede von den sogenannten Wächtern.
Sie leben scheinbar das Leben eines normalen Durchschnittsmenschen... sie gehen in die Schule, zur Arbeit oder auf Rockkonzerte. Doch etwas unterscheidet sie von ihren Mitschülern und ihren Arbeitskollegen: Sie haben nämlich eine ganz bestimmte Grenze durchbrochen. Eine Barriere, die in den Köpfen der meisten Leute zu finden ist. Sie haben erkannt, was im Leben wirklich zählt, nämlich sich mit den Menschen, die man mag, zu vereinen und eine friedliche, gerechte Welt zu schaffen... und sie haben erkannt, wie vergeblich das egoistische Streben nach materiellem Luxus, von dem viele Menschen in der heutigen Gesellschaft angetrieben werden, im Grunde ist. Und mehr noch: Sie leben das, was sie erkannt haben, ihren Mitmenschen vor, und sorgen somit langsam aber sicher dafür, dass sich mit der Zeit auch deren Denkweise grundliegend verändert.
So leben sie unter uns, während sie versuchen, das Bestmögliche aus ihrem Dasein herauszuholen... und nebenbei beobachten sie uns und machen sich Gedanken über Dinge, an die wir nicht einmal im Traum zu denken wagen. Ja, wie ein alter Wasserspeier am Wegrand mögen sie harmlos wirken, denn sie prahlen nicht und sind überhaupt eher unauffällige Menschen. Doch in Wahrheit sind sie immer wachsam... sie achten auf die Wahrung ihrer Ideale und auf das Wohl der Menschen, die ihnen etwas bedeuten, und sind jederzeit bereit, bei Bedarf regulierend in das Geschehen einzugreifen und ihre Werte zu verteidigen.
Wie gesagt, ich habe einige von ihnen getroffen. Und es ist mir sogar gelungen, einen dieser unscheinbaren und dennoch für die Entwicklung eines neuen ethischen und moralischen Bewusstseins so wichtigen Menschen zu einem Interview zu überreden. Da er im folgenden repräsentativ für viele Gleichdenkende sprechen wird, werde ich ihn im weiteren Verlauf des Textes einfach als „Wächter" bezeichnen.
Er hat mich noch gebeten, darauf hinzuweisen, dass er trotz seiner Bemühung, für alle Wächter zu sprechen, ein Individuum ist und dass es daher durchaus zu geringfügigen Abweichungen zu dem, was andere Wächter sagen würden, kommen kann. Bevor es nun losgeht, noch eine Warnung an den Leser: Manche der Äußerungen des Wächters werden auf unvorbereitete Menschen vielleicht radikal und unverständlich wirken, doch liegt dies dann in erster Linie daran, dass deren Denken schon zu sehr von den althergebrachten Vorstellungen geprägt worden ist. Am Besten, man bemüht sich, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen, und dem Wächter eine faire Chance zu geben, von seiner Überzeugung und den Gründen, die dafür sprechen, zu berichten... denn es lohnt sich meiner Meinung nach, sich näher mit dieser neuartigen Lebensweise zu beschäftigen.

Frage:
„Wie lange bist du dir schon bewusst, dass der Weg den du gehen willst ein anderer ist als der deiner Mitmenschen?"

Wächter:
„Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich anders war. Nur sah ich es zuerst als ein Makel an... als einen Fehler. Schließlich war ich der einzige, der so dachte, während all die anderen Menschen damit offensichtlich nichts anzufangen wussten. Also ging ich davon aus, dass mit mir ganz offensichtlich etwas nicht stimmte. Doch verbiegen wollte und konnte ich mich nicht... so zog ich mich mit der Zeit immer mehr von meinen Mitmenschen zurück. Aber ich lernte in diesen Jahren vieles, denn ich beobachtete meine Umgebung sehr intensiv und machte mir ziemlich viele Gedanken über das, was ich sah. Nach langen Überlegungen und vielen negativen neuen Erfahrungen kam ich schließlich zu dem Schluss, dass mit mir eigentlich alles in Ordnung war... dass mit dem Denken und dem Verhalten der anderen etwas nicht stimmen konnte. Anfangs war es schwer, sich gegen eine so große Mehrheit zu behaupten, doch ich fand einige Menschen, die meine Ansichten teilten... sie gaben mir Kraft und die Bestätigung, die ich so dringend benötigte."

Frage:
„Du sagst, dass etwas mit dem Denken und Verhalten der anderen nicht stimmen kann. Wie kommst du zu dieser Schlussfolgerung?"

Wächter:
„Wenn ich mich umsehe, sehe ich so viele Menschen, die über Probleme jammern. Probleme, die sich mit ein bisschen Abstand und kritischem Nachdenken von alleine lösen würden. Stichwort Beziehungen: Eine der Hauptursachen für Stress und Unzufriedenheit. Da werden Menschen eifersüchtig, sie verdächtigen, verlassen und betrügen einander... und dann fragen sie sich allen ernstes: Ist unsere Liebe noch zu retten? Da kann ich nur noch lauthals lachen. Denn wahre Liebe bedeutet, dass einem der andere Mensch mehr bedeutet als das eigene Leben. Man würde sich für ihn opfern, und wenn es Streit gibt, dann höchstens darüber, wer sich zuerst für den anderen opfern darf. Niemals würden sich wahre Liebende über eine nicht ordnungsgemäß hochgeklappte Klobrille streiten, oder über eine dritte Person, die dem Partner angeblich schöne Augen gemacht hat. Leuten, die sich so verhalten und darunter leiden, kann ich nur zurufen: Ihr hattet nie eine Liebe, die ihr retten könntet! So einfach ist das. Sie haben es nur versucht, sie wollten Liebe spielen, ganz so wie sie es im Fernsehen so oft gesehen haben... doch sie waren in ihrer Entwicklung noch nicht weit genug, sie waren keine idealisierten Helden. Ihr eigener Egoismus war ihnen im Weg und hat ihnen ein Bein gestellt. Ein Mensch, der hingegen wahrhaft liebt, dem wird keine Widrigkeit, die ihm begegnet, wichtiger sein als seine Liebe. Er wird all seine anderen Wünsche und Träume der einen Liebe unterordnen. Somit ist nicht Liebe das, was Probleme erzeugt... die entstehen hauptsächlich durch das Gefühl der Begierde, vor allem, wenn es nur von einer Seite ausgeht. Wenn die Menschen das mal erkennen würden, könnte schon viel Ärger auf dieser Welt vermieden werden."

Frage:
„Einen Moment mal! Machst du es dir da nicht ein bisschen einfach? Die Menschen haben nun mal auch gewisse Bedürfnisse, die sie befriedigen wollen. Wer ist schon ein idealisierter Held?"

Wächter:
„Gut. Dann sollen sie ihrem Partner aber nicht so einen Scheiss erzählen, von wegen dass sie ihn über alles lieben würden... sie sollen dann einfach so ehrlich sein und sagen: Du machst mich geil, ich will dich ficken, und zwar ohne dass ich mich dir gegenüber zu irgendwas verpflichtet fühlen muss! Oder sie sollen wenigstens zugeben, dass ihr Verbundenheitsgefühl für den anderen nun mal seine Grenzen hat. Zumindest so viel Ehrlichkeit wird man doch wohl erwarten können, oder? Aber vermutlich fällt es den Menschen schon schwer, zu sich selbst so ehrlich zu sein. Lieber reden sie sich ein, dass sie wissen, was Liebe ist. Denn das lässt einen in einem romantischeren Licht erscheinen, als wenn man zugeben muss, es letztlich nur auf unverbindlichen Sex abgesehen zu haben."

Frage:
„Wie ist es mit Freundschaft? Machst du da Unterschiede zur Liebe oder denkst du, dass auch unter Freunden das Wohl des anderen wichtiger sein sollte als das eigene?"

Wächter:
„Nun, es sollte einem doch mindestens genauso wichtig sein. Die Menschen benutzen das Wort Freundschaft für alle möglichen Dinge... bei den einen hört diese Freundschaft dann beim Geld auf. Für andere endet sie schon, wenn es mal darum geht, für einen Freund ein paar Stunden seiner Zeit zu opfern. Aber all das ist einfach keine Freundschaft, stellen wir uns doch endlich den Tatsachen! Es gibt im Grunde doch nur zwei Möglichkeiten: Entweder, ich bin bereit, alles für einen anderen Menschen zu tun, oder ich bin dazu nicht bereit. Wenn ich dazu nicht bereit bin, ist es nur ein Zweckbündnis... man verspricht sich einen wie auch immer gearteten Vorteil vom anderen und ist nur deshalb mit ihm zusammen. So etwas Freundschaft zu nennen, da sträuben sich bei mir sämtliche Nackenhaare. Das ist ein Abkommen, nichts weiter... und als nichts anderes sollte es dann auch definiert werden! Sollen sie sich statt Freunde meinetwegen Geschäftspartner nennen... das würde dem wahren Zustand wesentlich näher kommen, und es würde helfen, Missverständnisse zu vermeiden."

Frage:
„Kannst du mir weitere Beispiele nennen, wo sich die anderen Menschen deiner Meinung nach unnötige Probleme machen?"

Wächter:
„Das größte Problem neben dem falschen Verständnis von Liebe und Freundschaft ist der Irrglaube, dass materieller Besitz einen Menschen glücklich machen könnte. Da schuften die Menschen ihr Leben lang, kriechen sich gegenseitig in den Arsch, um Karriere zu machen, und wofür das alles? Für nichts und wieder nichts, denn man gewöhnt sich reichlich schnell an seine Lebensumstände, so dass es nach einiger Zeit gar keinen großen Unterschied mehr macht, wie viel Geld man besitzt. Als Beispiel nehmen wir mal irgendeinen Kaffeebauern in Mexiko. Er hat eine kleine, quadratische Hütte, einen kleinen Truck, und ansonsten nur seine Familie und Nachbarn. Er lebt sein Leben, er liebt seine Frau, er hat Abends Spaß mit seinen Freunden, beim Tequilatrinken und Kartenspielen. Glaub mir, der ist kein bisschen mehr oder weniger glücklich wie der reiche amerikanische Fettsack, der in einer Villa mit 7 Schlafzimmern wohnt, der 20 Autos hat und der sich regelmäßig mit seinen Geschäftspartnern trifft, um Champagner zu trinken und Golf zu spielen. Denn was hat man von 7 Schlafzimmern, wo man doch nur eines zur selben Zeit benutzen kann? Was hat man von 20 Autos? Vielleicht ein wenig mehr Abwechslung, aber die kann ich auch haben, wenn ich mir auf meinen Truck verschiedene bunte Bilder klebe. Überhaupt, es ist eben alles eine Frage der Einstellung. Sehe ich materiellen Besitz als etwas erstrebenswertes an? Dann muss ich mich dafür abrackern, muss ständig auf meinen Besitz aufpassen, muss ihn pflegen, muss mir Sorgen machen... die ganze Zeit meines Lebens geht für etwas drauf, was ich am Ende ohnehin zurücklassen muss. Wenn ich hingegen nur meine Grundbedürfnisse decke, also ein Dach überm Kopf, genug zu essen, ein Fortbewegungsmittel, um von A nach B zu kommen, vielleicht noch ein Mittel zur Kommunikation über weite Entfernung, dann habe ich ungleich mehr Zeit für die wesentlichen Dinge im Leben... für die schöpferische Kraft, die in mir drin steckt, oder für die Menschen, die mir etwas bedeuten."

Frage:
„Aber auch materieller Besitz kann einem doch eine gute Zeit bereiten... Wer fährt nicht gern ein schnelles Auto? Wer hat nicht gern ein edles Essen und einen Diener, der ihm dieses Essen serviert?"

Wächter:
„Das hängt sehr mit der Hamster-Mentalität vieler Menschen zusammen. Man sieht etwas, was ein anderer hat, und man will es dann eben auch haben. Weil man sich davon etwas verspricht... doch was verspricht man sich letztendlich von einem schnellen Auto? Geschwindigkeit? Nervenkitzel? Das sind nur sekundäre Erwartungen. Letztlich erhofft man sich davon vor allem eine Veränderung des momentanen Zustands... einen Ausbruch aus den festgefahrenen Bahnen, eine Ablenkung vom täglich gleichen, stupiden Alltagstrott. Ist es nicht traurig, wenn einen der Alltag nicht mehr zufrieden stellt, und wenn man nur durch Konsum und Exzesse glaubt, wieder Farbe in das triste Grau bringen zu können? Was ist man dann noch mehr als eine Maschine, die mit Unterhaltung gefüttert werden muss, um weiter funktionieren zu können? Also, ich würde mir zumindest dann so vorkommen. Zu leben bedeutet nicht, sich abzulenken und ständig aus dem Alltag zu fliehen zu versuchen... zu leben bedeutet vielmehr, den Alltag als schön und lebenswert zu empfinden, so dass man eigentlich keine Ablenkung mehr benötigt. Frag den mexikanischen Kaffeebauern aus meinem Beispiel... sicher würde er sich freuen, wenn ihm irgendjemand einen Ferrari vor die Türe stellt. Aber er würde sich dafür nicht abrackern und auf das Kartenspiel mit seinen Freunden verzichten. Denn er ist ohne Ferrari nun mal genauso glücklich."

Frage:
„Das leuchtet mir ein. Gut, also weiter im Text. Du hast jetzt diese Beobachtungen von dir erklärt, die dich letztlich dazu veranlasst haben, dein bisheriges Leben zu ändern und deiner wahren Bestimmung zu folgen. Wie genau äußern sich nun diese Veränderungen in deinem Alltag?"

Wächter:
„Ich erwarte nicht mehr so viel von meinen Mitmenschen. Ich weiß zum Beispiel, dass meine Auffassung von Freundschaft und Vertrauen nicht von sehr vielen Menschen geteilt wird. Daher bezeichne ich auch nur noch diejenigen als meine Freunde, die über diese Dinge genauso denken wie ich. Von allen anderen Menschen erwarte ich nicht mal mehr, dass sie pünktlich zu einer Verabredung erscheinen... ich weiß eben, dass denen ihr eigenes Vergnügen wichtiger ist als Treue und Idealismus. Somit kann ich eigentlich auch nicht mehr so schnell enttäuscht werden. Ich gebe zu, mein Freundeskreis ist dadurch natürlich erheblich geschrumpft... aber ich kann heute von mir behaupten, Freunde zu haben, die alles für mich tun würden. Das konnte ich früher nie so überzeugt von mir geben.
Außerdem bin ich selbstsicherer im Umgang mit meinen Mitmenschen geworden. Ich war oft schüchtern, was letztlich darauf basierte, dass ich mich selber als kleiner und unbedeutender angesehen habe als die anderen Menschen. Mit der Erkenntnis, dass ich in vielen Dingen eigentlich weiter bin als sie, und dass ich viele zwanghafte Verhaltensweisen von ihnen durchschaut habe, die sie selber gar nicht wahrnehmen können, wurde mir immer mehr bewusst, dass eigentlich sie diejenigen sein sollten, die sich klein und unbedeutend vorkommen müssten. Das hat erheblich dazu beigetragen, dass ich mich nun mit ihnen zumindest auf einer Ebene sehe... vielleicht sehe ich auch des öfteren von oben auf sie herab. Das ist nicht beabsichtigt, aber ich denke es ist manchmal durchaus verständlich.
Auch mein Kaufverhalten hat sich verändert. War mir früher langweilig und ich hatte Geld zur Verfügung, so ging ich einfach in den nächsten Laden und erwarb irgendetwas, was mir meine Langeweile für kurze Zeit vertreiben konnte. Heute überlege ich schon sehr viel genauer, was ich ausgebe, und ob die Sache, die ich zu kaufen beabsichtige, ihr Geld auch wirklich wert ist. Lieber benutze ich das Geld, das ich auf diese Weise einspare, dann dafür, um jemandem eine Freude zu machen oder es an meine Freunde, die nicht so viel besitzen, weiterzugeben."

Frage:
„Man könnte also sagen, dass du dich aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen hast?"

Wächter:
„Nein. Ich gehe ins Kino, besuche Konzerte oder andere Veranstaltungen. Ich lehne den Kontakt mit Andersdenkenden nicht ab... ich habe nur aufgehört, nach deren Pfeife zu tanzen. Ich scheiss auf deren egoistisches Imponiergehabe. Viele kommen mir vor wie Plastikmenschen, Kunstprodukte der Konsumindustrie, die eigentlich fast schon nichts Menschliches mehr an sich haben. Mädchen, deren Gesicht sich nicht mehr erkennen lässt, weil sie das Make-Up so dick tragen, dass es wie eine unwirkliche Maske aussieht... Typen, die ihren Körper im Fitness-Studio bearbeiten, der noch dazu übersät ist mit tonnenweise Piercings und Tätowierungen, so dass sie letztlich abstoßend und unfreundlich aussehen, wie ein Gorilla mit Stachelhalsband. Noch dazu versuchen sie, möglichst cool und unnahbar zu wirken, als ob sie nur dank ihrem mehr oder weniger ansehnlichen Äußeren etwas besseres wären.
Sich hinter Masken zu verstecken oder seinen Mitmenschen Gefährlichkeit und Unnahbarkeit zu signalisieren... das ist jedoch genau das, was ich ablehne! Die Menschen sollten natürlich werden und ihrem Gegenüber durch eine freundliche Art die Angst vor dem Umgang mit ihnen nehmen, anstatt sich so anmaßend zu verhalten. Manchen sieht man durch ihr selbstverliebtes Äußeres ja auf den ersten Blick an, dass sie ihren Körper als den Mittelpunkt des Universums ansehen. Außerdem, wer täglich eine Stunde vor dem Spiegel verbringt, nur um sein Aussehen zu verbessern, der verschwendet unnötige Zeit, die er mit Sicherheit sinnvoller nutzen könnte. Was bringt es, wenn die Hülle blitzt und glänzt, während das Innere faul und leer ist?"

Frage:
„Das ist eine Ansicht, die bei vielen Zeitgenossen wohl nicht auf besonders viel Gegenliebe stößt. Gerätst du oft in Streit mit Menschen, die sich von deiner Denkweise beleidigt fühlen?"

Wächter:
„Das kommt eigentlich nicht vor. Ich gehe ja nicht zu irgendwelchen Leuten hin und versuche, sie zu irgendetwas zu bekehren. Damit würde wohl ohnehin höchstens eine natürliche Abwehrhaltung bei den Menschen erzeugt, so dass sie schon mal aus Prinzip nicht auf meine Worte hören würden. Nein... ich lebe es ihnen einfach vor, in dem ich mich anders verhalte als sie. Ich achte auf meinen Körper, aber ich erhebe ihn nicht zu einem Denkmal, denn letztendlich bin ich ja nicht mein Körper, sondern meine Seele. Der Körper ist nur das Werkzeug, ähnlich einem Auto, das ich fahre. Am Wichtigsten ist Funktionalität, denn Schönheit ist ohnehin relativ. Leider sehen das viele nicht. Wenn ihr Körper älter wird, ihm ein Unglück widerfährt oder die sterbliche Hülle gar zu Tode kommt, dann haben sie das Gefühl, sich selbst zu verlieren. Obwohl sie selbst, also die Seele, ja nicht anders sind als zuvor.
Was mein persönliches Aussehen angeht: Meine Kleidung ist zweckdienlich und vor allem bequem, meine Haare müssen nicht jeden Morgen eine halbe Stunde mit Gel eingeschmiert werden, damit ich so aussehe wie mich die anderen Menschen kennen. Übermäßiges Parfümieren ist mir ebenfalls zuwider, ich bin schließlich ein lebendes Wesen und keine wandelnde Chemiefabrik.
Und das alles kann ich leben, ohne dass mich jemand, der andere Ansichten hat, dafür hassen würde. Ich zeige einfach jedem, den es interessiert, dass es auch noch einen anderen Weg gibt als den der Masse. Und viele Leute merken dann auch, dass ich ein ziemlich cooler Typ bin, obwohl ich keine teuren Markenklamotten trage. Das imponiert mehr Menschen, als man denken mag... viele trauen sich nur nicht, das auch zu zeigen, und machen sich lieber weiter Stress damit, irgendeinem gerade aktuellen Schönheitsideal hinterher zu rennen."

Frage:
„Also keine Streitigkeiten. Hmm, ich hatte eher gedacht, dass ein Wächter versucht, andere umzustimmen wo immer er kann, und dass er dafür keinen Konflikt scheut. Habe ich da etwas falsch verstanden?"

Wächter:
„Ich bin kein Missionar, sondern ein Wächter. Das heißt, für mich besteht der hauptsächliche Sinn des Lebens darin, meine Freunde und die Werte, die mir wichtig sind, zu stärken und zu beschützen. In dem ich Streitigkeiten provoziere, riskiere ich auch, am Ende als Verlierer dazustehen. Und dann hätte nicht nur ich verloren, sondern es könnten auch meine Freunde oder Ideale zu schaden kommen. Und weißt du was? Freunde und Ideale... das ist etwas so Wichtiges, damit spielt man nicht! Das verwettet man nicht, auch nicht wenn die Chance zu gewinnen, noch so hoch erscheinen mag. Nein, ich verbreite meine Ideen subtil, und nicht mit dem Holzhammer! Kämpfen würde ich nur im Notfall, wenn wirklich etwas in Gefahr ist, was mir mein Leben wert ist. Und versuchen, einen rülpsenden Schlägertypen von meinen Idealen zu überzeugen, bloß weil mich sein Verhalten stört, zählt definitiv nicht zu diesen essentiellen Dingen, für die ich meine Gesundheit oder gar mein Leben aufs Spiel setzen würde, zumindest nicht, so lange der Typ niemanden ernsthaft gefährdet. Außerdem, heißt es nicht, wer durch das Schwert lebt, wird durch das Schwert umkommen? Ich muss keinen Schläger von irgendwas überzeugen... weil ich genau weiß, früher oder später wird er auf Seinesgleichen treffen und seine Rechnung erhalten. Genau wie diese oberflächlichen Menschen, die nur nach dem Äußeren gehen. Sie werden mit ebensolchen Menschen zusammenkommen und eines Tages bitter von ihnen enttäuscht werden. Jeder, der sich egoistisch verhält, fällt irgendwann in ein tiefes Loch, aus dem er allein nicht mehr rauskommt. Und die beste Möglichkeit, solchen Menschen, die sich ja zuvor nicht belehren lassen, zu helfen, ist, ihnen wenn sie ihr Fehlverhalten erst einmal erkannt haben, die Hand zu reichen. Davor kann man nur den richtigen Weg vorleben und hoffen, dass der andere sich darüber Gedanken macht."

Frage:
„Ich verstehe... ein Wächter ist also ein Mensch, der sich von seinen Artgenossen eigentlich nur dadurch unterscheidet, dass er ehrlicher, nachdenklicher und im Ernstfall auch konsequenter ist als viele von ihnen. Kann man das so sagen?"

Wächter:
„Ja, ich kann mit dieser Umschreibung gut leben. Aber ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, wir wären nichts besonderes... denn das wäre nicht wahr. Wir sind sehr wohl etwas Besonderes! Ein jeder von uns. Denn Leute wie wir sind der Samen, der aufgehen und die Welt verändern wird. Und jeder meiner Freunde und Brüder trägt seinen Teil dazu bei. Nun, vielleicht mag dem einen oder anderen diese Behauptung als arrogant erscheinen, aber das ist keine Arroganz, sondern Stolz. Wir sind stolz auf das, was wir sind... und obwohl wir nicht immer ganz freiwillig zu dem geworden sind, was wir nun darstellen, so würden wir doch niemals etwas anderes sein wollen. Wieso sollten wir schweigen, wo wir doch schon alle möglichen Arten zu leben ausprobiert haben, aber unser Leben letztlich nur durch unsere Ideale und Freundschaft wirklich sinnvoll und zufriedenstellend geworden ist? Das ist einfach ein zu starker Unterschied zu dem Leben, das wir davor geführt haben, als dass wir das einfach herunterspielen könnten. Ich sehe es so, dass wir der geglückte Versuch sind, etwas, dass es bisher nur in Legenden gab, in die Realität zu holen. Wir sind eine Art neuzeitliche Ritter der Tafelrunde, und egal ob es Camelot gab oder nicht, uns gibt es auf jedenfall! Wir stehen füreinander und für unsere Ideale ein, ganz gleich auf welche Zeiten wir auch zusteuern mögen. Einer für alle und alle für einen... das ist für uns keine hohle Phrase aus einer alten Erzählung, sondern unsere feste Überzeugung. Ich denke jedenfalls, dass ist etwas, worauf man wirklich stolz sein kann, und was man auf keinen Fall für sich behalten sollte, nur weil einen ein paar Leute deshalb als verrückt bezeichnen würden. Die sind letztlich nur neidisch... und wenn sie sagen, dass unsere Lebensweise auf die Dauer nicht funktionieren kann, dann zeigt das nur, was für starke Spuren der vorherrschende Egoismus in ihren Herzen schon hinterlassen hat."

Frage:
„Was meinst du eigentlich damit, wenn du davon sprichst, dass ihr nicht ganz freiwillig so geworden seid?"

Wächter:
„Nun, wir sind ja nicht als Wächter geboren worden. Zum Wächter wird man in gewisser Weise vom Leben gemacht... und das kann eigentlich jedem passieren. Manche von uns hätten, wenn sie niemals einsam gewesen und ganz normal wie alle anderen aufgewachsen wären, vielleicht nie die nötige Zeit zum Nachdenken gefunden, um die Wahrheiten dieser Welt zu erkennen. Andere hatten eine normale Kindheit, aber haben schon von klein auf gefühlt, dass etwas in ihnen mit ihrer Umwelt und der Denkweise der meisten ihrer Mitmenschen nicht einverstanden ist. Doch auch sie benötigten Zeit und Gelegenheit, um aus ihrem vagen Gefühl ein erschütterungssicheres Weltbild zu machen. Unsere Entwicklung ist, genauso wie die von den übrigen Menschen, auch von den äußeren Umständen abhängig, die sie entweder begünstigen oder hemmen können. Und ob die Umstände günstig waren oder nicht, lag nun mal nicht in unserer Macht. Daher spreche ich von einer gewissen Unfreiwilligkeit. Aber letztlich lag die Entscheidung, einen anderen Weg als die breite Masse einzuschlagen, ganz alleine bei uns. Genauso gut hätten wir ja auch sagen können, dass wir uns anpassen und deren faules Spiel mitspielen. Glücklich wäre damit aber wohl keiner von uns geworden."

Frage:
„Mal zu etwas ganz anderem. Ihr seid ja für Freiheit und gegen jegliche Führer und Autoritäten. Muss der Staat vor euch Angst haben?"

Wächter:
„Der Staat ist ein künstliches Gebilde... ein Gehege, um die zahmen Tiere zu melken und die Wilden im Zaum zu halten. Irgendwann wird der Tag kommen, an dem die wilden Tiere keine Gefahr für die Allgemeinheit mehr darstellen, und die zahmen sich weigern, sich berauben zu lassen. Dann wird jegliche Käfighaltung überflüssig werden.
Im übertragenen Sinne bedeutet das, dass der Staat nur so lange existieren wird, wie seine Bürger ihn haben wollen. Unsere Bemühungen, die Menschen zu verändern, haben schon längerfristig gesehen das Ziel, sie reif genug zu machen, damit sie in der Lage sind, auch ohne Leine und Halsband in Form von Gesetzen und Ordnungshütern vernünftig miteinander umzugehen... wäre dieser Zustand erreicht, würde auch kein Staat mehr benötigt werden. Niemand würde durchs soziale Netz fallen, da die Menschen miteinander teilen würden, und würde wirklich mal jemand ausflippen und andere bedrohen, würde der Übeltäter schnell von der Masse derer, die so etwas nicht dulden, ruhiggestellt werden. Aber wie gesagt, soweit sind wir noch nicht, die Menschen haben immer noch mehr Interesse am Reichtümer anhäufen als an ihren Mitmenschen.
Wir lassen den Staat also in Ruhe, so lange der Staat nicht den Versuch unternimmt, der Entwicklung der Menschen zu einem höheren moralischen Bewusstsein im Wege zu stehen. Wenn er dies doch tut, werden wir uns sicher irgendwann, wenn wir diesem Treiben nicht mehr tatenlos zusehen können, zu Wort melden. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Wir sind nicht der Ansicht, dass eine Revolution längerfristig irgendetwas ändern würde. Was wir brauchen, ist vielmehr eine Evolution, ein Fortschritt im Denken. So etwas lässt sich nicht mit Terror und Gewalt herbeiführen... nur mit vorbildhaftem, edlem und gerechtem Verhalten. Und dazu muss man an der Basis ansetzen, bei jedem einzelnen Menschen. Wenn die Veränderung dauerhaft sein soll, darf sie nicht von oben diktiert werden, sondern muss von unten kommen, denn wirkliches Verständnis lässt sich nun mal nicht erzwingen."

Frage:
„Das bedeutet also, ihr wollt die Welt verändern, in dem ihr einfach in eurem Alltag andere Prioritäten setzt als die meisten eurer Mitmenschen. Was erwiderst du den Kritikern, die meinen, dass das, was ihr tut, zu wenig sei, um wirklich etwas zu bewegen? Schließlich gibt es doch viele Milliarden Menschen. Ist es nicht ein Ding der Unmöglichkeit, diese Massen nur dadurch zu erreichen, dass man mit gutem Beispiel voran geht?"

Wächter:
„Wir müssen weg von diesem Denken der Politik, in dem nur in großen Maßstäben gerechnet wird und in dem der einzelne Mensch nicht viel mehr ist als eine Zahl in einer Statistik. Für mich ist das Leben eines einzelnen Menschen genauso wertvoll wie die Existenz der gesamten Menschheit. Jeder Mensch nimmt unser Universum anders wahr... wenn der Mensch nicht mehr da ist, so verschwindet auch seine individuelle Sicht des ganzen Universums, und damit ist wirklich ein gesamtes Universum verschwunden. Das bedeutet, ob ich nun nur einen einzelnen Menschen überzeuge, oder die gesamte Welt, ist für mich nebensächlich. Es ist ohnehin ein langsamer Prozess, der sich über Jahrhunderte hinziehen wird. Niemand von uns, der heute lebt, wird dessen Ende in dem jetzigen Körper noch erleben können. Ich weiß, für ungeduldige Materialisten, die glauben, dass es nur dieses eine Leben gibt, und die unbedingt am Ende dieses einen Lebens in den Geschichtsbüchern stehen wollen, ist das eine wenig befriedigende Vorstellung. Aber genau deshalb leben wir auch nicht nur für dieses eine Ziel, sondern erfreuen uns nebenher auch an unserem Leben und versuchen, eine möglichst gute Zeit zu haben, während wir für unsere Ideale einstehen. Das kann ich nur jedem empfehlen, der krampfhaft etwas zu ändern versucht. Die Zeit ist auf der Seite der Wahrheit...
Wie gesagt, wir dürfen nicht mehr in Maßstäben von Armeen und Nationen denken, sondern nur noch an einzelne, individuelle Menschen. Wer behauptet, dass das nichts bringen würde, hat ein paar grundsätzliche Dinge falsch verstanden... Nur das bringt am Ende wirklich etwas, weil nur das von Dauer sein wird. Ich will es einmal so erklären: Wenn ich in meinem ganzen Leben auch nur zwei Menschen von der Richtigkeit unserer Ideale überzeugen kann... und von denen jeder ins seinem ganzen Leben wieder nur zwei andere Menschen überzeugt, und so weiter... dann habe ich in ein paar tausend Jahren die gesamte Welt verändert! Nur bin ich schon lange nicht mehr allein, das heißt, es wird wohl letztlich um einiges schneller gehen."

Frage:
„Letzte Frage... was muss jemand tun, wenn er eure Ansichten und Methoden gut findet und es euch gleichtun will?"

Wächter:
„Er muss letztlich nichts weiter machen, als zu erkennen, dass Freundschaft und die Ideale von Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Freiheit über allem anderen stehen sollten. Das heißt, natürlich muss er auch sein eigenes Überleben sichern... aber alle Bedürfnisse, die darüber hinaus gehen, sollten, bevor man ihnen nachgeht, erst einmal daraufhin geprüft werden, ob sie nicht vielleicht mit den Bedürfnissen anderer Menschen kollidieren und diesen eventuell gar Schaden zufügen würden... des weiteren darf es natürlich nichts geben, was einen veranlassen würde, einen Freund zu vernachlässigen oder ihn von irgendeiner Unternehmung auszuschließen. Wer sich dadurch eingeschränkt fühlt und sich anderen gegenüber nicht verpflichtet fühlen will, der kann natürlich auch als Einzelgänger unseren Weg gehen und die Ideale verbreiten, die ihm und uns am Herzen liegen... aber er darf dann eben auch nicht andere als Freunde bezeichnen, wenn er nicht auch alles für sie tun würde. Denn das wäre weder ehrlich noch aufrichtig. Es gibt ja einige Menschen, die damit ein Problem haben, sich ihren Freunden gegenüber zu irgendetwas verpflichtet zu fühlen. Doch dabei übersehen sie meiner Meinung nach völlig, dass sie durch eine enge Freundschaft eigentlich nichts verlieren, sondern bloß an Stärke, Handlungsmöglichkeiten und Sicherheit gewinnen können. Nur sind leider viele Menschen so egoistisch erzogen worden, dass sie es bereits als unzumutbar empfinden, auf eine Fernsehsendung zu verzichten, um einem Freund, dem es langweilig ist, Gesellschaft zu leisten... Doch was ist das schon für ein Verlust, im Vergleich zu dem, was man dafür zurückbekommen würde? Was ist schon eine verpasste Fernsehsendung im Vergleich zu der Gewissheit, dass die Freundschaft zu einem anderen Menschen noch ein wenig enger und das gegenseitige Vertrauen noch stärker geworden ist?
Viele wollen das einfach nicht erkennen...aber egal, sie werden es irgendwann. Denn um das und viele andere Dinge zu ändern, sind wir ja schließlich da. Und wir werden etwas verändern, da kann ich jedem der dies hier liest, mein Wort drauf geben! Jeder, der mitmachen will, trägt seinen Teil dazu bei, dass die Veränderungen schneller kommen werden. Und wie gesagt, es ist ja nicht so, dass man deswegen auf etwas verzichten müsste, weil man für seine Ideale eintritt. Man hat vielleicht etwas weniger von den ganzen tollen Sachen, die uns die Fernsehwerbung als Allheilsbringer und Glücklichmacher verkaufen will. Aber was man dafür erhält... nämlich die Freundschaft oder den Respekt vieler Menschen, und vor allem die Gewissheit, am Ende seines Lebens noch in den Spiegel schauen zu können, ohne sich angeekelt abwenden zu müssen... ist ungleich mehr wert. Ich hoffe, dass dies noch viele Menschen da draußen erkennen und dann auch die nötigen Konsequenzen aus dieser Erkenntnis ziehen werden!"

Nun bleibt mir nur noch, mich für das interessante Gespräch zu bedanken, und den Lesern zu versichern, dass dies nicht das Wunschdenken eines notorischen Weltverbesserers ist, sondern dass Menschen wie diese Wächter wirklich existieren. Sie leben unter uns, und man wird in Zukunft auf sie zählen können... denn ihr Wort ist für sie verpflichtend, und Freundschaft ist ihnen heilig. Ich bin froh, sie gefunden zu haben.


Das Beste gibts umsonst

Ich sehe ein kleines Kind. Es sitzt inmitten eines Berges voller bunter Spielsachen, mit denen sich so manch unbeteiligter Beobachter wohl keine zwei Minuten beschäftigen könnte, ohne dass es ihn langweilen würde. Doch das Kind ist neugierig . Es will alles ausprobieren, will jedes Bauklötzchen einzeln in die Hand nehmen... auch wenn sie alle ähnlich aussehen, vielleicht hat irgendein Bauklötzchen doch etwas ganz besonderes an sich, was es von allen anderen unterscheidet. So spielt das Kind sorglos den ganzen Tag hindurch, erforscht seine Umwelt mit jedem Blick ein Stückchen mehr. Die schwerwiegenden beruflichen Probleme, die seinen Vater plagen, sind dem Kind dagegen fremd. Denn die Welt der Erwachsenen ist noch unglaublich weit entfernt.
Was ist mit diesem Kind... was hat es, was andere nicht haben?
Ich sehe mir seine Augen genauer an. In ihnen brennt irgendein Feuer. Diese Augen sagen: „Ich will die ganze Welt entdecken und hinter alle Geheimnisse kommen!"

Szenenwechsel: 10 Jahre später. Das Kind ist zu einem jungen Mann geworden. Stolz sitzt er auf seinem Mofa und flirtet mit ein paar in der Nähe stehenden Mädchen. Sorgen scheint er nicht zu kennen, zumindest nicht außerhalb der Schule. Denn da hat er meistens nur Spaß... egal ob beim Fußballspielen mit seinen Kumpels oder beim Herumplanschen am Badesee. Er lebt in seinem eigenen Mikrokosmos, bestehend aus Clique, Freundin und Disco, weit ab von der Welt der Erwachsenen. Zwar kommt der sogenannte „Ernst des Lebens" in großen Schritten immer näher, doch er merkt nichts davon... schließlich ist der Ernst ja noch ziemlich weit entfernt, und vorausschauendes Denken gehörte ohnehin noch nie zu den Stärken des jungen Mannes.
Ich sehe mir seine Augen genauer an. In ihnen brennt noch immer irgendein Feuer. Diese Augen sagen:
„Ich will niemandem weh tun und keinem etwas vorschreiben, sondern einfach nur meinen Spaß haben und das Maximum aus meinem Leben herauspressen!"

Gehen wir jetzt 20 Jahre in die Zukunft. Der junge Mann ist älter geworden, hat sich Familie, Anzug und Speckfalten um die Hüften zugelegt. Er steht hinter dem Schalter von irgendeiner Bank... er verkauft Gebrauchtwagen... er sitzt an einem Schreibtisch in einem vollklimatisierten Großraumbüro... ganz egal, eben einer dieser Berufe, die alle machen, die sich zu nichts wirklich berufen fühlen. Seine Sorge gilt seiner zukünftigen Rente, den Schulnoten seiner Kinder und ähnlichen Dingen, die erst in einigen Jahren von Bedeutung sein werden. Dennoch zerbricht er sich schon jetzt den Kopf darüber... schließlich muss er sein Leben ja planen und managen. Am liebsten würde er heute schon wissen, was er in 50 Jahren macht, wie sein Kontostand aussieht und was für Berufe seine Kinder erlernt haben.
Ich sehe mir seine Augen genauer an. In ihnen brennt überhaupt nichts mehr. Vielleicht für ein paar Minuten, wenn er seinen Nachbarn von seinem letzten Mallorca-Urlaub erzähle... aber ansonsten sind sie kalt und stumpf. Diese Augen sagen:
„Ich will möglichst viel Geld haben, um mich vor den Gefahren dieser Welt besser schützen und abschotten zu können. Ich will Sicherheit haben!"

Die Denkweise hat sich deutlich verändert. „Zum Besseren, zum Vernünftigeren...", wie der ältere Mann sagen würde. Der Jugendliche dagegen würde empört den Kopf schütteln über so viel Spießigkeit. „Du machst dir die meisten Probleme nur selber, alter Mann.", würde er ihm entgegnen. „Du hast soviel Angst vor der Zukunft, dass du die Gegenwart nicht mehr genießen kannst. Du hat verlernt, wie es sich anfühlt, ein lebendes Wesen zu sein." Was also war in der Zwischenzeit geschehen? Wo war das Feuer in den Augen hingegangen? Wo war die Neugier und Abenteuerlust der Kindheit? Die Unbeschwertheit und der Idealismus der Jugend?
Ich denke, es lag an den falschen Vorbildern. Heranwachsende sind oft noch leicht zu beeinflussen... sei es durch ihre Kumpels, ihre Eltern, die Medien oder einfach durch die ganze Gesellschaft, in der sie leben.
Von ihren Kumpels und den Medien lernen sie, dass alles, was Spaß macht, viel Geld kostet. Von ihren Eltern und der Gesellschaft lernen sie, dass man dieses Geld am Besten dadurch verdient, dass man Karriere macht und gewisse Kompromisse eingeht, und auch mal auf was verzichtet... auf Freizeit zum Beispiel. Die meisten Heranwachsenden glauben das schließlich, wenn sie nur oft genug damit berieselt worden sind, und passen sich an. Schließlich dient das ja der Karriere, die kommt dem Geld zu Gute und davon kann man sich ja dann letzten Endes all die Dinge leisten, die Spaß machen.
Im Klartext heißt das also: Sie geben Freiheit und Sorglosigkeit freiwillig auf, damit sie sich später von ihrem Geld wieder ein Stückchen Freiheit und Sorglosigkeit kaufen können. Tja, wer sich so selbst verarscht, der muss ja irgendwann zum hirnlosen Zombie mutieren!! Da braucht die Kälte in den Augen wahrlich keinen mehr zu verwundern.

Es gilt also, wenn man sich nicht an diesem lächerlichen Spiel beteiligen möchte, zunächst einmal die eine Lüge zu erkennen, die der eigentliche Auslöser für den Hamsterradlauf einer ganzen Generation ist: Es ist die Lüge, dass man viel Geld braucht, um ein glückliches, freies Leben führen zu können.
Geld braucht man hauptsächlich mal dafür, um sich was zum Essen kaufen zu können. Gut, da wird man nicht drum herum kommen, außer man wohnt auf einem Bauernhof und lebt als kompletter Selbstversorger.
Denn bräuchte man ein Dach überm Kopf... teuer? Nicht unbedingt. Man sucht sich einfach ein paar Leute, mit denen man gut klar kommt, und zieht dann gemeinsam in eine WG. Die Kosten werden untereinander aufgeteilt, und somit ist das für jedermann erschwinglich. Trotzdem wohnen (außer Studenten) kaum Menschen in einer Wohngemeinschaft zusammen... aber das hängt wohl damit zusammen, dass die Menschen einfach nicht in der Lage sind, miteinander zu teilen, und dass sie aus irgendeinem Grund nur mit zwei Arten von Menschen zusammenleben wollen: Einerseits mit denen, die sie als ihre eigenes Fleisch und Blut ansehen können, und andererseits mit denen, mit denen sie sexuellen Kontakt haben. Alles was darüber hinaus geht ist bis heute doch eher noch die Ausnahme.

Viel Geld sparen lässt sich auch dadurch, dass man all die unnötigen Luxusgüter weglässt, die objektiv betrachtet keinerlei besonderen Nutzen erfüllen. Zum Beispiel bei Parfums und ähnlichem Kram. Ein Mensch sollte nach Lebewesen riechen und nicht nach Chanel! Und zum Reinigen des Körpers braucht man vor allem Seife, und vielleicht noch eine Creme, die gut riecht. Aber was sich manche auf die Haut schmieren, ist nicht nur teuer und zeitaufwendig, sondern ganz sicher auch nicht gerade gesund. Body-lotion, After-Body-Lotion, dann noch eine Pflegespülung nach dem Haarewaschen, Duftwässerchen für die geschmeidige Haut... das alles natürlich noch streng unterteilt in „For men" und „For women". Als ob die Rindergelatine in dem Shower-Gel für Männer von anderen Viechern stammen würde als die in dem Shampoo für Frauen! Ist doch alle eine riesige Verarschungsaktion der Kosmetikindustrie, und die meisten Leute glauben das auch noch und kaufen 20 verschiedene Produkte, wo ihnen 2 doch eigentlich auch reichen würden.
Bei den meisten Haushaltsartikeln, Klamotten und dergleichen lässt sich im Übrigen auf ähnliche Weise einiges an Geld einsparen, wenn man nur erst mal durchschaut hat, was wirklich nötig ist, und was einem nur als „nötig" verkauft wird.

Ein weiterer Bereich, der viel Geld verschlingt, sind die Freizeitaktivitäten. Da wäre zunächst einmal das Thema Mobilität. Wer ein Auto hat, weiß, was so ein Ding kostet, und auch die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel sind oft jenseits von Gut und Böse. Doch leider ist man oft genug auf ein Transportmittel angewiesen, sei es, weil man weiter entfernt lebende Freunde besucht oder weil man einfach mal andere Luft atmen will. Aber auch da lässt sich einiges sparen, allerdings leider meist auf Kosten der Bequemlichkeit. Dennoch, zur Not sollte sich jeder klar darüber sein, dass man auch mal per Anhalter fahren kann (was natürlich voraussetzt, dass diejenigen, die selber ein Auto haben, auch mal bereit sind, einen mitzunehmen...)
Für Transportmittel zu zahlen, leuchtet mir ja aber wenigstens noch ein... schließlich erhält man dafür auch eine angemessene Gegenleistung. Schlimmer wird es, wenn Menschen ohne nachzudenken viel Geld für eine Sache ausgeben, die diese eigentlich gar nicht wert ist. Viele lassen 100 Mark am Abend in der Disco liegen... ich frage mich, wie das eigentlich geht. Wenn, dann trinke ich unterwegs höchstens mal ne kleine Cola. Ich kann gar nicht anders bei den heftigen Preisen in Gaststätten und Discos. Die Getränke sind dort nicht besser, als diejenigen, die ich im Supermarkt kaufen kann... aber sie kosten das fünffache. Und meist sind sie dann auch noch verwässert oder nicht fachgerecht zusammengemixt.
Nein danke, das Geld spare ich mir doch dann lieber für andere Dinge.
Oder nehmen wir als Beispiel irgendein Fitness-Studio. 80 Mark im Monat, dafür, dass man die Räumlichkeiten dort benutzen darf... da fahren die Leute dann mit einem Fitnessrad ständig auf der Stelle, oder sie traben wie die Blöden auf einem Laufband herum. Das Ganze gäbe es in der Natur absolut umsonst, inklusive Sauerstoff. (aber auch den kann man sich heutzutage ja schon in speziellen Sauerstoff-Bars für teures Geld reinziehen...). Dann einfach noch ein paar Hanteln und eine Stange, an die man sich hinhängen kann, besorgen... und schon kann man das ganze Fitnessprogramm umsonst bei sich daheim machen. (dumm nur, dass man dort so schlecht von anderen beim Trainieren beobachtet werden kann.)

Es geht mir übrigens nicht darum, dass ich jeglichen Luxus gleich verdammen möchte... Natürlich kann es schön sein, auch mal in der Disco einen teuren Longdrink zu sich zu nehmen. Natürlich kann es schön sein, mit einem schnellen Sportwagen durch die Gegend zu kurven. Natürlich kann es schön sein, sich mal so einzukleiden wie die Stars aus der Fernseh-Soap. Aber wer für solche kleinen, vergleichsweise unbedeutenden Vergnügungen Überstunden oder sonstigen unnötigen Stress im Berufsleben auf sich nimmt, der hat nicht begriffen, wie wichtig es ist, ZEIT zu haben... der hat nicht begriffen, dass man nicht viel mehr als Zeit und gute Freunde braucht, um im Leben wirklichen Spaß zu haben. Traurig, aber diese Menschen werden über kurz oder lang an dem falschen Verständnis, das sie vom Leben haben, zu grunde gehen.
Viele haben vermutlich noch gar nicht versucht, einmal über Alternativen nachzudenken.. Wieso sollten sie auch, schließlich hat ihnen ja niemals jemand gesagt, dass man Freitag abends auch etwas anderes machen kann, als sein Geld in einem teuren Club liegen zu lassen... dass man auch mal durch die Stadt laufen kann, ohne danach mit prallgefüllten Einkaufstüten nach hause zu kommen.

Das Problem ist eben, dass Dinge, die man umsonst machen kann, oft nicht den besten Ruf haben. Zum Beispiel nachts irgendwo auf der Wiese sitzen und die Sterne beobachten... das gilt als ziemlich uncool. Hingegen ist es angesagt, sich irgendwo in einen verrauchten Raum zu sitzen und die flackernden Lichter einer Disco anzusehen.
Es gilt als uncool, ein paar Stunden neben einem guten Freund zu sitzen und sich mit ihm zu unterhalten. Stattdessen ist es angesagt, sich mit einer Menge Menschen zu umgeben, die man oft nicht mal richtig kennt, sich dabei teure Getränke hinter die Binde zu kippen und dumme Angebersprüche vom Stapel zu lassen.
Es gilt als uncool, einfach mal die nähere Umgebung, in der man wohnt, zu erkunden... wie viele versteckte Orte gibt es allein in einem Umkreis von 50 Kilometern, die man noch nie zuvor gesehen hat? Man würde sich wundern und staunen, was es da alles zu entdecken gibt. Aber man lässt es, denn es ist nicht angesagt. Stattdessen schuftet man lieber, damit man im Sommer nach Ibiza und im Winter zum Snowboarden in irgendein teures Sporthotel gehen kann.
Die ganzen konsumgeilen Kids sollten es einfach mal ausprobieren, wie es ist, einen echten Freund zu haben, dem sie alles erzählen können, und vor dem sie keine Maske tragen müssen... sie würden überrascht sein, wie viel mehr Geld sie am Ende des Monats zu Verfügung hätten. Geld, dass sie sonst hauptsächlich bloß dafür ausgegeben hätten, um mit unnötigem Scheißdreck bei ihren Kumpels Eindruck zu schinden, oder um die Tatsache zu überspielen, dass sie trotz ihrer vielen sogenannten „Freunde" eine gähnende Langeweile und Leere in sich verspüren. Was vermutlich daher rührt, dass ihre „Freunde" sich kaum noch wie Individuen verhalten, sondern vielmehr wie die Zielgruppe, die die Industrie in ihnen sieht. Zuerst hat nur einer die neue, schicke Frisur aus der beliebten Teenie-Serie, kurze Zeit später haben sie fast alle. Gleichschaltung, zuerst nur auf den Köpfen, mit der Zeit aber auch in ihnen drin. Dass man sich in solcher Gesellschaft irgendwann langweilt und man in den hemmungslosen Konsum fliehen muss, braucht wahrlich niemanden zu wundern.

Doch die Art, wie sie leben, ist einfach ziemlich fest in ihrem Denken verwurzelt.
Mit „Spazierengehen" assoziieren sie spießige Sonntagnachmittag-Spaziergänge mit den Eltern... und zum letzten Mal nachts im Wald waren die meisten vermutlich im Schullandheim. Danach machen sie es einfach nicht mehr. Weil es die Darsteller in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten" auch nicht machen. Weil nicht in der „Bravo" steht, dass man so was als Jugendlicher macht. Und weil ihre Kumpels sie vermutlich ohnehin nur auslachen würden, wenn sie dennoch mal mit einem solchen Vorschlag ankämen.
Doch man sollte es einfach mal probieren... allein schon als Test, ob es sich um eine echte Freundschaft handelt oder ob es nur eines dieser Zweckbündnisse ist, wo am Ende doch jeder nur an sich denkt. Denn mit einem guten Freund kann man stundenlang einfach nur an einer Straße sitzen und den vorbeifahrenden Autos zusehen... und man wird dennoch mehr Spaß haben, als mit anderen Leuten in dem teuersten Karibik-Club. Denn ein Freund ist besser und vor allem auch ehrlicher als jeder Animateur... und der Spaß, der dabei entsteht, ist echt. Nicht künstlich, wie das meiste, was man für Geld kaufen kann.

Doch nicht nur dafür sind Freunde gut. Echte Freunde sind darüber hinaus besser als jede Versicherung. Ob die Allianz zahlt, wenn man nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt und jemanden braucht, der einen die Treppen hochträgt... darauf würde ich mich nicht verlassen. Aber ein echter Freund lässt einen auch dann nicht im Stich. Egal was kommt... er ist da, wenn man ihn braucht, er gibt einem Geld, wenn man nichts mehr hat... und er lässt einen bei sich wohnen, so lange man möchte. Wer echte Freunde hat, braucht sich daher eigentlich kaum mehr Sorgen um die Zukunft machen... jedenfalls nicht in dem Maße wie derjenige, der keine Freunde hat. Wahre Freunde geben einem ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit... Geld hingegen beruhigt nicht wirklich. Denn auf Geld ist nun mal genauso wenig verlass wie auf die Menschen, die danach süchtig sind.

Um zu dem älteren Mann aus dem oben genannten Beispiel zurückzukommen: Er strebt nach Besitz, nach Diplomen, nach Macht... und der Grund, warum er das alles mal angefangen hat, ist, weil er Spaß haben und frei sein wollte. Mehr noch: er wollte eine Garantie auf Spaß und Freiheit haben, nicht nur die Chance darauf. Und er glaubte, diese Garantie durch das Ansammeln materieller Güter zu finden. Doch er kam seinem Ziel nicht näher, im Gegenteil: Er entfernte sich mit der Zeit mehr und mehr davon.
Das ist es ja, was ich meine: Freiheit lässt sich nicht kaufen. Man hat sie nämlich schon von klein auf, und muss lediglich aufpassen, sie nicht zu verlieren. Für den Spaß hingegen muss man etwas tun: Man muss sich darüber klar werden, welches Bedürfnis wirklich tief in einem selber drinsteckt, und welches einem nur von außen eingeflößt wurde. Diese Erkenntnis gewinnt man durch Nachdenken... was eigentlich einfach wäre. Doch leider wurde vielen Menschen auch schon eingeredet, dass das Nachdenken keinen Spaß macht und daher sinnlos ist. Sie haben mit der Zeit verlernt, neugierig wie das kleine Kind zu sein. Sie haben verlernt, alles zu hinterfragen und ihre Umwelt gut zu beobachten, um dann letztlich ihre eigenen Schlüsse aus den gesammelten Erfahrungen zu ziehen. Doch daraus folgt, dass sie auch verlernt haben, sich weiterzuentwickeln. Sie stagnieren auf einer Stufe, die weit unter ihren eigentlichen Möglichkeiten liegt.
Einen 12jährigen, der erst über die Fähigkeiten und das Verständnis eines 5jährigen verfügt, würde man als geistig zurückgeblieben bezeichnen. Doch genauso wie er haben sich auch all die geld- und machthungrigen Erwachsenen vom Denken her nicht so weit entwickelt, wie es ihnen von Natur aus möglich wäre. Und nur, weil sie die große Mehrheit stellen, werden sie nicht als geistig zurückgeblieben eingestuft... obwohl sie es meiner Meinung nach definitiv sind. Jedoch nicht, weil sie so geboren wurden, sondern weil sie sich einfach einem weiteren Wachstum verweigern. Wie ein Kind, das nicht lernen will zu laufen, weil es Angst hat, dann nicht mehr getragen zu werden.
Und ebenso wie ein solches Kind verpassen sie dadurch die meisten der Möglichkeiten, die ihnen ihr Leben bieten könnte.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von dian am 04.03.2014 18:41.

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