dian unregistriert
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Kunst in der Gesellschaft
09.03.2014 12:44 |
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Hier mal ein interessantes Interview über die Rolle der Kunst und des Künstlers in der heutigen Gesellschaft:
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41080/1.html
Deckt sich eigentlich ziemlich mit meinen Beobachtungen. Vor allem auch das Statement:
Zitat: |
Ich denke auch, dass Popkultur heutzutage keine wirklich avantgardistische Funktion in der Gesellschaft mehr besitzt. Pop ist in der aktuellen Ausprägung Weltzustimmungs-Pop |
Ich würde sagen, das geht sogar weit über Popmusik hinaus. Wenn du überhaupt was gesellschaftskritisches machst, musst du es heutzutage so verpacken, dass es nur ganz subtil ist und ja nicht von zu vielen Menschen RICHTIG verstanden wird.
Gerade deshalb sehe ich auch den Auftrag der Anarchonauten darin, Klartext zu reden und keine verschlüsselten Botschaften unters Volk zu bringen wie irgendwelche Studentenbands.
Irgendwie ist es schon ganz schön erschreckend, wenn man sich mal umschaut als Künstler und dann merkt, dass man eigentlich ziemlich allein auf weiter Flur steht mit dem was man tut. Hat zwar andererseits den Vorteil, dass man zumindest irgendwie auffällt... aber man fragt sich halt schon: Was machen die anderen?
Wo sind die Künstler, die sich mal wirklich hinstellen und Klartext reden, anstatt sich hinterher zu entschuldigen, weil sie irgendjemand beim Rauchen von einem Joint erwischt hat oder irgendsowas in der Art.
Diese ganzen Society-Arschkriecher, die sich selbst feiern und die aus irgendeinem Grund auch noch als alternativ gelten... Weil die echten Alternativen schon längst in der Klapse sitzen oder unter der Erde liegen. Oder halt ein absolut unbekanntes Dasein fristen und mit etwas Glück gerade so über die Runden kommen mit einer kleinen, aber treuen Fangemeinde im Rücken.
Beiß nicht die Hand, die dich füttert... diesen Spruch scheinen Campino und Co. komplett verinnerlicht zu haben (keine Ahnung, wie die aktuellen pseudoalternativen Blender heißen... der fällt mir als abschreckendes Beispiel halt immer als erstes ein)
Ich frage mich gerade einfach nur, wenn alles in Wellen verläuft und Kulturgeschichte immer ein Auf und Ab ist, wann kommt die Gegenbewegung zum aktuellen Zeitgeist? Und wo werde ich sein, wenn sie da ist?
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dian unregistriert
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Das ist kein Stargate, sondern die neue Gedenkstätte zum Amoklauf in Winnenden... vermutlich vom selben "Künstler", der auch das Holocaust-Mahnmal gebaut hat und die rostigen Schrottgebilde, die im Inneren von irgendwelchen Kreisverkehren rumstehen.
Nein, Spaß. Das ist natürlich nicht alles vom selben "Künstler", aber es zeigt schön, wie Kunst heutzutage funktioniert. Hohle Auftragsarbeiten ohne jeden Sinn, vom Bürgermeister oder sonstigen High-Society-Leuten ausgewählt und für gut befunden.
Das tut keinem weh und es stört nicht, weil's ja eh keiner versteht, was damit gemeint ist. Man sieht halt nur, da steht irgendwas rum, was vorher nicht da war. Das hat wohl mit dem Amoklauf zu tun. Aha.
Ich bin zwar kein Bildhauer, aber wenn man mir den Auftrag gegeben hätte, dafür eine Gedenkstätte zu errichten, dann hätte ich mir was besseres einfallen lassen.
Vielleicht so Figuren, fünfzehn tote Wölfe, die ein Schafskostüm übergestreift haben, und ein Schaf, das ein Wolfskostüm trägt und in der Hand eine Knarre hält. Da hätten die Leute dann wenigstens was zum Nachdenken gehabt.
Sollte Kunst nicht provozieren und wachrütteln? Wenn ich was versöhnliches will, was mir nicht weh tut, dann gehe ich in die Kirche oder schlucke irgendwelche Beruhigungspillen. Aber das ist eben symptomatisch für Kunst, wie sie heute empfunden wird... Kunst im Dienste der Gesellschaft, Kunst als Beruhigungspille, Kunst als kleines Trostpflästerchen für alles, was nicht ganz rund gelaufen ist.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von dian am 10.03.2014 12:35.
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Ich fand den Artikel interessant, wenn auch stellenweise etwas einseitig. Ich finde es auch wichtig dass man nicht aussiebt / zensiert, aber deshalb muss man nicht gegen das was sich am stärksten verbreitet hat hetzen.
Ich persönlich kann z.B. mit Musik mit klaren Aussagen meist eher wenig anfangen. Musikstücke sind etwas was ich mir im Idealfall immer wieder gerne anhöre.
Texte dagegen lese ich mir vielleicht ein oder zweimal durch, oder schaue evtl. später noch mal rein. Aber ich lese sie mir nicht mehrmals täglich durch wie irgendwelche unveränderlichen Dogmen. Und genau das kann unterbewusst im Hintergrund ablaufen, wenn man Musik mit klaren Aussagen hört.
Deshalb: Wenn ich schon Musik mit Texten höre, dann bitte irgendwas künstlerisches, möglichst offenes, oder irgendwas erzählerisches etc. was mir nicht versucht die Welt zu (v)erklären.
Kann natürlich jeder sehen wie er will, aber das ist meine Einstellung.
Das französische System hört sich interessant an.
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dian unregistriert
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@Sevenskaja:
Zitat: |
---bitte löschen---
war oberflächliches gelaber |
Wenn es danach ginge, dürfte ich gar nichts mehr schreiben... oder vielleicht höchstens alle halbe Jahre mal, wenn jemand hier dringend Rat sucht oder es irgendwelche wichtigen Ankündigungen gibt.
Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, Kommunikation wird komplett überbewertet. Ein totes Forum ist allerdings auch keine besonders erstrebenswerte Alternative. Von daher wäre es mir lieber, die Leute würden einfach öfters mal einfach so frei raus schreiben, was ihnen gerade durch den Kopf geistert. Aber ich weiß ja selber, in Diskussionsforen im Internet muss immer alles Hand und Fuß haben, sonst wird man vom nächsten Poster auseinandergenommen und jedes Argument in seine Bestandteile zerlegt.
@ Yog:
Ich wollte nicht Kunst ohne Aussage (oder mit versteckter Aussage) die Existenzberechtigung absprechen. Ich mag geheimnisvolle Lieder, über deren Text man schön rätseln kann... und ich mag auch Lieder ganz ohne Aussage.... auch wenn ich selber sowas wohl eher nicht produzieren würde.
Es ging mir mehr um die Haltung der meisten Künstler heutzutage. Ich sehe da nichts wahrhaftiges mehr... selbst diese scheinbar authentischen Gangster-Rapper spielen das meistens nur... es ist eine Maskerade, ein Rollenspiel, das man aufführt, um der Zielgruppe zu gefallen... mehr nicht.
Wo sind die durchgeknallten Genies, die sich an keine Konventionen halten und wahrhaftige Vordenker sind? Ich sehe überall nur noch Nachplapperer und Imitatoren...
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von dian am 10.03.2014 17:37.
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Zitat: |
Aber ich weiß ja selber, in Diskussionsforen im Internet muss immer alles Hand und Fuß haben, sonst wird man vom nächsten Poster auseinandergenommen und jedes Argument in seine Bestandteile zerlegt. |
An das auseinandernehmen von Postings habe ich mich notgedrungen in all den Jahren im Internet schon gewöhnt, an dieses regelrechte sezieren und rumstochern und analysieren eines jeden Wortes das wie auf einer Goldwaage liegend nach Sinn und Wert untersucht wird.
Was aber noch viel gefährlicher für meinen Seelenfrieden ist das sind die Leute die ihren Bildschirm wie ein Zielfernrohr verwenden und mit ihrer Tastatur dann Worte formen die nichts anderes als Munition sind mit der sie einem tief im inneren der Seele treffen wollen.
Das sind dann die wahren Bastarde im Internet die anscheinend nur deshalb online gehen damit sie andere Verletzen können.
Ich weis nicht wie es hier bei in diesem Forum aussieht aber ich bleibe vorsichtig und wachsam und habe deshalb auch wieder ein paar Texte entfernt.
Aber zurück zum Thema:
Ich finde das gerade in der heutigen Zeit die Kunst allgemein irgendwie komisch ist.
Wenn man bedenkt was Künstler vor ein paar hundert Jahren für schöne Bilder gezeichnet haben und welch schöne Skulpturen oder architektonische Wunder da mit oft primitivsten Werkzeugen hergestellt wurden da fasse ich mich echt an den Kopf was da heute in so mancher Kunstgalerie rumsteht oder an der Wand hängt.
Da denke ich beim Betrachten dieser Kunst eher an das gekritzle eines unbegabten Kindes oder an eine Ansammlung von Sperrmüll die dort abgeladen wurde.
Ich frage mich was man wohl in im Jahr 3014 in einem kunsthistorischen Museum zu sehen bekommen wird wenn man den Raum betritt wo die Kunst des 21. Jahrhunderts ausgestellt ist und wie man diese Kunstepoche wohl nennen wird?
"Copy&Paste" Zeitalter oder gar "Ultrabizarro" Kunstepoche?
Egal wie man es nennen wird aber dort wird dann nur Schrott und hässliche Sachen rumstehen und vielleicht der eine oder andere Datenträger wo mal die 2465. Folge der Lindenstraße oder ein Album von den Backstreetboys oder von Take That drauf war.
Was wird sich dann der Kunstmuseumsbesucher der Zukunft über unsere Zeit denken?
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Zitat von Nautilu$: |
Hab leider auf YT ein paar gute, neuere Conscious Rap-Tracks nicht gefunden, aber machen's wir mal ganz krass, nämlich die andere Richtung: DAS ist für mich auch Kunst, gutes Storytelling, brutal in dein Face wie die dreckige Realität, exzellenter Flow: |
Das geht doch auch ganz ohne Brutalität (das Leben ist Brutal genug) und das detaillierte beschreiben von Mordphantasien. Nimm nur mal Cr7z, der Rappt nur über das was ihn in seinem eigenen Leben wiederfahren ist und was ihn täglich beschäftigt. Ich kenne kaum einen der in seinen Texten so viel privates und persönliches von sich selbst preis gibt und sich dabei verletzbar macht und dennoch anschließend von kaum einem angegriffen wird, weil letztlich alle das kennen wovon er rappt und sich jeder in den Texten ein stückweit wiederfinden kann...
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Shinobi am 11.03.2014 17:05.
Ich lehne die Grundübereinkunft des Gemeinwesens ab, insbesondere die Überbewertung von Besitz.
“All authority of any kind, especially in the field of thought and understanding, is the most destructive, evil thing. Leaders destroy the followers and followers destroy the leaders. You have to be your own teacher and your own disciple. You have to question everything that man has accepted as valuable, as necessary.”
„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“
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Cr7z sagt mir nichts, wird aber überprüft.
Ja, No Return Records geht auch in so eine Richtung, thematisch geht's oft um Depression, Suizid, Verlassenwerden usw. Meiner Meinung nach auch "künstlerisch wertvoller" als "Atzenmusik" usw.
Ja, der Tim K. hat vor 5 Jahren geballert - wie die Zeit vergeht. Lustige Zensur (Kopfschussszene) damals.
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