Der NegerBimboSchwuchtelZigeunerJudenFotzen-Thread
29.05.2015 12:26
In einem anderen Thread wurde die Frage aufgeworfen, ob es ok ist, das Wort "Bimbo" zu benutzen, wenn man es nicht als Synonym für dunkelhäutige Menschen, sondern generell auf Sklaven oder Dienstbotentätigkeiten bezieht, oder ob sich allein schon durch die unbekümmerte Verwendung dieses Wortes dunkelhäutige Menschen diskriminiert fühlen könnten.
Erinnert mich ein bisschen an die Diskussion über den "Facebook-Juden", die wir vor einiger Zeit mal hatten. Da hatte ich Zuckerberg als eben solchen bezeichnet, was nicht überall gut angenommen wurde.
Ich habe das damals natürlich mit einem Augenzwinkern gesagt, dennoch ist die dahinterstehende Grundsatzfrage natürlich hochinteressant:
Darf ich jemanden als "Juden" bezeichnen, der tatsächlich ein Jude ist, oder macht hier schon allein die spöttische Absicht aus dem eigentlich neutralen Begriff "Jude" ein Schimpfwort?
"Jude" ist tatsächlich mittlerweile ein weitverbreitetes Schimpfwort in der Jugendsprache, nicht nur unter Migranten... und bezieht sich weniger auf die konkrete Religion, sondern wird verwendet, um besonders geldgeile, habgierige Menschen zu bezeichnen.
Also ein bisschen wie wenn ich zu jemandem "Du Schotte" oder "Du Schwabe" sage, als Synonym für seinen Geiz.
Schottenwitze stehen seit Generationen in jedem billigen Magazin, und keiner, nicht mal die Claudia Roth, ist bislang auf die Idee gekommen, das ganze als rassistisch zu bezeichnen. Vielleicht, weil es hier so wenig Schotten gibt und Deutschland keinen Schotten-Holocaust veranstaltet hat.
Wobei... es sind im 2. Weltkrieg sicher auch viele Schotten von der Wehrmacht getötet worden. Trotzdem stört sich keiner an Schotten-Witzen, während Juden-Witze eben sofort einen Nachgeschmack von braunem, ewiggestrigen Gedankengut haben.
Und wie ist es beim Begriff "Schwuchtel"? Der wird einerseits natürlich benutzt, um generell homosexuelle Menschen zu diskreditieren...
andererseits benutzen auch homosexuelle Menschen selber zuweilen dieses Wort, allerdings dann eher als Synonym für besonders aufgetakelte, weibische Homosexuelle.
Ähnlich wie sich Schwarze auch gerne selbst mal als "Nigger" bezeichnen. Und so ein freundliches "Yo, nigger!" unter Schwarzen klingt dann gleich wieder ganz anders als wenn ein Skinhead dieses Wort benutzt.
Was ich damit sagen will: Das ganze Thema ist etwas komplizierter, als dass man einfach so pauschal bestimmte Wörter wie "Zigeuner", "Nigger", "Schwuchtel", "Fotze", "Spasti" oder "Bimbo" ächten und aus dem Sprachgebrauch der Menschen entfernen könnte.
Es hängt im Einzelfall immer davon ab, wer das Wort benutzt, welche politische Überzeugung dahintersteht, in welchem Zusammenhang es gebraucht wird und wer die Zuhörerschaft ist.
Ein Judenwitz unter gleichgesinnten Anarchisten, die einfach nur das makabre an der Situation witzig finden, ist meines Erachtens etwas anderes als ein Judenwitz unter Nazis, die das wirklich ernst meinen und alle Juden am liebsten vernichten wollen.
Wobei es natürlich auch immer davon abhängt, ob noch Außenstehende dabei zuhören/mitlesen, und ob deren Gefühle durch einen Witz, der eigentlich ganz harmlos gemeint war, dann doch verletzt werden könnten.
Also es gibt viel dabei zu beachten, und vieles falsch zu machen... und dennoch bin ich tendenziell eher auf der Seite derjenigen, die gern mal provokativ ein "böses" Wort benutzen, als auf der Seite derjenigen, die prophylaktisch bestimmte Wörter ganz aus dem Sprachgebraucht entfernen wollen, und appelliere eben an die Einzelverantwortung jedes Einzelnen, bestimmte Worte nicht völlig gedankenlos zu verwenden, sondern sich ihrer starken Wirkung bewusst zu sein.
Wie seht ihr das? Sollte man bestimmte Wörter mit negativer Vergangenheit gar nicht mehr benutzen, oder ist das schon übertriebene Political Correctness?
Manchmal erzeugt erst die Ächtung eines Wortes das Schimpfwort, wie z.B. "Neger", was früher die normale, nicht verächtliche Bezeichnung für Schwarze war.
Ich denke ein Unterschied zwischen Schotten, Schwaben und Juden ist, dass massiver Antisemitismus existiert (inbesondere im Islam), man sollte den nicht unbedingt noch fördern, indem man Jude als Schimpfwort etabliert.
"Do you believe in free will?" "I have no choice."
Ich finde auch, es kommt immer stark darauf an, was man damit sagen möchte. Dabei geht es mir auch weniger darum, ob man das Wort benutzen "darf", sondern vielmehr darum, dass man sich klarmachen sollte, welche Wirkung es haben kann. Ich nehme an, schon als normaler Durchschnitts-Weißer hat man es aufgrund der Geschichte relativ schwer, fremden Schwarzen mit dem Gruß "Yo Nigger!" ein Lächeln zu entlocken, während es unter den ehemaligen Sklaven eher Zusammengehörigkeit im gemeinsamen Leiden ausdrückt (so zumindest meine unter Umständen falsche Hypothese).
Diese Diskussion ist mal wieder bezeichnend für's deutsche Gutmenschentum, ich kenne genug schwarze die selber das Wort Bimbo gebrauchen. Letztlich kommt es darauf an in welchem Kontext der Begriff verwendet wurde und mit welcher Absicht und ob sich überhaupt davon jemand beleidigt fühlt...
Rapmusik ist ein gutes Beispiel, da werden haufenweise Mütter gefickt, Minderheiten beleidigt, Bullen wird der Kopf abgeschlagen, Drohungen gegen Politiker ausgesprochen, Wortwitze auf kosten eines bestimmten Berliner Bürgermeisters wegen seiner sexuellen Orientierung gemacht und unterbrochen zu Drogenkonsum aufgerufen.
Aber nur wenn man sich mit der Materie nicht auseinandergesetzt hat und das Milieu nicht versteht, indem diese Texte geschrieben und gehört werden, kann man auf die absurde Idee kommen, diese Texte seien tatsächlich ernst gemeint oder dass davon eine akute Bedrohung ausgehen würde. Solche Behauptungen sind natürlich völlig abwegig, es gehört zum Image dieser Leute und sie benutzen diese Sprache bewusst als provokantes Stilmittel und jeder der das Hört weiß das auch.
Und jeder der hier im Forum liest weiß, dass sarius keine Rassist ist und versteht wie der Bimbo gemeint war.
Ich lehne die Grundübereinkunft des Gemeinwesens ab, insbesondere die Überbewertung von Besitz.
“All authority of any kind, especially in the field of thought and understanding, is the most destructive, evil thing. Leaders destroy the followers and followers destroy the leaders. You have to be your own teacher and your own disciple. You have to question everything that man has accepted as valuable, as necessary.”
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Ich weiß nicht. Meiner Meinung nach ist das ein Beispiel von "Bevor ihr mich mit einem Begriff beleidigen oder verletzen könnte, nehme ich ihn selbst in Beschlag und erzähle euch jetzt mal, was für ein toller Hecht ich bin." Zumal ich mir schon Gedanken mache, wenn Jugendliche sowas hören und Frauen als "Gebläse" bezeichnet werden. Und schließlich ist auch nicht jeder im Hiphop zuhause und hat die gleiche Toleranzschwelle gegen Beleidigungen ...
Ich habe mal ein Video gesehen, in dem Bushido einen Reporter extrem eingeschüchtert hat (Tenor: "Ich ficke euch alle.") . Er war wirklich respektlos. Vielleicht ist das doch nicht alles Spaß ...
Ich bin aber auch nicht davon ausgegangen, dass sarius ein Rassist ist. Ist nicht mein Schema: Ich finde es immer sinnvoller, derzeitiges Verhalten zu bewerten, anstatt Menschen einen Stempel für alle Zeiten aufzudrücken. Ich bin aber auch nicht davon ausgegangen, dass sein Verhalten vorsätzlich rassistisch war.
Jau, die Facebook-Juden-Sache... Wäre Marky Bwoy armenischer, italienischer, slawischer oderwasuchimmer Abstammung, hätte sich niemand daran gestört und wäre er nicht ein machtgeiler, hakennäsiger US-Jude, sondern ein machtgeiler, hakennäsiger US-Italiener, hätte sich auch niemand an Carlos Latuffs FB-Kraken-Karikatur gestört. Kraken-Karikaturen haben übrigens schon früher französische Kommunisten benutzt, nicht nur deutsche Nazis, aber das will auch niemand wissen, Hauptsache, man kann wieder jemanden als "Antisemiten" brandmarken und fertigmachen. Armes Deutschland. Was der FB-Jude aber anstellen kann, wusstest Du auch sicherlich vorher, dian.
PC saugt!
dian:
"Jude" ist tatsächlich mittlerweile ein weitverbreitetes Schimpfwort in der Jugendsprache, nicht nur unter Migranten..."
Wirklich? Kenne Ich bisher nur von Türken, Jugos, Arabern usw. Nicht von Kartoffeln.
Schottenwitze habe Ich noch nie gehört, aber die Existenz bezweifel Ich natürlich nicht. Witze darf man meiner Meinung nach über jeden machen: Arbeitslose, Deutsche, Türken, Zigeuner, Neger, Homos, Snobs. Es sind WITZE, die jeder aushalten muss. Punkt. Das man jetzt nicht wissentlich Judenwitze im beisein von alten Holocaust-Überlebenden macht, ist klar. Genauso muss jede Gänxtah-Räp-Unterhaltung, Splatter usw. erlaubt sein. Was ist das für ein System, was dem Bürger immer seinen Geschmack verbieten will?!?!
Bimbo ist für mich negertiv, äääh, negativ. Sklave halt, Abstammung egal. Neger ist für mich neutral, genauso wie Weißer, Schwarzer, Gelber, Zigeuner, Mulatte, Kanake, Jude, Schwuler usw. "Farbiger" ist auch OK, wird aber eher von Leuten ohne Nüsse benutzt (Ich sage Farbiger, weil Ich mich nicht traue, Neger/Schwarzer zu sagen). Checkt auch mal die Debatte um das Negerlogo der Neger-Dachdeckerfirma. Haha. Typisch deutsch (oha, kartoffelfeindlich
). Schwuchteln sind für mich nur peinliche Tunten und auch v.a. Heteros, die unmännlich sind. Dumme, Unterschichtsasis, notorische Nichtwähler, Gefoulte, die theatralisch zu Boden fallen, pinke Hemdchen-Snobs... Die ganze Welt ist eine einzige Schwuchtel. Nigger ist für mich höchstens nur unter Schwarzen neutral, ansonsten ist es eher rassistisch und auch peinlich, wenn sich nicht-Neger so ansprechen. dian, Skinheads nicht mit Neonazis verwechseln! Spast, Spasti sind Beleidigungen, bei denen Ich anzweifel, ob der Wortursprung wirklich Spastiker sein soll??? Wie auch immer, für mich nicht neutral. Fotze ist auch abwertend, höchstens nur nicht beim Dirty Talk.
Checkt auch mal die Debatte um das Negerlogo der Neger-Dachdeckerfirma
Meinst du das hier?
Ist ja lustig, aber das stößt sicher so einigen Gutmenschen bitter auf... Das mit dem Neger geht ja noch klar, aber die Pyramide darunter (soll wohl für ein Dach stehen) hätte ich vielleicht weggelassen, weil wenn jetzt noch einer auf die Idee kommt, die Illuminaten stecken dahinter, rufen dort sicher täglich irgendwelche verwirrten Infokrieger an...
Ich lehne die Grundübereinkunft des Gemeinwesens ab, insbesondere die Überbewertung von Besitz.
“All authority of any kind, especially in the field of thought and understanding, is the most destructive, evil thing. Leaders destroy the followers and followers destroy the leaders. You have to be your own teacher and your own disciple. You have to question everything that man has accepted as valuable, as necessary.”
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
Nun, ich störe mich tatsächlich daran. Aber weniger aus Zugehörigkeit zu irgendeinem "Gutmenschentum", sondern weil mir die Leute leid tun, die sich das anschauen und sich dadurch beleidigt oder herabgesetzt fühlen. Das Bild des "Negers" sieht ja sehr nach dem eines afrikanischen Stammesangehörigen aus - was an sich natürlich noch keine Beleidigung ist, aber einen allgemeinen Vorwurf der Unzivilisiertheit in sich trägt. Es ist halt immer leicht, über Dinge zu witzeln, wenn man selbst nicht betroffen ist.
Nun, ich störe mich tatsächlich daran. Aber weniger aus Zugehörigkeit zu irgendeinem "Gutmenschentum", sondern weil mir die Leute leid tun, die sich das anschauen und sich dadurch beleidigt oder herabgesetzt fühlen. Das Bild des "Negers" sieht ja sehr nach dem eines afrikanischen Stammesangehörigen aus - was an sich natürlich noch keine Beleidigung ist, aber einen allgemeinen Vorwurf der Unzivilisiertheit in sich trägt. Es ist halt immer leicht, über Dinge zu witzeln, wenn man selbst nicht betroffen ist.
Exakt. Von mir aus sollen Leute über sowas Witze machen, so viel sie wollen, ist mir vollkommen scheiß und ist deren Sachen, solange sie niemanden damit verletzen, irgendwie im TS mit Freunden oder so, von denen sie wissen, dass sie diese Art von "Humor" oder wie auch immer man es nennen will, verstehen.
Wie du schon gesagt hast, wenn man selber nicht betroffen ist, kann man immer sagen "omg Gutmensch, omg SJW!!!!11", aber wenn man selber mal in so eine Situation geraten ist, weiß man, wie erniedrigend sowas sein kann. Letztendlich kann und will ich es natürlich niemandem verbieten, das wäre die falsche Vorgehensweise. Ich halte es aber für eine Sache der Vernunft, darauf zu achten, andere nicht zu kränken und wenn es passiert, darauf hinzuweisen.
dian unregistriert
31.05.2015 11:48
@Dreambot:
Zitat:
aber wenn man selber mal in so eine Situation geraten ist, weiß man, wie erniedrigend sowas sein kann
Bist du denn schon mal in so eine Situation geraten? Oder ist es eher so, dass du vermutest, dass es für die Betroffenen sehr erniedrigend sein muss?
aber wenn man selber mal in so eine Situation geraten ist, weiß man, wie erniedrigend sowas sein kann
Bist du denn schon mal in so eine Situation geraten? Oder ist es eher so, dass du vermutest, dass es für die Betroffenen sehr erniedrigend sein muss?
Mir ist sowas in Kombination mit den im Titel genannten Wörtern noch nicht passiert, jedoch gehörte ich in der Grundschule früher zu den etwas dickeren Kindern. Klar, jeder kennt Dickenwitze und Sprüche über dicke Leute. Und im Nachhinein lache ich auch eher drüber, damals fand ich's aber scheiße, auch wenn Leute gesagt haben "Ist ja nur Spaß, reg' dich doch nicht gleich auf.", usw.
Und es gibt bestimmt noch empfindlichere Leute. Wie gesagt, ich will niemandem den Mund verbieten. Ich halte es aber für wichtig, eben ein wenig vorsichtiger zu sein und wenn man sowas mal (ausversehen) loslässt, ein wenig darüber zu reflektieren, deswegen finde ich es übrigens super, dass dieser Thread aufgemacht wurde.
Also ich nehme mir kaum ein Blatt vor den Mund was sowas betrifft.
Auf mich hat man auch nie Rücksicht genommen was böse Worte betrifft und gerade so ein Kram wie die political correctness (Hab ich sicher falsch geschrieben, auch egal) finde ich total heuchlerisch.
Außerhalb der Kreise der Berufsempörten und Gutmenschen juckt das eh kaum jemanden wenn man Neger, Jude, Zigeuner oder sonstwas sagt.
Da finde ich es eher beleidigend wenn man jemanden ohne ihn wirklich zu kennen gleich mit den Worten "Ey du Arschloch" oder " Hey Kanake" begrüßt.
Oder jemand grundlos gleich beschimpft wird weil er komisch aussieht, merkwürdige Klamotten trägt oder irgendwie behindert ist.
Allgemein kotzt mich diese Pseudofreundlichkeit gegenüber Minderheiten an.
Da tut man so als wenn der Türke, Jude, Zigeuner von nebenan der beste Kumpel wäre um sich vor anderen Heuchlern als tolerant und weltoffen zu profilieren aber in Wirklichkeit interessiert einem der Mensch als normale Person garnicht.
Andersherum gibt es aber auch das selbe Phänomen wo sich gewisse Minderheitengruppen durch Lobbyarbeit und Opfergelaber immer in eine Position bringen um irgendwas zu fordern, sei es nun Geld, Machtpositionen für deren Mitglieder oder sonst irgend eine Gefälligkeit die anderen Gruppierungen verschlossen bleiben weil sie nicht "Opfer" sind.
"Political Correctness" ist möglicherweise problematisch, wenn sie tatsächliche Schieflagen durch reine Verwendung von Begriffen verschleiert, bzw. wenn sich eine Gesellschaft mehr durch sauberen Sprachgebrauch als vermeintlich zivlilisiert und aufgeklärt begreift, als durch ihre tatsächliche Verfasstheit. Racial profiling funktioniert auch, ohne dass die kontrollierte Person als "Neger" bezeichnet wird.
Allerdings ist der Sprachgebrauch letztlich entlarvend, und ähnlich wie Xoc würde ich hier auch sagen: Man muss den massiven Antisemitismus, Rassismus und Antiziganismus in der Gesellschaft nicht auch noch dadurch fördern, dass man bestimmte Begriffe (wieder) hoffähig macht. Bestimmte Begriffe zu problematisieren, sollte eher dazu führen, für die tatsächliche Diskriminierung sensibler zu werden.
Und so oder so gilt: http://de.hobia.com/kategorie/8/lustige-...-gutmensch.html
Mittlerweile haben wir ja den Punkt erreicht, an dem sich die reaktionärsten Teile der Gesellschaft selbst zur gegängelten Minderheit verklären und menschenverachtendes Gedankengut schon aus Prinzip als "systemkritisch" aufgefasst wird.
The Loathsome mask has fallen the man remains
Sceptreless, free, uncircumscribed, but man
Equal, unclassed, tribless and nationless,
Exempt from awe, worship, degree, the king,
Over himself, just, gentle, wise.
Percy Bysshe Shelley
Indessen ist das gerade wieder der Vorzug der neuen Richtung, dass wir nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern erst aus der Kritik der alten Welt die neue finden wollen. Karl Marx
Ich kapiere schon, wer damit gemeint sein könnte ... Darin liegt aber mE auch ein Problem: Denn wenn man nicht so ganz genau sagt, wen man eigentlich meint, holt man im Endeffekt immer die ganze Gruppe mit ins Boot. Ich bin mir z.B. relativ sicher, dass ich ein Problem damit hätte, als "Weißling" angeredet zu werden, wenn ich in einer Gesellschaft aus überwiegend schwarzhäutigen Menschen leben würde. Man wird dadurch halt schon sehr vom Rest der Gesellschaft abgegrenzt.
Natürlich gibt es noch Diskriminierung (die aber auch nicht immer so einfach zu lösen ist). Beispiel: In manchen Discos werden Schwarze abgewiesen, mit der Begründung, dass sie "nicht ins Publikum passen" würden. Natürlich sagen die dann nicht so genau, warum, um dem Rassisumusvorwurf zu entgehen. Grund dafür ist wohl, dass Schwarze aus Sicht der Discothek übermäßig häufig in "Krawalle" verwickelt sind. (Ob es stimmt, keine Ahnung, ich nehme mal an, es würde stimmen.) Problem ist halt: Man kann niemandem so direkt ansehen, ob er auf "Krawall" aus ist, die Hautfarbe sieht man dagegen sofort. Und somit hat man wieder den "schönen" Effekt, dass ein paar Krawallmacher die Diskrimierung einer größeren Gruppe verursachen bzw. diese Möglichkeit zur Pauschalisierung auch gerne angenommen wird.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Zitterbart am 03.06.2015 22:58.
dian unregistriert
04.06.2015 00:23
@ Zitterbart:
Zitat:
Ich bin mir z.B. relativ sicher, dass ich ein Problem damit hätte, als "Weißling" angeredet zu werden, wenn ich in einer Gesellschaft aus überwiegend schwarzhäutigen Menschen leben würde. Man wird dadurch halt schon sehr vom Rest der Gesellschaft abgegrenzt.
Ich sag mal, das ist ähnlich wie wenn du rote Haare hast und dich jemand daraufhin "Rothaariger" nennt. Es ist zwar sachlich korrekt, aber es kann natürlich auch den Eindruck erwecken, dass man auf die Farbe seiner Haare reduziert wird, als ob das das wichtigste Merkmal wäre, und somit kann sich der so Angesprochene dadurch gekränkt fühlen.
Die Frage ist halt nur, wo man dann die Grenze ziehen will...
Ist "Schwarzer" in dieser Hinsicht nicht auch schon diskriminierend, oder ist nur "Neger" diskriminierend, weil manche damit Baumwollplantagen und Kolonien in Übersee asoziieren?
Und gehen dann Begriffe wie "Südländer" noch, auch wenn es zweifellos viele Menschen gibt, die zwar wie "Südländer" aussehen aber einen deutschen Pass haben und sogar hier geboren wurden?
Ich will das Thema nicht lächerlich machen, ich verstehe ja die dahintersteckende Problematik... aber ich sehe eben auch auf der anderen Seite eine andere Problematik, nämlich die, dass irgendwo eine "Wort-Polizei" sitzt, die die Sprache vor volksschädigenden Begriffen "säubern" möchte.
Und da fragt der Anarchist in mir eben ganz kindlich-naiv: Darf es böse Worte, Un-Worte, Tabu-Worte, in einer aufgeklärten Gesellschaft überhaupt geben? Oder sind es nicht eher bestimmte Verhaltensweisen von Menschen, die man ächten sollte, etwa wenn Worte (egal welche) gebraucht werden, um zu verletzen, zu diskriminieren, und auszugrenzen? Und der Versuch, die Sprache reinzuhalten, ist nur ein Einprügeln auf Symptome, weil man die eigentliche Ursache nicht so recht zu fassen kriegt?
Oder, wie Lonewolf meinte:
Zitat:
"Political Correctness" ist möglicherweise problematisch, wenn sie tatsächliche Schieflagen durch reine Verwendung von Begriffen verschleiert, bzw. wenn sich eine Gesellschaft mehr durch sauberen Sprachgebrauch als vermeintlich zivlilisiert und aufgeklärt begreift, als durch ihre tatsächliche Verfasstheit.
Zitat:
Bestimmte Begriffe zu problematisieren, sollte eher dazu führen, für die tatsächliche Diskriminierung sensibler zu werden.
Ich seh da gerade so eine Karikatur vor mir, wo sich zwei Spießbürger unterhalten:
"Schnell, verrammel Türen und Fenster, es sind mobile fahrende Minderheiten in der Stadt!"
Also man sagt nicht mehr Zigeuner, weil das eben nicht mehr salonfähig (und im Idealfall vielleicht sogar irgendwann vergessen) ist, aber an den zugrundeliegenden Vorurteilen ändert sich trotzdem nix.
Ich hab einfach so ein bisschen den Eindruck, dass die Debatte, welche Begriffe man noch verwenden kann und welche nicht, ein bisschen am gemeinen Volk vorbei geführt wird. Der normale Bürger versteht die Problematik meist gar nicht und schüttelt nur den Kopf, wenn er plötzlich kein Zigeunerschnitzel mehr kriegt.