dian unregistriert
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Hyper, Hyper!!
25.07.2010 22:04 |
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Eigentlich sollte es doch die Traumvorstellung eines jeden echten Ravers sein... auf der Loveparade im Extasy-Rausch zu sterben. Ich bin mir sicher, einige haben noch gar nicht registriert, dass sie tot sind, und tanzen in der Zwischenwelt noch ein paar Jahre vor sich hin.
"Boah alter, dieses Licht, diese Engelschöre... Was is'n das für ne krasse Chill-Out-Zone? Und der Typ mit der Harfe in der Hand, der da drüben auf der Wolke schwebt... ist das nicht Dr. Motte?"
Aber vorsicht, das stimmt nicht! Echte Raver gehen schließlich schon seit Jahren nicht mehr auf die Loveparade, weil diese Veranstaltung mit Techno und dem antikommerziellen Geist, der ursprünglich dahintersteckte, Gerüchten zufolge nicht mehr all zu viel zu tun hat.
Techno war mal anders, Techno war mal neu und in einem ganz ähnlichen Sinne revolutionär, wie auch HipHop, Punk oder Metal irgendwann einmal revolutionär waren.
Techno... das war mal der Traum von einer Welt, in der alle so sehr mit tanzen und Drogen konsumieren beschäftigt sind, dass sie überhaupt keine Zeit mehr haben für Krieg, Politik, den Ernst des Lebens und all den anderen Mist.
Kritiker behaupten immer, Techno wäre keine Musik, viel zu seelenlos und monoton... doch gerade die Monotonie des Techno und die elektronischen Klänge sind wie kaum eine andere Musik dazu geeignet, den Hörer völlig eins werden zu lassen mit dem Sound. Irgendwann (vor allem in Verbingung mit dem richtigen Drogen) werden die Noten förmlich sichtbar. Man ist nicht länger ein Zuhörer wie ein Konzertbesucher, der eine Rockband auf der Bühne bewundert... man schwebt vielmehr auf buntleuchtenden Notenlinien durch andere Sphären, während der dehydrierte Körper längst in seiner eigenen Kotze liegt.
Das hat schon was mit einer spirituellen Grenzerfahrung zu tun... zumindest in der Theorie.
In der Praxis ist es aber einfach so, dass Techno eine Musikrichtung ist wie alle anderen auch. Die meisten hören sie zum Autofahren, zum Bügeln oder untermalen ihre Urlaubsvideos damit.... und wenn Menschen auf die Loveparade gehen, tun sie das üblicherweise nicht, um Techno zu hören, sondern wegen dem Gemeinschaftserlebnis.
Ja, man könnte sogar behaupten, der durchschnittliche Loveparade-Besucher von heute hat in etwa genausoviel Ahnung von Techno, wie der durchschnittlicher Besucher beim Public-Viewing eines Deutschlandspiels etwas vom Fußball versteht.
Es geht ihnen vor allem um die (mir unverständliche) Freude daran, an einem großen Event teilzunehmen... anderen davon erzählen zu können, dass man irgendwo war, wo gleichzeitig auch noch Millionen anderer Menschen gewesen sind.
Der Wunsch, einer unter Millionen zu sein, die alle das gleiche erleben... das hat schon zu Adolfs Zeiten die Massen fasziniert.
Wenn ein Herdentier einen Tunnel voller Menschen sieht, denkt es sich nicht "Oh mein Gott, da drin werde ich wahrscheinlich zu tode getrampelt", sondern "Geil.... geil... so viele coole Leute, mit denen ich feiern kann!"
Dann kommt die böse Polizei und baut ein paar Gitter auf, weil sie es gut meinen, und weil das in Pamplona beim Stiertreiben oder im Wilden Westen mit den Kühen ja auch funktioniert.
Schließlich wäre es unverantwortlich, mehr Menschen auf das Gelände zu lassen als der TÜV erlaubt hat. Da könnte ja eine Massenpanik oder Schlimmeres entstehen...
Ironischerweise war es nun offensichtlich gerade der Versuch der Behörden, ein Chaos zu verhindern, der das Chaos erst ausgelöst hat.
Das sollte dem einen oder anderen mal zu denken geben, über den Sinn und Unsinn von zu vielen Reglementierungen.
Vermutlich fanden es einige bei den Sicherheitsbehörden sogar richtig toll, dass es nur einen Zugang gab, und man so die Leute viel besser auf Drogen oder sonstiges verdächtiges Verhalten kontrollieren konnte.
Das Sicherheitsdenken hat sich selbst ad absurdum geführt. Aber auf kritische Stimmen in den Mainstreammedien, die genau dieses Paradoxon ansprechen, wird man vermutlich vergebens warten.
Stattdessen wird die übliche Betroffenheitsleier gefahren, man kritisiert die Veranstalter... aber nicht wegen zu vieler Sicherheitsvorkehrungen, sondern wegen zu wenig.
Mach die Loveparade einfach unangemeldet irgendwo auf ner Kuhwiese ohne Polizei, Zäune und irgendeine Infrastruktur, und es wird vermutlich friedlicher zugehen und weitaus weniger Tote geben. Doch das ist für den modernen Zivilisationsmenschen von heute schlicht nicht vorstellbar. Muss ja alles seine Ordnung haben... und wenn schon Tote bei einer Massenpanik, dann doch bitte kontrolliert und unter polizeilicher Aufsicht. Wir sind hier ja schließlich nicht im Kongo!
Ach ja, im Fernsehen habe ich auch schon wieder die üblichen Blumenmeere gesehen, aufgestellte Teelichter und diese weißen Zettel, auf denen mit roter Schrift "WARUM??" geschrieben steht.... die selben Zettel, die auch schon beim Amoklauf in Winnenden zu sehen waren.
Meint ihr, die sind handgeschrieben, oder kann man die inzwischen auch schon im Hunderterpack bei Amazon bestellen, um für die nächsten Amokläufe, Torhüter-Selbstmorde und sonstige Katastrophen gerüstet zu sein?
Ich glaube, ich mal mir auch so ein Ding und stelle das vor dem Haus auf die Straße. Ist zwar niemand gestorben... aber man wird ja wohl mal fragen dürfen!
In diesem Sinne...
"WARUM???"
oder, wie Scooter es ausdrücken würden:
"HOW MUCH IS THE FISH???"
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ich frage mich ja, wie es überhaupt zu so einer panik kommen kann.
beim damaligen s-bahn-chaos gab es ähnliche situationen auch, und niemand verfiel in panik.
außerdem werden jene, die in "panik" dann einfach über andere drüber laufen und somit deren tod herbeiführen oder wesentlich daran teil hatten, garnicht verfolgt im gegensatz zum veranstalter oder der stadt.
ok, es sind auch ziemlich viele und alleine die anhörung möglicher zeugen würde wohl ewig dauern. es gibt allerdings nichtmal ein paar mahnende worte an die gemeinschaft. wenn viele menschen auf einem fleck sind und dann in panik verfallen, dürfen sie wohl mehr als ein mündiger bürger im vollbesitz seiner geistigen kräfte, der nicht unbedacht über andere rübertrampeln würde..
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Hansi unregistriert
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Naja, Dian, ich habe da so immer meine Schwierigkeiten, wenn jemand Techno mit Noten in Verbindung bringen will. Also, mit Rhythmus verstehe ich ja noch, aber die Noten sind imo da das austauschbare dran, auf die es nicht so ankommt.
Aber die Überlegung ist okay, ob ein unter Ecstasy stehender Besucher einer von ihm geliebten Massenveranstaltung nicht doch da ein besonderes Empfinden haben müsste, wenn er zu Tode getrampelt oder gequetscht wird (sollen auch noch ein paar eben Rückenmarksverletzungen gehabt haben, was darauf hindeutet, dass sie doch irgendwo runtergefallen sein müssen oder jemand auf sie drauf gefallen ist, kann aber auch durch Quetschungen passieren). Eben genauso wie ein Nationalist vor hundert Jahren empfunden haben muss, wenn er für Kaiser und Vaterland im Krieg stirbt. Das liegt zumindest nahe.
Interessant ist natürlich bei sowas zuerst mal, wie die Öffentlichkeit das verarbeitet.
Zuerst einmal erzählen irgendwelche Politfressen, wieviel Anteilnahme sie doch haben, bevor sie schnell nach Bayreuth abdüsen, um sich dort ausgerechnet den Lohengrin anzuschauen. (Den man btw auch live mittlerweile im Radio hören kann, bevor man sich das antut und evtl. minderwertige Dirigenten sich dabei anhört.) Zur selben Zeit werden in den Krankenhäusern rund um Duisburg noch genug Menschen liegen, denen man die Anteilnahme versichert hat und denen die am Wochenende immer unterbelgte Personalschicht klarmachen durfte, dass sie den Rest des Lebens wie Christopher Reeve es tat, verbirngen werden.
Aber viel wichtiger ist natürlich dann immer erst, die wichtigste Frage zu klären, die eigentlich auch noch bevor überhaupt irgendwelche 1-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden, gemacht werden muss:
Wer ist schuld?
Man könnte natürlich tatsächlich sagen, dass die Menschen, die sich mit aller Gewalt in einen überfüllten Tunnel quetschen wollen, auch eine gewisse Eigenverantwortung dabei haben, aber wie soll man das sagen, wenn die doch nur das gemacht haben, was die Polizei ihnen gezeigt hat. Und natürlich musste auf der anderen Seite erstmal kontrolliert werden, ob die nicht doch irgendwas an Drogen oder Alkohol dabei hatten, was dann auch erklärt, warum einige lieber in dem Tunnel umkehrten, was wohl zu einer leichten Überforderung der dort anwesenden, die nach vorne wollten führte.
Die Frage nach dem "Warum" ist doch auch gar nicht so übel?
Warum passiert das nicht mal beim Kölner oder Mainzer Karneval?
Ober bei einem Public Viewing der deutschen Nationalmannschaft?
Warum?
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Hansi unregistriert
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dian unregistriert
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Wobei sich Dr. Motte ja schon vor ein paar Jahren von den Geistern, die er rief, distanziert hat.
Ich hatte mir ja auch erst überlegt, ein kleines Video dazu zu machen... hab aber irgendwie keinen bock, auf Youtube dann ständig Kommentare lesen zu müssen wie "Der Freund eines Freundes einer Freundin meiner Mutter war auch auf der Loveparade und hat gehört, wie ihm jemand erzählt hat, dass er jemanden kennt, dessen Kumpel dort beinahe gestorben wäre, du unmenschlicher Bastard! Wie kannst du dich nur darüber lustig machen???"
Ach so, und was die Invasion der WARUM-Schilder angeht:
http://www.domradio.de/aktuell/artikel_36307.html
(vielen Dank ans Plateau für den Hinweis)
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timo tasche?
und als hartz4-ler finanziert er die teilweise mehrere hundert kilometer langen autofahrten durch inoffizielle schecks von klaas klever, was ^^
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dian unregistriert
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Lies den Beitrag nochmal genau durch, quaid.
Das ist eine Kirchen-Seite!
Das ist keine Satire. (Die wissen gar nicht, was Wörter wie "Satire" oder "Ironie" bedeuten...)
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-.-
ist mir schon klar. darf ich mich deshalb nicht über den namen lustig machen? und die tatsache hervor heben, dass er als leistungsbezieher große strecken zurück legt..
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Also, Hansi, das ist ja eigentlich eine Aufgabe für Dich, mal dafür zu sorgen, dass sowas irgendwie unterbunden wird oder meinste, dass macht Werbung für Proteste gegen Hartz IV, wenn man miterleben muss, dass manche die Steuergelder, die man erhält, für sowas gebrauchen wie der Typ hier.
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http://magazine.web.de/de/themen/nachric...450640q86E.html
die opfer starben dem link nach an brustquetschungen.
neulich im tv hat ein verhaltenspsychologe tatsächlich das trampelnde rücksichtslose verhalten der täter entschuldigt. er meinte, da würde sich in der massenpanik ein schalter umlegen, und dafür könne man nix.
also wenn mal jemand eine person loswerden will, dann weiß er ja, was er zu tun hat, ohne konsequenzen fürchten zu müssen ^.-
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