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Gedicht von Kurt Tucholsky
22.02.2011 17:47 |
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Wenn die Börsenkurse fallen
regt sich Kummer fast bei allen
aber manche blühen auf
ihr Rezept heißt Leerverkauf
Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben
treten selbst den Absturz los
den sie brauchen - echt famos
Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert
Wenn in Folge Banken krachen
haben Sparer nichts zu lachen
und die Hypothek aufs Haus
heißt, die Bewohner müssen raus
Trifft's hingegen große Banken
kommt die ganze Welt ins Wanken
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!
Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat
die Verluste kauft der Staat
Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand
Für die Zechen dieser Frechen
hat der kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja
nicht nur in Amerika!
Und wenn die Kurse wieder Steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur
stets in eine Richtung nur.
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht
(Kurt Tucholsky, 1930, die Weltbühne)
„Ich will ja gar nichts anderes, als daß die Welt so eingerichtet wird, daß die Menschen nicht ihre überflüssigen Anhängsel sind, sondern daß in Gottes Namen die Dinge um der Menschen Willen da sind und nicht die Menschen um der Dinge Willen, die sie noch dazu selbst gemacht haben.“
- Theodor W. Adorno
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dian unregistriert
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Faszinierend, dass dieses Gedicht nach über 80 Jahren aktueller ist als je zuvor... hättest du es nicht extra erwähnt, wäre ich nicht darauf gekommen, dass das schon so alt ist.
Man könnte auch sagen: Erschreckend, wie wenig sich seither geändert hat, trotz Zweitem Weltkrieg, Holocaust, kaltem Krieg und diversen Börsencrashs. Da macht man sich schon so seine Gedanken über die Lernfähigkeit der Menschheit.
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das wollte ich auch gerade sagen.
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Ich bin erst jetzt darauf gekommen, den Ursprung des Gedichtes zu hinterfragen.
Anscheind stammt es nicht von Tucholsky.
Entschuldigt bitte, dass ich den Fehler nicht früher entdeckt habe.
Laut ORF stammt es aus dem Jahr 2008 und wurde von dem Wiener Autoren Richard G. Kerschhofer verfasst.
http://wiev1.orf.at/stories/318946
„Ich will ja gar nichts anderes, als daß die Welt so eingerichtet wird, daß die Menschen nicht ihre überflüssigen Anhängsel sind, sondern daß in Gottes Namen die Dinge um der Menschen Willen da sind und nicht die Menschen um der Dinge Willen, die sie noch dazu selbst gemacht haben.“
- Theodor W. Adorno
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