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Die Problematik der Bücher
20.06.2011 08:52 |
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Mir ist aufgefallen, seitdem ich mir vor ein paar Tagen neue Bücher gekauft habe, dass ich viele Bücher besitze, deren Geschichte über mehrere Bände verläuft. Dann dachte ich an die großen Autoren, die große Berühmtheit erlangten und überlegte, wie sie ihre Bücher herausgebracht hatten und mir fiel dann auf, dass es größtenteils reine Einzelwerke waren. Hermann Hesse, Heinrich Böll, Astrid Lindgren, Paul Auster, Jonathan Franzen, Patricia HIghsmith und viele, viele anderen brachten beinahe immer Einzelwerke heraus. Ausnahmen sind natürlich auch hier in den Gestalten von Stephen King, mit seiner "Dark Tower-Reihe, Tolkien, Schiller mit seiner Wallensteintrilogie und andere.
Man kennt diesen Effekt von Fortsetzungsfilmen, wo irgendwann einfach die Substanz fehlt, wo die Leserlust duch die immer dünner werdende Story zunichte gemacht wird. Dieses Phänomen kann man manchmal auch bei Youtube beobachten. Ein Video oder bzw. ein bestimmter Podcast wird in verschiedene Teile zerlegt aber für den jeweils nächsten Teil, gibt es weniger Klicks.
Mir fielen diese Dinge auf, da ich in meinem Leben einen außerordentlichen Hang zur Phantastik hatte und mein Masochismus soweit ging, dass ich mir einen elfbändigen Zyklus mit jeweils mindestens 800 Seiten pro Buch reinzog. Er war es wert und ich habe ein, zwei Wochen dafür gebraucht aber im Nachhinein ist die Geschichte mehr für eine philosophische Betrachtung als für eine inhaltliche interessant. Warum ist das so?
Warum sind auch immer die Bücher, die wir für uns selbst schreiben, so viel besser, als die, für andere? Und warum werden die Bücher meist immer fragwürdiger, je weiter der jeweilige Zyklus voranschreitet. Ich habe dieses Phänomen oft bei Phantastikautoren bemerkt, "Die Elben" von Alfred Bekker zum Beispiel, wo der erste Teil noch halbwegs interessant war, weil die typische Phantastikstory, (Ein Reich ist in Gefahr und es gibt nur eine Handvoll Helden, die das verhindern können, die meistens dafür ein bestimmtes magisches Objekt holen müssen), zunehmend langweilig wirkt. In keinem wohl anderen Gebiet, wo die eigene Imaginationskraft angestrengt wird, gibt es so viele Motivwiederholungen und einfach nur schlechte Bücher, die auch noch verlegt werden, weil selbst die Verleger wohl um dieses endlose Spirale wissen.
Ich kann mittlerweile in den meisten Büchern, die ich neu kaufen, wenig neues finden und erfreue mich immer mehr an der Art, wie es geschrieben ist, als an den Inhalt. Krieg und Frieden mag das Buch der Weltliteratur sein und es hat viele gute philosophische Ansätze aber darüber hinaus lebt es mehr von seiner Detailreiche der beschriebenen Figuren. Lasst mich, falls es euch nicht zu sehr langweilt noch einmal zurück zur Phantastikliteratur kommen. Die großen Autoren wie Hohlbein, Tolkien, Goodkind, Bradley, Heitz habe ich alle hinter mir. Seitdem Tolkien seine Bücher rausgebracht hat, ist wenig außergewöhnliches passiert. Die ganzen Klassen bzw. Rassenbücher wie "Die Elfen", "Die Elben", "Die Dämonen", "Die Drachen", "Die Orks", "Die Albae", "Die Zwerge" und was weiß ich noch nicht alles sind wenig mehr als ein Abklatsch von Tolkien. Wobei ich sagen muss, dass "Die Zwerge" noch deutlich daraus herausragen, die ich mit Hingabe und Vergnügen gelesen habe. Aber sonst kann man wenig neues entdecken.
Bei allem meinen letzten Leseerfahrungen, die darauf gründen, dass sobald ich lesen konnte, die Bauklötze weggelegt hatte, und ein Buch nach dem anderem durchlas, komme ich zudem Schluss, dass auch größtenteils die moderne Belletristik an diesem Problem zu knabbern hat. Nicht jeder ist ein King, ein Auster, oder gar ein Franzen, wobei man auf grassche Art durchaus bescheidenen Ruhm einheimsen könnte, aber es fehlt mir an Substanz, an etwas, wo ich sagen kann; "wow", was einen so weghaut, dass man nach Luft japsend auf mehr hofft. So bei "The Shining", dem Buch von Stephen King, wo die berühmte Barszene mit dem imaginäre Barkeeper so gut gelungen ist, wie in keinem anderen Kingbuch mehr. Dieser Flash bei den Büchern kommt immer weniger zum Tragen und ich frage mich auch; liegt das an mir, an Gewöhnungseffekten, oder an der zunehmend fehlenden Materie bei künstlerischen Werken?
Komischerweise habe ich es immer schwerer, solche Bücher wie "The Shining" zu finden, oder überhaupt solche, die wirklich einzigartig sind, so wie Roger Zelaznys "Chronicles of Amber", dass ich als absolutes Juwel unter den Phantastikbüchern sehe, dass aber längst vergessen und nur noch antiquarisch erhältlich ist. Jedenfalls weiß ich nicht, ob man die Erfüllung in der Weltliteratur oder in den unscheinbareren, schnell vergessenen Büchern suchen sollte, denn ein Motiv wiederholt sich immer und immer wieder und droht nie langweilig zu werden, sofern man nicht um dessen Magie weiß; der Kampf Gut gegen Böse, schlechter Charakter gegen guten Charakter. Beinahe immer wird der Zuschauer damit konfrontiert, nie scheinen die Figuren zwielichtiger, in einer Grauzone, so wie in den Romanen von Patricia Highsmith. Sondern immer scheint es diese deutliche Zweiteilung zu geben. Vielleicht ist es das, was mich bei den Filmen und Büchern momentan so stört. Über diese völlige Monotonie bei der Motivgestaltung.
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Kobin am 20.06.2011 10:19.
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Na das ist doch mal eine Ansage
Robinson Crusoe ist eines meiner Lieblingsbücher, Carrie habe ich schon einmal gelesen und war fasziniert von der verstörenden Erzählperspektive, die King an den Tag legt, die beinahe schon ins Nihilistische zu drohen geht. Wenn du Kinderbücher magst, del, kann ich dir wärmsten "Unten am Fluss" von Brian Adams und "Level 4 - Die Stadt der Kinder" empfehlen.
Die von dir vorgeschlagenen Bücher werde ich mir jedenfalls nach und nach besorgen. Endlich mal ein wenig Abwechslung. ^^
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Dann wirst du getrost das Level 4 Buch weglassen können. "Unten am Fluss" ist dennoch interessant, weil es von Stephen King als Motiv in "The Stand - Das letzte Gefecht" genommen wurde. Ein grandioses Buch.
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Mir fiele da spontan der Cthulhu-Mythos ein (Horror): Geschichten, die nicht direkt aufeinander aufbauen, aber gewissermaßen doch in einer gemeinsamen Welt spielen, über die man mit der Zeit mehr erfährt. Repetitionen gibt es allerdings in dem Sinne, dass auch hier einige Geschichten auf einem ähnlichen Prinzip aufbauen, was insbesondere bei anderen Autoren außer Lovecraft auffällt, die teilweise relativ unkreativ seinen Stil zu kopieren.
Ich denke die Scheibenweltromane bauen auf einem ähnlichen Prinzip auf (leider noch nicht gelesen), wobei man hier ein Fantasy-Setting mit vielen Parodien hat.
(steht noch auf meiner ToRead-Liste)
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