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Des Spießers Sommerresidenz
25.04.2015 12:09 |
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Kaum quälen sich die ersten Sonnenstrahlen durch das Ozonloch, da springen sie alle hinaus in den Garten. Die heimischen Pflanzen werden als Unkraut verdammt und durch teuer anzuschaffende Exoten ersetzt, die mühsamer Pflege bedürfen. Das Blumenbeet darf nicht betreten werden und ist feinsäuberlich von der streng frisierten Rasen-Monokultur abgetrennt. Gesessen wird nur auf der eigens dafür zugepflasterten Fläche, auf der kein Krümel Erde und kein Moos geduldet wird. Mit militärischer Disziplin steht die Hecke Wache zwischen den Grundstücken, schnurgerade und zurechtgestutzt und wehe es steht ein Zweig über, dann gibt es Krieg. Es wird geeifert und gelästert, wer zwängt die Natur am gekonntesten ins Raster der Gartenverordnung.
Nun geht mir das alles ziemlich am Arsch vorbei. Bei mir gibts einen schäbigen Hinterhof, der an 3 Seiten von kahlen Mauern umgeben ist. Die Natur macht natürlich wieder alles kaputt, deshalb wurde einst das Efeu und die meisten Bäume entfernt. Sonne kommt da kaum hin, da rumzuhocken ist eh langweilig. Ich hätte lieber ein computerspielartiges Szenario ohne Grenzen, mit Hindernissen und Versteckmöglichkeiten, wo man mit Leuten, die ihren Spieltrieb nicht abgetötet haben Verfolgungsjagden machen könnte. Vielleicht gibt es irgendwelche Freizeitparks, aber das ist gewollt und gestellt, die Leute sind alle doof, zu teuer, Stimmung lässt sich schlecht auf Knopfdruck generieren, sie muss in der Luft liegen, sodass man sie stets ergreifen kann. Aber mit der Erwachsenwerdung behindert sich alles gegenseitig. Der Frühling ist nur noch Hohn. *Trübsal blas*
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