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Also ich habe vor geraumer Zeit eine Expedition in meine eigene Vergangenheit begonnen um mich besser kennenzulernen und landete auch bei Kinderserien.
Als ich mir neulich einige Sendungen ansah, die ich auch ab und an in meiner Kindheit gesehen habe, ist mir wirklich übel geworden, also ob ich schon immer geahnt hätte wie früh uns die Scheiße in die Köpfe gedrückt wird und nun überhaupt erstmals richtig den Kopf aus der Güllegrube hebe ... wie übel die Gesellschaft auf das einwirkt, was sich im Kind zur Normalität formt!
1. Beispiel: Biene Maja
Fleißig sein ist natürlich wichtig, gerade als Biene, genauso wie der dickere Willi auch gleichzeitig der faule, langsame und dumme ist. (Also dick = dumm und faul?)
2. Beispiel: Schlümpfe
Schlumpfine scheint genau das zu verkörpern, was die Industrie gerne als Idealkonsumentin hätte. In einer Folge steht sie vor dem Kleiderschrank voller Kleider und sagt (nicht ironisch!) "Oh, was soll ich nur anziehen" und "die sehen alle so langweilig aus". Und natürlich will sie dann ein neues ...
Den meisten Serien gemeinsam ist wohl folgendes:
* Konflikte werden mit Gewalt (oder selten List) "überwunden"
* Meist sehr klare Trennung zwischen Gut und Böse. (Dass jeder in sich beide Seiten trägt wird völlig vernachlässigt (mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=OsFEV35tWsg ))
* Das Böse ist meist offensichtlich. Es lässt sich schon an der Hautfarbe oder Kleidung erkennen (Gargamel, Panzerknacker, Banditen bei Lucky Luke, Kra (aus Alfred J. Kwak), die Römer aus Asterix immer in Uniform ...)
* Es geht fast immer um Materielles! Der Sinn des Lebens wird zwar nie direkt thematisiert, aber es wird immer um Dinge, Eigentum, Erfindungen und Geld gestritten. Auch das Böse ist immer böse, weil es Dinge, Protagonisten HABEN will oder vernichten will.
Bei solchen Kinderfilmen wundert mich die fehlende Geistigkeit überhaupt nicht mehr. Bildung und Entwicklung der eigenen Fähigkeiten wird fast nie thematisiert, dafür aber Haben, Kaufen, Sein was man hat. Und Geld natürlich, denn Kinder kann man ja gar nicht früh genug an die Perversität des Eigentums und des Gelds gewöhnen. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie schockiert ich war, als mir kleinem Kind klar wurde, dass man auch als Verhungernder Geld braucht um sich Essen kaufen zu können...
Um abschließend und im Gegensatz zu dem bisher genannten ein positives Beispiel aus meiner Kindheit zu bringen: Momo (bei mir in Form eines Hörspiels auf Kassette)
Für die, die Momo nicht kennen (dringende Literaturempfehlung, gerade auch für Erwachsene):
Momo sieht schäbig aus, aber sie kann unglaublich gut Zuhören. Gut und Böse ist zwar auch relativ klar getrennt (graue Herren und Hora), aber es wird um etwas zutiefst immaterielles gestritten: Zeit zum Leben (und damit ist echter Lebensgenuss gemeint und nicht irgend eine S.A.A.R.T.-Variante ( http://www.heise.de/tp/artikel/24/24032/1.html )) Danke, Michael Ende.
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von gnu am 24.01.2013 23:07.
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Zitat von gnu: |
Den meisten Serien gemeinsam ist wohl folgendes:
* Konflikte werden mit Gewalt (oder selten List) "überwunden"
* Meist sehr klare Trennung zwischen Gut und Böse. (Dass jeder in sich beide Seiten trägt wird völlig vernachlässigt (mehr dazu: https://www.youtube.com/watch?v=OsFEV35tWsg ))
* Das Böse ist meist offensichtlich. Es lässt sich schon an der Hautfarbe oder Kleidung erkennen (Gargamel, Panzerknacker, Banditen bei Lucky Luke, Kra (aus Alfred J. Kwak), die Römer aus Asterix immer in Uniform ...)
* Es geht fast immer um Materielles! Der Sinn des Lebens wird zwar nie direkt thematisiert, aber es wird immer um Dinge, Eigentum, Erfindungen und Geld gestritten. Auch das Böse ist immer böse, weil es Dinge, Protagonisten HABEN will oder vernichten will. |
Ich finde die ersten drei Punkte waren vor allem auch in damaligen Action-Filmen recht verbreitet. Bei den alten Schwarzenegger-Filmen waren die Bösen meist irgendwelche russischen, islamistischen oder sonstige Terroristen, und dunkelhäutige oder Schnäuzerträger waren prinzipiell erst mal verdächtig.
Und Cops waren sowieso immer die Guten, und die Verwendung von Schusswaffen an der Tagesordnung.
Den vierten Punkt kann ich nur bedingt bestätigen; mag sein dass es oft um Besitz ging, aber ich finde es ging auch recht oft um Freundschaft, und darum anderen zu helfen. Bei X-Men ging es vorrangig um Toleranz und Akzeptanz von andersartigen, bei Captain Planet um Umweltschutz. Bei Duck Tales wurde häufig die geizige Art von Dagobert Duck kritisiert, wenn er sich um irgendwelche Spenden drückt, oder alle durch sein Klammern an Schätzen in Lebensgefahr bringt.
Was ich aber auch irgendwie zum Kotzen finde ist die Art, wie in Disney-Filmen immer das Thema "Liebe" behandelt wurde: Ein Held und eine Prinzessin die füreinander bestimmt sind, und das einzige Problem ist, dass der Bösewicht der Romanze im Weg steht. Nicht gerade eine gute Vorbereitung auf die Realität.
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filme, bücher, spiele, musik
geben alle das bewusstsein des erschaffers wieder.
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@Yog-Sothoth
Mh, also ich kenne nur den Film X-Men, der ja auch ein Action-Film ist, mit schicker Kleidung, coolen Typen, martialischen Waffen ... Ohne den Film jetzt nochmal gesehen zu haben, wage ich zu behaupten, dass es da, wenn es denn um "Freundschaft" ging, doch nur symbiotische Beziehungen waren. Es wurde zum gegenseitigen Vorteil versucht ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Man zieht Nutzen aus der symbiotischen Beziehung und entsprechend wird auch überlegt sich von "Freunden" zu trennen, wenn sie einem zu sehr zur Last fallen. Das was ich mir unter Freundschaft vorstelle wird leider so gut wie nie im Fernsehen oder Kinderserien gezeigt. (Der Begriff Freundschaft, wie er früher und in der Fachliteratur verwendet wird, entspricht eher meiner Ansicht; siehe http://books.google.de/books?id=pbQQBM7n...epage&q&f=false )
Also bei Dagobert Duck wird der Reichtum schon recht kritisch dargestellt, aber das wesentliche habe ich als Kind nicht begriffen (und wird auch nicht so dargestellt): Der/Die Reiche ist nur deshalb reich, weil sie die Armen unterdrücken. Dh. es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen Arm und Reich, und es ist eben nicht jeder seines Glückes Schmied. "Wir" in der "ersten Welt" haben nur deshalb einen so hohen Lebensstandard, weil wir die "dritte Welt" ausbeuten! Millionäre existieren nur deshalb, weil andere Leute für sie arbeiten (müssen). Dieser Zusammenhang fehlt meiner Erinnerung nach bei Dagobert Duck (als ob er das Geld/Gold schon immer hatte; natürlich völlig legal mit harter Arbeit verdient ;-) )
Ja, gut dass du mich an die Liebe erinnerst, die hatte ich in meinem obigen Post vergessen. Die Darstellung von Liebe ist natürlich ein Desaster. Aber wie kann etwas so geistiges, emotionales, haptisches, olfaktorisches und letztlich prozesshaftes auch mit einem Bildschirm und Lautsprechern dargestellt werden ... klar, dass Liebe dann auf das Sichtbare, Materielle, Sexuelle reduziert wird. (wobei sich die Produzenten seltenst wenigstens Mühe geben, Liebe überhaupt als etwas anderes als eine Bekanntschaft mit Geschlechtsverkehr darzustellen. Klar hat das Medium seine Grenzen, aber man könnte es wenigstens versuchen bestmöglich zu nutzen.)
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Also das Thema worum es hauptsächlich bei X-Men geht ist, dass es Mutanten gibt, die aufgrund ihrer Andersartigkeit diskriminiert und verfolgt werden - man kann das eigentlich direkt auf die Rassismus-Thematik übertragen. Es gibt dabei einen Senator, der sich für die Verfolgung von Mutanten ausspricht, und zwei Personen, die die Rechte der Mutanten auf unterschiedliche Weise verteidigen: Professor Xavier bietet Mutanten einen Zufluchtsort, und setzt sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen und Mutanten ein, während Magneto sich entschieden hat die Menschheit mit Hilfe der Kräfte seiner Mutantengruppe zu bekämpfen (rassische Überlegenheit und so).
Ich habe die Filme nicht mehr so sehr im Kopf und weiß nicht, wie viel von der Thematik da durchkommt, aber das ist würde ich sagen so das Hauptthema, worum es bei X-Men geht - wobei die Ästhetik von spektakulären Superheldenkräften natürlich auch ein wichtiger Bestandteil der Reihe ist, wie das bei Marvel- und DC-Comics nun mal so der Fall ist.
Wegen Dagobert Duck: Klar, so 100% sozialkritisch ist das natürlich nicht.
Was mich hauptsächlich an der Disney-Vorstellung von Liebe stört ist, dass da alles immer so einfach / konservativ dargestellt wird. Da gibt es keine unerwiderte Liebe (außer beim Bösewicht, der die ja sowieso nicht verdient hat), oder dass Freunde sich in die gleiche Person verlieben und sich ernsthaft mit dem Konflikt auseinandersetzen (Chip & Chap zähle ich mal nicht).
Bei Animes hat man dann eher das entgegengesetzte Extrem, insbesondere beim sogenannten Harem-Genre ... wobei solche Animes oft auch ziehmlich gut gemacht sind, wenn man sich von dem Genre nicht abschrecken lässt - kennt z.B. jemand "Little Busters!"?
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@ Yog:
Als ich deinen Post las, erinnerte ich mich. Stimmt so war die Grobhandlung vom Film.
@deldenker:
Da habe ich wohl zu wenig LTBs gelesen. Aber ideologischer geht die Geschichte eines Millionärs ja eh kaum: mit Schuheputzen zum Millionär ...
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Anarchismus im Kinderbuchregal - oder warum Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen anarchistisches Gedankengut in Kinderköpfe transportieren und politisch keinesfalls das Prädikat "wertvoll" verdienen... Das meint zumindest der Politikwissenschafter Gerd Strohmeier und hat daher die Kinderbücher genauer analysiert. Seine Erkenntnisse sind im Beitrag "Politik bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg" für die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung zusammengefasst. Breiter bekannt wurden seine Thesen zudem vor einigen Jahren durch ein Interview im Spiegel.
http://www.anarchismus.at/anarchistische...litisch-verhext
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oder "Warum Politiker gut, Kapitalismus perfekt und Anarchos böse sind und wie ich meine Kinder schütze und zu Robotern erziehe"
Oh mann, wie lächerlich xD
Wie soll man sich selbst finden, wenn dir die Gesellschaft vorschreibt, wer du zu sein hast?
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ich hab früher nie benjamin bümchen oder sowas gehört/gesehen und bin trotzdem ein böser anarcho geworden
finds echt interessant. wusste ja nie was da in diesen hörspielen gelabert wird. scheint echt korrekt zu sein.
irgendwo gabs auch den link zum offiziellen beitrag des amtes für bildung oder son müll. da stehn noch viel geilere sachen drin als in dem kurzen spiegel interview
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nach diesem video bin ich nicht mehr so sicher das kinderserien früher "besser" waren. es kommt da wohl stark auf die betrachtungsweise an^^
http://www.youtube.com/watch?v=GLdim8hWR44
leider nur auch englisch
Dunkel, die andere Seite ist....... Schnauze Yoda! Iss deinen Toast!
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