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Zum Ende der Seite springen Kultur und der Zeitgeist  
Beiträge zu diesem Thema Autor Datum
 Kultur und der Zeitgeist dian 11.08.2009 20:38
 RE: Kultur und der Zeitgeist Arne Reload 12.08.2009 03:38
 Goethe,Schiller und CO KG im Unterricht Der Sozialist 21.02.2010 13:49
 RE: Kultur und der Zeitgeist Yog-Sothoth 22.02.2010 02:09
 RE: Kultur und der Zeitgeist Arne Reload 23.02.2010 08:16
 RE: Kultur und der Zeitgeist Lonewolf 23.02.2010 16:17
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 RE: Kultur und der Zeitgeist porcupine 24.02.2010 17:35
 RE: Kultur und der Zeitgeist dian 23.02.2010 12:09
 RE: Kultur und der Zeitgeist Hansi 23.02.2010 14:21
 RE: Kultur und der Zeitgeist Arne Reload 25.02.2010 03:03
 RE: Kultur und der Zeitgeist Kobin 23.02.2010 20:20
 RE: Kultur und der Zeitgeist dian 24.02.2010 01:52

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dian
unregistriert
Kultur und der Zeitgeist 11.08.2009 20:38 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Gestern kam im Fernsehen ein Bericht über Alfred Hitchcock.
"Genialer Regisseur" hieß es da... und "der Großmeister der Spannung"
Ich habe mich da nur gefragt:
Spannung???
Zeig einem durchschnittlichen Jugendlichen von heute doch mal einen Hitchcock-Film... jede Wette, der wird schon eingeschlafen sein, noch bevor der Titel vollständig über den Bildschirm geflimmert ist.
Es war einfach damals eine andere Zeit, es waren andere Sehgewohnheiten. Und für diese Zeit und diese Sehgewohnheiten hat Hitchcock zweifellos spannende Filme gemacht.
Aber hat das einen Wert, der Jahrhunderte überdauern wird?

Wer würde heute noch Goethe und Schiller kennen, wenn das Interesse an den Werken dieser Gestalten nicht jedem Schüler seit Generationen zwangsinfusioniert werden würde?
Ein Großteil des Interesse an alten Klassikern ist meines Erachtens ein künstlich erzeugtes Interesse. Die Klassiker werden künstlich zu etwas aufgebauscht, zu dem sie nie bestimmte waren... denn sie waren eben damals, als sie ihre Werke publiziert haben, keine Klassiker, sondern aufmüpfige Künstler, die den Zeitgeist mal prägten, und mal sich ihm anbiederten.
In jedem Fall aber haben sie ihre Werke wohl für die damaligen Menschen und die damalige Zeit geschrieben... ich glaube nicht, dass sie bei der Erschaffung des Werkes im Hinterkopf hatten, dass mal irgendwann in dreihundert Jahren ein paar bedauernswerte Schüler ihre Abschlussarbeit darüber schreiben müssen.

Man kann sagen, sie haben genauso perfekt in ihre Zeit gepasst, wie ABBA in die 70er passten.
Aber mal ehrlich... ist das ein Grund, heute noch ABBA zu hören?
Ich kann diese Musik natürlich hören, wenn sie mir gefällt. Warum auch nicht. Aber ist es so wichtig für meine geistige Entwicklung, diese Musik zu hören, dass man sie mir unbedingt (und notfalls auch durch schulischen Zwang) vermitteln muss?

Ich denke, es gibt heute Rapper, die intelligenter und kreativer mit Sprache umgehen, als sich das Goethe und Schiller je getraut hätten. (natürlich gibt's auch viel Mist. Aber den gab es zu Schillers Zeiten garantiert auch schon.)
Also warum mühen sich die Pädagogen weiterhin darin ab, künstlich das Interesse an solchen veralteten "Kulturgütern" hochzuhalten und auch die Jugend des 21. Jahrhunderts damit zu belästigen?
Alle Welt redet von Gammelfleisch, und meint damit Fleisch, dessen Haltbarkeitsdatum längst überschritten ist.
Ich frage mich (und euch): Gibt es auch Gammelkultur?
Ist es nicht wahrscheinlich, dass alles, was einmal interessant und genau auf den Punkt gebracht war, irgendwann nur noch eine schwer verständliche Nachricht aus längst vergangenen Zeiten sein wird?
Könnte man die Kids nicht viel besser erreichen, wenn man sie statt mit "Nathan dem Weisen" mit verständlicheren Geschichten mit ähnlicher Message aus der Gegenwart konfrontieren würde?
Das heißt ja nicht, dass man die Klassiker totschweigen soll. Aber die werden mir einfach zu sehr zu etwas hochstilisiert, wozu sie eigentlich nie bestimmt waren.

Irgendwie hab ich es zu meiner Schulzeit übrigens geschafft, eine halbwegs gute Note für eine Klassenarbeit über Nathan den Weisen zu bekommen, ohne das gelbe Drecksheft je gelesen zu haben. Ich denke, das sagt schon einiges über den Unterricht und dessen Wert aus. Augenzwinkern
Aber natürlich will ich jetzt niemanden beleidigen, der Nathan den Weisen für ein wertvolles Kulturgut hält. Für mich war das einfach nur für'n Arsch. Wenn ich was über Toleranz lernen will, kann ich mir ebensogut ein paar Folgen Turtles oder Sailormoon anschauen. (wobei, das ist ja auch alles schon längst wieder out...)

Arne Reload



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12.08.2009 03:38 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

"Nathan, der Weise" ist wahrscheinlich von Lessing auch nicht umsonst als Schauspiel und nicht als belehrendes Sachbuch geschrieben worden, damit die Thematik darin die Menschen nicht neunmalklug langweilt, sondern eben in unterhalterischem Sinne dargebracht wird. (Ich finde auch einige Szenen darin ganz amüsant, muss ich sagen. Sich das mal anzugucken, wenn es mal im Fernsehen läuft z.B. spricht nix gegen imo.)

Wenn es mal läuft, das gilt auch für Hitchcock-Filme. Ich stamme ja noch aus einer Zeit, als im Fernseh statt Fernsehwerbung auch manchmal noch Programm lief. Ich denke, das ist nun wirklich überfordernd, wenn sich jemand Filme aus den 50ern oder so anschauen muss, als man noch viel mehr Zeit hatte als heute. Hitchcock konnte noch auf irgendwelche Spannungsteiegerungen alle paar Minuten verzichten, da reichten damals noch 3,4 Stück im Film, das war schon das höchste, was die Menschen ertragen konnten.
Hitchcock ist filmhistorisch sicherlich interessant, weil er der erste war, der auf den Spannungsmoment hin gebarbeitet hatte, dass der Zuschauer eben was wusste, was die Akteure nicht wissten. Wenn man nicht weiß, das unter einem Tisch eine Bombe ist, dann ist das nicht so aufregend als wenn die einfach hochging. Das und auch die dazu verwendete Schnitttechnik ist eben von Hitchcock sozusagen erfunden worden.

Ob das jeztzt aber irgendwen, außer den Menschen, die das sehen wollen oder die das evtl. aus fachlichen Gründen sich mal angucken sollten, interessieren muss und deshalb heutzutage aktuell bleiben sollte, ist die andere Frage.

Man muss auch nicht mehr in der heutigen Welt noch wissen, wie das Auto, was man fährt, funktioniert.

Ich denke, das ist alles eine Frage des geistigen Interesse. Für die meisten, die sowieso nach dem Motto S:A.A.R.T. leben wollen, dürften geschichtliche Betrachtungen nicht so relevant sein.
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Der Sozialist




Goethe,Schiller und CO KG im Unterricht 21.02.2010 13:49 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Also Dian.
Ich versteh deine Kritik.
Allerdings würde ich die Bedeutung der Auswahl der Bücher für den Unterricht nicht überbewerten.
Was in erster Linie zählt sind die Arbeitsaufträge.
Zusammenfassen, Vergleichen, Interpretieren usw...
Und die sind in der Durchführung sowohl bei den Werken der "Gammelkultur" als auch bei modernen Werken genau gleich.
Doch während Moderne Texte noch auf das Urteil ihrer Zeitgenossen hinsichtlich
ihrer literarischen und kulturellen Bedeutung warten, ist dieses Urteil schon lange gefällt bei Kohlhaas,Prozess und dem ganzen Senf.
Niemand stellt den Einfluss der Bücher auf die Schüler und ihren literarischen Rang in Frage.
Und wie gesagt: Was ja zählt sind die Arbeitsaufträge.

Darüberhinaus, soll mit diesen Büchern wahrscheinlich der Verarmung der Sprache entgegengewirkt werden.
Es ist nämlich ein Fakt dass die Menschen damals über ein wesentlich farbigeres und abstrakteres Vokabular verfügten.

Pro deine These wär allerdings zu sagen, dass die Schüler ein viel besseres Verständnis für Themen der Gegenwart hätten.
Da wird die Aufklärung nämlich stark vernachlässigt.
Sonst würden mehr als ein paar Anarchisten und die Amokläufer drauf kommen das was nicht stimmt.

Übrigends, wie alt bist du eigentlich Dian?
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Yog-Sothoth




22.02.2010 02:09 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Lieber in der Schule auf ein paar Klassiker aufmerksam machen, die man sonst verpassen würde, als Gegenwartskultur zu behandeln, mit der man sowieso in den Medien gnadenlos zugebombt wird. Es spricht allerdings auch nichts dagegen, ein paar neuere Themen in den Unterricht mit auf zu nehmen, was allerdings inzwischen auch oft gemacht wird (ist auch schon 'ne ganze Weile her seit deiner Schulzeit, nicht, dian?).
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Arne Reload



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23.02.2010 08:16 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Also, das würde mich jetzt überhaupt mal interessieren, welche Sachen Ihr heute im Deutschunterricht behandelt oder behandelt habt. MF hat mir da neulich schon was erzählt, was ich mir kaum vorstellen konnte, dass sowas triviales jetzt schon im Deutschunterricht besprochen wird.

Ich kann nur sagen, dass eben in den 70er/80er Jahren es schon in der Grundschule Gedichte (aber ziemlich leicht zu verstehende) von Uhland und Geschichten von Hebbel waren neben eben den üblichen Kindergeschchten und den Märchen.
Später gab es dann auf dem Gymnasium eben neben Sachen von Schiller ("Die Räuber", "Don Carlos") auch Sachen eben von Goethe und Lessing oder auch Gottfreid Keller ("Kleider machen Leute"), E.T.A. Hoffmann ("Der Sandmann"), Georg Büchner ("Woyzeck"), aber eben auch viele Sachen, die zum Teil berechtigt auch als Literatur der Gegenwart anerkannt waren wie Dürrenmatt ("Die Physiker"; "Der Richter und sein Henker"), Martin Walser ("Ein fliehendes Pferd"), Heinrich Böll ("Die verlorene Ehre der Katharina Blum"), Max Frisch ("Stiller") und leider auch Hermann Hesse ("Unterm Rad"). Sowie auch meinen Favoriten Günter Eich (war ein Hörspielautor der 50er). Für den letzteren und für Martin Walser und Friedrich Dürrenmatt bin ich auch meiner bürgerlichen Bildungsanstallt ziemlich dankbar, dass ich die kennenlernen durfte. Aber es waren da noch andere gute Dinge bei.

Das ist das, was mir jetzt so spontan gerade einfällt, haben bestimmt noch mehr gemacht, was mir jetzt gar nicht einfällt.
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Lonewolf



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23.02.2010 16:17 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ich hab mich zu Schulzeiten immer über die Ignoranz und Borniertheit meiner Mitschüler aufgeregt, die entsprechende Literatur nicht zu schätzen gewusst haben - also über solche Leute wie dian Augenzwinkern

Aber mal im Ernst: Ich kann schon nachvollziehen, dass den Schülern die Freude am Stoff schon durch die Art des Unterrichts meist ausgetrieben wird, egal in welchem Fach. Im Gegensatz zum Studium sucht sich eben niemand aus, was er behandeln will, und gerade schwer zugängliche Texte setzen eben auch ein gewisses Maß an Empathie und Begeisterungsfähigkeit voraus, um Bedeutung und Wert für einen selbst rausziehen zu können.
Soweit ich mich erinnere hab ich das meiste an Schulliteratur auch nur überflogen - Ausnahmen waren natürlich alle Sachen aus der Richtung Romantik, Sturm und Drang und Expressionismus. Mit Kafka konnte ich zu Schulzeiten auch nix anfangen, das kam erst später.
"Die Leiden des jungen Werther" mag ich bis heute, und habe es bis vor einigen Jahren noch jeden Frühling auf's neue gelesen.

The Loathsome mask has fallen the man remains
Sceptreless, free, uncircumscribed, but man
Equal, unclassed, tribless and nationless,
Exempt from awe, worship, degree, the king,
Over himself, just, gentle, wise.

Percy Bysshe Shelley


Indessen ist das gerade wieder der Vorzug der neuen Richtung, dass wir nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern erst aus der Kritik der alten Welt die neue finden wollen. Karl Marx
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Yog-Sothoth




23.02.2010 18:34 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von Lonewolf
Mit Kafka konnte ich zu Schulzeiten auch nix anfangen, das kam erst später.

War bei mir früher ähnlich, und ich habe auch schon öfter den Verdacht gehabt, dass mir Kafka inzwischen eher zusagen würde als damals. Ich habe aber auch öfter das Problem, dass ich mich wenig für eigentlich interessante Dinge begeistern kann, wenn sie mit Leistungsdruck verknüpft werden. Von daher ist es auch nicht verkehrt, dass ich inzwischen Ausbildungstechnisch nichts mehr mit Musikwissenschaften mache (hatte das mal im Nebenfach), da ich mich so gezielter mit Bereichen beschäftigen kann, die mich interessieren (insbesondere Mikrotonalität).
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porcupine



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24.02.2010 17:35 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von Lonewolf
Ich hab mich zu Schulzeiten immer über die Ignoranz und Borniertheit meiner Mitschüler aufgeregt, die entsprechende Literatur nicht zu schätzen gewusst haben - also über solche Leute wie dian Augenzwinkern


Oh ja, genauso gehts mir jetzt gerade. Vermutlich weil mich mit der meisten Literatur außerhalb des Unterrichts auseinandergesetzt habe. Würd ich alles lesen "müssen", ich würd den Reiz bei vielen Büchern vermutlich nie verstehen.

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von porcupine am 24.02.2010 17:36.

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dian
unregistriert
23.02.2010 12:09 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@ Sozialist:
Zitat:
Allerdings würde ich die Bedeutung der Auswahl der Bücher für den Unterricht nicht überbewerten.
Was in erster Linie zählt sind die Arbeitsaufträge.

Ja, so gesehen hast du natürlich recht. Wenn man das intellektuell irgendwie rechtfertigen könnte, würde man die Schüler wahrscheinlich auch das Telefonbuch auswendig lernen lassen... denn letztlich geht es der Schule sowieso vor allem darum, die Bereitschaft der jungen Menschen zu fördern, auch die unsinnigsten Aufträge widerspruchslos auszuführen.
Dieses Ziel wird natürlich umso besser erreicht, je weiter das Gelernte von der Lebenswirklichkeit der Schüler entfernt ist... denn wenn die Schüler das, was sie zu lernen haben, interessieren würde, bestünde ja die Gefahr, dass sie vielleicht den Inhalt, nicht aber die Notwendigkeit von Disziplin und Unterordnung verinnerlichen.

Zitat:
Übrigends, wie alt bist du eigentlich Dian?

Alter, Geschlecht und weitere persönliche Details über mich sind völlig irrelevant. Für den Thread relevant ist wohl lediglich, dass ich so ungefähr bis Mitte der 90er zur Schule gegangen bin... den Rest kann sich ja jeder selbst ausrechnen. Augenzwinkern

Zitat:
Also, das würde mich jetzt überhaupt mal interessieren, welche Sachen Ihr heute im Deutschunterricht behandelt oder behandelt habt.

Ohje... also ich erinnere mich, wie oben bereits erwähnt, an Nathan den Weisen... ein Buch, das ich so abstoßend uninteressant empfand wie kaum etwas anderes (abgesehen natürlich von den restlichen Büchern, die wir in Deutsch behandelt haben)
Dann war da noch Michael Kohlhaas... oder war's Mathias Kohlhaas? Jedenfalls einer von beiden. Öhm... Iphigenie auf Tauris... gibt's sowas? Habe ich noch so ganz vage in Erinnerung...
Hermann Hesse, Unterm Rad.
Der Richter und sein Henker. Die Physiker.
Die Leiden des jungen Werthers... dazu haben wir dann auch einen DDR-Film aus den 70ern über die neuen Leiden des jungen Werthers angeschaut... das war vermutlich das Gegenwartsbezogenste, was wir je gemacht haben. großes Grinsen
*grübel*
Da war noch was mit Ödön von Horwarth und so einer komischen Geschichte von einem Eisenbahnwärter... Schon allein der Name "Ödön" sollte ja eigentlich Warnung genug sein, dass das nicht unbedingt ein nervenzerreissender Thriller geworden ist...
Hmm... Kommt mir das nur so vor oder haben meiner Lehrer von allen möglichen Büchern die absolut beschissensten und langweiligsten rausgesucht?
Hansi
unregistriert
23.02.2010 14:21 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Sorry, aber ich hab meine Schulzeit komplett und erfolgreich verdrängt und kann dazu echt überhaupt nix mehr sagen weil ich mich nich erinnere. Moment außer Goethes "Faust - der Tragödie erster Teil" (welches ich sogar recht toll fand) und "Romeo und Julia" (welches ich innerhalb einer Nacht unter der Bettdecke überflog weil ich mich bis zuletzt davor gedrückt hatte es zu lesen, aber noch Hausaufgaben dazu machen musste und am nächsten Tag auch noch eine Leistungskontrolle darüber schrieb. Und mir fällt (aus welchen Gründen auch immer) dieses Buch noch ein: http://www.amazon.de/Hau-Flasche-Ab-12-J...66931184&sr=8-1 .

Arne Reload



images/avatars/avatar-376.gif


25.02.2010 03:03 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Ja, stimmt, Antigone habe ich noch vergessen, das war schon damals Pflichtlektüre.
Und von Horvath kam auch bei uns dran, daran erinnere ich mich, weil das nun mal nicht ganz stimmt, Dian:

Zitat:
Original von Dian
Das Problem ist einfach, dass die Begeisterungsfähigkeit für so etwas mit dazu beiträgt, ob man später einen guten Schulabschluss bekommt oder nicht.

Naja, gut würde ich meinen auch nicht nennen, aber er hat gereicht, danach schon mal 27 Jahre ganz gut zu leben. Aber, als wir über von Horvath schrieben, hatten wir mehrere Themen zur Auswahl. Und manche hatten das Buch von von Horvath nicht dabei. Ich schon, hätte aber niemals das Thema gewählt. Ich fragte dann nachdem die Themen jeder hatte, ob noch jemand das Buch von von Horvath braucht. Und als sich niemand meldete, schmiß ich es mit den Worten "Na dann", durch das geöffnete Fenster hinter mir.

Und das Hermann Hesse jemals bei mir besser weggekommen wäre, glaubt ja hoffentlich niemand.
Wenn ich Deine Beurteilung dazu lese, Christoph, dann wird mir klar, dass es irgendwie zwei Typen geben muss, die Hesse rezipieren können, die für vor und die für hinter der Spritze für die Psychopharmaka. Das interessanteste, was ich von Hesse gelesen habe, waren Auszüge aus seiner Krankenakte, als er in den 20ern oder 30ern in der Psychiatrie war, in der ich den Heilerziehungspfleger gemacht habe.
Dieser Giebenrath ist doch eine dermaßen feiges, blödes Stück, was daran nun gesellschaftskritisch sein soll, wird mir nie klar werden.
(Diese Charakteristik hat mir btw aber auch keine 1 in Deutsch beschert.)

Shakespeare hatten wir dann in Englisch gemacht. Macbeth, das war auch okay.

Kafka haben wir bis auf eine Theateraufführung vom "Ein Bericht für eine Akademie" leider nie was in der Schule gemacht, ich habe den aber schon mit 11 oder 12 Jahren verschlungen, da stört einen evtl. der Stil noch nicht so. Ich finde den nach wie vor Klasse.


Was ich aber interessant finde, ist, dass wohl Günter Eich aus dem Lehrplan verschwunden ist. Der war da drinnen seit den 50ern. Irgendwie sind dann aber Sprüche aus seinen Gedichten auf einmal auf Plakaten von Autonomen aufgetaucht.
Hier, da z.B. der letzte Teil des Gedichtes, der nicht gesprochen wird, sondern nur geschrieben steht:
http://www.youtube.com/watch?v=UVCLVTLe8PI

Ist irgendwie schon komisch, dass nach RAF und Beginn der autonomen Szene auf einmal Eich aus dem Lehrplan verschwindet, wenn der solche Zeilen schrieb:
Zitat:

Nein, schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind!
Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben für
euch erwerben zu müssen.
Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit
der Leere eurer Herzen gerechnet wird!
Tut das Unnütze, singt die Lieder, die man aus eurem Mund nicht erwartet!
Seid unbequem, seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!
E-Mail an Arne Reload senden
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Kobin
unregistriert
23.02.2010 20:20 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

Meine damalige Deutschlehrerin hat ebenfalls den Fehler begangen Hermann Hesse "Unterm Rad" lesen zu lassen. Ich fand das Buch als gesellschaftskritischer Mensch natürlich so fort gut und da um diese Zeit auch der Emsdetter-Amoklauf war, passte das wunderbar.

Nathan der Weise musste ich ebenfalls lesen und ich hab das Ding an einem Vormittag durchgelesen. Den Inhalt fand ich spannend, aber erst nachdem im Unterricht die Ringparabel durchgenommen wurde. Erst an dieser Stelle ging mir die Bedeutung des Buches auf. Lust allerdings es noch einmal zu lesen, habe ich keine.

Da ich im Deutschleistungskurs sitze, muss ich noch Kafka lesen und der gefällt mir überhaupt nicht. Den Stil von Kafka finde ich wahnsinnig öde.

Außerdem habe ich Günter Grass gelesen. "Im Krebsgang" Das Buch war völlig in ordnung und ließ sich ohne Probleme einfach runterlesen aber es bleibt ein Groschenroman. VIel Text wenig Inhalt und nur für die Lehrerschaft aus Publizität geeignet. Ich weiß nicht ob ihr schon einmal versucht habt, die Blechtrommel zu lesen. Spätestens nach drei Sätzen weißt du nicht mehr was im ersten stand. Und das ist auch das Problem der ganzen anderen Bücher. Ich weiß bei manchen absolut nicht mehr worum es ging. Wohl auch deshalb habe ich kaum noch Lust, andauernd Bücher zu lesen, was ich aber dennoch machen wrerde.

Faust I hat Stil. Keine Frage und wer sagt, er mag das Buch nicht, der muss nicht ganz richtig im Kopf sein. Nicht nur, dass es ein Klassiker ist. Es liest sich sagenhaft gut und die Passagen sind wunderbar amüsant. Faust II ist den meisten zu anspruchsvoll aber irgendwann werde ich es auch noch mal lesen. Teilweise habe ich schon damit angefangen doch es ist ziemlich schwer zu verstehen - für mich jedenfalls.

Mrein absolutes Hassbuch, was ich niemanden jemals empfehlen würde, ist der Schimmelreiter von Storm, glaub ich. Mal ehrlich, das Buch als Pflichtlektüre zu erstellen ist Mneschenverletzung.

Was ich noch in der Schule gelesen habe ist Mats Wahl "Winterbucht" und das ist wieder ein Buch, das wieder alle bekannten Maße sprengt. Es ist gefühl, romantisch und ein wenig erotisch geschrieben, genau die Mischung, die mich reizt und dabei bietet es noch einiges an Inhalt. Ist wirklich zu empfehlen.

Ihr werdet bestimmt schon einmal über Antigone gestolpert sein und das gehört ebenfalls leider zu den Pflichtlektuüren an deutschen Schulen. Ich habe beide bekannteste Werke gelesen. Einmal von Sophokles und Jean Anouilh. Ist wieder so ein Buch, wo ich sage, gefällt mir nicht - könnte anderen gefallen und ist eher von historischem Wert.


Bei allen Büchern hier muss ich sagen, dass man durchaus zum lesen gezwungen wird. Es ist viel Müll dabei, der eigentlich in die Tonne gehört aber mal ehrlich: "Würden wir die Bücher in die Hand nehmen, wenn wir nicht dazu gezwungen wären?" Meine innige Liebe zur Hesse habe ich erst durch die Schule entdeckt und so dämlich der zu behandlende Stoff ist, man entdeckt doch manchmal noch literarische Schätze. Ich habe mir danach noch den "Steppenwolf" unf "Siddartha" angetan. Es war eine vollkommene Offenbarung. Das sind Bücher, die man nicht nachmachen kann, aber einen in der tiefsten Seele berühren, vorausgesetzt, man öffnet sich dafür.
dian
unregistriert
24.02.2010 01:52 Diesen Beitrag einem Moderator melden Zum Anfang der Seite springen

@ Lonewolf:
Zitat:
Ich hab mich zu Schulzeiten immer über die Ignoranz und Borniertheit meiner Mitschüler aufgeregt, die entsprechende Literatur nicht zu schätzen gewusst haben - also über solche Leute wie dian

Ja, immer diese Vorurteile...
ich habe früher immer geglaubt, Altersgenossen, die sowas ernsthaft gut finden, sind bemitleidenswerte Opfer, die den Lehrern in den Arsch kriechen und an ihre Mitschüler Schutzgeld zahlen. Augenzwinkern

Aber ich will ja eigentlich gar nicht gegen die alten Klassiker im Allgemeinen lästern. Die Geschmäcker sind verschieden... und wenn nun jemand den ollen Werther oder den ollen Nathan gutfindet, dann ist das natürlich schön für die betreffende Person.
Das Problem ist einfach, dass die Begeisterungsfähigkeit für so etwas mit dazu beiträgt, ob man später einen guten Schulabschluss bekommt oder nicht.
Und natürlich hängt auch viel davon ab, wie die Lehrer das ihren Schülern vermitteln.
wenn ich an diesen Kohlhass (von wem war das noch mal? Schiller oder Lessing?) zurückdenke... das war ja glaub schon an sich eine zeitlose Story von Aufstand und Rebellion gegen die Obrigkeit. Damit hätte man mich eigentlich packen müssen, wenn man es irgendwie besser rübergebracht hätte.
Aber selbst solche Steilvorlagen können (oder wollen) viele Lehrer gar nicht nutzen, weil sie natürlich im Grunde auch gar kein Interesse daran haben, echten Sturm- und Drang-Geist in ihren Schülern zu entfachen.
Das heißt im Klartext: Entweder, du als Schüler kapierst von allein, dass in der Story etwas steckt, was irgendwie auch dich und dein Leben betrifft... oder du kapierst es eben nicht, und fragst dich die ganze Zeit nur, was das Ganze eigentlich soll.
Naja, die Mehrheit macht wohl weder das eine noch das andere, sondern lernt das Zeug einfach ohne jede Gefühlsregung auswendig, um in der Klausur dann die Antworten liefern zu können, die der Lehrer von ihnen hören möchte. Augen rollen
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