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Zum Ende der Seite springen die innere Krankheit  
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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die innere Krankheit 02.07.2012 23:21 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

hallo,

ich hole ja derzeit das abitur nach und es gibt irgendwie eine lehrerin, die sich immer wieder darüber beklagt, dass sich fast niemand am unterricht beteiligt und dauernd fragt, was denn los sei.
nun dachte ich, ich schreib mal meinen verdacht auf überreich ihr das.
und da ich's schon geschrieben habe, dachte ich, ich kann's auch mal hier posten.
wusste nicht wo ich das thema im forum zuordnen sollte... hätte es am ehesten in die "gegenwelt" gepackt aber das ist ja nur da um dians kram zu diskutieren ;-)
nehmt den einstieg mit dem expressionismus nicht so ernst, ich hab nen aufhänger bebraucht ;-)
inhaltlich ist das auch nichts neues... nunja, jetzt habe ich meinen beitrag dazu auch mal zum besten gegeben, lol

Die innere Krankheit

wie kann man sich erklären, dass es Schüler nicht interessiert, wenn im Unterricht der Expressionismus behandelt wird? Ein Thema, bei dem es um Aufbruch, Gerechtigkeit, die Verteidigung der Menschlichkeit geht? Meine Antwort darauf: weil es keinen persönlichen Bezug mehr zu solchen Themen gibt. Schüler haben damit schlichtweg nichts zu tun und zwar „innerlich“. Man kann hier nicht mit äußerlichen Argumenten kommen, die überzeugen sollen, dass das Thema (als ein Beispiel von vielen wichtigen Themen, die in der Schule behandelt werden) wichtig ist, gute Gründe gibt es genug.
Ich vermute leider, dass es sich dabei auch nicht um ein Problem unseres gegenwärtigen Zeitgeistes handelt, sondern um ein ganz generell menschliches Problem, aber letztendlich kann ich nicht beurteilen, wie es bei den Generationen der vergangenen Jahrhunderte genau war.
Es ist eine Art „Zweckgerichtetheit“, eine funktionale Rolle, die Menschen zumindest heutzutage erfüllen. Man tut Dinge nicht mehr, weil man sie tut (der Dinge wegen), sondern immer nur, um etwas zu tun. Alles ist zweckgerichtet: man fährt nicht Bus, um Bus zu fahren, sondern um endlich nach Hause zu können , man schaut in der Schule auf die Uhr, um endlich den Unterricht hinter sich zu bringen und man lernt auf eine Klausur nicht wegen dem Inhalt, sondern der Note. Nun kann man Schülern kaum vorwerfen, wenn sie sich auf die Note fixieren, da unser System nun mal so aufgebaut ist, dass viel von der Leistung abhängt, um später unter vielen Bewerbern eine Chance zu haben und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen zu können.
Es geht nur noch um Funktionen, also Rollenfunktionen, die man als Mensch dann erfüllt. Wir sehen uns nicht als Menschen, sondern in Rollen und die übliche psychologische Betrachtung der Rolle des „Arbeiters“ und des „Schwarzen“, also nach Berufsgruppen und ethnischer Zugehörigkeit ist nicht falsch, aber dennoch eine sehr oberflächliche Betrachtung, da es noch viele weitere Rollen gibt. Zum Beispiel die Rolle, immer „nett“ zu sein, oder die Rolle „anpassungsfähig“ zu sein und sogar in Beziehungen, dem mindesten Bereich der Ausdruck der Persönlichkeit sein müsste, begegnen sich Menschen durch Rollen, indem sie ihre Partner als Eigentum sehen (Partnerrolle).
Es ist anstrengend für ein Menschenhirn all diesen Ansprüchen zu genügen, da sie eben auch in den privaten Kreis hineinreichen, manchmal sogar das komplette private Umfeld betreffen und eben nicht nur den Beruf. Diese Motivationslosigkeit und das Desinteresse in beispielsweise der Schule, sehe ich als drastische Form tiefer Erschöpfung darüber, keinen Bezug zu Tätigkeiten oder der Welt im allgemeinen zu haben. Dieser andauernde Versuch es allen recht zu machen, führt logischerweise dazu, dass Leute anfangen müssen sich innerlich als Mensch abzudichten, denn man kann nicht gleichzeitig versuchen eine Rolle zu spielen und wie ein Mensch zu fühlen. Effektiv ist dann natürlich, die eigenen Gefühle möglichst abzutöten, um die Rolle dann so überzeugend wie möglich spielen zu können. Jeder menschliche Affekt wird bestenfalls sofort gekillt, dann funktioniert man nämlich am besten ohne anzuecken. Ständiges Verdrängen ist wie bereits erwähnt anstrengend und diese Anstrengung kann man meiner Wahrnehmung nach beispielsweise an der Lustlosigkeit in der Schule beobachten.
Von klein auf wurden alle darauf getrimmt, Sachen erledigen zu müssen. Man kennt es gar nicht anders, als dass einem eingetrichtert wurde was man alles machen und sein muss. Es ist einfach gewöhnlich, als Mensch nicht gesehen zu werden, da man immer nur da war, um einen bestimmten Zweck zu erfüllen. Es ist so gewöhnlich, dass es für viele gar keinen Anlass zum Zweifel gibt. Man hat einfach nichts mit dem was da in der Schule geredet wird zu tun. Es wurde immer nur verlangt, nie wurde man gefragt wie man wirklich zu etwas denkt, nie war das von Interesse. Die Gefühle eines Kindes werden durch die Forderungen der Erwachsenen unterbuttert und später ist dieses Kind selbst ein solcher Erwachsener, der nur noch dafür lebt, Funktionen zu erfüllen, sei es als Lehrer, Zuhörer, Liebhaber, Kumpel, etc. Entscheidend ist hierbei allerdings die innere Betrachtung: Man kann sich als Mensch fühlen und die Tätigkeit eines Lehrers ausüben, was meines Erachtens nach überhaupt kein Problem darstellt. Das Problem das ich aber meine, ist, sich als Lehrer zu fühlen, indem man den Menschen in sich (und anderen) ignoriert. Dies funktioniert wie bereits erläutert über das Töten von Gefühlen, je nachdem, welche nicht zu der jeweiligen Rolle passen. Um diese Form von Grausamkeit nicht wahrzunehmen kursiert in unseren Köpfen eine gute Portion (soziale) Angst, denn sie sorgt dafür, dass diese Problematik schön ins Hinterstübchen verschoben wird und unbewusst bleibt. Wer sich also als seine Rolle fühlt (statt als Mensch, der er ist), ist nicht mehr in der Lage, die eigenen Gefühle in vollem Umfang wahrzunehmen. Ich kann mir nicht vorstellen welche Form von Verlust für einen Menschen schlimmer sein könnte, als die Verbundenheit zu seiner Innenwelt. Nimmt man sie ihm (oder er sie sich selbst, nachdem er bereits ein bisschen zerstört wurde, indem man ihn spüren lies, dass seine Gefühle in dieser Welt ohne Wert sind), hinterlässt man ein völlig orientierungsloses, willenloses Geschöpf, das nicht mehr in der Lage ist die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, eigene Entscheidungen zu treffen und sich als (willkommenen) Teil der Welt zu sehen.
Das ist eine Form von Einsamkeit, die auftreten kann, obwohl man viel unternimmt, einen Haufen Bekanntschaften hat und noch nie alleine gewohnt hat. Es ist eine Einsamkeit der inneren Entfremdung vor sich selbst. Sie ist durch keine äußerlichen Veränderungen zu besiegen, sondern nur durch das Zurückgewinnen der eigenen Empfindungen. Leute gehen damit verschieden um: Viele versuchen sich – aus Angst! – möglichst den ganzen Anforderungen anzupassen. Andere, die nachdenklich werden, ziehen sich aus Ohnmacht gegenüber diesem Phänomen meist zurück und gründen beispielsweise Internetforen um sich dort unter Verbündeten wiederzufinden, sind dann aber meist nicht in der Lage, ihre Schäden auf diese isolierte Art aufzuarbeiten. Wieder andere bringen sich aus Verzweiflung darüber um.
Da das Problem ein inneres ist, können sich Menschen auch nicht dazu äußern, da ihnen immer rationale Erklärungen abverlangt werden. Es handelt sich aber hierbei um kein rationales Problem, sondern um Gefühlsblindheit, die auch dafür sorgen kann, dass man selbst nicht so recht weiß was los ist und / oder keine Möglichkeit sieht sich zu artikulieren. Wenn Schüler also gefragt werden, warum sie sich nicht beteiligen, dann ist das Desinteresse eigentlich eine sehr gesunde Reaktion auf einen extrem unnatürlichen Zustand, bei dem es nur noch darum geht sich irgendetwas einzutrichtern, ohne irgendeine Form von Bedeutung dabei zu empfinden.
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Yog-Sothoth




03.07.2012 00:44 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Bei mir ist es oft so, dass ich mich sehr stark für Dinge motivieren kann, solange sie auf freiwilliger Basis sind oder ich den Sinn dahinter sehe, aber sobald eine Art künstlicher Zwang besteht verliere ich selbst an Dingen, die mir eigentlich Spaß machen die Lust, und mache nur noch das nötigste, und das dann i.d.R. auf den letzten Drücker, nachdem ich mir tage- oder wochenlang Stress gemacht habe, ohne irgendwas dafür zu tun.

Ich bin aber schon von Kindheit an autodidaktisches Lernen gewohnt, und das verträgt sich irgendwie nicht so ganz mit unserem Bildungssystem, wo man nur zwischen eingeschränkten Themenbereichen wählen kann, und einem vorgeschrieben wird wie man was wann zu lernen hat.
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WerBinIch

Dorfkind

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03.07.2012 17:07 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Das stimme ich Yog zu 100% zu. Aktuelles Beispiel bei mir: Chemie letztes Halbjahr: 10 Punkte ; Chemie dieses Halbjahr (vorraussichtlich) 5 Punkte
Warum? Weil der Stoff letztes Halbjahr interessant war und der dieses Halbjahr der totale Scheiss.
Wie kann man nur zu so einer fleischlichen (menschlich wäre hierbei der falsche Ausdruck) Maschine werden? Grauenvoll!
Ich frage mich, ob ich auch jemals zu so einer Maschine hätte werden können....?

Wie soll man sich selbst finden, wenn dir die Gesellschaft vorschreibt, wer du zu sein hast?
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VeggiePower

burr

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03.07.2012 18:21 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Schöner Text, Bazinga. Hätte ich nicht so übelste Kopfschmerzen würden meine Lobpreisungen gegenüber dir länger andauern als dieser mickrige post hier von mir. Auch stimmte ich Yog voll und ganz zu, vorallem bei dem Part mit "freiwilligem lernen". Das ist ja in der Schule leider nicht so, freie Bildung für alle sieht bei mir irgendwie anders aus. Übrigens, auch "push chris" smile


blobb

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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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03.07.2012 22:26 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

freut mich, dass ihr mit dem inhalt was anfangen könnt.

das grausame, das dabei passiert (und ich finde die bezeichnung "grausam" keineswegs untertrieben), ist, dass dieses "zweckgerichtetsein" zum selbstläufer wird.
irgendwann hat man schon so viel gelernt zu unterdrücken und muss es wegen neuen anforderungen auch ständig wieder tun, bis es zum selbstläufer wird und dann geht es nicht mal mehr um zweckerfüllung, sondern um eben überhaupt nichts mehr. dieser selbstläufer ist gerade deswegen so ekelhaft, weil er absoluter stillstand ist: man trottet wie ein zombie (diese bezeichnung wird ja oft benutzt und find ich auch ziemlich passend) durch die gegend.
ich denke, wenn ich uns menschen mal ganz oberflächlich pauschal in zwei richtungen einteile, dann ist das einzige was nachdenkliche von anderen unterscheidet irgendein innerlicher alarm der sagt "da stimmt was nicht" und der daraus resultierende bedarf, dem nachzugehen. dass andere zombies bleiben, kann ich mir nur durch totales abgeschnittensein zur innenwelt erklären, denn wenn überhaupt keine verbindung zum wirklichen charakter vorhanden ist, kommt jemand auch nicht auf die idee, dass etwas mit ihm nicht stimmen würde (denn normalerweise merkt man das an dem schmerz, aber nichtmal mehr schmerz zu fühlen bedeutet wohl stillstand :knarresmile .
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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Nachtrag: die innere Krankheit 07.07.2012 15:35 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Unser Schulsystem basiert immer noch auf autoritärer Ausrichtung, auch wenn es nicht mehr den Stil der schwarzen Pädagogik innehat, die dafür sorgte, dass man im 19. Jahrhundert noch mit dem Stock geschlagen wurde, wenn man nicht aufpasste. Autorität ist definitionsgemäß „eine soziale Positionierung, die einer Institution oder Person zugeschrieben wird und dazu führt, dass sich andere Menschen in ihrem Denken und Handeln nach ihr richten“. Dies trifft heutzutage immer noch auf das Lehrer-Schüler-Verhältnis zu. Der mögliche Einwand, der Schüler könne ja auch vom Unterricht fernbleiben und würde nicht gezwungen werden die Schule zu besuchen, ist zwar auf den ersten Blick richtig, aber insofern zu entkräften, als dass dem Schüler Sanktionen bei Nichtnachkommen der Forderungen drohen, wie beispielsweise Schulverweis und schlechtere Leistungen. Somit steht der Schüler immer mit einer indirekten Form von Druck in Verbindung. Auch die Aufforderung zum kritischen Denken von Seiten des Lehrers muss daher meines Erachtens nach Scheitern, da diese innerhalb eines autoritären Systems erfolgt und es hat etwas Paradoxes, Eigenständigkeit fördern zu wollen, wenn Schüler es seit Beginn der Grundschule gewohnt sind, „brav“ dem Unterricht zu folgen. Auch, wenn in den höheren Klassen Leistungen in Klausuren verlangt werden, die über reine Reproduktion hinausgehen, finde ich nicht verwunderlich, wenn Schüler darin scheitern, da sie eben das dafür erforderliche eigenständige Denken nie lernten. Besonders Schüler, die größere Schwierigkeiten mit dem Lernstoff haben, bekommen diesen Druck zu spüren. Außerdem wird in der Schule eigenes, kreatives Denken so gut wie gar nicht gefördert, denn der Stoff der vorgegeben wird, soll abgearbeitet werden. Die meisten Klausuren verlangen – bis auf wenige Ausnahmen – Reproduktion dieses Stoffes. Meistens beteiligt man sich am Unterricht nicht, um sein eigenes autonomes Denken zu fördern oder den eigenen Horizont zu erweitern, sondern um richtige Antworten zu geben, um eine gute Note zu bekommen.
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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16.11.2012 23:02 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

hallo,

was haltet ihr davon ein neues schulsystem einzuführen? ;-)
lasst doch mal zusammen etwas brainstormen. eine idee muss nicht voll durchdacht sein, um gut im ansatz zu sein. vielleicht kann man mit der zeit aus vielen ideen / ansätzen ein neues konzept basteln.

was findet ihr schlecht an unserem schulsystem?
wie würdet ihr es euch idealerweise vorstellen oder anders gefragt: wie stellt ihr euch die vermittlung von wissen oder überhaupt den umgang damit vor? was gäbe es vielleicht als alternative zum schulsystem?

ich habe eine ganz grundlegende kritik, die allerdings weniger im detail liegt sondern mehr an den wurzeln rüttelt:
- das schulsystem wie wir es kennen ist ein unkreativer prozess. es wird nicht gelernt kreativ zu denken. das fiel mir jetzt zb. ganz stark im deutschunterricht auf, als ich die interpretation von texten im unterricht so scheiße fand, dass ich beinahe vorort etwas depressiv davon wurde, obwohl es sich um bücher handelte, die ich zu hause gerne gelesen hatte. die unkreativität liegt hier darin, dass man eine reihe von interpretationsmustern lernt, die dann stur auf den text angewendet werden. gut, ist ja ganz nett diese mal kennengelernt und sich etwas damit ausprobiert zu haben, aber dieses sture anwenden führt absolut nicht zu eigenem, kreativen denken und kann sogar die lust an wirklich guten texten verderben oder deren verständnis verhindern. dabei fände ich (hier jetzt mal die real umstände, die das derzeit nicht zulassen, nicht berücksichtigt) viel sinnvoller, wenn jemand, der zb. eine mathe schwäche hat, gar nicht den ganzen stoff lernt (wie sinnlos: verschwendete energie), aber mathe zb. nutzt um diese art von denken zu lernen, oder es als herausforderung nimmt, aber eben nur stoff in dem maße, wie ihm das noch was nützt

- das schulsystem erzeugt kein wir-gefühl (wobei für mich beides miteinander zusammenhängt): dadurch, dass da jemand steht, der einem das wissen vorkaut und es vor allem um die befolgung eines lehrplans geht, den der lehrer durchbringen muss, bleibt keine zeit für tiefergehende, gemeinsame diskussionen. man hat nicht das gefühl in der schule etwas gemeinsames zu entwickeln, oder dass eigene gedankengänge etwas beitragen, da es vor allem um die reproduktion des wissens geht. es wurde mal in irgendeiner deutschen schule das experiment gemacht, dass man schülern einen stapel blätter vor die nase legte und es ihnen überlies, damit zu arbeiten, um zu sehen, ob leute denn auch bereit sind *von sich aus zu lernen*. ende vom lied war, dass keine sau den kram gelesen hat, aber wie dämlich, daraus nun *wissensfaulheit* zu folgern. erstens kann man nicht erwarten, dass jemand von sich aus einen umgang damit hat, wenn er es nie lernte (zumindest nicht der durchschnittsschüler, irgendjemand an diesem thema besonders interessiertes ausgenommen) und zweitens hat das immer noch wenig mit freiwilligkeit zu tun, da das schulsystem ja trotzdem weiterhin auf sanktionen bzw. leistungsdruck aufgebaut ist

- wissen ist nicht an einen sinnvollen wert, sondern an angst gekoppelt: wissen soll durch leistung reproduziert werden, die man wiederum benötigt, um einen guten abschluss zu machen. man versucht also aus angst heraus zu wissen

ich kritisiere also erstmal grundlegend den umgang mit wissen. sprich, dass man überhaupt nicht lernt, warum irgendein wissen wichtig ist, auch, dass man nicht hinterfragen lernt, ob bestimmte bereiche überhaupt wichtig sind, oder ob sie nur wichtig für manche und nicht für alle sind. das ganze sagt auch wenig über die intelligenz. aus. kann mir gut vorstellen, dass mancher gymnasiast einfach nur scheiße ehrgeizig ist, wobei ein anderer schüler nur deshalb nicht zum abitur gelangt, weil das hirn nunmal schlechter arbeitet, wenn man demotiviert ist und das vielleicht sogar gerade bei leuten, die eher von sich aus kreativ denken, zustande kommt.
ich könnte das schulsystem auch loben, allerdings nur, wenn ich es mit schulsystemen von vor 100 jahren oder regionen, in denen leute gar nicht die möglichkeit einer schulbildung haben, vergleiche, das macht es allerdings noch lange nicht gut.
man bräuchte also meiner meinung nach ne form von umgang mit wissen, bei dem man das gefühl hat *dieses wissen macht sinn*, also mit einem persönlichen bezug und auch dem gefühl, das wissen in einem kreativen prozess selbst nutzen zu können, um neue gedanken, ideen, systeme, was auch immer zu entwickeln. oder auch einfach nur aus spaß. denn wofür sonst baut man sich den kram denn sonst ein? wissen zu zweck für etwas, find ich ja noch nachvollziehbar, wenn der zweck was beinhaltet das man sinnvoll findet, aber im heutigen fall ist der zweck die leistung, die man zu erbringen hat.
wenn wir weiter ne welt zulassen, in der wissen auf diese art vermittelt wird, wie es derzeit der fall ist, dann wundert mich nicht, wenn im endeffekt müll dabei rauskommt. leute lernen etwas, das sie später stur anwenden und erzeugen damit eine welt mit sinnlosem inhalt, weil es um die reine umsetzung des gelernten geht, statt um eine kreative anwendung des wissens (und das ist oft auch überwindung deselben, statt anwendung).
ich hab dieses grundlegende prob ja bereits im ersten post angesprochen.
bin gespannt auf eure meinungen / vorschläge.
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reset



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17.11.2012 00:20 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

freie bildungsmöglichkeiten für alle.
dann kann jeder lernen was er will.
ohne zwang lernt es sich besser (oder überhaupt erst).
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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17.11.2012 01:36 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@reset

ich denke ehrlich gesagt, dass es eher schlecht wäre, leuten diese freiheit zu geben, da der großteil mit dieser freiheit vermutlich nicht umgehen kann

um längerfristig was sinnvolles für alle und nicht nur die von sich aus wissbegierigen zu erreichen, fände ich ne art einrichtung sinnvoll, die zumindest mal dieses von mir beschriebene *wir* gefühl und *den wert von wissen* vermittelt. so, dass jeder das gefühl hat teil von diesem prozess zu sein und diesem auch etwas abgewinnen kann

(langfristig wäre dann vielleicht dein vorschlag anzustreben)
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Madafuckingamoklauf




17.11.2012 05:01 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ich denke Bildung sollte nicht auf Zwang aufbauen, weil Zwang dem Wesen des Menschen widerspricht und diesen seelisch enorm Schaden kann, was in der Unity-Philosophie auch sehr gut beschrieben ist.

Das eigene Wissen sollte aus dem eigenen Interesse aufgebaut sein, damit sich die Persönlichkeit eines Menschen richtig entwickeln kann, je weniger Einfluss von Zwangsbildung desto gesünder und kritischer wird eine Persönlichkeit.

Ein Kumpel von mir war schon immer besser als ich in der Schule, als ich ihn gefragt habe wie er das so macht, so gut in der Schule zu sein, meinte er, durch wenig nachdenken, sondern einfach durch auswendig Lernerei, je mehr man verkrampft versucht sich mit der Sache zu beschäftigen, desto mehr eigene Ideen bekommt man, darum lernt er nur auswendig, er meinte auch dass er alles nach Monaten vergisst, was er in der Schule gelernt, nach dem Leistungsnachweis damit wieder genug Platz ist für neues und ich muss sagen der hat echt keit gutes Allgeneinwissen.

Bei mir ist es der Fall, dass ich nicht einfach so etwas auswendig lernen kann, ich muss mir immer ständig meine eigenen Gedanken machen und tiefer in die Materie blicken damit mir lernen auch richtig Spaß macht, je leidenschaftlicher ich einer Sache nachgehe, desto länger bleibt diese auch in den obersten Bewuystseinsstufen hängen, man könnte sagen sie harmonisiert mit anderen Dingen des Bewusstseins und lässt sich besser verknüpfen, Zusammenhänge werden mir aus verschiedenen Gebieten verständlich er.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Madafuckingamoklauf am 17.11.2012 05:06.

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reset



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17.11.2012 12:28 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat von Bazinga:
@reset

ich denke ehrlich gesagt, dass es eher schlecht wäre, leuten diese freiheit zu geben, da der großteil mit dieser freiheit vermutlich nicht umgehen kann

um längerfristig was sinnvolles für alle und nicht nur die von sich aus wissbegierigen zu erreichen, fände ich ne art einrichtung sinnvoll, die zumindest mal dieses von mir beschriebene *wir* gefühl und *den wert von wissen* vermittelt. so, dass jeder das gefühl hat teil von diesem prozess zu sein und diesem auch etwas abgewinnen kann

(langfristig wäre dann vielleicht dein vorschlag anzustreben)


ich denke du unterschätzt den mensch.
ich denke der grund warum es heute viele menschen gibt die keinen bock auf "lernen" haben ist weil ihnen die schule das total versaut hat. bildung ist ein wort vor dem sich viele fürchten weil sie es sofort mit schule und damit auch mit zwang verbinden.
in einer nicht so zwanghaften und freiheitlicheren gesellschaft würde dieses problem viel kleiner sein oder mit der zeit ganz wegfallen.

ich hab in der schule auch nach 2-3 monaten alles vergessen was ich "gelernt" habe. nach den sommerferien wars am schlimmsten xD
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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17.11.2012 16:21 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@reset + @amoklaufi:

kenne ich auch: auswendig lernen und den kram dann wieder vergessen. ich mache das, weil ich die gute note benötige um später möglichst viele möglichkeiten zum studieren zu haben (daher gutes abi), aber das ist natürlich totaler blödsinn.
irgendwie wäre doch cool daraus eine studie zu machen, also schüler mit guten noten nach einiger zeit erneut auf das wissen zu prüfen. vermutlich würde das unsere erfahrungen bestätigen
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Madafuckingamoklauf




18.11.2012 14:55 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ein humaneres und dem Menschen zugerichtetes Schulsystem, ist wohl nur im großen und ganzen realisierbar, wenn sich auch das ganze Wirtschaftssystem verändert, in seinen menschenverachtenden Ausmaß, leider baut dass heutige Schulsystem auf den Kapitalismus auf, es baut diesen ständig neu auf, mit neuen gehorsamer Arbeitskraft.

In Deutschland ist allgemein der Aufstieg in eine weiterführende Schule schwieriger, als in anderen Industrieländern, es wird schon früh selektiert, nach der Grundschule werden Kinder in ihr angebliches Bildungniveau kategorisiert, Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Ich weiß nicht, ob das heute noch so ist in ganz Deutschland der Fall ist, aber hier in Bayern ist es noch so.

Es wird selektiert nach Kriterien, die für das Arbeitsleben wichtig sind, ob jemand zielgerichtet etwas befolgt, was die Lehrer ihm eintrichtern, Pünktlichkeit, Höflichkeit, oder einfach Stilsitzen und ständig muss man irgendeinen Scheiß auswendig lernen, denn man eigendlich nie im Leben nochmal anwenden wird, völlige Zeitverschwendung und wenn man dann dabei Lehrer fragt warum es wichtig ist, irgendwelche höheren mathematischen Formeln zu lernen, als uninteressierter und unbegabter in Mathe, oder warum es so wichtig ist irgendwelche Stilepochen zu lernen und sich zu fragen was ein Künstler, Schriftsteller oder Politiker sich dabei gedacht hat, als er dies und das schrieb, zeichnete, beschloss, obwohl diese Sachen eigendlich zu diesem Zeitpunkt einem Kind und Jugendlichen nicht so wichtig sein müssen, weil man ja erst an seiner eigenen Persönlichkeit arbeiten will und sich selbst erstmal verstehen muss, als irgendjemand anderen vor unserer Zeit, es bleibt doch eigendlich genug Zeit sich als Erwachsener mit so einem belanglosen Zeug sich zu beschäftigen, wenn man halt Lust darauf hat, kann man auch studieren und sich weiter im Detailreichtum versinken.
Meisten's hört man dann auch vom Lehrer auf diese Frage nur diesen Satz.

"Es steht halt so im Lehrplan, du musst das eben lernen, aber wahrscheinlich wirst du es in deinem Leben nie wieder machen müssen, also halt durch"

alles andere ist dem Lehrer unwichtig, der Schüler muss sich im Unterricht beteiligen und stets gehorsam sein, dann wird man auch belohnt mit einer angeblichen "goldenen Zukunft".

Im kleinen denke ich, sollte Selektion von Kindern verhindert werden und die Aufstiegsmöglichkeit in eine höhere Schule vereinfacht wären. Außerdem sollte man die Themen und Fächer, mit denen man sich eine lange beschäftigt, auch selber aussuchen dürfen oder ein Konzept sich selber entwerfe dürfen, es sollte von niemanden vorgegeben werden, mit was sich jemand jahrelang beschäftigen sollte und auswendig lernen muss.

Leistungsdruck sollte es in der Form die zur Zeit ist nicht mehr geben, Kinder sollten gerne zu Schule gehen und Wissen sollte Ihnen schmackhaft gemacht werden. Außerdem wär ein Fach im Stil von Dian's Desillusionierungsarbeit auch eine gute Sache großes Grinsen , damit Kinder und Jugendliche lernen, nicht auf die alten Tricks der Mächtigen reinzufallen, sich allgemein besser reflektieren zu können und über gewisse Dinge besser nachdenken zu können, die etwas tiefer gehen und jegliche Objektivität verlieren, die in der heutigen Schulzeit herrscht, also ein Fach in dem man sich mit sich selbst beschäftigt und seinem Verhalten und dem der eigenen realistischen Umgebung.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Madafuckingamoklauf am 18.11.2012 14:57.

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Shinobi

Erneuerung

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18.11.2012 17:20 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Das Problem ist doch, dass ihr erst mal denen, die täglich von sich aus in die Schule gehen ohne das je hinterfragt zu haben, klar machen müsst, dass sie dabei ihrer Freiheit beraubt werden. Weil die meisten Schüler dort sogar ganz gerne hingehen, schließlich haben sie in der Schule ihre sozialen Kontakte und sind überzeugt davon, dass man es in der Schule nur gut mit ihnen meint. Jene die durch das Belohnungssystem schon gelernt haben, dass es einfacher ist sich anzupassen und zu tun was von ihnen verlangt wird, als sich dagegen aufzulehnen und dafür strafen zu kassieren, werden auch gelernt haben, durch ihre Leistung nach Anerkennung zu streben. Sprecht mal mit den heutigen Schülern, die sind schon so voller Angst, du wirst nur ihre Zukunftsängste zu hören bekommen, dass sie gut sein müssen um später in der Arbeitswelt bestehen zu können, dass sie ihre Eltern nicht enttäuschen wollen, einige werden sogar anfangen das Schulsystem zu rechtfertigen und zu verteidigen, da sie in der Schule gelernt haben, wie wichtig Bildung in einer Demokratie ist…

Die Wenigen die sich davon nicht beeindrucken lassen, werden dann zum Schulpsychiater geschickt oder bekommen Medikamente gegen ihr eigensinniges Verhalten verschrieben, damit sie wieder funktionieren…

Ohne die Sklaven davon überzeugt zu haben Sklaven zu sein, könnt ihr auch nichts gegen ihre Versklavung unternehmen, ohne die Gegenwehr derer ab zu bekommen, die es vorziehen ihre Plantage zu verteidigen, als sich entgegen ihren Willen, gegen ihre Herrscher aufzulehnen.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Shinobi am 18.11.2012 17:25.



Ich lehne die Grundübereinkunft des Gemeinwesens ab, insbesondere die Überbewertung von Besitz.


“All authority of any kind, especially in the field of thought and understanding, is the most destructive, evil thing. Leaders destroy the followers and followers destroy the leaders. You have to be your own teacher and your own disciple. You have to question everything that man has accepted as valuable, as necessary.”


„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
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Bazinga

jeder Moment ist wie ein ganzes Leben

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18.11.2012 17:36 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@Shinobi

deswegen könnte man zb. ein gemeinsames konzept entwerfen, in dem man darstellt, wozu ein solches schulsystem führt, eine alternative vorschlägt und diese gut begründet.
da könnte man dann auch deinen punkt unterbringen, dass jemand, der kein selbständiges denken gelernt hat, eine verfälschte / unreflektierte oder sogar gar keine meinung zum bisherigen schulsystem haben wird. so, wie es auch quatsch ist, aus diesem "schülerprojekt" das ich in dem einen post beschrieb zu schließen, dass schüler nicht von sich aus lernen, weil es in dem fall nicht funktioniert hat. sprich: vielleicht müsste man erstmal den zusammenhang zwischen *eigenständigen denken* und *motivation* darstellen, dann ist nämlich der fehlende grund der motivation ein beknacktes lernsystem statt faulheit.
dass viele mit dem thema vielleicht nix anfangen können wär aber für mich jetzt kein grund zum resignieren. dann nimmt man sich halt die zeit und diskutiert die zusammenhänge und stellt sie dar, dann setzt sich langfristig auch mal ein gutes modell durch (ich denke alle sinnvollen, langfristigen veränderungen fingen vielleicht damit an, dass sich wenige zu hartnäcktigkeit entschlossen haben)
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lala magico




22.01.2013 12:39 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@Bazinga

All das ist aber eig. spätestens schon seit den 70ern bekannt. Und jetzt wird in der Oberstufe sogar die Rolle rückwärts gemacht....jetzt werden Leistungs- und Grundkurs in der Oberstufe abgeschafft und wieder ein einheitliches Hauptfach-Programm durchgezogen (Deutsch, Mathe, Englisch -> BaWü). In der Grundschule werden jetzt bereits in Klasse 1 und 2 wieder Klausuren/"Proben" geschrieben. An den Hochschulen haben Bachelor und Master Einzug gehalten (eine Straffung des Studiums wurde schon in den 60ern diskutiert...), jedes Semester ist getaktet, fast alles vorgegeben. Sonderschulen und "Lernbehinderungen" gibt es immer noch.
Es gibt schon seit Jahrzehnten Summerhill, die Sudbury-Schools, das Oberstufenkolleg Bielefeld und die Laborschule (Versuchsschule ohne Noten, gemischte Altersgruppen etc.). Aber was wird daraus? Den Schulen wirft man jedes Jahr Knüppel zwischen die Beine, es folgen restriktivere Vorgaben, sie müssen jedes Jahr mit der Schließung und Kappung finanzieller MIttel rechnen.

Und schaut man sich mal an, was es heute dazu an Büchern gibt: Fast nichts. Aus den 70ern finde ich jetzt noch brilliante Bücher, aber die heutigen Bücher zur Schule sind Prüfungsbücher, Übungsbücher, Bücher a la "wie mein Kind in der Schule erfolgreich wird" usw. Es gibt nur ganz wenige, wirklich von Grund auf kritische Bücher, wie das von Sabine Czerny ("Was wir unseren Kindern in der Schule antun").

Und, was leider stimmt, ist, dass die Schüler das extrem verinnerlicht haben. Noten finden alle ungerecht und scheiße, sie sind lustlos dadurch. Aber, Noten abschaffen? Nie im Leben! Viele sind der Überzeugung, dass sie nur durch Druck richtig lernen können. Der eigene Wissensdurst ist dadurch verkümmert und die merken es nicht mal! Ja, ich denke im (Aus-)Bildungssystem wird gerade eine Rolle rückwärts gemacht (neoliberale Hochschule/Schule -> Bertelsmann und Co.). Wer weiß noch, dass Schule "freie Zeit", "Müßiggang" bedeutet? Wer weiß, was der Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung ist? Auch Kritiker wissen das häufig nicht, nicht mal die Leute vom Bildungsstreik wussten das wirklich. Und da sieht man, was dieses *****Schulsystem angerichtet hat.
Ich fühl mich in Bezug auf das Schulsystem leider echt hoffnungslos^^

Die Schule war die schlimmste Zeit meines Lebens.

Michael Ende
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Yog-Sothoth




24.01.2013 20:19 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Was mir demletzt aufgefallen war, ist, dass unser Schulsystem eine bestimmte Vorstellung von Verantwortung vermittelt, die ich teilweise dann doch ein bisschen mehr verinnerlicht habe, als mir lieb ist:

Verantwortung übernehmen heißt dort nämlich nicht, dass man sich aus tiefstem Herzen für etwas einsetzt, sondern dass man dieser nur dann nachkommt, wenn man keine passende Entschuldigung parat hat, und die zu erwartende Bestrafung unangenehmer als der Aufwand ist.

Das hat einerseits natürlich Einfluss auf den Umgang miteinander, führt aber auch schnell dazu, dass man sich selbst etwas vormacht: Ich habe mir z.B. angewöhnt, dass ich oft mein eigenes Versagen dadurch entschuldige, dass ich äußeren Faktoren die Schuld gebe. In vielen dieser Fälle wäre es mir sicher möglich gewesen, diese Ziele mit ein bisschen Aufwand zu erreichen. Aber warum sich für die Erfüllung seiner "Ziele" einsetzen, wenn man eine Entschuldigung parat hat, und einem unterbewusst ein Versagen evtl. sogar gar nicht so unrecht ist? Deshalb ist es wichtig dass man sich klar macht, ob man wirklich die Dinge erreichen will, die man angeht, und dass man dann auch mit ganzem Herzen dabei ist wenn man etwas wirklich erreichen will, statt nur auf Minimalbetrieb zu laufen und sich direkt aus der Bahn werfen zu lassen, wenn etwas mal nicht so gut klappt wie erwartet.

Das ist noch gar nicht so lange her, dass mir bewusst geworden ist, dass bei mir unterbewusst solche Prozesse ablaufen - hat mich jedenfalls ein bisschen schockiert, als ich das festgestellt habe. Aber ich war auch erleichtert, da ich irgendwie das Gefühl habe dass das der Schlüssel zu meinen momentanen Problemen zu sein scheint.

Klingt vielleicht irgendwie banal, aber wenn einem solche Prozesse nicht bewusst sind kann einen das schon ziehmlich blockieren, und man tritt einfach nur auf der Stelle im Leben.


Auch problematisch beim Schulsystem ist, dass man lernt zu versuchen sich in einem besseren Licht zu zeigen, als das der Realität entspricht. Wenn man die Antwort auf eine Frage nicht kennt, dann rät man eben, oder improvisiert ein bisschen, statt ehrlich zu sagen dass man die Antwort nicht kennt.

Wenn man Noten nur als Feedback geben würde, oder in gewissen Fächern völlig weglässt weil sie unnötig sind hätte man sicher einen etwas ehrlicheren Umgang miteinander.
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deldenker

Freund der Nacht

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25.01.2013 18:54 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat von Yog-Sothoth:
Klingt vielleicht irgendwie banal, ...


Also mir hat deine Rede gefallen. Klingt zwar ein bisschen wie das, was ich jahrelang auch in der Schule gehört hab - aber besser und authentischer!
Einer meiner Lieblingsklasiker von damals ist ja: "Du musst dich nur ein paar Jahre in der Schule richtig hinsetzen, dann [mit einem guten Zeugnis] hast du für später ausgesorgt!" Ein Wunder, dass bei diesem Geseiere noch was aus mir geworden ist!

Zitat von Yog-Sothoth:
Das ist noch gar nicht so lange her, dass mir bewusst geworden ist, dass bei mir unterbewusst solche Prozesse ablaufen - hat mich jedenfalls ein bisschen schockiert, als ich das festgestellt habe.


Darf ich fragen, obs da einen bestimmten Moment gab oder wie kamst du zu der Erkenntnis?

Zitat von Yog.Sothoth:
Auch problematisch beim Schulsystem ist, dass man lernt zu versuchen sich in einem besseren Licht zu zeigen, als das der Realität entspricht. Wenn man die Antwort auf eine Frage nicht kennt, dann rät man eben, oder improvisiert ein bisschen, statt ehrlich zu sagen dass man die Antwort nicht kennt.

Wenn man Noten nur als Feedback geben würde, oder in gewissen Fächern völlig weglässt weil sie unnötig sind hätte man sicher einen etwas ehrlicheren Umgang miteinander.


Das kann ich auch so unterschreiben.

"Einige Menschen in diesem Land sind sehr reich, aber die meisten von euch sind sehr, sehr arm. Und wisst ihr wieso? Weil ihr alle faule Säcke seid! Euer Land braucht Geld. Aber ihr könnt leider nicht genug Geld beschaffen. Also sag ich euch, was wir tun müssen: Wir werden die Krankenhäuser zumachen und den Leuten Arbeit geben und mehr Raketen herstellen!!"
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Yog-Sothoth




28.01.2013 18:51 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat von deldenker:
Zitat von Yog-Sothoth:
Das ist noch gar nicht so lange her, dass mir bewusst geworden ist, dass bei mir unterbewusst solche Prozesse ablaufen - hat mich jedenfalls ein bisschen schockiert, als ich das festgestellt habe.


Darf ich fragen, obs da einen bestimmten Moment gab oder wie kamst du zu der Erkenntnis?

Klar darfst du. Augenzwinkern

Irgendwann im Verlauf meines Studiums kam's zum Burnout - ich habe immer weniger Vorlesungen im Semester gehört, und selbst die wenigen dann nicht mehr erfolgreich absolviert. Ich hatte eigentlich gedacht dass es damit zu tun hat, dass ich mich so viel mit mikrotonaler Musiktheorie beschäftige dass mir das mit dem Studium (das mich gegen Ende hin immer weniger interessierte) einfach zu viel wurde.

Aber selbst als ich dann das Studium mehr oder weniger an den Nagel gehangen hatte fiel es mir schwer, für irgendwas Energie aufzubringen, und statt dessen habe ich mir immer irgendwelche Scheinausreden gesucht um irgendwas ewig (wiederhohlt) aufzuschieben, oder dann doch nicht zu machen.

Als mir das bewusst wurde habe ich mir dann einfach mal vorgenommen, mich entweder klar für etwas zu entscheiden, oder mir zumindest nicht so einen Kopf darum zu machen ob ich etwas nun angehe oder nicht. Hauptsache nicht prinzipiell etwas wollen, aber irgendwie doch nicht, und dann mehr Stress beim Hin- und Herüberlegen haben als wenn ich's einfach machen oder sein lassen würde. Zunge raus
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