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Ich weiß, das ich nichts weiß...
06.08.2014 16:50 |
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Auf den Satz in dem Titel möchte ich die nächsten Sätze einmal zurückkommen.
Mir ist eine Sache aufgefallen (vielleicht irre ich mich ja auch). In diesem Forum, ist ein gewisser Grund Tenor der, das alle anderen Unwissenden da Draußen konditioniert, fremdgedacht und gesteuert, rechts, ausgebeutet, dem Fußball und ihrem jeweiligen Land zujubelnde Vollidioten sind. Mal so ganz grob und leicht überspitzt um rissen.
"Hier" allerdings hat man das ja vermeintlich erkannt, ist somit erleuchtet und hat eigentlich bereits im Handstreich die ganze Welt verstanden.
Als z.B. deutlicher Sympathisant der Anarchisten Idee und klarer Fan von Dians Videos (alle toll gemacht, keine Frage) frage ich mich dennoch, woher diese Gewissheiten?
Einzig den limitierten Foren Textblöcken geschuldet oder glaubt ihr wirklich daran? Wenn ja, woher nehmt ihre diese Gewissheit, die ja umgekehrt durch die Blume aussagt, das man selber super clever und selbst reflektiert wie man so ist ja schließlich alles gecheckt hat.
Deshalb auch der Satz aus dem Titel, den ich ganz Bewusst gewählt habe. Ich selber kann anderen Leuten nicht in den Kopf gucken und bin nie bei den wichtigen Entscheidungen im weißen Haus oder sonst wo mit am Tisch gewesen. Alles an Medien und Informationen egal von wem und wo her, strömt ohne großen Zweifel komplett gefiltert auf mich ein. Ich kann nur kalkulieren, abschätzen und subjektive eigene Erfahrungen mit Vorsicht einfließen lassen. Am Ende errechnet dann mein Gehirn eine wahrscheinliche Möglichkeit, die passen kann, aber "wichtig" nicht passen muss. Gewissheiten werden somit für mich zu reiner Fiktion, jedenfalls solange 1+1 noch 2 ist...
Es kann auch durchaus ganz anders sein. So einiges entpuppt sich dann doch eher als Treppenwitz.
Dutzende Kommentare hier (nicht zu wenige) triefen mit der gleichen heilsbringenden Gewissheit, wie das, was in den gleichen Sätzen draußen bei den ganzen Vollidioten zugleich kritisiert wird.
Was meint ihr dazu?
Denkt mal einen Moment darüber nach...
P.S. Unter dem Strich betrachte ich dieses Forum als ganz schlechte Werbung für das was es wohl ursprünglich mal sein sollte. Aber das ist rein meine eigene eingeschränkte Sicht darauf, mich würden viel mehr eure Kommentare dazu einmal interessieren.
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Meiner Meinung nach ist der durchschnittliche Forennutzer hier auch nicht erleuchteter oder hat die Welt besser verstanden als der durchschnittliche Passant auf der Strasse.
Und wenn doch, dann liegt das wohl daran, dass man für ein Internetforum die Fähigkeit und den Willen braucht Text zu schreiben, eine intellektuelle Anforderung, die man zum Benutzen der Strasse nicht braucht.
"Do you believe in free will?" "I have no choice."
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RE: Ich weiß, das ich nichts weiß...
06.08.2014 22:17 |
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Zitat von MMVVII: |
In diesem Forum, ist ein gewisser Grund Tenor der, das alle anderen Unwissenden da Draußen konditioniert, fremdgedacht und gesteuert, rechts, ausgebeutet, dem Fußball und ihrem jeweiligen Land zujubelnde Vollidioten sind. Mal so ganz grob und leicht überspitzt um rissen. |
Eigentlich halte ich genau diese Sichtweise für falsch. Gerade dieses Herabschauen auf andere, andere Menschen als dümmer zu bezeichnen und dieses man selber ist ja so viel besser und toller verursacht ja die Probleme, die hier so oft kritisiert werden. Wenn man Menschen kritisiert für jenes Verhalten, dann aber selber immer nur die Welt auf eine herabschauende, arrogante Art und Weise betrachtet, ist man selber meiner Meinung nach nicht besser. Ich denke, das ist auch das, was dian teilweise mit seinen Videos vermitteln will. Diese zynische Art, die dann immer verwendet wird, dient denke ich mal auch hauptsächlich nur der Unterhaltung. So interpretiere ich es zumindest.
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Naja, es gibt bestimmtes Verhalten welches mir missfällt. Eine Wertung lasse ich da größtenteils aus. Ich sage auch nicht, dass Meinungen die der meinen widersprechen weniger Wert sind.
Ich kann nur allgemein sagen, dass ich nachdenken für wichtig halte und dass man sich nur durch hinreichende Argumente für eine Position entscheiden sollte, bzw wenn man darüber nachgedacht hat.
Wenn Menschen ein Verhalten an den Tag legen würden, welches ich als "schlecht" werten würde, fühle ich mich natürlich "besser" als sie, da ich so etwas nicht tun würde. Macht das soweit Sinn?
Ob solch ein Verhalten von einer Mehrheit oder Minderheit ausgeübt wird, ist mir ziemlich egal.
Zusammengefasst: ich fühle mich nicht besser als andere, nur weil sie nicht so sind wie ich, ich fühle mich nur anders. Und wenn sie sich "schlecht" verhalten (aus meiner Sicht gesehen) halte ich sie auch für "weniger Wert" (wenn man das so ausdrücken kann, mir fällt gerade keine bessere Formulierung ein), wenn sie sich gut verhalten, kann es auch durchaus vorkommen, dass ich sie als "mehr wert" einordnen würde.
Ich versuche nicht vorschnell über Menschen zu urteilen, das gelingt mir aber nicht immer.
@Xoc ich finde, dass hier im Forum doch sehr viel nachgedacht wird, was die Wahrscheinlichkeit auf eine Person zu treffen, die ich für "gut" bzw "besser" halte, erhöht.
Wie soll man sich selbst finden, wenn dir die Gesellschaft vorschreibt, wer du zu sein hast?
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Chauvinistisch ist JEDER.
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Bevor man versucht die Welt zu verstehen, fängt man besser erstmal an sich selbst zu verstehen.
Wenn das darauf hinausläuft, dass alle anderen verblödete Zombies sein müssen - ist man entweder der letzte geniale Mensch oder ist gedanklich irgendwo falsch abgebogen.
Wer nicht bereit ist, eigene Fehler zu korrigieren muss eben in seinem Tunnel leben. Ich versuche ab und an etwas dazuzulernen, mehr erhoffe ich mir von anderen auch nicht.
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Selbstverständlich halte ich meine Meinung für die beste, sonst hätte ich eine Andere
. Die ergänze ich gerne, manchmal muss ich auch Teile davon verwerfen, weil ich eine bessere Alternative gefunden habe.
Ich weiß auch, dass ich nichts weiß. Sobald ich diese Erkenntnis in meine Überlegungen mit einbeziehe, weiß ich nicht mal mehr was ich schreiben soll. Wenn man alles bezweifelt, kann man keine Meinung haben. Sobald man Stellung bezieht, ist man gegenüber irgendetwas blind und intolerant.
Das, was am wenigsten greifbar und gleichzeitig das einzig Greifbare ist, unsere Gefühle, ist der letzte verbleibende Anhaltspunkt. Was sich richtig anfühlt muss auch richtig sein, aber für jeden einzeln, "das Beste für alle" gibt es nicht. Deshalb predigen wir ja auch Freiheit und Individualität. In diesem Sinne: Wir sind der Heilsweg! Alle Andersdenkenden sind verblendete, hirngewaschene Lemminge!
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Zitat von MMVVII: |
In diesem Forum, ist ein gewisser Grund Tenor der, das alle anderen Unwissenden da Draußen konditioniert, fremdgedacht und gesteuert, rechts, ausgebeutet, dem Fußball und ihrem jeweiligen Land zujubelnde Vollidioten sind. |
Ja, sieht für mich auch so aus, wobei ich sagen muss, dass ich selber so denke. Der Grund dafür ist einfach: auch wenn ich ganz sicher weiß, dass nicht alle Anderen so sind, habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten so sind. Und da ich nicht die Lust habe, jedes Mal "Ich weiß, dass nicht alle so sind [...]" einzufügen und ich voraussetze, dass solche Abkürzungen unter "guten" Lesern allgemein angenommen werden, schreibe ich auch explizit von den ganzen "Unwissenden da Draußen".
Zitat von MMVVII: |
Wenn ja, woher nehmt ihre diese Gewissheit, die ja umgekehrt durch die Blume aussagt, das man selber super clever und selbst reflektiert wie man so ist ja schließlich alles gecheckt hat. |
Ich nirgendwoher. Ich glaube nur, dass ich die Welt besser begriffen habe, als die meisten Anderen.
Zitat von MMVVII: |
Gewissheiten werden somit für mich zu reiner Fiktion, jedenfalls solange 1+1 noch 2 ist... |
1+1=2 ist auch reine Fiktion. Zahlen sind eine menschliche Erfindung.
Zitat von MMVVII: |
heilsbringenden Gewissheit |
Ist doch auch schön.
Zitat von dreambot: |
Eigentlich halte ich genau diese Sichtweise für falsch. Gerade dieses Herabschauen auf andere, andere Menschen als dümmer zu bezeichnen und dieses man selber ist ja so viel besser und toller verursacht ja die Probleme, die hier so oft kritisiert werden. |
Ja, wir sind objektiv gesehen in der Sache nicht besser als Andere. Aber einige glauben ja, besser zu sein.
Zitat von Ya2k: |
Bevor man versucht die Welt zu verstehen, fängt man besser erstmal an sich selbst zu verstehen.
Wenn das darauf hinausläuft, dass alle anderen verblödete Zombies sein müssen - ist man entweder der letzte geniale Mensch oder ist gedanklich irgendwo falsch abgebogen. |
Erledigt; erledigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man alles genau verstanden hat, geht wohl gegen gar nichts, aber im Großen und Ganzen. Außerdem: Eine(r) der letzten genialen Menschen
Zitat von Eastman: |
Im Netz kehren auch viele Leute ihr wahres Ich mehr hervor als sie es im Alltag tun. [...] Im Alltag würde man dagegen für viele Sachen oder Meinungen eine aufs Maul bekommen oder von der Gemeinschaft gemieden werden wenn man die offen kund tun würde. |
Präzise - ich zum Beispiel.
@Schuschinus:
Ich denke, es gibt durchaus weniger bzw. mehr greifbare Dinge - Glaube zum Beispiel. Und wenn Gefühle für Dich die letzte Stange zum festhalten sind, dann sind diese Gefühle ziemlich komisch. Eigentlich sind Gefühle sehr starken Schwankungen unterworfen. Ein paar Erläuterungen wären hier ganz nett
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Die Gefühle sind die Reaktion auf das, was unser begrenzter Verstand in die Wahrnehmungen interpretiert. Unabhängig davon, ob die Interpretation richtig oder falsch ist, sind die Gefühle die richtige, untrügbare Reaktionen auf die Situation, wenn sie wahr wäre. Das ist kein Wegweiser für richtiges Handeln. Es zeigt nur, was die als wahr angenommene Situation in einem auslöst, woraus man die für sich persönlich ideale Welt ableiten kann. Gefühlsschwankungen sagen einem, in welchen Bereichen man mehr Klarheit und Stabilität will. Und auch Ungewissheit kann erwünscht sein, wenn man zB ein risikofreudiger Mensch ist und in seiner Idealwelt gerne viele Abenteuer und Kicks hätte.
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Zitat von xashiko iba treaz: |
Zitat von Ya2k: |
Bevor man versucht die Welt zu verstehen, fängt man besser erstmal an sich selbst zu verstehen.
Wenn das darauf hinausläuft, dass alle anderen verblödete Zombies sein müssen - ist man entweder der letzte geniale Mensch oder ist gedanklich irgendwo falsch abgebogen. |
Erledigt; erledigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man alles genau verstanden hat, geht wohl gegen gar nichts, aber im Großen und Ganzen. Außerdem: Eine(r) der letzten genialen Menschen
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Wie groß schätzt du denn die Zahl der Menschen ein, die so genial sind wie du ? ;-)
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1 - mich selber, wenn man das als "genau so" interpretiert.
Wenn man alles darüber und noch etwas darunter dazu nimmt, habe ich keinen Schimmer. 1 Million, mal blind geraten.
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Unsere Kritik richtet sich ja hauptsächlich gegen den modernen Zivilisationsmenschen. Was ist eigentlich mit isolierten Naturvölkern? Auf der einen Seite romantisiert man deren Naturverbundenheit, auf der anderen Seite haben auch sie hierarchische Strukturen und aus unserer Sicht manch barbarisches Ritual. Wie glücklich die sind, kann ich nicht beurteilen. Wie würde eine anarchistischen Gesellschaft mit ihnen umgehen?
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Ich misch mich auch mal ein....
@Schuschinus: Selbstgewählte (und akzeptierte) Trainer, Lehrer, Mentoren usw. sind mit Anarchie vereinbar. Anarchie lehnt aufgezwungene Macht und Herrschaftsstrukturen ab. Ich weiss nicht viel über das Leben der Naturvölker im Amazonas usw. und kann von daher auch nicht sagen ob die ihre Führer und Häuptlinge selber wählen. Jedenfalls wären diese Leute dann auch keine Anarchisten, wenn sie ihre Häuptlinge und Führer aufgezwungen bekommen. In einer funktionierenden anarchistischen Gesellschaft müssen eben alle Anarchisten(das klingt zwar irgendwie nach Massengleichschaltung) sein, sonst klappt das irgendwie nicht. Diese Menschen zwingen, Anarchisten zu werden, wäre meiner Meinung nach auch falsch...man müsste sie wahrscheinlich eher inspirieren und zeigen, wieviel leichter das freie, herrschaftslose Leben ist.
Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.
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