Ich hab mir jetzt aus Neugier auch mal den Auschwitz-Film von Uwe Boll angesehen...
Zunächst war ich mir ja nicht sicher, ob der Trailer nicht nur ein geschmackloser Promotion-Gag von ihm war. Aber den Film gibt es mittlerweile tatsächlich... und man merkt ihm auch irgendwie gar nicht an, von wem er ist. Es ist auch mehr eine Doku geworden als ein echter Film. Es gibt zwar einige gespielte Szenen, die den Alltag im KZ beschreiben, aber ohne eine wirkliche Handlung.
Also spannungsmäßig taugt der Film nichts. Wirklich schockieren oder provozieren tut er leider auch nicht... ist eben FSK 12, und entsprechend sind die Grausamkeiten, die man dort zu sehen bekommt, zwar brutal, aber eben nichts, was man nicht schon tausendmal woanders noch härter und schockierender gesehen hätte.
Ich würde sagen, als Uwe Boll angekündigt hat, dass der Film Auschwitz zeigen würde, wie man es noch nie zuvor gesehen hat, hat er mal wieder deutlich übertrieben... denn in Wahrheit hat man solche und ähnliche Szenen schon sehr oft gesehen. Jeder, der sich auch nur ein bisschen für die Thematik interessiert, wird aus "Auschwitz" daher vermutlich keinerlei neuen Erkenntnisse mitnehmen, zumal das alles von der vermittelten Message her doch sehr oberflächlich wirkt.
Die einzige Daseinsberechtigung des Films ist meinetwegen, dass ihn die Lehrer an Schulen ihren Schülern zeigen können, um den Unterricht etwas aufzulockern und etwas zu haben, worüber man dann hinterher diskutieren kann.
Also so als Schulungsfilm für die ganz Doofen ist er ok.
Und ich glaube, dafür ist er wohl auch hauptsächlich gemacht... denn am Anfang und Ende des Films kommen dann auch noch reale Jugendliche zu Wort, die zu ihrem Wissen über die Nazizeit und den Holocaust befragt werden. Und dabei kommt es dann schon zu manchen haarsträubenden Antworten.
Das ist dann auch meiner Meinung nach das eigentlich schockierende an dem Film... weitaus schockierender als die Todesszenen in der Gaskammer.
Zu sehen, wie wenig sich junge Menschen für diese so wichtige Thematik interessieren... das ist der wahre Horror.
Natürlich hat Uwe Boll da sicher auch absichtlich ein paar totale Volltrottel mit reingeschnitten, die dann beispielsweise behaupten, dass das Dritte Reich irgendwann im 16. Jahrhundert gewesen sei. Ich denke nicht, dass das völlig repräsentativ ist.
Aber was grundsätzlich eben sehr gut dabei rüberkommt, ist, wie sehr diese ganze Thematik den durchschnittlichen Jugendlichen am Arsch vorbei geht.
Selbst diejenigen, die im Geschichtsunterricht ein paar Dinge über die damalige Zeit auswendig gelernt haben, wirken irgendwie nicht so, als ob es sie persönlich in irgendeiner Weise zum Denken angeregt hätte.
Jetzt nicht nur das Thema Holocaust, sondern generell das Wissen über die Geschichte, was die Menschen in der Vergangenheit für Fehler gemacht haben, und wie schnell es zu Diktaturen kommen kann...
das alles scheint für die nicht die geringste Relevanz für ihr eigenes Leben zu besitzen.
Wenn das der Nachwuchs ist, der an unseren Schulen so herangebildet wird, dann Gute Nacht, Freunde. Denen sieht man die Dummheit und die Unbekümmertheit so dermaßen an... die würden exakt in die selbe Falle rennen wie ihre Vorfahren, egal, wie oft man sie davor gewarnt hat.
Die geilste Antwort war noch die eines Schülers auf die Frage, warum er glaubt, dass so etwas wie damals heute nicht mehr passieren könnte:
"Heute gibt es ja Gesetze."
So gesehen hat Uwe Bolls Film dann doch seine Daseinsberechtigung... einfach als weiterer Beweis dafür, dass mit DIESEN Menschen keine bessere Welt funktionieren wird.
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von dian am 22.01.2012 20:16.
Ich finde das der Film absoluter Grint ist! Und wiedermal versucht man ein bischen Kleingeld aus der " Ach so schlimmen" Vergangenheit zu ziehen. ( VORSICHT SARKASMUS ) Ein wenig 1943 gepaart mit Saw und fertig.
Das einzig sehenswerte sind; wie von Dian schon erwähnt, die Interviews. Wobei ich ebenfalls denke das die Dummies absichtlich in den Film gefunden haben. Ist wahrscheinlich das gleiche Prinzip wie beim " TV Total Jungwähler check".
Ehrlich gesagt bin ich bei diesem Thema auch mit mir selber im zwiespalt....
Einerseits ( und ich rede jetzt nur von persönlicher Erkenntnis ) bin ich dieses Thema auch leid. Seit der der 5 Klasse prügelt man mir den Stoff fast tagtäglich rein. Ich weiß auch nicht ob dieses ewige erinnern auf lange Sicht so clever ist. NAtürlich darf man diese Vergangenheit nicht vergessen oder gar abtun nur ständige konfrontation scheint mir manchmal der falsche Weg.
Meine Antihaltung gegen gewisse Umstände beruft sich meist darauf, das man mir ständig einreden wollte es ist so und so. Aufgrund der Tatsache das seit der WM 06 Nationalstolz nen völlig anderen Stellenwert bekommen hat ( Wir erinnern uns doch alle gerne an die vielen Fähnchen an den Autos ) befürchte ich manchmal das irgendwann ein brauner Umschwung stattfindet. Leider fehlt vielen Menschen die Fähigkeit Kritik mit Verstand entgegen zunehmen. Mir selbst ist häufig aufgefallen das man dazu neigt diese auszublenden und ihr mit Gegenkritik zu begegnen. Im Sinne von : JAAAA, aber die anderen ham ja auch schon Mist gebaut. Spinne ich diese Überlegung ein paar Generationen weiter , gefällt mir mein Endergebnis überhaupt nicht.
Andererseits ist Wissen ja bekanntlich Macht. Also komplett einstellen sollte man das vielleicht auch nicht. Eher die Art und Weise überdenken wie man weiter mit diesem Thema umgeht. Weg von :" Das war ja so schrecklich was Opa damals gemacht hat! " Und hin zur Bildung!!! Vielleicht 1 - 2 Bücher lesen, ein Besuch im KZ und immer wieder Bildung. Allgemeinwissen!!! So das die Kiddis selbst drauf kommen das man andere Menschen nicht wegen ihrer Hautfarbe oder ihrer Religion nicht mag sondern einfach nur weils Arschlöcher sind. Vielleicht kommt der Mensch von Morgen dann ja auch selber drauf das Töten und verbieten nichts bringt.
Man sollte vielleicht aufhören den Leuten vorzuhalten was man vor 60 Jahren alles falsch gemacht hat und ihn lieber zeigen was wir in den nächsten 60 besser machen können.
Dunkel, die andere Seite ist....... Schnauze Yoda! Iss deinen Toast!
Naja, vielleicht ist die Schule auch einfach der falsche Ort, um darüber aufzuklären, was damals alles falsch gelaufen ist. Klar, Fremdenhass und Diktaturen kann man ruhig verurteilen, aber wenn's dann um Punkte wie Nationalstolz, Gehorsam und Hierarchien geht kann man bei einer staatlichen Einrichtung nicht mehr wirklich von einem neutralen Standpunkt ausgehen. Naja, aber wahrscheinlich besser so als totschweigen...
dian unregistriert
09.02.2012 14:03
@ Veritas:
Zitat:
Einerseits ( und ich rede jetzt nur von persönlicher Erkenntnis ) bin ich dieses Thema auch leid. Seit der der 5 Klasse prügelt man mir den Stoff fast tagtäglich rein. Ich weiß auch nicht ob dieses ewige erinnern auf lange Sicht so clever ist. NAtürlich darf man diese Vergangenheit nicht vergessen oder gar abtun nur ständige konfrontation scheint mir manchmal der falsche Weg.
Ich kann das gut nachvollziehen... damals in der Schule war ich dieses Themas auch total überdrüssig. Besser gesagt, teilweise hat die ständige moralische Betroffenheitskeule, mit der uns die Lehrer über dieses Thema "aufklären" wollten, sogar den gegenteiligen Effekt gehabt... so nach dem Motto: "Was meine beschissenen Lehrer total schlecht finden, kann eigentlich gar nicht so ganz übel gewesen sein."
Ich gebe es ehrlich zu: Ich hab damals so in der 6. und 7. Klasse eher mit den Nazis als mit den armen, verfolgten Juden sympathisiert, und habe zu der Zeit auch manches Hakenkreuz an Schulbänken und Tafeln hinterlassen.
Nazis waren einfach viel cooler, sie hatten schicke Uniformen, und man konnte die erwachsenen Gutmenschen so richtig schön schocken mit allem, was irgendwie mit Hitler oder dem Dritten Reich zu tun hatte.
Mit schwachen Juden, die sich wehrlos wie Schlachtvieh abtransportieren und einsperren ließen, konnte ich mich hingegen überhaupt nicht identifizieren...
das martialische Krieger- und Heldengehabe der Nazis lag mir da schon weitaus näher. Und ich kann schon auch nachvollziehen, wenn sich junge Rechtsradikale für rebellische Kämpfer gegen das verlogene Establishment halten. Oberflächlich betrachtet fühlt es sich wirklich schön rebellisch an, vor der Religionslehrerin den Hitlergruß zu machen und sich daran zu erfreuen, wie sie daraufhin heulend aus dem Klassenzimmer rennt. (das weiß ich aus eigener Erfahrung
)
Wirklich geändert hat sich meine Sicht auf diese Dinge eigentlich erst, nachdem mir mal so richtig bewusst geworden ist, dass Nazis ja im Grunde genau das verkörpern, was ich immer abgelehnt habe... Gruppenzwang, Gleichschaltung, Obrigkeitshörigkeit.
Und dass es den Nazis mit ihren Vernichtungslagern eben nicht nur darum ging, Juden und Zigeuner auszurotten, sondern ja eigentlich jeden, der irgendwie aus der Art geschlagen ist und sich nicht in das System integrieren wollte.
Da ist mir dann erst wirklich klar geworden, dass ich damals im Dritten Reich ebenfalls nicht viel zu lachen gehabt hätte... und erst dadurch fing ich dann an, mich eher dem antifaschistischen Lager zugehörig zu fühlen.
Also ich glaube, das Problem mit der Aufklärung an den Schulen ist nicht so sehr, dass sie zu wenig stattfindet.... sondern dass die lieben Lehrer es einfach nicht hinbekommen, ausgerechnet jene Schüler für die Bedeutung des Themas zu sensibilisieren, die es eigentlich am Allernötigsten hätten.
Mit Betroffenheitsduselei erreicht man eben immer nur die Zielgruppe, die für sowas anfällig ist... also in erster Linie sensible Mädchen und brave Ja-Sager, die ohnehin an allem Interesse zeigen, was man ihnen vorsetzt.
Ziel müsste es aber sein, gerade die Unsensiblen zu erreichen... diejenigen, die komplett abschalten, wenn das Thema in der Schule behandelt wird, weil sie sich sicher sind, dass sie das alles nicht im Geringsten angeht.
Aber da sind wir dann eben wieder bei dem generellen Problem, das ich in meinem Video zum Thema "Schule" ja auch schon angesprochen hatte:
Die Lehrer können sich nicht ausreichend in ihre Schüler hineinversetzen.
Erst recht können sich die meisten Lehrer nicht in Null-Bock-Schüler hineinversetzen... einfach, weil sie selber zu ihrer eigenen Schulzeit üblicherweise keine Null-Bock-Schüler waren, und auch keine, die durch das soziale Netz zu fallen drohten.
Ich denke, um auch diejenigen anzusprechen, die auf das, was ihr Lehrer sagt, komplett scheißen, müsste man noch viel stärker "Fachleute" von außen hinzuziehen... etwa Holocaust-Überlebende (na gut, die sterben langsam aus) oder Aussteiger aus der Neonazi-Szene.
Und am besten auch mal ein paar Leute von der Antifa. Aber genau die würde man ja nie an der Schule offen sprechen lassen... weil man zwar will, dass die Schüler keine Nazis werden. Aber sie sollen auch bitteschön keine Anti-Nazis werden, die irgendwie aktiv gegen Nazis vorgehen. Sie sollen das was damals gewesen ist einfach nur ganz schlimm finden und alles andere dann brav der Polizei oder der Politik überlassen.
Das unser Schulsystem in vielen Fällen einfach versagt ist unbestritten. Zu ihrer Verteidigung muss man aber auch erwähnen, das es ziemlich schwer ist für jeden Schüler ein eigenes System bzw. einen funktionierenden Lehrplan zu erstellen. Am besten noch einen, der auf jeden Schüler individuell abgestimmt ist. Kleinere Klassen und mehr Lehrer wären ein Anfang.
Zum Thema.... Das mit den Aussteigern wäre vielleicht mal n Versuch wert. Zur Antifa hab ich quasi keine Meinung weil ich mich diesbezüglich noch nicht schlau gemacht habe. Ich kann mit Extremismus nicht viel anfangen weder Links noch Rechts. Hab aber auch noch keinen getroffen mit dem ich ein Gespräch hätte führen können. ( Liegt aber daran das ich auch noch keinen gesucht habe ) Vielleicht sollte man auch Yog seine Idee aufgreifen und das Thema raus aus der Schule und rein in die Wohnzimmer holen oder gleich auf die Straße. Es gibt da so viele Möglichkeiten.... Fakt ist für mich das sich einfach der Umgang mit dem Thema ändern muss. Und zu dem Film selber möcht ich noch sagen das ich bei " Der Untergang " spätestens aber bei " Inglorius Bastard " gehofft hatte das sich für son Grint keiner mehr ins Kino setzt. Selbst die Videospielindustrie hat gecheckt das man mit dem 2 WK kein großes Geld mehr machen kann.
Allerdings muss ich anmerken das " Der Untergang " sehr unterhaltsam war. Die Ausraster von Adolf sind einfach köstlich!!! So ein Troll.
Dunkel, die andere Seite ist....... Schnauze Yoda! Iss deinen Toast!
Ich denke am Besten wäre es, wenn jeder Mensch zum Pädagogen ausgebildet werden würde - wär das nicht toll wenn jeder gut darin wäre, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, und Dinge an andere weiterzugeben, so dass sie diese verstehen? Dann hätten wir auch keinen Mangel an Lehrkräften mehr. ^^
Ansonsten sollte man auch allgemein wie beim Gesamtschulkonzept in einzelnen Fächern nach persönlicher Lerngeschwindigkeit differenzieren, und manche Dinge sollte man einfach nicht benoten (Mathe und in begrenztem Maße Rechtschreibung macht ja noch Sinn, zumindest was einzelne Aufgaben / Übungen anbelangt). Am Besten schafft man Zeugnisse komplett ab, sollen die in der Wirtschaft doch ihre eigenen Einstellungstests machen.
Der Film war -wider Erwarten- besser als ich dachte. Ich hatte fast vergessen, wie ignorant die Menschen von heute sein koennen, bis ich diese interviews gesehen habe. Insofern hat Herr Boll ganz richtig gehandelt, diesen Film zu drehen.