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dian
unregistriert
Fragmente 01.10.2008 11:59 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ich habe aus Langeweile mal wieder meine Festplatte durchwühlt und ein unvollendetes Werk ausgegraben, das ich euch nicht länger vorenthalten möchte.
Bin mir nicht sicher, wann ich das genau geschrieben habe... aber ich schätze mal, dass das so zwei oder drei Jahre her sein dürfte. Hatte das schon fast komplett vergessen... von daher kann ich jetzt auch nicht mal genau sagen, warum ich damals nicht daran weitergearbeitet habe... denn im Nachhinein empfinde ich vor allem die Chat-Sequenz eigentlich als sehr gelungen.
Aber bildet euch besser euer eigenes Urteil...


+++


Begonnen hat es eigentlich mit dem Tag, an dem ich an dem Schwarzen Brett unserer Schule den folgenden Text gefunden habe...

"Guten Morgen, Sklaven!
Na, habt ihr heute schon an euren Fesseln gezerrt? Habt ihr in einem unbeobachteten Moment eine Feile genommen und versucht, die Ketten um eure Füße wieder ein kleines Stückchen brüchiger zu machen?
Oder ist das nur ein weiterer Tag von vielen, an denen ihr gar nicht wahrhaben wollt, dass ihr Sklaven seid? Ein Tag, an dem ihr euch einredet, einfach nur Schüler zu sein und zur Schule zu gehen, weil sich das doch gleich um einiges erträglicher anhört?
Später werden sich viele von euch "Arbeiter" nennen, oder "Ingenieure", oder "Büroangestellte".... und sie werden es gerne tun, denn das ist immerhin so etwas wie ein Aufstieg. Vom rechtlosen, austauschbaren Kindersklaven, der seine Nützlichkeit für seine Herren erst noch unter Beweis stellen muss, zum ausgebildeten Fachmann, der für seine Arbeit Geld bekommt, ein gewisses Ansehen genießt, und manchmal sogar selbständig Kindersklaven zu neuen Fachkräften ausbilden darf.

Vielleicht fühlt ihr euch jetzt noch zu klein, um die ganzen Ausmaße der Pyramide erkennen zu können, an deren Ausbau ihr später einmal beteiligt sein werdet. Vielleicht ärgert ihr euch einfach nur über eure Lehrer und versteht nicht, warum sie sich so harte, schweißtreibende Prüfungen für euch ausdenken... warum sie darauf bestehen, dass ihr immer pünktlich seid, und wieso sie euch etwas von Mathematik oder Erdkunde erzählen.
Dennoch lasst ihr es mit euch geschehen, denn eure Eltern haben euch immer wieder eingetrichtert: "Es geschieht alles nur zu Eurem Besten!" Und das stimmt ja auch.
Es liegt im ureigentsten Interesse des Sklaven, dass er Muskeln entwickelt, dass er lernt, seinen Mund zu halten, und dass er bestimmte Fähigkeiten erwirbt, die ihn etwas weniger unersätzlich machen als seinen Nebenmann. Denn wer nichts davon hat... wer nur Nahrung verschlingt, ohne beim Bau der großen Pyramide eine Hilfe zu sein, dem bleibt am Ende nur die Flucht in die endlose Wüste, wenn er nicht von seinen Herren für seine Faulheit verprügelt oder eingesperrt werden möchte. Dort kann er dann schauen, wie er ohne Wasser und Nahrung zurrecht kommt... aber falls ihn der Hunger dazu treiben sollte, zurück zu kommen und das Essen der anderen Sklaven oder gar der Wärter zu stehlen, dann wird man ihn für dieses schändliche Vergehen an den Pranger stellen, man wird ihn auspeitschen, foltern, und ihm dann vielleicht noch eine letzte Chance geben, sich endlich nützlich zu machen und beim Bau der Pyramide mit anzupacken.

"Ich sehe keine Pyramide!", werdet ihr jetzt vielleicht sagen.
"Ich sehe keine Wüste..", oder einfach nur "Ich bin doch überhaupt kein Sklave!"
Doch was ist die Gesellschaft, die nach der Schule auf euch wartet, denn anderes als eine gigantische Pyramide? Ein größenwahnsinniges Grabmal für eine Despotendynastie, das irgendwann einmal irgendjemand in Auftrag gegeben hat, und das nun immer schöner und größer werden muss, ganz egal, ob es Sinn macht oder nicht? Hauptsache, ihr beteiligt euch an irgendeiner Stelle daran. Als Gärtner, als Steineträger, als Architekt, als Künstler... oder als Aufpasser, der das Essen bewacht und verhindert, dass all zu viele gefrustete Kindersklaven reißaus nehmen und in die Wüste flüchten.
Die Wüste wiederum ist ein Symbol für die Zeit voller Entbehrungen, durch die sich jene hindurchkämpfen müssen, die von der Sklavenarbeit genug haben und sich auf die Suche nach einem besseren Leben jenseits der großen Pyramide machen.
Irgendwo, so heißt es, gibt es dieses bessere Leben. Ein blühendes, unbebautes Land, in dem die Menschen frei sind, und wo niemand gegen seinen Willen zu irgendetwas gezwungen werden kann.
Doch der Weg dorthin ist beschwerlich und voller Gefahren. Es warten hinterhältige Luftspiegelungen auf die Wanderer, die ihnen die schönsten Dinge vorgaukeln, aber in flirrende Hitze zerfallen, sobald man glaubt, sie endlich erreicht zu haben. Das schnelle Geld, das man angeblich jenseits der Gesellschaft mit illegalen Aktivitäten machen kann, ist eines dieser Trugbilder. Viele verschreiben sich dessem schönen Schein, doch die allermeisten werden nur daran zu Grunde gehen, weil sie blind vor Gier so lange im Kreis herumirren, bis sie die Häscher der Sklavenhändler eingeholt und wieder mit Gewalt zurück zu den anderen geschleppt haben.
Ein weiteres solches Trugbild heißt "Religion". Nur weil ihnen irgendwer mal gesagt hat, dass man sich beim Beten in eine bestimmte Himmelsrichtung wenden soll, pilgern die verwirrten Flüchtigen immer tiefer in die Wüste hinein... bis sie irgendwann an eine kleine Oase kommen, deren Wasser sie notdürftig am Leben erhält, so lange der Besitzer dieser Oase an ihren Diensten Gefallen findet.
So flüchten sie vor der Versklavung durch die Gesellschaft, und bleiben doch auf ewig Sklaven irgendwelcher Führer oder Gurus, die ihnen Erlösung versprechen und dabei in Wahrheit stets nur ihre eigenen finsteren Ziele verfolgen.
Andere ziehen ohne irgendein konkretes Ziel vor Augen einfach so in die Wüste hinaus...schwänzen die Schule, hängen eine zeitlang unmotiviert am Bahnhof oder in Kaufhäusern ab, kiffen sich die Birne aus dem Leib, und wundern sich dann auch noch, wenn man sie wieder einfängt und für ihre Gehorsamsverweigerung zur Rechenschafft zieht.

Nein, der Weg aus der Sklaverei in die Freiheit ist wahrlich kein Zuckerschlecken.. und für viele mag es wohl wirklich besser sein, sie bleiben Sklaven und beschäftigen sich ihr ganzes Leben lang gewissenhaft mit den Aufgaben, die ihnen von ihren Herren oder Mitsklaven zugeteilt worden sind, anstatt hinaus in die Wüste zu ziehen und alles aufs Spiel zu setzen, was sie sich im Lauf ihres Sklavenkarriere an Vorrechten und Privilegien mühsam erarebeitet haben... und das alles nur in der vagen Hoffnung, dass irgendwo da draußen ein verheisenes Land auf sie wartet.
Doch ich... ich spreche zu euch aus diesem Land!
Ich stehe auf der anderen Seite, satt und frei, ohne Ketten, ohne Angst... und ich sende euch ein Signal, das euch leiten möge, falls ihr eures Sklavendaseins überdrüssig seid und den beschwerlichen Weg durch die Wüste wagen wollt.
Ich kann euch zeigen, wie ihr die Wachen austrickst.
Ich zeige euch, wie man da draußen überlebt. Ich werde euch Fähigkeiten entlocken, von denen ihr heute noch nicht einmal ahnt, dass ihr sie besitzt.
Zu viel von dem, was einen Menschen eigentlich ausmachen sollte, ist ihm Lauf der Zivilisationsgeschichte entrissen worden. Sein unbeugsamer Stolz. Seine Freiheit. Das Recht, alles tun zu dürfen, wonach einem der Sinn steht. Das Recht, einfach zu gehen, wenn man seine Ruhe haben will. Niemandes Besitz zu sein... keinem Papier, keinem Chef und keiner Nation zu gehören.
Dinge, die für die dümmsten Affen im Urwald selbstverständlich waren und damals auch prima funktioniert haben, werden dem modernen Menschen von heute, der eigentlich geistig viel weiter entwickelt sein sollte, vorenthalten... und das nicht selten mit der Begründung, dass ihn diese Freiheiten geistig überfordern würde, und dass es daher in seinem eigenen Interesse sei, an der kurzen Leine gehalten, überwacht und beim kleinsten Regelverstoß sofort unnachgiebig bestraft zu werden.

Ich weiß ja nicht, wie es euch geht.. aber kommt ihr euch dabei nicht auch ein wenig verarscht vor?
Verarscht wie ein Hund im Zwinger, dem sein Herr noch höhnisch zuruft: "Sei dankbar. Immerhin bekommst du jeden Tag eine Schüssel mit Fressen."
Doch wofür genau soll der Hund denn dankbar sein?
Dafür, dass man ihn von Geburt an eingesperrt und in Abhängigkeit gehalten hat, so dass er gar nicht lernen konnte, sich seine Nahrung selbst zu beschaffen, wie es für freilebende Artgenossen in manch anderen Ländern selbstverständlich ist?
Dafür, dass er sich mit übelgelaunten Bestien, die durch die lange Gefangenschaft aggressiv und unberechenbar geworden sind, einen kleinen Verschlag teilen muss... ohne die in der Natur stets gegebene Chance auf Flucht, wenn er mit einem der selbsternannten Rudelführer nicht zurecht kommt?

Abhängig von euren Herren und eurem wahren Wesen entfremdet wie dieser Hund...
So, meine verehrten Sklaven, haben euch die Alten herangezogen. Und als wäre es nicht schon genug verlangt, dass ihr dieses Schicksal stumm ertragt, erwarten sie auch noch Fleiß von euch, Dankbarkeit, und dass ihr euch aufopfert und durch eure Mitarbeit den Fortbestand ihres perfiden Systems auch für weitere, zukünftige Sklavengenerationen gewährleistet.
Kocht ihr nicht innerlich vor Wut angesichts solch grenzenloser Überheblichkeit der Erwachsenen?
Schreit das letzte Überbleibsel des freien Wilden in eurer Seele nicht Tag und Nacht danach, endlich befreit zu sein von diesen Ketten, diesen ganzen Regeln und der unbarmherzigen Knute des Leistungsdrucks?
Oder seid ihr euren Herren längst auf den Leim gegangen und könnt es in Wahrheit kaum noch erwarten, so schnell wie möglich erwachsen zu werden, um dann endlich über all die Rechte zu verfügen, die sie den älteren Sklaven im Gegensatz zu den Jüngeren gnadehalber zugestehen?
In diesem Fall kann ich nicht viel mehr für euch tun, als euch aus tiefstem Herzensgrunde zu bemitleiden.
Aber wenn es anders ist...
wenn IHR anders seid, und euch diese Welt nicht gefallen lassen wollt, die euch eure Herren vorgesetzt haben, dann achtet auf mein Signal.
Doch da ich nur mit den ungezogenen Kindern etwas anfangen kann, wird euch mein Licht nur tief in der Nacht scheinen, wenn eure artigen Mitschüler längst friedlich in ihren Bettchen ruhen."



Darunter war noch eine Internetadresse angegeben, die mir jedoch nicht das Geringste sagte... aber kein Name, kein Absender, keine weiteren Informationen, aus denen man irgendwelche Rückschlüsse auf den Urheber oder dessen konkrete Absichten hätte ziehen können.
Das Interesse an dem Pamphlet schien sich allerdings ohnehin in Grenzen zu halten.
Nach einer Stunde war der Wisch bereits mit der Zahl "666", mehreren windschiefen Pentagrammen und einem Hakenkreuz verziert... In der großen Pause, als ich der Neugierigkeit halber nochmal am Schwarzen Brett vorbei ging, lagen nur noch ein paar zerfetzte Papierstücke in einem der Mülleimer neben dem Getränkeautomaten.
Aber das wunderte mich nicht. Selbst, wenn der liebe Gott persönlich ein paar neue Gebote an das schwarze Brett genagelt hätte.. ohne Genehmigung und Absegnung durch die Lehrerschaft war alles, was man dort anbrachte, Freiwild, das für gewöhnlich nur so lange dort hing, bis der Erste irgendwas Besseres damit anzufangen wusste.
Auch den Rest des Tages über war der mysteriöse Aufruf des Unbekannten nicht gerade Gesprächsthema Nummer 1. Ich erfuhr zwar noch von einem Mitschüler, dass man ähnliche Zettel anscheinend auch auf der Toilette und im Aufenthaltsraum gefunden hatte... aber auch für den wurde das Thema recht schnell uninteressant, als sich ein weiterer Schüler zu uns dazu gesellte und überzeugt erklärte, dass es sich dabei wohl nur um einen neuen Trick der Scientology-Kirche oder der Zeugen Jehovas handeln würde, vor dem angeblich schon in einer Fernsehreportage auf RTL gewarnt worden sein soll.
Ich war mir da allerdings nicht so sicher...
Ich meinte, die etwas wirren Gedanken des Unbekannten zu verstehen, weil ich mich selber auch schon des öfteren wie ein Sklave gefühlt habe, der mit dem Bau von einem beschissenen Was-weiß-ich-was beauftragt worden war, ohne dass man ihm den Sinn des Ganzen auch nur halbwegs plausibel hätte erklären können.
Und da ich dank meiner Internetsucht auch ungezogen war und gerne etwas länger aufblieb, beschloss ich in der folgenden Nacht, mir die angegebene Seite mal etwas genauer anzusehen. Auch wenn ich nicht daran glaubte, dass mir irgendjemand etwas über mein Leben erzählen konnte, was ich noch nicht wusste, war ich doch neugierig darauf, wer sich hinter dieser merkwürdigen Aktion verbarg.
Einer der Schüler aus der Oberstufe? Oder vielleicht gar einer aus meiner Klasse, von dem ich eine solche Einstellung zur Schule und dem Leben gar nicht erwartet hätte?


Es war 2 Uhr 34.
Die Seite hatte nicht viel zu bieten außer einem extrem kargen Design, einigen knappen Infos in einer mir nicht geläufigen Sprache, und einem kleinen Chat.
Drei User waren dort bereits Online...
"HateRED", "Dreckstück" und "Enigma Moon" mit Namen.
Weil mir nichts besseres einfiel und es ja irgendwie zu dem Sklaventext passte, gab ich mir den Namen "Spartacus" und gesellte mich dann zu ihnen dazu.

Spartacus hat den Chat betreten.

HateRED: "Ich glaube, da kommt er."
Dreckstück: "Wurde auch Zeit."
Enigma Moon: "Spartacus... der große Befreier der Sklaven. Ja, das macht Sinn. Dann bin ich mal gespannt..."
Spartacus: "Hi Leute. Muss euch enttäuschen. Ich bin nur wegen dem Zettel hier, der bei uns an der Schule am Brett hing."
Dreckstück: "In der Raucherecke hing auch einer. Zumindest, wenn wir alle die selbe Schule meinen..."
Enigma Moon: "Ich bin ganz sicher nicht auf deiner Schule, Dreckstück."
Dreckstück: "Natürlich nicht. Auf meiner Schule gibt es nur glückliche Sklaven. Adenauer-Gymnasium - blöde Spießerschule Und auf welche Schule gehst du, Enigma?"
Spartacus: "Hey, ich bin auch auf der Adenauer, Dreckstück! In welcher Klasse bist du denn? Vielleicht kennen wir uns ja."
Dreckstück: "Das sag ich dir erst, wenn ich weiß, wie du so drauf bist, Sparta. Vielleicht bist du ja nur ein Gaffer und erzählst nachher überall rum, was du hier im Chat gelesen hast."
Spartacus: "Komm schon, warum sollte ich das tun? Wenn mich der Text nicht angesprochen hätte, wär ich jetzt sicher nicht hier und würde mir mit euch die Zeit totschlagen."
HateRED: "Scheiße. Gymnasiasten. Ich hätte es wissen müssen!!"
Dreckstück: "Was hast du denn für ein Problem? Denkst du, ich hab mir das ausgesucht, so eine beschissene frühgeförderte Tochter einer Lehrerfamilie zu werden? Ich hatte nie eine Wahl. Und auf welche Schule gehst du, wenn man fragen darf?"
HateRED: "Gar keine Schule. War so ein Lehrgang vom Arbeitsamt, für Dumme und Faule. Meine Sachberarbeiterin hat uns einige Unterlagen gegeben... und da war dieser Wisch dabei."
Enigma Moon: "Die Sachbearbeiterin? Das wird ja immer mysteriöser."
Dreckstück: "Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet, Enigma. Welche Schule? Auch die Adenauer?"
Enigma Moon: "Hmm, nein. Ich geh auf die Vampirschule und lerne dort, wie man sich unauffällig unter Menschen mischt."
Dreckstück: "Ha, ha. Ich wette, du gehst auch auf die Adenauer. Wahrscheinlich in die fünfte Klasse. ;-)"
Enigma Moon: "Schön wär's..."

Spartacus: "Das heißt, der Kerl ist hier noch nicht aufgekreuzt?"
Dreckstück: "Bis jetzt noch nicht. Und ich bin schon den ganzen Abend hier. Es sei denn, ich lag mit meiner ersten Vermutung doch richtig, und Enigma ist derjenige..."
Enigma Moon: "Nur weil ich dir nicht gleich meine ganze Lebensgeschichte erzähle, heißt das noch lange nicht, dass ich was zu verbergen habe. Davon abgesehen hast du ja anscheinend auch ein paar Geheimnisse vor uns, nicht wahr?"
HateRED: "So kommen wir nicht weiter. Was soll der ganze Scheiß überhaupt?"
Spartacus: "*grübel* Wie wäre es, wenn wir uns einander erstmal kurz vorstellen? Falls ihr das nicht alles schon gemacht habt..."
HateRED: "Ok. Ich bin auch erst seit 5 Minuten hier. Also erzählt mal was über euch!"
Enigma Moon: "Gute Idee. Wer mag anfangen?"
Dreckstück: "Ich jedenfalls nicht. Ich bin misstrauisch und habe auch meine guten Gründe dafür."
Spartacus: "*seufz* Meinetwegen, dann fang ich eben an... Also, ich geh in die zehnte Klasse. Ich sitze immer ganz hinten links, ich hab keinen bock auf Schule und möchte am liebsten Pro-Gamer werden."
HateRED: "Pro-Gamer?"
Enigma Moon: "Er will dafür Geld bekommen, dass er Computerspiele zockt."
HateRED: "Wer will das nicht?"
Spartacus: "Hey, ich hab schon bei ein paar Turnieren mitgespielt und auch schon mal was gewonnen! Drei Spiele, und einen Joystick."
Enigma Moon: "Na, das reicht ja fast schon zum Leben. lol"
Spartacus: "Natürlich reicht das nicht. Aber Träume wird man ja wohl noch haben dürfen? Ich habe sonst nicht viel außer diesen Träumen. Meine Mitschüler sind mir irgendwie alle zu kindisch, meine Eltern gehen mir auf den Geist, weil ihnen meine Noten zu schlecht sind, und weil sie es kaum erwarten können, bis ich endlich studieren gehe. Die meinten neulich ernsthaft, ich soll mich doch am besten jetzt schon mal nach einem Studiengang umsehen, der mich interessiert. Jetzt! Dabei sind das noch vier Jahre bis dahin! Und wenn ich widerspreche, dann kommen die mir immer mit so blöden Sprichwörtern wie "Der frühe Vogel fängt den Wurm."
Dreckstück: "Ey, genau wie bei mir, Sparta. Wie gesagt, meine Eltern sind beide Lehrer, und die können es natürlich überhaupt nicht verstehen, dass ihre Tochter kein Bock auf Schule hat und den ganzen Tag in schwarzen Klamotten rumrennt. Ja, was solls, nun kann ich's auch rauslassen... ich bin in etwa das, was die unwissenden Kälber als "Grufti" bezeichnen. Spätestens jetzt weißt du wahrscheinlich, wer ich bin."
Spartacus: "Ja, da gibt es eine bei uns. Hab dich mal in der Pause gesehen. Aber ich glaube, du bist ein oder zwei Klassen über mir..."
Dreckstück: "Sieht so aus, ja."
Spartacus: "Gehst du auch gern auf Friedhöfe?"
Dreckstück: "Nur, wenn jemand gestorben ist. Und du? Hast du ne Brille und das Gesicht voller Pickel, wie der typische PC-Freak meiner Alpträume?"
Enigma Moon: "Es lebe das Klischee!"
Spartacus: "Ich seh nicht aus wie Bill Gates, falls du das meinst, Dreckstück. Hast recht, war wohl ne blöde Frage von mir mit dem Friedhof."
Dreckstück: "Ich hab jedenfalls schon bessere gehört. Sorry, war nicht bös gemeint. Ich habe meine Gründe, warum ich so bin, wie ich bin, und ich glaube auch, für dass, das ich euch nicht kenne, habe ich euch schon mehr als genug erzählt. Wer macht weiter? HateRED? Magst du uns was von dir erzählen?"
HateRED: "Ich bin Russe."
Dreckstück: "Aha. Und weiter?"
HateRED: "Mein Großvater war mal Deutscher. Deshalb hat ihn mein Vater aus dem Heim geholt und wir sind hier her gefahren. Mich hat keiner gefragt. Weiß nicht, was ich noch sagen soll. Ich trinke gern Wodka. Ich hab keinen Job. Alle denken, ich bin dumm und böse. Interessiert keinen, was die Wahrheit ist. Euch sicher auch nicht. Ich glaube, ich bin der niedrigste Sklave von allen."
Spartacus: "Interessant.. ein PC-Freak, eine Gothic-Braut, ein Russlanddeutscher... scheint hier ja eine Versammlung der größten Loser der Stadt zu werden. Und was ist dein Makel, Enigma Moon?"
Enigma Moon: "Wie kommst du drauf, dass ich einen habe?"
Spartacus: "Nur so eine Ahnung. Also?"
Dreckstück: "Komm schon, jetzt erzähl uns was von dir! Wir haben dir schließlich auch was erzählt."
Enigma Moon: "Ich weiß nicht... vielleicht bin ich einfach zur falschen Zeit geboren. Diese Gesellschaft ist... jedenfalls ist sie nichts für mich. Ich möchte lieber so leben wie unsere Vorfahren. In einer Höhle sitzen, ne Banane fressen und mir gleichzeitig mit der anderen Hand den Sack kraulen."
Dreckstück: "Verzeih, aber irgendwie nehm ich dir das nicht ganz ab. Ich könnte sogar fast wetten, du bist der Intelligenteste von uns..."
Enigma Moon: "Auch wenn der Affe mit einer Tastatur umgehen kann, bleibt er doch ein Affe."
HateRED: "Na toll. Du hast uns im Grunde gar nichts von dir erzählt! Nur heiße Luft, wie ein Politiker."
Dreckstück: "Und das erinnert mich nun wiederum frappierend an denjenigen, der uns zu dieser nächtlichen Stunde hier herbestellt hat..."
Enigma Moon: "Glaubt doch, was ihr wollt! Ich rede nunmal nicht so gern über mich, das ist alles. Stellt euch einfach ein lebendiges Stück Scheiße vor. Und dann stellt euch vor, dass die Scheiße stirbt, und der Geist dieser Scheiße Besitz von einem Chatraum ergreift. That's me."
Dreckstück: "Du hörst dich sehr einsam an, Enigma. Falls du irgendwann mal darüber reden willst..."

JANOSCH hat den Chat betreten.
Spartacus: "Nanu... Noch ein Russe?"
Enigma Moon: "Ich will nicht darüber reden, Dreckstück. Und selbst, wenn ich wollte... naja, lassen wir das. Jedenfalls danke für das Angebot."
Dreckstück: "Hallo Janosch."
HateRED: "Komm, Janosch, sag was!"
Enigma Moon: "Das ist er... Das ist der, der uns hier her gelockt hat. Nicht wahr?"
JANOSCH: "Und, gefällt es euch bis jetzt?"
Dreckstück: "Ja, sind doch ganz nette Leute hier. Wir haben uns schon ein wenig unterhalten."
JANOSCH: "Ich weiß. Ich hab alles mitgelesen. Im Verborgenen, unsichtbar für euer Auge."
Spartacus: "Wow, wie geheimnisvoll. Du bist ja ein echter Doppelnull-Agent. lol"
JANOSCH: "Und du hast anscheinend ein loses Mundwerk, Spartacus. Aber das ist gut. Das zeigt mir, dass ich mit meiner kleinen Einladung die richtigen Leute angesprochen habe."
Dreckstück: "Die Richtigen... für was?"
HateRED: "Ja, verdammt. Um was geht es hier überhaupt?"
Enigma Moon: "Das hat er doch gesagt. Er will uns befreien. Er will uns ins gelobte Land führen..."
JANOSCH: "Und? Glaubst du mir das?"
Enigma Moon: "Als Kind hab ich mal an den Weihnachtsmann geglaubt. Habe gedacht, er ist von Gott auf die Erde gesandt worden, um die Kinder glücklich zu machen. Aber irgendwann hab ich begriffen: Der Weihnachtsmann verschenkt weder Freunde, noch Gesundheit, noch verständnisvolle Eltern... der Weihnachtsmann schenkt dir nur Dinge, die man mit Geld kaufen kann, und die früher oder später auf dem Müll landen."
JANOSCH: "Wer hat gesagt, dass ich etwas zu verschenken habe? Da sind nur ein paar Gedanken, die ich gerne noch an jemanden weiterreichen möchte, damit sie nicht mit mir und meiner Generation aussterben."

JANOSCH: "Irgendjemand unter euch, der sein Leben gut findet und möchte, dass es genauso weiter läuft wie bisher?"
Spartacus: "Es wird nicht so weiterlaufen wie bisher. Das ist ja das Problem. Als Schüler hat man doch noch die meiste Freiheit in dieser Welt. Danach bist du erst richtig gearscht, weil dann ist nix mehr mit rumgammeln und Mama für einen Kochen lassen."
Dreckstück: "Nicht alle Mütter können kochen, Sparta."
HateRED: "Meine schon. Macht sie nur leider viel zu selten, weil sie lieber in der Gegend rumvögelt.“
JANOSCH: "Ok, ich sehe schon… ihr seid alle mehr oder weniger unzufrieden. Eine Frage: Wie viele Finger würdet ihr euch abschneiden, wenn sich dafür euer Leben so entwickeln würde, wie ihr es euch wünscht?"
Spartacus: "Keinen, schätze ich. Ich steh nicht so auf Schmerzen."
JANOSCH: "Siehst du? Das ist genau der Grund, weshalb sich nichts ändert auf der Welt! Jeder hätte gern das perfekte Leben und die perfekten Freunde, jeder würde gerne in einer perfekten Gesellschaft leben. Aber keiner bringt den Mumm auf, sich auf der Suche danach so richtig den Arsch aufzureißen. Stattdessen lümmelt man lieber vor sich hin und begnügt sich mit der nächstbesten Frau, den nächstbesten Freunden und der nächstbesten Gesellschaft, die einem halt so vom Leben vor die Füße geworfen wird."
HateRED: "Drei Finger. Ich würde mir drei Finger abhacken, wenn ich dafür eine Million bekäme und wieder bei meinen Freunden in Russland sein könnte."
Dreckstück: "Vier Finger, um niemals geboren worden zu sein..."
Spartacus: "Und du gehst wirklich nicht auf Friedhöfe, Dreckstück? *grins*"
Dreckstück: "Ich glaube, dir geht es einfach nicht dreckig genug, um das zu verstehen, Sparta."
Spartacus: "Also gut... einen Finger. Wenn ich dafür lebenslang Rente bekomme und niemand mehr irgendwas von mir verlangt. Aber wirklich nur einen. Die anderen brauche ich nämlich noch zum Zocken."
Enigma Moon: "Zehn Finger."
JANOSCH: "Bravo. Das ist die richtige Einstellung!"
Spartacus: "Hä? Alle zehn? Ich wüsste nichts, was so einen hohen Preis wert sein könnte..."
Enigma Moon: "Zehn Finger, um alle Lieder dieser Welt zu hören."
HateRED: "What the fuck? Ist mein Deutsch so schlecht, oder redet er einfach nur dummes Zeug?"
Spartacus: "Ich versteh ihn auch nicht, HateRED, falls dich das beruhigt..."
Enigma Moon: "Ihr könnt mich nicht verstehen, weil ihr mich nicht kennt. Und ihr kennt mich nicht, weil ihr mich nicht verstehen könnt."
HateRED: "??????"
Enigma Moon: "Aber es ist im Grunde auch völlig egal. So wie ich das sehe, hat uns Janosch nichts anzubieten, was auch nur einen eingerissenen Fingernagel wert wäre."
JANOSCH: "Du bist ein ganz schön harter Kerl, was? Bist dir wahrscheinlich viel zu fein, um irgendwas von einem anderen Menschen anzunehmen... Und doch bist du meinem Ruf gefolgt. Warum?"
Enigma Moon: "Um zu sehen, wer das ist, der den Mund so voll nimmt."
Dreckstück: "Hey, ich mag dich, Enigma. ;-)"
Enigma Moon: "Du magst das, was du über mich zu wissen glaubst, Dreckstück. Das ist nicht das selbe..."
Dreckstück: "Und wenn schon. Zumindest scheinst du völlig anders drauf zu sein als die Jungs aus meiner Klasse."
Enigma Moon: "Ja. Darauf kannst du wetten."

JANOSCH: "Genug des Smalltalks, Kinder. Ich weiß jetzt alles über euch, was ich wissen wollte."
Spartacus: "Wie das?"
JANOSCH: "Einfache Menschenkenntnis. Kennst du einen, kennst du alle."
Dreckstück: "Na, da bin ich jetzt aber mal gespannt..."
HateRED: "Ich auch."
JANOSCH: "Also gut. Spartacus, mit dir fang ich an: Wie ich das mitbekommen habe, suchst du vor allem Freunde. Du redest dir ein, keine zu brauchen, du flüchtest dich in imaginäre Spielewelten, wo du an der Seite von imaginären Freunden für die gute Sache kämpfst. Du rettest Prinzessinen, du verhinderst Terroranschläge, du kommst ganzen Galaxien zur Hilfe geeilt, die von irgendeiner finsteren Macht überfallen worden sind. Aber wenn du ehrlich bist, ist das alles nur eine Ersatzbefriedigung. Ein kläglicher, jämmerlicher Ersatz dafür, dass es in Wahrheit niemanden gibt, der jemals auf die Idee käme, dir sein Leben anzuvertrauen."
JANOSCH: "Vielleicht vertraut man dir später einmal einen Stapel Akten an, oder den Schlüssel zur Nachbarswohnung, um dort die Blumen zu gießen und die Katze zu füttern, während die Leute im Urlaub sind.
Aber das ist dir zu wenig, nicht wahr? Du hast schon Blut geleckt... deine Spiele haben dich fühlen lassen, wie es ist, wichtig zu sein, die Zukunft einer ganzen Welt zu gestalten, und von anderen dafür bewundert zu werden.
Mit weniger gibst du dich nicht mehr zufrieden, und deshalb wirst du dein ganzes Leben lang darunter leiden, dass deine großen Heldentaten alle nur im Prozessor deines Rechners stattfinden. Ist es nicht so?"
Spartacus: "Schon möglich.. Aber selbst, wenn du Recht hast... wie könnte ich daran jemals etwas ändern?"
JANOSCH: "Spiel das Spiel, das ich dir anbieten werde! Es ist ein schwieriges Spiel, in dem du nur ein einziges Leben hast... keine Continues, keine Speicherpunkte, und keine Medipacks, die irgendwo in der Landschaft herumstehen und deine Gesundheit wieder auffrischen. Die ultimative Herausforderung für einen Spielejunkie wie dich. Und vielleicht deine letzte, wenn du nicht gut genug bist."
Spartacus: "Klingt gefährlich..."
JANOSCH: ".. und jene, die es verlieren, dürfen sich nicht einmal mehr in die Highscore-Liste eintragen. Ja. Also überleg es dir besser gut. Ich werde mich währenddessen mal mit deinen Kollegen befassen."
HateRED: "Was ist mit mir? Hast du auch ein Spiel für mich?"
JANOSCH: "Du willst doch gar kein Spiel spielen. Du willst einfach nur Geld haben, hast du gesagt. Viel Geld... und dann abhauen von hier. Zurück nach Russland. Und was wirst du dann mit dem Geld anstellen? Du wirst dir eine Frau kaufen, du wirst dir Sicherheit kaufen... du wirst dir alles kaufen, was du immer haben wolltest.
Und ehe du dich versiehst bist du zu deinem eigenen Feindbild geworden. Ein Emporkömmling, der sich was auf seinen Reichtum einbildet... einer, der die Armen dafür verachtet, dass sie schlechte Kleidung anhaben und streng riechen... "
HateRED: "Das ist nicht wahr! Ich würde immer für meine Freunde da sein und für meine Familie. Ich würde nie vergessen, wo ich herkomme."
JANOSCH: "Aber das hast du doch schon längst vergessen... Ist es nicht so? Deine Familie kotzt dich nur noch an, und deine Freunde aus Russland sind nichts als verklärte Kindheits-Erinnerungen. Ich meine, du brichst ja nicht unbedingt regelmäßig von zuhause aus und trampst per Anhalter durch halb Europa, um zu ihnen zu gelangen. Wahrscheinlich hast du nicht mal mehr Briefkontakt zu einem von ihnen. Und dann soll ich dir abnehmen, dass du plötzlich, nur weil du reich geworden bist, zu ihnen fahren und deine Millionen mit ihnen teilen würdest?
Das würdest du vielleicht einmal machen. Dann würde dich jemand ausnutzen und bitter enttäuschen... und von da an wäre deine Geldbörse für andere Menschen verschlossen. Mach dir nichts vor. Wer das Leben nicht zu schätzen weiß, so lange er arm ist, wird es auch als Milliardär noch mit Füßen treten."
HateRED: "Und was schlägst du Klugscheißer vor? Soll ich jetzt dankbar sein, dass mich alle nur wie den letzten Dreck behandeln? Zumindest das kann man mit genügend Geld ändern!"
JANOSCH: "Ja. Zuneigung von Menschen kaufen, das kann man. Aber ehrliche Zuneigung zu erlangen, ist ungleich schwieriger. Wenn du glaubst, es alleine nicht zu schaffen, helfe ich dir bei der Suche danach. Überleg es dir."
JANOSCH: "Und nun zu dir, Dreckstück. Du denkst, das Leben hat dich hart gemacht. Und du trägst schwarz, um allen zu zeigen, wie hart und anders du bist. Aber vielleicht solltest du besser rosa tragen, denn in Wirklichkeit bist du ein sensibles, zerbrechliches Mädchen, das sich einfach nur danach sehnt, in den Arm genommen und gestreichelt zu werden."
Dreckstück: "Das hättest du wohl gern, was?? Du tickst ja nicht ganz richtig! Kommst hier einfach in den Chat und textest uns mit deinen beschissenen Lebensweisheiten zu..."
JANOSCH: "Das Tragische daran ist, dass du verlernt hast, deine wahren Gefühle zu zeigen. Die kommen nur noch in Form von Wutausbrüchen und Hasstiraden aus dir heraus. Ich glaube, jemand hat dich in deiner Kindheit sehr schwer verletzt... er hat dein Vertrauen missbraucht, und du hast daher beschlossen, dich nie wieder so angreifbar und unschuldig zu präsentieren wie damals.
Aber, mein Mädchen, was du beschlossen hast, und was du fühlst, das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe, und ich fürchte, die beiden passen nicht besonders gut zueinander.
Wenn du hart wie ein Stein sein willst, darfst du nicht erwarten, dass dich jemand gießt und mit dir spricht wie mit einer Pflanze. Möchtest du hingegen eine zarte Pflanze sein, so musst du damit rechnen, gerupft und in eine Vase gestopft zu werden."
Dreckstück: "Und was spricht dagegen, das Beste aus beiden Welten zu nehmen?"
JANOSCH: "Nichts. Es spricht in meinen Augen auch nichts dagegen, schizophren zu sein. So lang man damit klar kommt und nicht ständig auf die Toilette rennen muss, weil der Magen nicht verdauen möchte, was der Schnabel gerade gegessen hat."
Dreckstück: "Du bist ein Arsch, Janosch, weißt du das eigentlich? Laberst hier rum und machst einen auf unsensiblen Oberpsychologen. Aber weißt du, wenn ich nen Psychologen brauche, dann sag ich das meinen Eltern, und die kaufen mir einen. Ich dachte, du erzählst uns was über die Schule, und wie wir den Scheiß hinter uns lassen können."
Spartacus: "Da hat sie recht. Das würde mich auch deutlich mehr interessieren als irgendwelche dämlichen Psychospielchen..."
HateRED: "Ja, genau. Wie willst du uns Sklaven befreien, hä? Wie willst du das anstellen?"
JANOSCH: "Wenn ich eure Ketten durchtrenne, nützt das keinem was. Irgendwer wird euch ja doch wieder einfangen. Will man einen Sklaven wirklich befreien, so muss man ihm beibringen, wie man kämpft. Doch wie, frage ich euch, soll jemand für seine Freiheit kämpfen können, der so wenig über sich selbst weiß wie die meisten Jugendlichen heutzutage?
Die meisten wissen über ihre Träume, über ihre Fähigkeiten und über ihre wahre Natur doch nur das, was ihnen die Alten eingetrichtert haben. Ihr seid die Geschöpfe eurer Herren. Und so lange das so ist.. so lange ihr deren Ideologie in euren Herzen tragt... so lange wird es für euch nie echte Freiheit geben."
Enigma Moon: "Du redest ständig davon, dass wir zuerst unsere wahre Natur finden sollen. Aber was, wenn es nunmal unserer Natur entspricht, ein Sklave zu sein? Du kannst einen Zwergwüchsigen vielleicht aus dem Zirkus befreien, in dem er vorgeführt wird... aber er wird trotzdem immer ein Zwerg bleiben, der von allen Passanten dumm angestarrt wird. Ob in der Manege oder außerhalb, spielt doch letztlich überhaupt keine Rolle. Der einzige Unterschied ist, dass er in der Manege wenigstens noch Geld dafür bekommt... Es gibt kein Entrinnen vor unserem Schicksal."
JANOSCH: "Dann geh in die Zwergenwelt! Da begaffen sie die Riesen."
Enigma Moon: "Ich mag aber keine Zwerge."
JANOSCH: "Ja, ich glaube, genau das ist dein Problem. Du hasst deine eigene Art, weil man dir immer wieder eingebleut hast, dass du minderwertig bist. Dabei bist du im Grunde überdurchschnittlich intelligent, du bist charismatisch, du bist schlagfertig... ja, du müsstest eigentlich das typische überhebliche Alphatier sein, das sich im Kreis seiner Clique sonnt und sich über Spinner wie uns den Arsch ablacht. Ich glaube, du würdest diese Rolle sogar wirklich genießen...
Es will dich bloß leider niemand in seiner Clique haben, nicht wahr? Jedenfalls keiner außer den sieben Zwergen. Aber die verachtest du ja dummerweise."
Enigma Moon: "Eigentlich verachte ich den, der die Zwerge und die Menschen und die Riesen geschaffen hat. Wer immer das getan hat und die Welt mit all diesen Unterschieden schuf, hatte jedenfalls nie im Sinn, dass alle gleichberechtigt und frei zusammenleben. Ich glaube, es war von Anfang an so geplant, dass sich alle gegenseitig unterdrücken... dass die Starken die Schwachen fressen und die Schwachen die noch Schwächeren. Was für einen Sinn macht es dann noch, für Freiheit und Gleichheit zu kämpfen, wenn du Gott höchstpersönlich gegen dich hast?"
JANOSCH: "Nur, damit ich das richtig verstehe: Du empfindest den derzeitigen Zustand der Welt als suboptimal, aber du willst nichts dagegen unternehmen, weil es ja vermutlich Gottes Wille ist und dessen Wille ohnehin nicht geändert werden kann? Bist du ein Christ?"
Enigma Moon: "Nein. Nur ein Mensch, der seine Grenzen kennt."
JANOSCH: "Glaub mir... die kennst du noch nicht."

quaid

their law


01.10.2008 15:48 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

mh der text wurde so noch nie veröffentlicht, oder?
und so ein zufall, dass ein JANOSCH auftaucht Augenzwinkern

habe an dem text eigentlich nur eines auszusetzen: die aufgesetzt wirkende überhebliche art von janosch. das sollte vllt etwas dezenter statt finden..
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zanthia
unregistriert
01.10.2008 17:50 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von quaid
mh der text wurde so noch nie veröffentlicht, oder?
und so ein zufall, dass ein JANOSCH auftaucht Augenzwinkern

habe an dem text eigentlich nur eines auszusetzen: die aufgesetzt wirkende überhebliche art von janosch. das sollte vllt etwas dezenter statt finden..


ich finde janoschs art toll. sie erinnert mich ein bisschen an demian. das buch lese ich zur zeit in Wahrheit war es nichts als Angst. Denn Demian hätte mehr von mir verlangt als die Eltern verlangten, viel mehr, er hätte mich mit Antrieb und Ermahnung, mit Spott und Ironie selbständiger zu machen versucht. Ach, das weiß ich heute: nichts auf der Welt ist dem Menschen mehr zuwider, als den Weg zu gehen, der ihn zu sich selber führt !( Hermann Hesse, Demian)
das einzige, was ich bloß auszusetzen hätte, ist, dass die geschichte nicht weiter geht...
dian
unregistriert
01.10.2008 18:20 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Tja, das Problem war halt, dass ich selber keinen richtigen Plan hatte, wie die Geschichte weitergehen soll.

Ungefähr habe ich es mir so vorgestellt:
Janosch überzeugt die vier aus dem Chat... er gibt ihnen ein paar "Hausaufgaben", die sie gemeinsam erfüllen müssen, und verspricht ihnen im Gegenzug, dass sie ihr Leben schon bald mit ganz anderen Augen sehen werden.
Die vier, die eigentlich ganz unterschiedliche Charaktere sind und normalerweise im Alltag wohl einfach blind aneinander vorbeigegangen wären, freunden sich nach einigen Anlaufsschwierigkeiten miteinander an und bauen sich so eine Art kleine Gegenwelt auf.
Doch als sie endlich glauben, durch die Kraft ihrer Freundschaft innere Freiheit gefunden zu haben, taucht Janosch wieder auf und verlangt eine Gegenleistung dafür, dass er ihnen die Augen geöffnet hat.
"Nichts im Leben ist umsonst. Wie viel ist euch euer neues Bewusstsein wert? Was seid ihr bereit, dafür zu opfern?"

Was Janosch genau vor hat, weiß ich aber selbst nicht. Vielleicht plant er in Wirklichkeit ein viel größeres Ding, und benutzt die vier nur, gemeinsam mit unzähligen anderen Marionetten, um seine eigenen finsteren Pläne zu verwirklichen...
Ich weiß ja nicht mal, wer dieser Janosch eigentlich sein soll. Also sicher nicht der selbe Janosch von den alten Geschichten.
Ich hatte die Idee, er könnte ein Lehrer sein, der in dem Internat aus Unity 2 unterrichtet hat (allerdings einige Jahrzehnte später), und der dann durch Nachforschungen auf die Geschichte mit Janosch aufmerksam geworden ist und sich davon inspirieren ließ. Oder ein ehemaliger Schüler...
Kann aber auch sein, dass ich den Namen nochmal geändert hätte. Das kommt schon öfters mal vor, dass ich erstmal nur so einen Platzhalter-Namen verwende, und den dann irgendwann wieder austausche.
dian
unregistriert
05.03.2014 21:30 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Was haben wir denn hier schönes? Das hatte ich ja komplett vergessen... großes Grinsen
Wer "Reinkarnator" schon gelesen hat, dürfte die eine oder andere Ähnlichkeit entdecken. Scheint so, dass ich einzelne Elemente der Geschichte doch schon länger im Hinterkopf hatte...

Yog-Sothoth




06.03.2014 13:45 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ach, hier war das. Als ich die Chat-Szene im Reinkarnator gelesen hatte wusste ich direkt, dass du das schon mal als Ausschnitt irgendwo gepostet hattest, ich hatte aber nicht mehr danach gesucht. Insbesondere der Name "Enigma" war irgendwie hängengeblieben.

Ich werde es mir interessehalber sicher noch mal zum Vergleich durchlesen ... an einen Janosch oder ein "Dreckstück" im Chat konnte ich mich beim Reinkarnator z.B. nicht erinnern. ^^
E-Mail an Yog-Sothoth senden
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