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4 Formen der Wahrheit
03.03.2009 19:39 |
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Ok, der Titel klingt zugegebenermaßen etwas esoterisch, ist aber nicht so gemeint - von Punkt 4 mal abgesehen.
Es geht mir dabei um die Aufspaltung des Begriffs 'Wahrheit', der in unterschiedlichen Kontexten auch leicht unterschiedliche Bedeutung haben kann. Ich habe dabei folgende Unterteilung durchgeführt
- Wahrheit in der Logik / Mathematik ("formale Wahrheit"): 'Wahrheit' ist in der Logik ein klar definiertes Konzept, mit dem es möglich ist, aus Aussagen (die so formuliert sein müssen dass nur die Bewertung 'wahr' / 'falsch' zulässig ist) gewisse logische Schlüsse zu ziehen, die absolut zuverlässig sind.
- Wahrheit in der Realität ("physische Wahrheit"): Dieses Konzept der 'Wahrheit' geht davon aus, dass wir uns das Erlebte nicht bloß vorstellen, sondern dass es tatsächlich eine gemeinsame Welt gibt, in der wir alle leben. Wahrheiten über diese Welt sind niemals absolut, aber wir können Theorien aufstellen und präzise ausformulieren (unsichere Aussagen, die aber so formuliert sind dass sie entweder 'wahr' oder 'falsch' sind), und durch wiederholte Experimente versuchen zu ermitteln, wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich es ist dass eine Theorie wahr oder falsch ist. Mit Hilfe von von Logik lassen sich auch hier Schlussfolgerungen ziehen, die zuverlässig wahr sind falls man sich im Wahrheitsgehalt der Aussagen, die man mit einbezogen hat nicht geirrt hat. Generell kann man auch sagen dass ein Physikalische Modell fehlerhaft sein muss, falls sich logische Widersprüche ergeben (ich weiß, dass da wegen der Quantenphysik einige Leute anderer Meinung sind, aber das halte ich für unsinnig ^^). Diese Form der Wahrheit mag im Endeffekt - im Gegensatz zur ersten - tatsächlich relevant sein, allerdings müssen wir uns der Logik (oder zumindest des "gesunden Menschenverstandes", wenn einem die Gesetze der Logik nicht bekannt sind) bedienen, um tatsächlich halbwegs zuverlässige Informationen über die Welt zu erhalten, weswegen sie als Mittel zum Zweck sogar besonders relevant ist.
- Wahrheit in der Psyche ("psychische Wahrheit"): Damit meine ich die Wahrheit von "Aussagen" über unsere tatsächlichen Gefühle, Meinungen etc. Eigentlich handelt es sich um einen Spezialfall der physischen Wahrheit, da auch unser Gehirn und Körper Teil dieser Welt sind (man könnte jetzt natürlich einwenden, dass es eine Seele gibt die sich "der physischen Welt entzieht" - aber auch dann hat sie Einfluss auf die physische Welt, und muss in dessen Betrachtungen, und in Wahrheiten über diese miteinbezogen werden). Da wir allerdings nur ein begrenztes naturwissenschaftliches Wissen über Denkprozesse und Emotionen besitzen, können diese von Außenstehenden (noch?) nicht objektiv beurteilt und dargestellt werden, weswegen ich sie hier als eine weitere Form der Wahrheit aufführe. Dabei kann jeder versichern, dass er tatsächlich das denkt, was er gerade denkt, und das fühlt, was er gerade fühlt. Ein Problem ist allerdings dass es kaum möglich ist, exakte Aussagen über Gefühle zu machen. Dazu müssten wir eine Sprache haben, deren Vokabular für alle die gleiche Bedeutung hat - aber wie will man jemandem die Bedeutung eines Wortes, welches für ein bestimmtes Gefühl stehen soll exakt beschreiben? Über Denkprozesse kann man teilweise exakte Aussagen machen, falls sie Wörter einer gemeinsamen Sprache oder oder Assoziationen mit Objekten aus der physischen Welt involvieren, aber auch hier sind einem Grenzen gesetzt. Oft kann man aber auch die eigenen Gedanken nicht so recht erfassen, von daher ist dies eine recht komplizierte Angelegenheit, allerdings hat auch diese eine sehr große Relevanz für uns.
- Glaube: Unter diesem Begriff fasse ich das Konzept zusammen, Aussagen als wahr oder fast sicher anzunehmen, ohne dass es dafür relevante Indizien gibt. Das kann sein weil man überzeugt ist, den "Sinn des Lebens" und seine "Aufgabe" in dieser Welt gefunden zu haben, weil es einen glücklicher macht wenn man daran glaubt, weil man intuitiv von etwas überzeugt ist, ohne es begründen zu können, oder einfach weil man (aus welchen Gründen auch immer) an etwas glauben will. Gelegentlich sind diese Aussagen auch tatsächlich wahr, teilweise stehen sie zu den (fast sicheren) "Fakten" nicht im Widerspruch und bieten tatsächlich gewisse Vorteile (wie z.B. Motivation ^^), aber größtenteils sind sie für die meisten Konflikte in dieser Welt verantwortlich, was nicht gerade für sie spricht.
...so, und nun dürft ihr euren Sämpf dazugeben. ^^
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klingt alles plausibel.
wobei der punkt 2-4 recht fundamental erscheinen für mich, während die mathematik ein werk ist, das erst mit der evolution des menschen hinzu kam.
ausserdem kann man u.u. diverse formen der wahrheit zusammenfassen. wobei es je nach situation auch sinnvoll ist, stets zu unterscheiden. in kriminalfällen zum beispiel, wo die psychische wahrheit ("ich habe einen geist gesehen!") ganz der wahrheit der logik widerspricht.
glaube und psyche können auch sehr eng verknüpft sein.
genauso wie realität und logik
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Zitat: |
Original von quaid
klingt alles plausibel.
wobei der punkt 2-4 recht fundamental erscheinen für mich, während die mathematik ein werk ist, das erst mit der evolution des menschen hinzu kam. |
Stimmt schon, allerdings hatte der Mensch schon immer die Fähigkeit, Ereignisse in Verbindung zu setzen, zu analysieren und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen, auch wenn er darin nun wirklich nicht immer unfehlbar war. Und dieser "gesunde Menschenverstand" entspricht ja im Prinzip dem, was ich unter Logik und Mathematik gefasst habe, wenn auch nicht ganz so zuverlässig.
Zitat: |
Original von quaid
ausserdem kann man u.u. diverse formen der wahrheit zusammenfassen. wobei es je nach situation auch sinnvoll ist, stets zu unterscheiden. in kriminalfällen zum beispiel, wo die psychische wahrheit ("ich habe einen geist gesehen!") ganz der wahrheit der logik widerspricht. |
Nun ja, genau genommen trifft hier das, was man wahrnimmt (psychische Wahrheit) mit dem, was man vermutet über die Welt zu wissen (physische Wahrheit oder Glauben) zusammen. Die Logik selbst steht aber weder mit dem einen noch mit dem anderen in direktem Widerspruch (aus der Logik für sich erfährt man nichts über Geister). Man kann allerdings die These aufstellen, dass bezüglich Geistern die Wahrnehmung und das Weltmodell übereinstimmen, was hier zu einem logischen Widerspruch führt, weshalb Wahrnehmung, Weltmodell, oder beides hier falsch sein müssen.
(entschuldige, ich bin bei solchen Dingen schon mal etwas penibel ^^)
Zitat: |
Original von quaid
glaube und psyche können auch sehr eng verknüpft sein.
genauso wie realität und logik
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Hm, schwierig...ich denke es gibt starke Verknüpfungen zwischen den meisten. Während die Realität den Gesetzen der Logik zu gehorchen scheint, ist Logik ein mentales Konstrukt, findet also in unseren Denkprozessen statt (Psyche). Weiterhin ist die Logik selbst aber gewissermaßen unabhängig, da sie auch ohne die Realität funktioniert, und aus der Logik allein kann man nichts über die Realität herausfinden, dazu benötigt man vor allem seine Wahrnehmung (Psyche). Glaube ist wohl in erster Linie an die Psyche gekoppelt, die widerum die Realität stark reflektiert - und an etwas glauben ist schwer, wenn es zu stark dem Bild von der Realität oder den Gesetzen der Logik widerspricht, das wäre dann eine einschränkende Verknüpfung.
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Zitat: |
Original von Kebap
Ich mach die 5 voll und füge noch
Wahrheit in der Justiz
hinzu. Quaid hatte ja schon drauf angespielt. Die beruft sich hauptsächlich auf vergangene Urteile und redet zudem gerne unverständliches Kauderwelsch. Das finde ich persönlich vor allem in unserem schnelllebigen Informations-Revolutions-Zeitalter ziemlich dumm und hinderlich. |
Hehe - wie konnte ich auch eine nicht-Primzahl wie 4 verwenden - und noch dazu den Vorgänger der 5. ^^
Hm, ich denke nur Justiz ist ein bisschen eng gefasst, ich würde es eher als "Wahrheit der Konvention" bezeichnen, unter die man auch sonstige Abkommen (freiwillige und unfreiwillige) zählen kann. Wann ein Abkommen nun gültig ist und wann nicht ist natürlich eine schwierige Frage. ^^
Zitat: |
Original von Kebap
Abgesehen davon meine ich mich zu erinnern, dass in der Mathematik/Logik nicht nur "wahr" und "falsch" geben kann, sondern zB auch so wichtige Fälle wie "unentscheidbar" sowie "bedeutungslos". So richtig rumgesprochen hat sich das aber anscheinend leider noch nicht. |
Interessanter Punkt, aber man kann trotzdem annehmen, dass diese Aussagen entweder wahr oder falsch sind, auch wenn man nicht in der Lage ist über den Wahrheitsgehalt zu entscheiden, oder wenn es "bedeutungslos" ist welchen Wahrheitswert man annimmt; oder sehe ich das falsch?
(ich bin mir hier tatsächlich nicht ganz sicher, da ich gerade die Defs nicht komplett im Kopf habe)
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