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überlebensinstinkt
11.04.2009 20:05 |
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wie ich gerade saw 5 sehe, habe ich mir eine interessante frage gestellt:
angenommen, man wäre in einen raum eingesperrt. einem wird erklärt, dass vor einem viele prüfungen stehen. eine bestandene prüfung führt zur nächsten, eine nicht bestandene zum tod. am ende wartet die freiheit.
doch jedes mal, wenn man eine prüfung besteht, wird der schwierigkeitsgrad erhöht und die todesfalle dahinter grausamer und schmerzvoller.
also angenommen, im 1. raum wird man geköpft. das ist mit ziemlicher sicherheit ein schneller tod, bei dem man nicht viel mitkriegt.
der überlebensinstinkt soll einer der stärksten, wenn nicht sogar der stärkste instinkt überhaupt sein. doch die schmerzen, die man erleiden kann, können extreme ausmaße annehmen.
bei starker kälte konzentriert sich die körperwärme auf die organe, insbesondere das herz. frei nach dem motto: lieber ein lebendiger torso als der tod.
also zurück zu den prüfungen: würdet ihr euch für die prüfungen entscheiden und riskieren, auf sehr langsame und schmerzvolle weise zu sterben oder frei zu kommen, auch wenn man danach nicht mehr dasselbe leben wie früher leben könnte, weil einem z.b. durch die prüfungen das augenlicht fehlt oder ähnliches -
oder würdet ihr euer letztes gebet sprechen und einen schnellen tod ertragen ?
wieviel sinn macht der überlebensinstinkt, wenn man beispielsweise für den rest des lebens in einem rollstuhl dahin vegetiert oder ein paar seiner sinne verliert? was das angeht, hat ja wohl jeder seine eigene hölle.
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Man kann es nicht wirklich einen Instinkt nennen. Da Menschen eigentlich "zu früh" geboren werden, fehlen ihnen zum Überleben notwendige Instinkte, außerdem sind ihre Körper noch nicht vollständig entwickelt. Sie sind also aufs Lernen angewiesen. So gesehen haben Menschen also keine richtigen Instinkte, nur angelernte Verhaltensweisen.
Die meisten Menschen würden in so einer Situation akute Belastungsreaktionen zeigen, d.h. sie wüssten nicht, wie sie die Situation bewältigen sollten, geraten also in Panik.
Wenn man in letzter Zeit etwas erlebt hat, was einem Freude bereitet, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass man den "Kampf ums Überleben" aufnimmt, weil man diese Freude wiedererleben will. Das gilt insbesondere auch für Menschen, die man nicht einfach so verlassen kann.
Da man in solch einer Stresssituation Angst davor hat, was nach dem Tod passieren könnte (die Angst vorm Unbekannten kennt jeder), ist der Überlebenswunsch noch größer.
Es ist also wie gesagt kein richtiger Instinkt sondern eher ein Wunsch, da es von der betroffenen Person abhängt. Jemand, der im Leben ohnehin schon alles verloren hat, was ihm wichtig ist, würde sich wahrscheinlich umbringen.
Hängt also alles von der Person ab, ob und wie viel Sinn es macht, ums eigene Überleben zu kämpfen.
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Zitat: |
So gesehen haben Menschen also keine richtigen Instinkte, nur angelernte Verhaltensweisen.
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Natürlich haben Menschen Instinkte. Ein einfaches Beispiel ist die Urangst vor Spinnen, welche noch von den Steinzeitmenschen kommt. Instinktiv schrecken die meisten Menschen vor Spinnen zurück. Eine antrainierte Verhaltensweise ist, nach der ersten Schrecksekunde zur Ruhe zu kommen, weil man weiß, dass es nur kleine, harmlose Spinnen sind.
@quaid: Ich denke mal, selbst höcht depressive und selbstmordgefährdete Menschen wollen instinktiv leben. Wie du schon sagtest:
Zitat: |
der überlebensinstinkt soll einer der stärksten, wenn nicht sogar der stärkste instinkt überhaupt sein. |
Ich denke, kaum jemand (Ausnahmen gibt es immer), gibt schon vor der ersten Runde auf. Der Überlebensinstinkt wird erst der dann ausgeschaltet, wenn man absolut kein Ausweg mehr da, der Schmerz absolut unerträglich wäre und man "es" nur noch beenden will.
"Einige Menschen in diesem Land sind sehr reich, aber die meisten von euch sind sehr, sehr arm. Und wisst ihr wieso? Weil ihr alle faule Säcke seid! Euer Land braucht Geld. Aber ihr könnt leider nicht genug Geld beschaffen. Also sag ich euch, was wir tun müssen: Wir werden die Krankenhäuser zumachen und den Leuten Arbeit geben und mehr Raketen herstellen!!"
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bei den spinnen muss ich widersprechen.
kleinkinder haben grundsätzlich keine angst vor spinnen, erlernen diese aber recht schnell von der mutter, als beispiel
Zitat: |
Ich denke, kaum jemand (Ausnahmen gibt es immer), gibt schon vor der ersten Runde auf. Der Überlebensinstinkt wird erst der dann ausgeschaltet, wenn man absolut kein Ausweg mehr da, der Schmerz absolut unerträglich wäre und man "es" nur noch beenden will. |
sicher, die aussicht aufs leben ist eine starke motivation.
aber menschen haben schon angst, vor großen menschenmengen zu sprechen. nun stell dir mal die angst vor, wenn die erlittenen schmerzen bei nicht bestandener prüfung mit jeder stufe größer würden?
ich finde, dass ist absolut keine leichte entscheidung.
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Zitat: |
bei den spinnen muss ich widersprechen.
kleinkinder haben grundsätzlich keine angst vor spinnen, erlernen diese aber recht schnell von der mutter, als beispiel |
Ja, weil Kleinkinder von ihren Müttern beschützt wurden. Und sie lernen das Angstverhalten nicht von ihrer Mutter, sondern es kommt instinktiv, wenn sie älter werden.
Zitat: |
sicher, die aussicht aufs leben ist eine starke motivation.
aber menschen haben schon angst, vor großen menschenmengen zu sprechen. |
Manche Menschen haben auch Angst vor Milch
. Das kann man auch nicht vergleichen mit der Angst vor dem Tod.
Zitat: |
nun stell dir mal die angst vor, wenn die erlittenen schmerzen bei nicht bestandener prüfung mit jeder stufe größer würden? |
Das wird am Anfang instinktiv ausgeblendet. Daran denkt man unter Einfluß von Adrenalin etc. nicht.
"Einige Menschen in diesem Land sind sehr reich, aber die meisten von euch sind sehr, sehr arm. Und wisst ihr wieso? Weil ihr alle faule Säcke seid! Euer Land braucht Geld. Aber ihr könnt leider nicht genug Geld beschaffen. Also sag ich euch, was wir tun müssen: Wir werden die Krankenhäuser zumachen und den Leuten Arbeit geben und mehr Raketen herstellen!!"
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Also ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Angst vor Spinnen gehabt zu haben und hab mich im Kindergarten immer gefragt, warum alle anfangen zu kreischen wenn irgendwo ein größeres Insekt ist. Und da bin ich sicher nicht allein.
Arachno- bzw. Insectophobie hat absolut nichts mit Instinkten zu tun. Das ist höchstens die Angst vorm Unbekannten, die in heutigen Gesellschaften ziemlich stark gefördert wird. Angst vor unbekannten Dingen ist eine erlernte Verhaltensweise.
Und dass Instinkte kommen, wenn man älter wird, ist der größte Schwachsinn den ich je gehört hab, es sei denn unsere Definition von Instinkten geht in verschiedene Richtungen. Ich rede bei Instinkten von angeborenem Verhalten.
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ehrlich gesagt bin ich im kindergarten den mädels hinterher gerannt mit nem "opa langbein" inner hand.
Zitat: |
Das wird am Anfang instinktiv ausgeblendet. Daran denkt man unter Einfluß von Adrenalin etc. nicht. |
das lässt sich schwer nachvollziehen. aber man trifft ja im prinzip eine lebenswichtige entscheidung. man wägt ab, wie die chancen stehen, und wie risikobehaftet das ganze ist.
mal angenommen, man steht an einem hang und wird von bewaffneten soldaten verfolgt. die einzige chance wäre, die liane vor einem zu benutzen, um auf die andere seite der schlucht zu gelangen. die liane ist allerdings sehr schmierig, und am unteren ende der schlucht sind stacheln, oder wilde raubtiere meinetwegen.
dann wäre die frage, ob man sich durch einen gezielten schuss der soldaten erledigen lässt, oder seine chance mit der liane wahrnimmt und riskiert, qualvoll aufgespießt oder von raubtieren brutal zerfleischt zu werden.
also wenn die liane extrem fettig ist und man an ihr keinen halt findet - sie meinetwegen noch droht, zu reissen, dann glaube ich irgendwie nicht, dass das adrenalin dafür sorgt, dass man seine chancen nicht ausrechnet und auf jeden fall ungeachtet der qualvollen risiken versucht, zu überleben.
also mein fazit:
ich glaube, die angst vor schmerzen ist immer da und kann dafür sorgen, dass man sich für den freitod entscheidet, wenn die chancen auf erfolg zu gering sind und darüber hinaus auch noch mit möglicherweise großen schmerzen verbunden sein könnten, die größer wären als jene, die den freitod begleiten würden.
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Adrenalin und andere Stresshormone haben außerdem keine direkten Auswirkungen aufs Denken, sondern bereiten den Körper nur auf Belastung vor.
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Spielen wir hier Klugscheißer-Wettbewerb? Wo ist Arne, wenn man ihn mal braucht?
Zitat: |
Also ich kann mich nicht daran erinnern, jemals Angst vor Spinnen gehabt zu haben und hab mich im Kindergarten immer gefragt, warum alle anfangen zu kreischen wenn irgendwo ein größeres Insekt ist. Und da bin ich sicher nicht allein. |
Nein, du bist nicht allein. Ich habe auch keine Angst vor Spinnen und kann mich nicht daran erinnern, welche gehabt zu haben. Aber diejenigen, die Angst vor Spinnen haben/hatten, sind eindeutig in der Überzahl! Bestes Beispiel: Meine eigene Klasse. Einem ganzen Raum voller Schüler war es unmöglich, eine recht dicke Spinne zu packen und aus dem Fenster zu schmeißen. Man wandte sich da vertrauensvoll an mich. Und selbst ich habe gewartet, bis das Vieh auf nen Schwamm geklettert ist. (Ich wollt mir den Spaß einfach nicht entgehen lassen, mit ner Spinne durch meine Klasse zu gehen
)
Zitat: |
Arachno- bzw. Insectophobie hat absolut nichts mit Instinkten zu tun. Das ist höchstens die Angst vorm Unbekannten, die in heutigen Gesellschaften ziemlich stark gefördert wird. Angst vor unbekannten Dingen ist eine erlernte Verhaltensweise. |
Gut, übergeh ruhig mein Argument. Spinnen/Insekten sind in dieser Welt alles andere als unbekannt. Trotzdem lösen sie instinktiv Ekel bis Entsetzen bei den meisten Menschen aus ->Instinkt.
Zitat: |
Und dass Instinkte kommen, wenn man älter wird, ist der größte Schwachsinn den ich je gehört hab, es sei denn unsere Definition von Instinkten geht in verschiedene Richtungen. Ich rede bei Instinkten von angeborenem Verhalten. |
Die Spinnenangst IST angeboren, ENTWICKELT sich jedoch erst. Das ist möglich, quaid hat selbst gesagt, dass kleine Kinder mit Spinnen spielen.
Zitat: |
das lässt sich schwer nachvollziehen. aber man trifft ja im prinzip eine lebenswichtige entscheidung. man wägt ab, wie die chancen stehen, und wie risikobehaftet das ganze ist. |
Genau. Versuch mal ganz locker-flockig eine Entscheidung zu treffen, die über dein Leben oder Sterben bestimmt. Ich will mal den sehen, der kein abgebrühter Actionheld ist und nicht in Panik gerät.
Zitat: |
Adrenalin und andere Stresshormone haben außerdem keine direkten Auswirkungen aufs Denken, sondern bereiten den Körper nur auf Belastung vor. |
Sie haben auch Auswirkungen auf das, was den Befehl gibt, sie zu senden: Das Gehrin. Welches zufällig auch das Denken übernimmt.
Ich glaube, der Überlebenswille ist enorm stark ausgeprägt. Unsere Evolution ist darauf ausgelegt, uns möglichst überleben zu lassen, um bessere Nachkommen zu bekommen. Deswegen werden die Meisten nach der verdammten Liane, den letzten Strohhalm, greifen, um wenigstens eine geringe Chance aufs Überleben zu haben. Wenn man als gehetzter, gejagter, geschwitzer Rebell die Wahl zwischen 100%Tod und 99%Tod (1%Hoffnung auf Überleben) hat, werden sich die Meisten an das Prozent Hoffnung klammern.
Aber manche werden sich auch damit abfinden können, brutal von Soldaten erschossen zu werden.
"Einige Menschen in diesem Land sind sehr reich, aber die meisten von euch sind sehr, sehr arm. Und wisst ihr wieso? Weil ihr alle faule Säcke seid! Euer Land braucht Geld. Aber ihr könnt leider nicht genug Geld beschaffen. Also sag ich euch, was wir tun müssen: Wir werden die Krankenhäuser zumachen und den Leuten Arbeit geben und mehr Raketen herstellen!!"
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wenn du es so auslegst, dass eine 100% chance auf tod oder eine 99% chance auf tod besteht, und dazu schreibst, dass der tod durch die soldaten brutal ist, dann ist dein standpunkt natürlich eindeutiger zu verstehen.
was ich mit meinem beispiel ausdrücken wollte, ist die tatsache, dass der tod durch einen schuss sauber und schnell von statten gehen kann, ohne dass man viel davon mitbekommt, während der tod durch die stacheln bzw. raubtiere, denen man zum opfer fallen würde, wenn man sich an der glitschigen, dünnen liane versucht, einen extrem schmerzhaften tod zur folge hätte.
ich glaube, dass diese abwägung durchaus relevant sein kann.
wir können ja gerne einen kleinen exkurs machen, warum das schmerzempfinden so schrecklich hoch ist.
das soll jedenfalls als begründung herhalten, warum man diese abwägung treffen könnte, und den überlebensinstinkt in frage stellt.
es spielen natürlich noch weitere faktoren mit. beispielsweise die erlebnisse vor dieser entscheidung, die momentane moral etc., aber die angst vor schmerzen ist nicht zu unterschätzen.
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