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Kobin



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Der Generationen-Oralverkehr 10.04.2012 09:25 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Der Generationen-Oralverkehr

Ein offener Brief an Günther Grass


Lieber Herr Graß,

mit Ihrem letzten Spiegel-Interview haben Sie uns endlich erhört. Wir, die sozialdemokratisch affinen Anhänger Ihrer Literatur, die wir so lange nach einer Fortsetzung Ihrer biographischen Nabelschau gedürstet haben, sind glücklich, endlich wieder an Ihren Betrachtungen über Sprache, Geschichte und Politik teil zu haben. Wir hatten es natürlich schon immer geahnt, nun aber auch endlich Schwarz auf Weiß: Ihre Hundejahre bei der Waffen-SS waren wahrlich keine Verfehlung, für die Sie sich zu häuten brauchten. Wir danken Ihnen, auch im Namen des Bange Verlags, für die Entlarvung des blechtrommelnden Oskar Matzerath als Grimmschen Däumling. Eine Neuauflage der Königs Erläuterungen ist, wie wir hören, bereits in Auftrag. Danke auch dafür, dass wir Ihren Namen künftig mit „ß“ schreiben dürfen. Ihre Worte sind wirklich Labsal für unsere Seelen. Wir, die junge Generation, schulden Ihnen besonderen Dank dafür, dass Sie die Veränderungen und den Wildwuchs in der deutschen Sprache als etwas Bereicherendes empfinden. Sie, der Enkelversteher und Sprachästhet, geben all jenen unter uns Hoffnung und Trost, die im Generationen-Oralverkehr nach Sinn, Orientierung und Befriedigung suchen. Die ältere Generation kann sich an Ihnen, der in sprachlichen Veränderungen stets einen wunderbaren Zugewinn sieht, ein Beispiel nehmen. Sie würden vermutlich bei keinem Barrista dieser Welt schlicht einen Kakao ohne Sahne bestellen, sondern Sie wissen, dass beim Betreten einer uns allen bekannten US-amerikanischen Coffee-Kette stattdessen ein „Venti not so hot with cholesterol-free milk without whipped cream and extra chocolate powder premium hot chocolate“ zu ordern ist. Meine Großmutter, die beim schrecklich altmodischen Wort Muckefuck Heimat und Geborgenheit findet, wird leider auch dort künftig zu hören bekommen: "Mucke...?!? Fuck, not available."



(Im Rahmen des Deutschunterrichts erstanden, behält es scheinbar auch weiterhin seine Aktualität. Hintergrund: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,711869,00.html)

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Kobin am 10.04.2012 09:28.

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