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Gerechtigkeit
26.03.2009 19:30 |
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Ich habe mal darüber nachgedacht was 'Gerechtigkeit' eigentlich bedeutet, und bin zu folgendem "Ergebnis" gekommen:
Das Prinzip 'Gerechtigkeit' ist nur auf Situationen anwendbar, in denen Macht ausgeübt wird; Gerechtigkeit herrscht also dann, wenn die Entscheidungen der Mächtigen (einzelne Personen oder Zusammenschlüsse) und die gültigen Konventionen gerecht sind. Dabei sind "gerecht" und "ungerecht" natürlich relativ, und man hat ein breites Spektrum zwischen "absolut gerecht" und "absolut ungerecht". Des Weiteren spielt nicht nur der Grad der Gerechtigkeit eine Rolle, sondern auch, um was für eine Art von Entscheidung / Konvention es sich handelt, und insbesondere, wie stark diese andere beeinflusst, und ob nur zwei Personen involviert sind (der Machtausübende mitgezählt), oder mehr. Wenn jemand z.B. nicht mit "Ausländern" befreundet sein will, dann ist das erst einmal seine ganz persönliche Entscheidung, und er ist selbst schuld wenn er deshalb auf viele interessante Menschen freiwillig verzichtet. Will allerdings in einem Gebiet niemand mit dem einzigen Ausländer dort befreundet sein, der dort auf andere angewiesen ist, und das nur aus dem "Grund" dass er Ausländer ist, dann ist das schon relativ ungerecht.
Gerechtigkeit ist also nur dann ein relevantes Thema, wenn es Abhängigkeiten gibt. Wenn es keine Abhängigkeiten gibt ist es irrelevant, ob man die Situation nun "gerecht" oder "ungerecht" nennt, da sich das Konzept dann einfach nicht mehr anwenden lässt. Die Frage ist also, ob man versuchen sollte zu erreichen, dass die existierenden Abhängigkeiten möglichst gerecht sind, oder ob man lieber versuchen sollte, die Abhängigkeiten direkt zu reduzieren - beides sind zwei unterschiedliche Konzepte.
...ok, soweit die These mit der ich wie immer morgen wahrscheinlich schon selbst nicht mehr einverstanden sein werde, aber umso besser für die Diskussionsmöglichkeiten.
Edit: Davon abgesehen finde ich, dass Gerechtigkeit ein schwer zu fassendes Konzept ist: Wenn ein stärkerer z.B. einen schwächeren vermöbelt, ist es dann ungerecht? Hatten nicht beide die gleiche Chance, sich über die Jahre hinweg Muckis anzutrainieren? Und kann man das verallgemeinern, ohne etwas über den genauen Konflikt der beiden zu wissen?
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ich stimme dir zu, was die abhängigkeit betrifft.
was das hier angeht:
Zitat: |
Die Frage ist also, ob man versuchen sollte zu erreichen, dass die existierenden Abhängigkeiten möglichst gerecht sind, oder ob man lieber versuchen sollte, die Abhängigkeiten direkt zu reduzieren - beides sind zwei unterschiedliche Konzepte. |
frage ich mich jedoch, warum man überhaupt eines der beiden möglichkeiten in betracht ziehen sollte in bezug auf die terme "sollte" bzw. "müsste".
zu deinem edit:
ich bin generell gegen verallgemeinerungen (hehe). ich würde mir die situation genauer ansehen wollen. den grund, warum der stärkere die möglichkeit wahrnimmt, von seiner physischen überlegenheit gebrauch zu machen. das wäre für mich ein wichtiger faktor in bezug auf die fragestellung der gerechtigkeit in diesem fall.
natürlich hatten beide die gleiche chance, sich über die jahre hinweg muckis anzutrainieren. allerdings gibt es auch hier wieder unterscheidungen. ist der schwächere ein hardgainer? hat er andere sorgen, als zu trainieren? ist er eher ein denker, der sich in konfliktsituationen mit seinen verbalen möglichkeiten befreien wollen würde?
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Zitat: |
Original von quaid
was das hier angeht:
Zitat: |
Die Frage ist also, ob man versuchen sollte zu erreichen, dass die existierenden Abhängigkeiten möglichst gerecht sind, oder ob man lieber versuchen sollte, die Abhängigkeiten direkt zu reduzieren - beides sind zwei unterschiedliche Konzepte. |
frage ich mich jedoch, warum man überhaupt eines der beiden möglichkeiten in betracht ziehen sollte in bezug auf die terme "sollte" bzw. "müsste". |
Du hast völlig Recht, das nervt mich auch bei meinen Eltern wenn sie Redewendungen wie "sollte man" oder "muss man" ohne Bezug zu einer Zielsetzung verwenden. Ich meinte dass man das tun sollte wenn man sich für weniger Ungerechtigkeit einsetzen will. Aber Abhängigkeiten verringern heißt oft auch weniger Sicherheit, und wenn man versucht Abhängigkeiten möglichst gerecht zu gestalten bedeutet das oft auch kompliziertere, undurchsichtigere Regeln zu schaffen, mit dem Ergebnis dass die intelligenteren Menschen da wieder Schlupflöcher für sich finden, und ist gar nicht mal so einfach (außer man hat einen gerechten Herrscher, der jede Situation exakt einschätzen kann ^^). Weiterhin kann es auch problematisch sein, Abhängigkeiten gerechter zu gestalten, da sich die Menschen immer besser mit den Abhängigkeiten arrangieren können, und weniger rebellieren, selbst wenn es ihnen ohne die Abhängigkeiten besser gehen würde. Naja, alles nicht so einfach.
Zitat: |
Original von quaid
ich bin generell gegen verallgemeinerungen (hehe). |
Spaßvogel! Nein, ab und zu sind Verallgemeinerungen schon ganz sinnvoll, aber natürlich nicht generell.
Zitat: |
Original von quaid
ich würde mir die situation genauer ansehen wollen. den grund, warum der stärkere die möglichkeit wahrnimmt, von seiner physischen überlegenheit gebrauch zu machen. das wäre für mich ein wichtiger faktor in bezug auf die fragestellung der gerechtigkeit in diesem fall.
natürlich hatten beide die gleiche chance, sich über die jahre hinweg muckis anzutrainieren. allerdings gibt es auch hier wieder unterscheidungen. ist der schwächere ein hardgainer? hat er andere sorgen, als zu trainieren? ist er eher ein denker, der sich in konfliktsituationen mit seinen verbalen möglichkeiten befreien wollen würde? |
Ich denke wenn er ein Hardgainer ist, dann ist er trotzdem selbst schuld wenn er nicht versucht seine Schwäche auf andere Art und Weise zu kompensieren (Pfefferspray, Begleiter etc.). Wenn er andere Sorgen hatte, oder glaubt sich aus allem herausreden zu können, dann hat er halt auf's falsche Pferd gesetzt, und seine Kosten-Nutzen-Rechnung ist nicht aufgegangen. Und wenn jemand meint, dass körperliche Stärke in der heutigen Zivilisation unwichtig ist, dann hatte er halt die falschen Erwartungen, und kann aus seinem Fehler lernen. Und außerdem: Ich denke mal wenn es schon mal zu einem Konflikt kommt dann gibt es kein "gerecht" und "ungerecht", jeder versucht halt mit allen Mitteln den Konflikt für sich zu entscheiden. Das Problem war viel mehr, dass es überhaupt zu dem Konflikt gekommen ist, und die Ursache des Konfliktes mag ungerechter Natur sein, aber können Mittel, die man in einem Konflikt einsetzt selbst ungerecht sein?
(ich bin mir da selbst gerade nicht sicher, lass das aber trotzdem mal für euch so im Raum stehen ^^)
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dian unregistriert
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Zitat: |
Davon abgesehen finde ich, dass Gerechtigkeit ein schwer zu fassendes Konzept ist: Wenn ein stärkerer z.B. einen schwächeren vermöbelt, ist es dann ungerecht? Hatten nicht beide die gleiche Chance, sich über die Jahre hinweg Muckis anzutrainieren? Und kann man das verallgemeinern, ohne etwas über den genauen Konflikt der beiden zu wissen? |
Die Menschen sehnen sich in der heutigen Zeit (wenn nicht schon zu allen Zeiten) danach, alles möglichst einfach zu kategorisieren.
Man unterscheidet zwischen gut und böse, zwischen gerecht und ungerecht... und tut dabei so, als wäre diese Unterscheidung so von Gott persönlich festgelegt und für alle Zeiten in Stein gemeißelt worden... als gäbe es eine objektive Form von Gerechtigkeit, die ganz unabhängig vom wertenden Auge des menschlichen Betrachters existiert.
Aber letztlich ist alles, was man uns als "gerecht" oder "ungerecht" verkaufen will, eine wertende, subjektive Meinung. Dadurch, dass diese Meinung dem entspricht, was die breite Masse als "gesunden Menschenverstand" bezeichnet, wird sie nicht weniger subjektiv.
Davon abgesehen denke ich sowieso, dass die ganze Schöpfung ungerecht ist (und aus welchen Gründen auch immer dies wohl auch sein soll).
Wenn ich könnte, würde ich Gott verklagen.
Aber der denkt vermutlich ebenfalls nicht in so kleingeistigen Kategorien wie gerecht oder ungerecht. Und ich kann ihn sogar verstehen. Wenn ich unsterblich und allmächtig wäre, wäre mir sowas wie "Gerechtigkeit" wahrscheinlich auch scheißegal.
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Gerechtigkeit definiert sich für jeden individuell und kann stark schwanken abhängig von Rachegedanken.
Die von der deutschen Justiz definierte Form von Gerechtigkeit und die allgemein gültigen, bekannten und verständlichen Leitsätze dazu sollen eine verfolgbare Gleichmäßigkeit erschaffen.
Dass dies jedoch nicht immer Sinn macht, zeigen diverse, teilweise widersprüchliche, Rechtssprechungen.
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