MAUS
Too old to die young

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Hartz IV
07.08.2007 13:27 |
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Die Würde des Menschen ist antastbar
Hausbesuche en gros
Von Hans-Dieter Hey
Das könnte Ihnen schon morgen passieren: Sie werden von ihrer Firma „freigesetzt", also entsorgt, so wie über 2,4 Mio. Menschen allein im Jahr 2006. Nach einem Jahr werden Sie Arbeitslosengeld II beantragen müssen. Einige Tage nach Antragstellung klingelt der Sozialermittler vor der Tür, um Ihre Lebensverhältnisse zu überprüfen. Spätestens dann werden Sie wahrscheinlich Ihren Glauben an den Sozial- und Rechtsstaat aufgeben, sollten sie zu dieser Haltung nicht bereits früher gekommen sein.
Möglicherweise erhalten sie einen Brief, der so lauten könnte: „Sie haben einen Antrag zur Sicherung des Lebensunterhalt gestellt. Um eine sachgerechte Entscheidung über Ihren Antrag treffen zu können, wurde der Prüfdienst mit Prüfung vor Ort beauftragt. Zur Klärung der Anspruchsvoraussetzungen gemäß SGB II sowie zur Prüfung Ihrer beantragten Leistungen sind Sie gemäß §§ 60 ff SGB I verpflichtet, mitzuwirken. Aus den oben genannten Gründen ersuche ich Sie, dem Prüfdienst den Zutritt in Ihre Wohnung zu gewähren. Sollten Sie diesem Ersuchen nicht nachkommen, können die beantragten Leistungen gemäß § 66 SGB I ohne weitere Ermittlungen bis zur Nachholung der Mitwirkung ganz oder teilweise versagt oder entzogen werden, soweit die Voraussetzungen der Leistung nicht nachgewiesen sind."
Rechtsstaatlichkeit „ade!"
Auf den Gedanken, dass so ein Prüfdienst rechtswidrig handeln könnte, kommen Sie nicht. Vielleicht haben Sie auch bereits folgenden Satz unterschrieben: "Mir ist bekannt und ich bin damit einverstanden, dass meine Verhältnisse durch unangemeldete Hausbesuche des Ermittlungsbeamten des Jobcenters überprüft werden.” Sie werden die Tür öffnen, weil Sie Angst vor Nachteilen haben, Angst wie inzwischen viele in diesem Land, die die staatliche Hartz-IV-Gewalt zu spüren bekommen haben. Denn es sind längst keine Einzelfälle mehr, in denen sich Arbeitsagenturen rechtswidrig Einlass verschaffen. Solche „Hausdurchsuchungen" werden vielfach im großen Stil durchgeführt, vorbei an jeder Rechtsstaatlichkeit. Gerichtsurteile – auch höchste – werden ignoriert, als gäbe es sie nicht.
Anfang 2006 erstritt die streitbare Brigitte Vallenthin ein Urteil durch das Landessozialgericht Hessen, nach dem Hausdurchsuchungen weder grundsätzlich bei einem Antrag auf Arbeitslosengeld II noch ohne hinreichenden Grund, schon gar nicht unangekündigt stattfinden dürfen. Aber auch Rechtsgründe und Abwehrmittel dagegen werden den Drangsalierten häufig rechtswidrig vorenthalten. Mit dem „Hartz-IV-Fortentwicklungsgesetz" ab Juli 2006 sollten die heimischen Heimsuchungen gar forciert werden. Das klang alles andere als gut für Betroffene.
Hartz IV - eine Idee des Kapitals
Im Oktober 2005 klang schon nicht gut, dass der so genannte „Ombudsrat" in Berlin – die offizielle Beschwerdestelle für Hartz-IV-Empfänger – schärfere Kontrollen forderte. In skandinavischen Ländern sind Ombudsleute schützende Vertreter der Entrechteten vor staatlicher Willkür. Nicht so in Deutschland. Hier sind es Vertreter des Systems „Hartz-IV" wie Prof. Kurt Biedenkopf (CDU) oder der umstrittene ehemalige Gewerkschaftschef und Ehrendoktor Hermann Rappe (O-Ton Rappe: „Eine Telefonbefragung ist kein Eingriff in die Intimsphäre"). Gelegentlich ist es deshalb auch gut, sich zu erinnern: Das reaktionäre und neoliberale System „Hartz IV" wurde nicht von „Dienern des Staates" entwickelt, die der Steuerzahler finanziert, sondern durch Leute, die von Firmen bezahlt wurden, z.B. von Volkswagen, Roland Berger, Daimler-Chrysler, McKinsey & Company, Market Access for Technology Services, der BASF AG oder der Deutschen Bank – unter Ausschluss der Betroffenen. Ein Beispiel dafür, wie wir uns Demokratie und die herrschenden Machtverhältnisse hierzulande vorzustellen haben.
Im Widerstand gegen Hartz IV gibt es noch einiges zu tun
Dann ist es gut, wenn streitbare Widerständlerinnen wie Brigitte Vallenthin und andere wider den Verwaltungsstachel löcken. Doch wenn in Wiesbaden nach wie vor gegen geltendes Recht verstoßen wird oder neue Hintertürchen gesucht werden, stellt sich die Frage, ob Verwaltungsterror nicht inzwischen zur normativen Kraft des Faktischen erhoben wurde. Der Auffassung ist auch Hartmut Bohrer, Fraktionsvorsitzender der Linken Liste Wiesbaden. Er protestiert in einer Presseerklärung vom 17. Juli: „Die Linke Liste kritisiert aufs Schärfste, dass in Wiesbaden nach Antragstellung von Arbeitslosengeld II weiterhin durch städtische Mitarbeiter/innen routinemäßig Hausbesuche durchgeführt werden" und fordert deren sofortige Beendigung. Brigitte Vallenthin ist das zu wenig. Sie hatte sich mehr aktive Unterstützung im Widerstand gegen Hartz IV durch die Linke Liste erhofft, die doch „in ihren öffentlichen Bekundungen immer schön dagegen ist". In der Bewertung der Situation sind sich beide Seiten einig, aber im Widerstand gegen die herrschenden Hartz-IV-Verhältnisse gäbe es dort wohl noch einiges zu tun.
Wiesbaden ist kein Einzelfall. Wer das Internet nutzt, weiß, dass Klagen über rechtswidrige Hausbesuche in den Foren landauf landab steigen. Die Angst vor der heimischen Heimsuchung wächst und äußert sich häufig in ängstlichen Hilferufen. Die Rechtsverstöße reichen von Hausfriedensbruch, Nötigung oder falscher Verdächtigung bis hin zu Bedrohung und Rechtsbeugung im Amt. Es wurden Vorfälle bekannt, in denen Antragsteller zu Durchsuchungszwecken von 8 bis 17 Uhr zum Hausarrest genötigt wurden – mit der Drohung, dass ihnen bei Missachtung dieser „Stallpflicht" sofort die existenzielle Grundsicherung entzogen würde. Die Folgen für die Menschen reichen von Wohnraumkündigung bis hin zum Entzug der existenziellen Sicherung mit der Folge bitterer Armut und inzwischen auch zum Selbstmord aus Verzweiflung.
Wie sagte noch Mohammed Yunus, Träger des Friedensnobelpreises 2006: „Armut bedeutet die Abwesenheit sämtlicher Menschenrechte". Ein Menschenrecht ist die Würde. Und die Würde des Menschen ist in diesem Lande eben wieder antastbar. Trotz Grundgesetz. Wir haben da so unsere historischen Erfahrungen. (PK)
Online-Flyer Nr. 106 vom 01.08.2007
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11265
HOFFNUNG IST DER IRRSINNIGE GLAUBE AN DAS UNMÖGLICHE
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Arne Kroger unregistriert
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Naja, wäre mir wurscht, wenn da jemand kommen möchte.
'n alter Ex von mir hat noch Korallenschlangen, sofern das niemanden stört, dass ich die frei in meiner Wohnung halte, können die gerne kommen. (Korallenschlangen gehören neben Steinfischen und einigen Spinnenarten oder Curarefröschen zu den Viechern, gegen deren Gift es kein Gegengift gibt.)
Desweiteren kann man sich bei den Hartz-IV-Bezügen ja kaum noch erlauben, mal 'n Elektriker zu bezahlen, die ganzen offen rumliegenden Starkstromleitungen könnten natürlich Probleme für nicht ganz ortskundige Besucher bedeuten.
Aber was Widerstand gegen Hartz IV anbelangt, muss ich wohl hier auch noch mal meinen Lieblingslink aus "Eat The Rich" posten:
http://www.youtube.com/watch?v=AbiFXl5Aogw
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Ach, stimmt ja Arne, hast ja erwähnt dass 'n Ex von dir auf Schlangen steht. Ich ja auch, aber das tut hier eher nichts zur Sache; will bloß sagen, dass man den gewieften Schlangenexperten mit den beißfaulen Korallis eher nicht einschüchtern würde. Ich müßte aus Grundschultagen noch mehrere Dutzend lateinische Schlangengattungsnamen auswendig im Gedächtnis haben, äh... Aber gut, es wäre wohl überaus dreist, anzunehmen, dass der durchschnittliche Sozialdetektiv ähnliche Hobbies hat wie Onkel Calgmoth.
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Arne Kroger unregistriert
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@Onkel:
Das Problem ist bei Spinnen das gleiche. Die giftigsten beißen auch nur, wenn sie sich bedroht fühlen, also so gut wie gar nicht Menschen oder eben, wenn sie Hunger haben. ('Ne schwarze Witwe allerdings auf dem Klo, wo die sich gerne einnisten, weil das 'n hellen Untergrund hat, kann, wenn der Sozialmann mal auf Toilette muss, doch unerwartete schnelle Todesfälle durch Toxis hervorrufen.)
Steinfische arbeiten mit Kontaktgift, de können das nicht steuern. Allerdings leben die auch selten außerhalb des Wassers.
Bleiben nur Curare-Frösche, die sind allerdings auch für den Hausherren ziemlich unberechenbar, weil ziemlich winzig.
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MAUS
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Lokales
Erfolgreicher Widerstand von „Agenturschluss"
Zahltag für die ARGE Köln
Von Hans-Dieter Hey
Die Besetzung der Kölner Arbeitsagentur durch die Organisation „Agenturschluss“ am Montag und Dienstag (01. und 02.10.) sei ein voller Erfolg gewesen, sagte Manfred Behrsing vom Erwerbslosenforum Deutschland. In dreizehn Fällen sind Sanktionen gegen Erwerbslose zurück genommen oder ist das Arbeitslosengeld ausgezahlt worden. Mitglieder von „Agenturschluss“ kündigten an, die Aktionen fortzusetzen, weil sie befürchten, dass Sanktionen und Kürzungen inzwischen zum Grundprinzip für Hartz IV – Berechtigte geworden sei. Filmclips zur „Besetzung” der ARGE Köln an Ende des Artikels.
Schon Tage vorher liefen die aufwändigen Planungen zur Besetzung der Arbeitsagentur in Köln an. Ein großes Zelt für die Übernachtung, Heizmaterial, Toilette, Geschirr, Lebensmittel und Getränke, Tische, Bänke und Schlafgelegenheiten mussten besorgt werden. Wichtiger war jedoch die Vorbereitung der Informationsveranstaltungen und Schulungen über die Wirkung von Hartz IV. In Einzelberatungen durch die Erwerbsloseninitiative „Tacheles e.V." aus Wuppertal wollte man Erwerbslosen sofort und individuell in der Auseinandersetzung mit der ARGE beistehen. Auch für Kultur wurde gesorgt. Die Künstlerin Anne Radstaakt von „Kunststimmen gegen Armut" produzierte ein Gemälde mit einem großen Hintern. Dieses sollte dem Chef der Kölner Arbeitsagentur, Josef Ludwig, überreicht werden. Für seine Beschäftigten, die die meisten Erwerbslosen unter Druck gesetzt hatten, war eine Urkunde „Das goldene A" vorgesehen, wobei das „A" hier sicher nicht näher erläutert werden muss.
Chaos durch falsche Ratgeber
Als Roland Berger-Freund Wolfgang Clement, der ehemalige Arbeitsminister, die Unternehmensberatung gleichen Namens für die „Modernisierung" der Arbeitsagenturen wärmstens empfohlen hatte, hatte er wichtiges vergessen. Nämlich mitzuteilen, dass es sich bei einer Arbeitsagentur nicht um eine Firma handelt. Denn seit eben dieser Roland Berger in den Arbeitsagenturen herumorganisiert, sind die Schlangen in der Arbeitslosenverwaltung nach Eindruck der Betroffenen länger und länger geworden und die Probleme für die Erwerbslosen größer. Offensichtlich hatte Clement auch noch vergessen mitzuteilen, dass es sich bei Erwerbslosen um zwangsweise ausrangierte Menschen unserer Gesellschaft handelt und nicht um Kunden. Denn der Spielraum persönlicher Ermächtigung der ARGE-Beschäftigten ist in einer Weise ausgeweitet worden, der der Willkür, Erwerbslose zu drangsalieren und ihnen das Arbeitslosengeld zu kürzen, Tür und Tor öffnet. Das Ganze scheint zum Grundprinzip zu werden, wie Detlef Hartmann in seinem Artikel „Bis aufs Hemd ausgezogen" in dieser Ausgabe der NRhZ schreibt.
Der Staat untergräbt die Menschenwürde, um sich auf Kosten der Ärmsten zu sanieren. In den letzten beiden Jahren wurden dem Bund auf diese Weise rund 20 Mrd. Euro durch die ARGEn zurück gezahlt. Die ARGE Köln wird da einen ordentlichen Anteil durch „Einsparungen“ beigesteuert haben. Mit konkreten Zahlen wird gegeizt, wie auch schon die Kölner Linksfraktion feststellen musste, als sie bei der Verwaltung anfragte, wie vielen Bürgerinnen und Bürgern das Arbeitslosengeld um 30 oder 50 Prozent gekürzt worden sei und wie vielen es ganz gestrichen wurde. Statt entsprechendes Zahlenmaterial herauszurücken, zeigte sich die Verwaltung unfähig, weil sie darüber nicht verfüge. Merkwürdig nur, dass andere Gemeinden zu solchen Erhebungen in der Lage sind. Gibt es in Köln etwas zu verbergen?
Drangsalierung statt Menschenwürde
Gegen die zunehmende Drangsalierung auf Kosten der Menschenwürde haben sich „Agenturschluss" und andere gewendet. „Raus aus der Opferrolle", titulierte schon im Vorfeld der Kölner Erwerbslosen Anzeiger. Mit den gedemütigten und durch Kürzungen bis an den Rand ihrer Existenz gedrängten Erwerbslosen wollten die Beistände am Montag rechtmäßige Forderungen gegenüber der Arbeitsagentur durchsetzen. Doch sie hatten die Rechnung ohne die eiligst hinzugezogene Polizei gemacht, die ihnen den Zugang zu den SachbearbeiterInnen verwehrte. Zwar haben Erwerbslose nach § 13 SGB X das Recht, Beistände zu ihrer Unterstützung hinzuzuziehen. Doch der Polizei war zunächst die Durchsetzung von Hausverboten der Kölner ARGE wichtiger als die Durchsetzung der Existenzrechte der Erwerbslosen. Es kam zu handfesten Rangeleien. Ein Beistand wurde von Polizisten in den Schwitzkasten genommen, und als ein anderer ihm zur Seite eilte, wurde ihm „versuchte Gegangenenbefreiung" vorgeworfen. Beide erwartet jetzt eine Anzeige.
Presse unerwünscht
Die Kölner ARGE ist eine der größten Arbeitsagenturen in Deutschland und seit Arbeitsamtszeiten Handlanger bei der Vorbereitung der „Neuen Deutschen Armut". Da passt negative Berichterstattung nicht ins Bild einer „erfolgreichen" Arbeitsagentur. Private Unternehmen machen dann die Schotten dicht und so eben auch die Arbeitsagentur. Der angereisten Presse wurden Fotos und Drehgenehmigungen versagt. Offenbar war die kritische Unterrichtung und Aufklärung der Öffentlichkeit nicht im Interesse von Agenturchef Ludwig. Maulkorb – auch für die Neue Rheinische Zeitung und möglicherweise eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Ob allerdings auch dem Westdeutschen Rundfunk, RTL, dem Kölner Stadtanzeiger und anderen Anzeigen drohen, ist bis jetzt unbekannt.
Ein Aktionsteilnehmer kommentierte dann auch: „Die faschistoide Denkweise werden wir wohl nie los, auch wenn jetzt was anderes auf der Verpackung steht. Demokratie ade.“ Er hat sich dabei wohl an die deutsche Geschichte erinnert, denn in den 1920er Jahren wurden in den Arbeitsämtern Polizeidienststellen eingerichtet, um Arbeitslose in der Durchsetzung ihrer Rechte zu hindern. (HDH)
Ein Filmclip zur „Besetzung" der Kölner ARGE kann hier gesehen werden:
Online-Flyer Nr. 115 vom 03.10.2007
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11551
HOFFNUNG IST DER IRRSINNIGE GLAUBE AN DAS UNMÖGLICHE
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Hansi unregistriert
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Natürlich wurde die Aktion ein Erfolg, schließlich hat der SSK da für die Verpflegung gesorgt
. Irgendwie meinte @Alix hier heute, solche Aktionen sollen im kleineren Rahmen wohl jetzt öfter zum Monatsanfang veranstaltet werden, also das man weiter Unterstützung anbietet und Leute mit Ahnung mit zum Sachbearbeiter schickt.
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Arne Kroger unregistriert
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Da ist doch noch irgendwann ein bundesweiter Aktionstag.
Habt Ihr btw mal überlegt, wenn die Stimmung da so schön ist, wie jetzt in Film dargestellt, dass da evtl. mal der ein oder andere Akt der Zerstörung in diesem Zusammenhang sehr gut von der Öffentlichkeit reflektiert würde?
Taktisch würde das nämlich in diesem Zusammenhang gut kommen und auch PR-mäßig wäre das ein Renner.
(Oder muss @Tetrachos solche Aktionen wieder alleine auf die Beine stellen?)
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Hansi unregistriert
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Mh naja @MAUS, dass Thema hatten wir neulich auch beim Mittagessen. Eben das die Arge-Mitarbeiter gerade von "oben" einen solchen Druck kriegen, dass sie ihren Frust dann an dem kleinen Alg2-Empfänger auslassen. Das will ich hier natürlich in keiner Weise rechtfertigen, aber viel mehr sollte man dann das Problem an der Wurzelbekämpfen, sprich die Spitze der Hierarchie der Bundesagentur bzw. der Regierung. Der kleine Sachbearbeiter ist ein Opfer des Systems genauso wie der Alg-Empfänger, nur eben auf der "anderen Seite". Das ist im Prinzip das Selbe wie die Sache mit mir und dem REWE-Unfall. Der Detektiv kriegt nur Zucker in den Arsch gesteckt wenn er "Kriminelle" aufspürt, sprich Personalien sammelt um Selber ein Mickergehalt durch die Provision zu kriegen. Auf den Typ war ich ja nur bedingt sauer, viel mehr war ich auf die Konzernspitze vom REWE wütend
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MAUS
Too old to die young

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Joar @ Kebap, seh ich ähnlich, dafür ist jetzt schon viel zu lang das Bild vom arbeitsscheuen Sozialschmarotzer, der sich ohne Skrupel Geld erschleicht, verbreitet worden, und nur weil dieses "asoziale Pack" langsam anfängt sich gegen die Schikanen zu wehren, ändert sich nicht zwangsläufig auch direkt was in der Wahrnehmung der noch arbeitenden Bevölkerung... So ein schickes Feindbild ist doch auch immer sehr praktisch, um zB das eigene angeschlagene Selbstbewußtsein aufzupeppen, oder sich eben weiterhin einzureden, daß so etwas wie Arbeitslosigkeit, nur "die anderen", eben das faule Pack betrifft...
Ne, ich denk schon, daß für eine wirkliche Bewußtseinsveränderung einer breiteren Masse noch einiges an öffentlicher Aufklärungsarbeit zu leisten ist, bevor ein Akt der Zerstörung als Gegenwehr, und nicht als dreister Angriff der "asozialen Horden" betrachtet wird. Ich muß mir ja selbst von irgendwelchen langhaarigen "Alternativen" anhören, daß diverse persönlich erlebte Schikanen, falls sie denn überhaupt stattgefunden haben!!!, ja wohl kaum die Regel sind (aha, also muß ich wohl mal wieder selbst schuld sein *g*), und man ja außerdem auch mal den Druck bedenken muß, unter dem die armen ArGeMitarbeiter stehen
HOFFNUNG IST DER IRRSINNIGE GLAUBE AN DAS UNMÖGLICHE
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dian unregistriert
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Zitat: |
Eben das die Arge-Mitarbeiter gerade von "oben" einen solchen Druck kriegen, dass sie ihren Frust dann an dem kleinen Alg2-Empfänger auslassen. Das will ich hier natürlich in keiner Weise rechtfertigen, aber viel mehr sollte man dann das Problem an der Wurzelbekämpfen, sprich die Spitze der Hierarchie der Bundesagentur bzw. der Regierung |
Aber genau das ist ja eigentlich das Gegenteil von an der Wurzel bekämpfen.
Die Wurzel sind nicht "die da oben", die menschenverachtende Gesetze beschließen, sondern die breite Masse, die das mit sich machen lässt und gar nicht checkt, dass sie eigentlich auch nur verarscht wird.
Das erinnert mich an diese Gerichtsvollzieherin, die neulich mal für irgendne scheiß Doku von einem Fernsehteam begleitet wurde.
Die laberte an irgendeiner Stelle, nachdem sie mal wieder einer armen Familie die Zwangsräumung angedroht hat, so was ähnliches wie:
"Vor allem wenn da Kinder von dieser Armut betroffen sind, kommt man natürlich schon ins Grübeln, ob unsere Vorgehensweise richtig ist. Das tut mir dann auch leid, denen die Wohnung wegzunehmen. Aber irgendjemand muss es ja machen."
Genau DAS ist die Wurzel des Problems! Dieses "Irgendjemand muss es ja machen.", als willkommene Ausrede dafür, dass man sich sein Gehalt damit verdient, andere Existenzen zu zerstören.
Oder wie meine Mutter neulich mal wieder meinte:
"Es werden doch so viele Ingenieure gesucht. Also müssen die jungen Leute halt fleißig sein und das studieren, dann sind sie später auch nicht arbeitslos."
Aha... ich soll also meine Lebensplanung davon abhängig machen, was von irgendjemandem irgendwo gesucht wird??
Mal ganz abgesehen davon, dass eh schon viel zu viele Straßen, Häuser und Fabrikhallen vorhanden sind. Warum noch mehr die Umwelt verunstalten, nur damit es in der Statistik weniger Arbeitslose gibt?
Ist doch völlig krank, künstlich Bedarf für etwas zu wecken, nur damit es so aussieht, als ob jeder in unserer Gesellschaft einen Job hat.
Die Leute müssen endlich wegkommen von diesem kranken Denken, das vielleicht mal vor 50 Jahren funktioniert hat, aber heute einfach von der Entwicklung überholt wurde.
Jeder einzelne Ladendetektiv und jeder ARGE-Angestellte muss kapieren, dass er seine Seele dem Teufel verschrieben hat, und nicht einfach nur irgendeinen Job erledigt.
Und da fällt mir gerade ein, dass ich neulich gelesen habe, der Traumberuf vieler Jugendlicher wäre POLIZIST!!!
So lange es an der Basis genügend Leute gibt, die es gerne als ihren Job ansehen, andere unter dem Vorwand irgendwelcher Gesetze zu schikanieren, wird auch der beste Wechsel an der Spitze nichts nützen.
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Hansi unregistriert
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Jo @Dian, im Prinzip reden wir hier beide von der selben Sache wir haben nur beide von der jeweils anderen Seite angefangen. Natürlich sind die kleinen Leute das Problem und genau deswegen muss man die auch um umdenken kriegen und da mal Aktionen starten. Eben auch mal zu dem Arge-Mitarbeiter oder sonstwem und ihm nicht gleich ne Axt auf den Tisch donnern sondern lieber mal mit ihm über seine Situation sprechen, warum er so frustiert ist und was er daran ändern könnte und ihm deine Unterstützung dafür zuzusichern. Sie sind Opfer des Systems wie wir, nur haben sie aktzeptiert das hinzunehmen, daran sollte man was ändern, denn wenn man das schafft, dann bekämpft man automatisch die Wurzel nämlich die Obrigkeiten dieser Welt. Wenn sie keine "Handlanger" mehr haben die alles für sie machen, dann sind sie auch machtlos.
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Arne Kroger unregistriert
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Ja, natürlich, @Hansi, da hast Du Recht, die wissen ja gar nix davon, dass man von 340 € im Monat kaum leben kann, wenn man davon noch Strom z.B. bezahlen muss, woher sollen die auch wissen, dass die Strompreise einfach in unverschämte Höhe geklettert sind, die leben ja bekanntlich alle ohne Strom zu Hause.
Die müssen es ja machen, weil irgendjemand ja die Befehle ausführen muss.
Komisch:
Ich hab' drei Bekannte im öffentlichen Dienst.
Einer ist mein Exfreund, der direkt gesagt hat, als sie ihn aus dem Büro des Oberbürgermeisters abgeschoben haben, weil man wieder eine andere Fraktion den OB stellte, dass er sofort die Seiten wechseln wird, wenn er in eine Arge oder in einer Sozialagentur eingesetzt werden sollte. D.h., dann würde er sich lieber vor den Schreibtisch als Antragsteller stellen als hinter dem zu sitzen. Der ist heute in einer Schule als Verwaltungsdirektor tätig.
Ein anderer, 'n Punkie, hatte weniger Glück, dem wollten die das Leben schwer machen und haben den sogar noch in den Außendienst versetzt, damit er den Stützeempfängern noch nachschnüffelt, ob sie nicht doch Knete haben. Der bekommt heute Sozialhilfe und lebt auch noch.
Der dritte erträgt seinen Job sowieso nur unter Zuhilfenahme von zwei Joints mindestens vor der Arbeit und den hat auch keiner gebeten, irgendwo in einer Funktion tätig zu werden, wo er noch Publikumsverkehr hat. (Und als Beamter kommt man auch ganz gut klar, wenn man mal ein paar Jahre krank geschrieben ist wegen Depressionen, die haben nicht mal Gehaltskürzungen zu befürchten.)
Ich stell' mir gerade die Aussage von @Hansi vor 65 Jahren vor:
Jo @Dian, im Prinzip reden wir hier beide von der selben Sache wir haben nur beide von der jeweils anderen Seite angefangen. Natürlich sind die kleinen Leute das Problem und genau deswegen muss man die auch zum umdenken kriegen und da mal Aktionen starten. Eben auch mal zu dem KZ-Aufsehern oder sonstwem und ihm nicht gleich ne Axt auf den Tisch donnern sondern lieber diese direkt in den Kopf rammen, äh, sorry, natürlich mal mit ihm über seine Situation sprechen, warum er so frustriert ist und was er daran ändern könnte und ihm deine Unterstützung dafür zuzusichern. Sie sind Opfer des Systems wie wir, nur haben sie akzeptiert das hinzunehmen, daran sollte man was ändern, denn wenn man das schafft, dann bekämpft man automatisch die Wurzel nämlich die Obrigkeiten dieser Welt. Wenn sie keine "Handlanger" mehr haben die alles für sie machen, dann sind sie auch machtlos.
Genau, die armen, armen Massenmörder im KZ. Da hätte man mal Bewusstseinsaufklärung machen müssen.
Sonst noch Wünsche.
Ja sicher, @Kebap und @MAUS.
Mindestens 75% der Bevölkerung halten Arbeitslose für faule Säue. Aber vor 70 Jahren hielten auch mindestens so viele Deutsche Juden für unwertes Leben und dennoch hätte mich das nicht überzeugt, tatenlos zu bleiben.
Die sind ja jetzt schon dabei, den zukünftig aussortierten noch das Zückerchen hinzuhalten, dass die dann wenigstens ein paar Monate länger ALG I bekommen, d.h., die rechnen auch weiter damit, dass alles, was über 40 ist, aussortiert wird.
Irgendwie fällt mir heute wirklich dauernd das Lied hier ein:
http://www.youtube.com/watch?v=DByEFuUZlPQ
Ach, und @Dian, dass, was Du manchmal von Deiner Mutter erzählst, bringt mich wirklich manchmal zum Zweifeln, dass es die Frau wirklich gibt oder ob Du die als Autor erfunden hast, um Dein komisches Talent auch mal zum Ausbruch zur Verhelfen.
Hast Du mal Deine Mutter gefragt, ob sie die Arbeitslosequoten für Ingenieure kennt? Die sind auch kaum besser als in anderen Jobs, das hatten wir gerade in dem Sozialwesenthread.
Die Industrie braucht gerade Frischfleisch frisch von der Uni, weil in den meisten Ingenieurwissenschaften das Wissen schnell veraltet und bevor sie ihre eigenen Ingenieure weiterbilden, stellen die lieber neue von Uni an, deren Ausbildung hat wenigstens größtenteils der Staat bezahlt und in zehn bis fünfzehn Jahren dürfen die irgendwo die Klos der Firma putzen oder werden auch direkt abgeschoben.
Vielleicht solltest Du mal versuchen, Ihr das zu erklären, wenn es was helfen würde.
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Hansi unregistriert
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Ja @Arne, aber was soll es bringen dem Sachbearbeiter die Axt direkt ins Gesicht zu schleudern? Dann wird die Stelle von "oben" einfach neu besetzt (irgend ein Depp dafür wird sich schon finden) und alles geht weiter wie bisher. So kleine Angestellte sind ersetzbar wie ein defektes Telefon.
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Arne Kroger unregistriert
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Komisch, wieso wehren sich dann einige Angestellte im öffentlichen Dienst erfolgreich dagegen?
Und warum sollte der Druck nur von der Seite des Kapitals kommen, warum nicht auch mal von der anderen Seite?
Aus pädagogischer Sicht ist es auf jeden Fall so, dass z.B. ausgewählte Personen aus dem Kreis der Angestellten dort, Angst empfinden können. Wenn es nicht jeden trifft, umso besser, denn am besten wirken pädagogische Maßnahmen, wenn sie nur selektiv und nicht dauerhaft angewandt werden.
Auf Arbeitsplätzen, wo ein hohes Streßpotential besteht, dass ohne Frage dann bestehen würde, wenn die dort Tätigen nie wissen, ob ihre körperliche Integrität oder die ihrer Familienangehörigen genügend gesichert ist, wird weniger effektiv gearbeitet, effektiv diesmal aus Arbeitgebersicht gesehen.
Und jeder, der da nicht arbeiten will, kann sich wehren, wie ich oben schon ausgeführt habe. Es ist nur manchmal eben mit Unannehmlichkeiten verbunden.
Einfaches Beispiel auch mal wieder aus der Nazizeit, wobei mir durchaus klar ist, dass da noch ein meilenweiter Unterschied zwischen Argemitarbeitern und professionellen Völkermördern besteht:
Als die Nazis beschlossen, "unwertes Leben" wie Behinderte in die Vernichtungslager zu exportieren, gab es unterschiedliche Reaktionen.
Der Leiter der Anstalt Stetten, der lutherianische Pastor Schlaich, unternahm nix. Viele hunderte der Bewohner dort wurden vergast.
Der Reformierte Bodelschwingh aus Bethel ging hin, als die Busse, die seine Bewohner abholen sollten, und sagte, dass sie erstmal ihn selber mitnehmen könnten, wenn sie irgendwelche Bewohner abholen wollten. Aus Bethel ist kein einziger Bewohner vergast worden.
Aber Bodelschwingh hatte wahrscheinlich auch nicht den Wahlspruch "Nur kein Stress!".
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Hansi unregistriert
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Jo @Arne, manche wehren sich weil sie den Arsch dazu in der Hose haben, der Großteil hat das jedoch nicht und beugt sich.
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Arne Kroger unregistriert
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Okay, ist es denn irgendwie schade, wenn dieser Großteil draufgehen würde????
Ernstgemeinte Frage!!!
Wer nix dazu sagt, entnehme ich eine Zustimmung.
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